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  • Day 352

    Glühendes Kuala Selangor

    July 20, 2022 in Malaysia ⋅ ☁️ 30 °C

    Abends holt mich LG ab, mein Fahrer und Guide mit indischen Wurzeln. Zunächst steuern wir den Tempel Sri Shakti an, wo er mich als Hindu mitnimmt und mir die Zeremonie erklärt, die gerade durchgeführt wird. Zunächst denke ich noch, dass die draußen stehende Kuh Salbe auf die Haut geschmiert bekommt, bis ich feststelle, dass dies eine Bemalung darstellt. Eine Kuh als Zeremonienportagonist – das habe ich wahrlich noch nie in meinem Leben gesehen und ich beobachte alles begeistert! Und tatsächlich wird die Kuh in den Tempel geführt und in den Ritus integriert, woraufhin sie im Uhrzeigersinn das Tempelinnere passiert. Kühe, so erklärt mir LG, sind überaus wichtig für die Hindus, da sie gut für die Menschen sorgen. Menschen geben der Kuh Wasser, aber im Austausch gibt die Kuh Milch und Dung zurück. LG preist den Tempel in höchsten Tönen an, es seien seinerzeit extra Steinmetze und Bildhauer aus Südindien gekommen, um all dies von Hand zu gestalten. Mir aber kommt es so vor, als ob dies simpler Massenproduktion entspringt. Dennoch ist es ein heiliger Ort und ich erfahre mehr über die unterschiedlichen Götter, die hier angebetet werden. Dabei werden die Steinstatuen immer auch in echte Kleidung gehüllt, erhalten ebenfalls Ketten und Kopfschmuck.
    Wir machen danach einen Abstecher zum Hügel Melawati mit Aussicht auf die Straße von Malakka, wichtige Handels- und Transportroute Malaysias. Hier findet sich alles von Affen belagert, die Wege und Treppen sind voll, die sitzen entlang der Parkplätze, die hangeln sich von Ast zu Ast. Die Sicht ist leider nicht die beste, einen Sonnenuntergang gibt es auch nicht, ich sehe lediglich einen Teil der Wasserstraße und den Leuchtturm, der noch aus Zeit der Kolonialisierung stammt.
    Wir erreichen Kuala Selangor zu Einbruch der Dunkelheit. Für die Bootsfahrt, bei der wir die Glühwürmchen zwischen den Berembang-Bäume sehen sollen, müssen wir Schwimmwesten anziehen. So fahren wir einige Minuten entlang des Mangrovengebiets am Ufer des Flusses Selangor entlang, bis es in den Bäumen um uns herum beginnt zu glitzern und zu funkeln. Tatasächlich ist alles voll von den wundersamen leuchtenden Tierchen! Manchmal blinkt es so intensiv, dass ich mich an Weihnachtslichterketten erinnert fühle. Das anschließende Erleben des fluoreszierenden Planktons, indem wir mit Cachern im Wasser herumstochern, hingegen begeistert mich nur wenig. Denn eines der Highlights meiner Mexiko-Tour als Sorrel, Ceciel und ich nachts in Chacaua in das leuchtende Wasser gesprungen sind und um uns alles geleuchtet hatte, war einfach nicht zu toppen.
    Ich erinnere mich jedoch unweigerlich an meine erste Sichtung von Glühwürmchen in den USA. Wir waren in Kanas und Missouri bei Freunden zu Besuch, meiner Kinderfreundin Teena. Abends zeigte sie mir die Glühwürmchen im Garten, von denen ich kaum glauben konnte, dass solche magischen Insekten wirklich existieren. Dies ist lange her und seitdem habe ich nie wieder Glühwürmchen gesichtet. Inzwischen ist Teena verstorben, da sieht selbst auf den MRT-Aufnahmen in allen Varianten glühte. Schon vor Jahren erlag sie den Folgen ihrer Krebserkrankung, nachdem die Ärzte versucht hatten, die wuchernden Tumore aus ihrem Gesicht zu entfernen. Ich denke an all unsere Briefe und Treffen, unsere Freude darüber eine Freundin gefunden zu haben und ich schicke ihr alle leuchtenden Wesen zum herzlichen Gruß.
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