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- Day 7
- Sunday, October 20, 2024 at 10:00 AM
- ☀️ 22 °C
- Altitude: 1,948 m
TanzaniaLangiro10°59’33” S 34°49’26” E
Ein geschenktes Huhn, lebt nicht lang
October 20, 2024 in Tanzania ⋅ ☀️ 22 °C
Unser erstes eigenes Huhn | Passionfruit und Mangosaison gestartet | Auf Abwegen in den Bergen
Sonntags ist noch mehr Pole Pole (langsam, langsam) angesagt als sonst. Da ich hier in einer sehr christlich geprägten Region bin, gehen fast alle Menschen sonntags zum Gottesdienst. In dieser Zeit sind auch die kleinen Läden und Stände geschlossen. Erst wenn die Massen aus den kleinen Kirchen strömen, nimmt das geschäftige Leben hier seinen Lauf. Gleich mehrere Gottesdienste finden nacheinander statt. Der erste ist kurz, ca. 45 Minuten. Hier gehen vor allem die Berufstätigen hin, um danach wieder an die Arbeit zu gehen. Auch Frauen mit Kindern gehen in den kurzen Gottesdienst, damit die Kinder nicht zu lange ausharren müssen. Ich selber gehe nicht in den Gottesdienst und schlafe lieber länger aus. An diesem Sonntag nehme ich mir nichts vor, weil ich die vielen Eindrücke wirken lassen möchte. Die letzte Woche war ein absolutes Abenteuer: die Anreise, der Tag in Dar mit dem Fischmarkt, die Fahrt bis nach Litembo, die ersten Operationen und die Massen-Firmung. Wenn ich jeden Tag so viel erlebe, bleibt keine Zeit, dies zu verarbeiten.
Das Leben hier ist so entschleunigt und entspannt. Ein richtig gutes Gefühl. Auf einem der Bilder seht ihr meine aktuellen Mitbewohner. Anna fehlt auf dem Bild. Sie ist auf der Kinderstation eingesetzt. Heute ist sie noch einmal in die Klinik, um sich von einem kleinen Mädchen zu verabschieden. Die Ärzte können nichts mehr für sie tun. Da Anna das kleine Mädchen lange betreut hat, ist es ihr ein Anliegen. Christian, der Elektriker (im Bild vor mir), kommt jedes Jahr seit 2000. Zwischen drei und vier Wochen repariert er ehrenamtlich alles an Elektrik, was anfällt. Dafür nutzt er seinen Jahresurlaub. Hut ab.
Ludwig (im Bild hinter mir) begleitet Christian und ist das erste Mal dabei, so wie ich.
Christian hat die Bildungspatenschaft für einen jungen Mann vor einigen Jahren übernommen. Er bezahlt ihm die Schulkosten, damit er einen IT-Abschluss machen kann. Heute kommt Bonifats zu Besuch, um sich bei Christian zu bedanken. Stolz zeigt er uns seine Zeugnisse. Alles 1 und 2. Bonifats ist 3 Stunden mit dem DalaDala (Beifahrer auf dem Motorrad) bis nach Litembo gekommen. Unter dem Arm ein Huhn. Er übergibt uns das Huhn stolz und erwartet ein Bild von dem Essen, wenn es fertig ist. Ein Geschenk hier abzulehnen gilt als Beleidigung. Also nehmen wir das Huhn bei uns auf. Serafina lacht herzlich, als wir sie bitten, das Huhn mitzunehmen und schlachten zu lassen. Ich biete an, das selber zu tun. Bei Roger in Mönchengladbach habe ich mir Fachwissen angeeignet und Praxiserfahrung gesammelt. Allerdings war es dort ein krankes Huhn, das erlöst werden musste. Die Mädels widersprechen lautstark bei meiner Idee, es im Bad ausbluten zu lassen. Serafina findet die Idee sehr gut. Sie lädt mich ein, ihr morgen zu helfen. Falls ich es schaffe, werde ich ihr auf jeden Fall helfen!
Zum Mittag gibt’s aber erstmal Rind, Reis und eine Art grünen Kohl. Wir stellen den Esstisch gemeinsam raus und genießen den Blick auf die Berge. Andere zahlen eine Menge Geld dafür. Uns geht’s richtig gut. Ich bin froh, dass wir uns hier so gut verstehen. Alle fühlen sich wohl.
Kurz nach dem Mittagessen kommt eine weitere Gruppe Freiwilliger dazu. Sie bleiben eine Woche. Eine Internistin, eine OP-Schwester, ein Techniker und ein Arzt im Ruhestand. Sie kümmern sich in der Woche um die Außenstationen des Krankenhauses. In den Bergdörfern gibt es einzelne Ordensschwestern, die ganz einfache medizinische Hilfe leisten. Die wenigen elektrischen Diagnosegeräte und die Räumlichkeiten werden von der Gruppe auf Vordermann gebracht, repariert oder ersetzt.
Nach dem Essen muss ich mich bewegen. Spontan entscheide ich, auf einen der Berge zu wandern. Die Natur hier ist wundervoll, und die Strecke erstreckt sich über Kilometer durch Bananen- und Kaffeeplantagen. Zwischen den Pflanzen sind immer wieder Hühner oder kleine Ferkel zu sehen. Ziegen grasen an den kleinen Häusern der Bauern das wenige Gras, das zwischen den Backsteinen nach den Regentagen sprießt. Rund 3 Stunden wandere ich rauf und runter. Immer wieder begegne ich kleinen Kindern, deren Augen riesig werden bei meinem Anblick. Weiße Haut ist hier in den Bergen dann doch selten. Aber ich lächle und winke, und schon laufen sie auf mich zu und rufen aufgeregt Dinge durcheinander. Ich vermute, es sind Begrüßungen oder Ähnliches. Jedenfalls hört es sich freundlich und aufgeweckt an. Alle lächeln. Das ist auf der ganzen Welt zu verstehen.
In der Nähe des Gipfels bin ich nur noch allein unterwegs. Keine Bäume, keine Häuser. Als ich über die Steine steige, sehe ich immer wieder Löcher im Boden. Angeblich gibt es hier die ein oder andere Schlange. Die giftige ist grün, meinte Christian. Ich hoffe, dass mir keine begegnet, vor allem weil ich hier allein bin. Aber das Glück ist mit den Dummen, und so komme ich auch wieder ohne Überraschungen im DoctorsHouse an.
Als ich zurück bin, gibt’s schon wieder Abendessen. Und weil ich Lust auf einen Nachtisch habe, rühre ich anschließend noch einen Teig an. Am Vormittag habe ich mich nach Milch und Mehl in den kleinen Örtchen durchgefragt – auf Kiswahili. Hat auch erstaunlich sensationell geklappt. 5 kg Mehl für 10.000 TSH (3 Euro), 1 Liter Milch für 2.000 TSH (unter 1 Euro).
Es gibt also Blinchiki, eine Art russische Crêpes. Damit habe ich den Respekt im Haus vollends ergattert. Ein Famulant, der auch mal kocht. Das haben sie hier noch nicht erlebt. Der Deal ist dabei, dass Anna und Robin in der nächsten Woche Zimtschnecken backen.
Für heute Abend nehme ich mir dann noch Zeit, ein wenig meine Gedanken zu sortieren … Gute Nacht ☺️Read more











Traveler
Um Hand🙌umdrehen 😄schaut sehr gekonnt aus 😂
TravelerHab ich von dir gelernt ! 🙃🥰
Traveler
Absolut malerische Gegend ☺️
Traveler
Alles BIO 😊oder was ?