Satellite
Show on map
  • Day 350

    Kultur-Tour durch KL

    July 18, 2022 in Malaysia ⋅ ☁️ 32 °C

    Gemeinsam mit der Malaiin Ummi starte ich zu einer Halbtagestour durch die Stadt und wir beginnen mit einem der absoluten Highlights, den Batu-Höhlen, zu denen wir bequem mit der Metro fahren. Nachdem wir die grüne Hanuman-Statue passiert haben, die dem Affengott geweiht ist, vorbei an Dutzenden von Javaner-Affen, reihen sich alle Farben der hinduistischen Säulen, Statuen und Gebäude aneinander wie bei einer fröhlich-bunten Kette. Wie werde ich all diese Farben in Deutschland vermissen! Zusammen mit den Höhlen und den Tempeln darinnen bilden sie einen der beliebtesten hinduistischen Schreine außerhalb Indiens, zu dem jährlich unzählige Pilger und Touristen strömen und der dem Lord Murugan, einem der Hauptgötter der Tamilen, gewidmet ist.

    Das malaiische Wort „batu“ bedeutet lediglich „Fels“. Hier versteckt sich aber ein ganzer Höhlenkomplex in einem zerklüftetem Kalksteinhügel, in dem heute nicht mehr nur Flughunde anzutreffen sind, sondern gleichermaßen Hunde, Affen, Hähne und sicherlich unzählige Ratten. Der Höhleneingang soll einst einen tamilischen Händler durch seine Tropfenform an den heiligen Speer des Kriegsgottes Murugan mit seinem Vel erinnert haben, daher thront dieser golden und übermächtig vor den Höhlen. Als wir vor diesem Koloss von einer Statue stehen, weiß ich nicht, was mich mehr beeindruckt – die nahezu 43 Meter hohe jugendliche Figur des Gottes oder die 272 bunten Treppen, die zu dem Höhlenkomplex hochführen. Letztere werden zudem von den grauen Affen belagert, die jedoch im Vergleich zu den balinesischen Verwandten harmlos sind und höchstens um Futter betteln. Überall finden sich Brahmanen, die Zeremonien durchführen, Hindus, die zum Gebet, zum Spenden, für eine Segnung kommen. Insgesamt ist es jedoch relativ ruhig, keine Touristenmassen strömen an diesem Tag hierher.

    Danach geht es mit Ummi in die Innenstadt. Während wir im Zug sitzen, berichtet sie von ihrem Leben mit ihrer Lebenspartnerin in einem von der Scharia beeinflusstem Land, in der man, einmal als Muslim geboren, seine offizielle Religion im Pass und auf dem Perso niemals ändern kann. Es geht um die Verheimlichung seiner Identität und seines wahren Ichs vor Familie und Gesellschaft, dem Finden einer Nische für sich selbst (für sie beispielsweise durch Touristenführungen von meist extrem aufgeschlossenen Europäern), dem gezieltem Suchen und Aufstöbern von homosexuellen Paaren durch die Polizei, deren Bestrafung und deren Ächtung in der Gesellschaft. Ich spüre wie mein Herz immer trauriger und bedrückter wird, umso mehr ich über ihr Leben erfahre, gleichzeitig wächst mein Stolz auf mein eigenes Land und all meine Schüler, die solch aufgeklärte Haltung gegenüber LGBT haben. Hier allerdings reichen die Strafen von Stockschlägen bis hin zu 20 Jahren Haft wegen „Sodomie“; gleichzeitig kam es auch schon zu extrem gewalttätigen Übergriffen bis hin zu Exekutionen. Und das in einem Schwellenland, das durchaus in vielerlei Hinsicht moderne oder zumindest modernere Strukturen aufweist...

    Wir spazieren dann entlang des Central Markets, an der Gründungsstelle Kuala Lumpurs (dt. „schlammige Flussmündung“) vorbei, wo die beiden Flüsschen zusammenfließen, und heute die Jamek Moschee steht. Eingerahmt ist dies von bunten Wandmalereien, die an die zahlreichen europäischen Besatzer Kuala Lumpurs erinnern. Dann erreichen wir den berühmten Unabhängigkeitsplatz, an dem zum ersten Mal die malaiische Flagge gehisst wurde, als Zeichen der Unabhängigkeit von GB (1957). - Weiter geht es an der City Gallery mit dem berühmten KL-Initialien vorbei, einem buddhistischen und einem hinduistischen Tempel und schließlich nach China-Town, wo unsere Tour letztlich auch endet.

    Dann zieht es mich zum Pool meines Hostels, sodass dieser Tag mit vielen guten Eindrücken zu Ende geht, aber auch dem Kennenlernens einer starken Frau, die ihren Weg in einem Land geht, dass so wenige Freiheiten und Wachstumschancen für sie bereithält. Sie erfüllt jedoch ihre gesellschaftliche Rolle tadellos – wegziehen will sie nämlich erst, wenn ihre Mutter verstorben ist. So lange wird sie in diesem kulturell reichem und vielseitigem Land leben, das jedoch leider große Armut in der Rechtssprechung und bzgl. der Menschenrechte aufweist. Fantastische Menschen hingegen gibt es hier so zahlreich und bunt wie die Tempel, die das Land schmücken!
    Read more