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- Day 10
- Wednesday, October 23, 2024 at 1:30 PM
- ⛅ 25 °C
- Altitude: 1,629 m
TanzaniaLitembo10°58’36” S 34°49’33” E
66 Jahre Wäsche waschen
October 23, 2024 in Tanzania ⋅ ⛅ 25 °C
Mit den Technikern unterwegs | Geburtstagsgrüße nach München | Uterusmyome groß wie Kindsköpfe
Mittwochs startet der Tag mit einem Gottesdienst in der Krankenhauskapelle. Father Ngei hält den katholischen Gottesdienst ab. Ich gehe mit Robin und Anna auch dorthin. Zum einen wollen wir als Gäste die Kultur und Rituale der Menschen achten, zum anderen gibt es vor dem Ende des kurzen Gottesdienstes um 8:30 Uhr nichts zu tun. An diesem Wochentag beginnt die Arbeit für die Beschäftigten, die abkömmlich sind, erst nach der Messe. Ich verstehe nicht, was vorne gesagt wird, ich stehe brav auf, wenn die anderen aufstehen, und höre dem Gesang der Menschen zu. Ein paar Klingeln ertönen, und schon ist die Messe zu Ende. Die Mitarbeitenden strömen aus der kleinen, aber liebevoll eingerichteten Kapelle und beginnen den Arbeitstag.
Mitte der Woche gehört der OP den Gynäkologen. Was mich dort wohl heute erwartet? In der letzten Woche habe ich bereits einige gynäkologische Operationen gesehen. Aber was uns heute unters Messer kommt, lässt mich wieder mal staunen. [Am Ende dieses Footprints]
Aber erst einmal lerne ich den dienstältesten Mitarbeiter der Klinik kennen. Christian und Ludwig haben den Auftrag, einige Reparaturen zu erledigen. Sie nehmen mich mit. Wir betreten einen hellen Raum. Beim ersten Atemzug steigt eine angenehme Frische in die Nase – Waschmittel. Wir stehen in der Klinikwäsche. Ein junger Mann steht an einem Industriebügelgerät und schiebt die trockene Wäsche durch. Anschließend legt er sie akkurat und gewissenhaft zusammen. Ein paar Meter weiter sitzt eine junge Frau an einer Nähmaschine. Sie flickt kleine und große Löcher in Kleidung und Bettwäsche. „Bereit für den dienstältesten Mitarbeiter Denis?“, fragt Christian und grinst schon verschmitzt. Es ist eine Waschmaschine aus dem Hause Miele. Seit 66 Jahren wäscht sie hier die Krankenhauswäsche – sogar zuverlässiger als die neueren Miele-Geräte. Die alte Waschmaschine war mal Bundeswehrgrün. Die Mitarbeiter aus der Malerwerkstatt haben sie vor Kurzem silber lackiert. Jetzt passt sie optisch viel besser in diese hellen Räume. Christian und Ludwig machen sich an die Reparatur der anderen Miele. Aktuell funktioniert nur eine Waschmaschine – eine Herausforderung für die Mitarbeitenden, da viel Wäsche über den Tag anfällt. Leider braucht es letztlich neue Ersatzteile, die in Deutschland nicht mehr produziert werden. Aber Christian und Ludwig sind alte Hasen. Über mehrere Ecken kommen sie an die benötigten Teile in Deutschland. Der Versand dauert fast zwei Wochen. Dann können sie die Miele wieder in Betrieb nehmen.
Als ich nach der OP im Doctors House ankomme, bin ich der Erste. Alle anderen sind noch in ihren Abteilungen und Stationen. Zeit, um in Ruhe zu duschen und alle Geräte zu laden. Warmes Wasser gibt es nur begrenzt. Wenn die Sonne scheint, heizt sich der Tank auf dem Dach gut auf. Ansonsten schafft eine kleine Heizspirale nur eine geringe Menge Warmwasser. Da die Sonnenstunden heute wieder mehr sind, ist genug Warmwasser vorhanden, um entspannt zu duschen. Sonst geht es immer schnell, aus Rücksicht auf die anderen. Als Anna nach Hause kommt, fängt sie direkt an, einen Kuchen zu backen. Die Zutaten müssen einfach sein, denn wir haben nur sehr wenig Backpulver und Mehl, ein paar Eier, und mehr Zutaten sind schwer zu besorgen. Aber daraus bekommt sie einen Teig hin, und selbstgemachtes Mangomus rundet alles ab. Es riecht wie beim Bäcker. Wir treffen uns auf der Terrasse, um den Kuchen zusammen zu essen. Anna ruft ihren Freund per Videoanruf an. Der sitzt tausende Kilometer weit weg in München, mit seiner Familie und einer großen Torte. Es ist sein Geburtstag. Smarte Idee von Anna. So essen wir alle gemeinsam einen Geburtstagskuchen, auch wenn ich die Menschen am anderen Ende der Leitung nicht kenne.
Triggerwarnung: Im gynäkologischen OP erwartet mich eine Patientin, deren Uterus mit zahlreichen Myomen durchwachsen ist.
