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  • Day 363

    Der Charme Georgetowns

    July 31, 2022 in Malaysia ⋅ ☁️ 33 °C

    „Woran liegt es, dass das ehemalige britische Straits Settlement solch Anziehungskraft auf Touristen ausübt? Die augenscheinlichste Erklärung ist, dass sich kaum eine andere Großstadt in Südostasien eine vergleichbar kosmopolitische und zugleich nostalgische Atmosphäre bewahren konnte. Noch immer leben Moslems, Christen, Hindus und Buddhisten Tür an Tür, brennen Chinesen abends Räucherstäbchen in den Ahnentempeln ab, während um die Ecke der Muezzin zum Gebet ruft. Hier stehen sie noch, die herrschaftlichen Paläste der englischen Kolonialherren, die Kirchen, Gerichts- und Verwaltungsgebäude und die protzigen Villen der meist chinesisch stämmigen Geschäftsleute.

    In den schmalen, von zweistöckigen Geschäftshäusern, den sogenannten Shophouses, gesäumten Straßen herrscht geschäftiges Treiben. Es wird gehandelt, gefeilscht, gebetet und gegessen. In den offenen Garküchen brutzeln und kochen einige der köstlichsten Leckereien der malaysischen Küche. Dabei geht es stets entspannt zu, und nicht wenige Reisende bleiben hier nach Besichtigung der obligatorischen Sehenswürdigkeiten einfach noch ein paar Tage hängen.“ (Loose Reiseführer Malaysia, S. 244)

    Auch ich verlängere noch eine Nacht und kann keine bessere Beschreibung als die obere finden. Ich genieße einfach die Atmosphäre, gehe zu den Clan-Siedlungen an der Küste, Pfahlbauten im Müll, vorbei an den Tempeln, der Moschee, lasse mir die Füße pediküren und lackieren, probiere mich weiter durch die unaussprechlichen Gerichte der Garküchen. Abends treffe mich noch einmal mit Annie zu einem wundervollen Abschiedsessen. Wir werden uns mehrfach Tschüss sagen und dann doch wieder 5 Minuten weiterreden, weitere 5 Minuten usw., und uns hoffentlich nicht zum letzten Mal gesehen haben.
    Malaysia stellte für mich auf diesem Weg ein Durchreiseland dar, in dem ich nicht so viele verschiedene Orte gesehen habe. Ich weiß jedoch nicht, ob dies der Grund ist, weshalb es so schwer für mich zu erfassen war, dieses Land, das zwischen Modernisierung, Tourismus und unberührter Natur schwebt, geprägt von multikulturellen Einflüssen und strengen muslimischen Regeln, Wirtschaftlichkeit und Toleranz Fremden gegenüber. Was ich dennoch vermisst habe, war die freundliche Offenheit und Zugewandtheit, die mir in Indonesien oder Guatemala begegnet sind. Viele Menschen blieben trotz aller Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ein wenig reserviert, dennoch angetrieben von chinesischer Geschäftstüchtigkeit. Für mich persönlich sticht ein Merkmal unwiderruflich und ohne Einschränkungen heraus: Malaysia ist ein wahrer Gaumenschmaus!
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