Satellite
Show on map
  • Day 3

    Nostalgie von Olympia

    August 17, 2017 in Canada ⋅ ☀️ 23 °C

    ...und weil Schlafen so schön ist und mir auch echt liegt, dachte ich mir (unbewusst), schläfst du doch einfach mal von 18 bis 6 Uhr durch!!! Oh Gott, ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal, so lange am Stück geschlafen habe, aber soviel Defizit konnte ich doch gar nicht haben! ;) Naja, ich stand also gegen meiner Natur um 6 Uhr endlich auf und duschte mich, ich musste sogar noch bis 7.30 Uhr warten, bis es Frühstück gab. Leider muss ich wieder etwas meckern, diesmal über mein Hostel. Dafür, dass überall das Backpacken als super Reiseform propagiert wird, sind die anderen Touris hier alles andere als offen und nett. Da nachts das Fenster nicht augemacht werden kann, ist es während des Schlafens erdrückend heiß und stickig. Beim Frühstück herrscht leeres Schweigen, außer zwischen den Leuten, die sich ja eh schon kennen. Naja, ich bleibe sowieso nur bis morgen...

    Um halb 10 beschloss ich dann gestärkt uns motiviert, mir ein wenig diese Millionenstadt anzusehen, ohne zu wissen, dass es in eine Wanderung der Extraklasse ausarten würde :)) Ich lief die Straßen Downtowns entlang, suchte mir einen Kaffee Togo und ging dann Richtung Hafen und Tourismus Center. Ohne unbeeindruckt oder verwöhnt klingen zu wollen, Vancouver Downtown sieht mehr oder weniger wie jede amerikanische Großstadt aus: Viele Shops, noch mehr Menschen und Pick-Ups, ellenlange verspiegelte Wolkenkratzer und zwischen durch immer wieder Gebäude, die dort so gar nicht hereinpassen wie Kirchen, Museen oder Theater. Angekommen am Hafengebäude wurde mir erst bewusst, wie schön Vancouver überhaupt gelegen ist. Am Hafen im Norden der Downtowninsel kann man bis "zur anderen Seite" schauen, auf der dann kolossale Berge und malerische Wälder liegen und zu der einige, riesige Brücken führen.

    Am Hafen gibt es unzählige informationstafeln und einige Stände für die Touristen, außerdem dockte zu der Zeit gerade ein sehr großes Kreuzfahrtschiff an. Als nächstes Laufziel stach mir gleich ein (dachte ich) nicht weit entfernter Park direkt am Wasser ins Auge. Gesagt, getan. Also lief ich am Wasser entlang, über den gesamten Yachthafen der Stadt, bis ich nach einer halben Stunde am Besucherzentrum des Stanleyparks ankam. Dieser liegt - wie sollte es auch anders sein - auch auf einer eigenen Insel und ist mit zwei großen Brücken mit den anderen Teilen Vancouvers verbunden. Obwohl es ja erst 11 Uhr am Mittag war, war es beträchlich voll mit Touristen und ich wurde durch die vielen Rentnergruppen vor mir regelrecht augebremst, denn ich hatte mir ein stattliches Ziel gesetzt: Statt 2,5 Stunden für die Umrundung des Parkes, wollte ich weniger Zeit brauchen. Für die Hälfte habe ich auch wirklich nur etwas mehr als eine Stunde - also doch wie prognostiziert^^

    Neben einem Riesengebiet an Wald, gab es auch strandähnliche Küstenabschnitte, an denen die Leute auch tatsächlich baden gingen. Überall gab es zudem auch Totempfähle oder einen Leuchtturm zu bestaunen. Viele pechschwarze Eichhörnchen kreuzten meinen Weg. Ich ging weiter und weiter, bis ich dann auch mal Hunger bekam und im südlichen Hafengebiet von Vacouver mir eine Portion Fish 'n' Chips genehmigte. Ich war also bereits um die halbe Insel gelaufen! Krass. Über eine gigantische Highwaybrücke kann man Vancouver nach Süden hin verlassen und auf die Touristeninsel Granville kommen und dabei mehrere hundert Meter auf den False Creek-Fluss blicken. Also doch genau das, was man braucht, wenn man eine Höhenangst hat und die Autos mit einem Affenzahn an dir vorberauschen...Shopping auf der Insel fiel dann für mich leider flach, es waren mir einfach viel zu viele Touristen dort.

    Danach beschloss ich, dass der Osten der Insel auch noch erkundet werden musste. Deswegen: Zurück auf der anderen Seite der Brücke und weiter an den östlichen Rand der Insel. Vorbei an Wohngebieten und wiedermals Strandpromenaden. Dort kam ich dann zum Footballstadium und zur Eishockeyarena und konnte auch noch das ausdrucksvolle Naturkundemuseum der Stadt von Weitem bestaunen. Schnell einen Kaffee beim allseits beliebten Starbucks gezippt und weiter ging die lustige Wanderung durch Chinatown, das lag praktisch auf dem Weg zurück :) Das war ausdrucksvoll und irgendwo auch echt bizarr, so Straßen voller chinesischer Läden und überall Drachenfiguen. Leider bog ich offensichtlich zu einem Zeitpunkt falsch ab und kam in ein Viertel, das einfach nur durch Armut geprägt war: Leute, die in Autos schliefen oder in "Hütten" aus Kartons und Zeutungspapier, gepaart mit bettelnden, schmuddeligen Seelen, denen alle Zähne fehlen.

    Als ich endlich wieder dem Elend geflohen war, suchte ich eine Sportsbar auf, in der ich eine super Pizza essen durfte. Krass, dass Kanada so fortschrittlich ist, aber gleichzeitig soviele Menschen hier ums blanke Überleben kämpfen müssen... Nach meinem Dinner und einem klaren Sieg der neuseeländischen Rugbymannschaft gegen Irland ging ich zurück ins Hostel und ließ den sportlichen Tag ganz gemütlich ausklingen :))
    Die Nostalgie der Olympischen Winterspiele von 2010 müssen wohl auf meine Beine übergesprungen sein. Laut Google Maps bin ich mehr als 25 km gelaufen^^
    Read more