Als ich den OP um 8:30 betrete, herrscht ausgelassene Stimmung. Es ist nur eine einzige OP geplant – eine Myomektomie, die Entfernung eines Myoms in der Gebärmutter der Patientin. Ich bin weder Onkologe noch Gynäkologe, also öffne ich schnell die Amboss-App und lese mir die wichtigsten Details zu Myomen durch. Der gutartige Tumor kann an verschiedenen Stellen der Gebärmutter lokalisiert sein. Noch ahne ich nicht, welches Ausmaß der vorliegende Fall nehmen wird. Ich stelle mich auf einen kurzen Eingriff ein. Bei tansanischen Beats wippen wir im OP mit den Füßen hin und her und warten auf die Patientin. Das Thema Nummer eins ist die Niederlage des BVB gestern. Bundesliga wird hier gern geschaut, der ein oder andere wettet auch mit stattlichen Summen bei den bekannten Onlineanbietern. Kurz darauf kommt die Patientin durch die Tür. Die OP-Pflegerin bringt sie zum OP-Tisch und bereitet die Patientin vor. Diesmal entscheidet sie sich für eine Intubation, da der Eingriff wohl zu riskant für eine Spinalanästhesie ist. Von einem Tisch, der neben dem Beatmungsgerät steht, sucht sie den passenden Tubus. Jede Menge aufbereitete Tuben liegen dort. Nicht steril eingepackt, sondern offen und wiederverwendbar. Immerhin sind sie desinfiziert.
Der Gynäkologe Dr. Kaitu lädt mich ein, steril mit an den Tisch zu kommen. Ich gehe also in den Nebenraum und wasche mich ein. Anschließend jede Menge Sterilium. Diesmal benutze ich die sterilen Handschuhe der Klinik. Erst ein paar, darüber ein zweites Paar zur Sicherheit. So ist es hier üblich. Dann geht es los. Schon beim Desinfizieren der Haut fällt die Beule im Bauchraum auf. Da ich gerade noch gelesen habe, wie langsam Myome wachsen, muss diese Patientin ziemlich lange gewartet haben, bis sie die Klinik aufgesucht hat.
Ich darf den Hautschnitt machen und durch die Fettschicht des Bauches präparieren. Die Patientin hat jetzt einen Schnitt, ca. 5 cm über dem Bauchnabel, der bis zur Symphyse reicht. Dr. Kaitu präpariert stumpf bis zum Uterus. Der Dünndarm schiebt sich immer wieder aus dem Operationsfeld hervor und wird von uns mit allen Händen sanft zurück in den Situs geschoben. Eine gute Menge Iod drauf und hoffen, dass sich nichts entzündet. Jetzt holt er den gesamten oberen Abschnitt des Uterus hervor. Ein riesiger Ball kommt zum Vorschein. Am Uterus sind zahlreiche kleinere Anhängsel zu sehen. Ich bin fasziniert. Die Patientin hat nicht nur ein Myom, sondern etliche. Damit das gut durchblutete Organ keine hämodynamischen Probleme während der OP bereitet, bastelt Dr. Kaitu sich ein Tourniquet. Dafür nimmt er einen neuen Blasenkatheter, wickelt ihn um den Uterus, möglichst so weit distal wie es geht (bedeutet vom Körper weg, in diesem Fall Richtung Vaginalschlauch), und unterbindet mit einem Knoten die Blutversorgung. Die OP dauert und dauert. Jedes einzelne Myom muss herausgeschnitten werden. Das größte ist kindskopfgroß. Die Konsistenz ist ähnlich wie bei einem Tennisball. Bei Druck gibt das Gewebe etwas nach, aber es ist sehr derbe und elastisch. Am Ende sind es insgesamt 20 verschieden große Myome. Jedes einzelne wird herausgeschnitten und mit einer Naht versorgt. Längst nicht alle konnten wir herausnehmen, denn sonst wäre die Gebärmutter nicht zu retten gewesen. Ob sie jemals ein Kind bekommen kann, ist fraglich. Wahrscheinlich wird sie die gleiche Operation in einigen Jahren noch einmal benötigen. Das habe ich noch nie gesehen.
Später erzählt mir der Gynäkologe bei einem Tee, dass die Menschen oft zu spät in die Klinik kommen. Sie haben Angst, dass sie zu viel zahlen müssten, und halten die Symptome und Einschränkungen so lange aus, bis es wirklich nicht mehr geht. Das macht die Arbeit oft schwierig und frustrierend. Ein großes Problem sind sogenannte „Heiler“. Die sind günstiger als die Behandlung in der Klinik, und viele der gläubigen Menschen fallen auf diese Quacksalber herein.Read more











TravelerWar doch Champions League und nicht Bundesliga du Fußballbanause.. 🤦♂️😂
TravelerJa das ist missverständlich geschrieben! Ich meinte aber dass sie neben dem Spiel generell Fusball Bundesliga verfolgen. lasse es aber mal so stejen damit man auch eine ahnung von meinen fusballkenntnissen bekommt 😂