- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 17
- Wednesday, October 30, 2024 at 1:30 PM
- ☁️ 25 °C
- Altitude: 1,584 m
TanzaniaLitembo10°58’59” S 34°49’48” E
Litembo Health Training Center
October 30, 2024 in Tanzania ⋅ ☁️ 25 °C
Im Dienste des Geschäftsführenden | Neuer Haarschnitt | Sturmfrei im Doctors House
Mittwochmorgen geht’s zum Gottesdienst in der Krankenhauskapelle. Wie immer verstehe ich nichts, aber da hier alle Mitarbeitenden gerne hingehen, schließe ich mich an. Auch Father Raphael, Geschäftsführer des Litembo Hospital, ist anwesend. Er hatte mir gestern noch mitgeteilt, dass ich meine Kamera und meine Drohne mitnehmen solle. Wofür genau, weiß ich noch nicht. Aber ich gehe davon aus, dass ich erstmal auf die Station gehe und er mich irgendwann zu sich holt.
Nach dem 30-minütigen Gottesdienst kommt er auf mich zu. Wir sprechen ein wenig über meine Zeit im Krankenhaus und ob ich gut betreut werde. Ich schwärme ihm vor, welche Dinge ich hier unter Anleitung selber machen darf und dass ich in Deutschland niemals die Chance hätte. Er scheint zufrieden zu sein, versichert sich aber auch noch einmal, ob immer ein Arzt in Rufweite ist. Das ist der Fall, auch wenn dieser in einiger Entfernung ab und zu mal schwer erreichbar ist.
Ich habe aber auch gelernt, Aufgaben, denen ich mich nicht gewachsen fühle, nicht alleine zu übernehmen. Das war in Deutschland nie eine Überlegung, weil man dort als Student selten in diese Situation kommt. Vielleicht empfinde ich es auch nur so, weil ich meine Ausbildung am Uniklinikum gemacht habe und viele Jahre Berufserfahrung im Krankenhaus gesammelt habe.
Father Raphael hat einen Fahrer organisiert. Ich werde also erstmal mit ihm unterwegs sein. Unser Ziel ist das Ausbildungszentrum des Krankenhauses. Es ist nach deutschem Vorbild gebaut. Der Architekt ist während der Bauphase verstorben, also hat Raphael die Bauleitung übernommen. Ich bin immer wieder beeindruckt, was die Menschen hier auf die Beine stellen. Nach fast drei Jahren Bauzeit ist das Ausbildungszentrum nun eröffnet. Hier sollen mal bis zu 300 Auszubildende Platz haben – darunter Hebammen, Gesundheits- und Krankenpflegende, Medizinische Technologen für Laboratoriumsmedizin (MTL), Informatik-Auszubildende. Ein Mammutprojekt. Aber gut Ding will Weile haben. Die ersten Klassen werden bereits unterrichtet. Dafür kommen ehrenamtliche und teils berentete Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland. Eine davon ist Hanne, sie war in Deutschland MTL und hat über mehrere Jahre die Ausstattung des Lehrlabors begleitet. Aktuell unterrichtet sie hier und ist sichtlich stolz darauf. Ich werde sie heute treffen und bin gespannt, wie es dort aussieht. Das Gelände muss riesig sein, denn Father Raphael hat angedeutet, dass man ohne Drohne das Gelände nicht überschauen kann.
Als wir die Einfahrt zum Gelände hochfahren, wackelt der LandCruiser in alle Richtungen. Ich muss aufpassen, dass ich mir nicht den Kopf stoße. Dann bin ich überrascht. Ein riesiges Gelände mit großen Visionen. Es sieht ein wenig aus wie eine Kaserne oder ein Internat. Am Tor stehen Security-Mitarbeiter. Das Gelände erstreckt sich über mehrere große Gebäude. Vorne die Verwaltung, dann die Lehrgebäude – für jedes Department ein eigenes. Eine Kapelle darf natürlich nicht fehlen. Am Ende des Geländes stehen zwei Hostels, eins für die Frauen und eins für die Männer. Jeweils 64 Menschen haben pro Hostel Platz. Zu Spitzenzeiten werden hier 128 der 300 Auszubildenden leben und lernen. Die Räume und vor allem die Bibliothek sind sehr gut ausgestattet – ein Leuchtturmprojekt. Die Kosten für die Ausbildung hier belaufen sich auf 3 Mio. TSH im Jahr, rund 1000 Euro. Das Ziel der Einrichtung ist es, zusammen mit der Diözese Würzburg auch Stipendien anzubieten, die durch Spenden finanziert werden. Christian, der Techniker, hat eine solche Patenschaft übernommen. Zusammen mit fünf Freunden finanzieren sie einen Ausbildungsplatz hier. Es ist ein Sohn von einem Bekannten hier. Da Christian seit 20 Jahren hierher kommt, kennt er viele Menschen, die über die Zeit sehr enge Freunde geworden sind. Eine richtig tolle Sache. Ich nehme mir vor, mich auch zu beteiligen, wenn ich im Job arbeite. Die jungen Menschen hier sind dafür extrem dankbar. Vor allem haben sie danach einen entscheidenden Vorteil: Sie lernen einen wichtigen Beruf, mit dem sie ihre Familien ernähren können. Das ist mehr wert als alles andere hier.
Wir gehen in jede Klasse, fotografieren und machen Videoaufnahmen. Für die jungen Erwachsenen ist die Drohne ein echtes Highlight, für die Einrichtung ein echter Segen, solche Aufnahmen zu bekommen.
Nach vier Stunden sind wir fertig mit den Aufnahmen. Ich habe den Rest des Tages die Aufgabe, die Bilder zu sichern und auf eine Festplatte von Raphael zu kopieren. Es sind fast 11 GB und damit eine ganze Menge. Vor allem die Videos in HD sind groß. Aber mit etwas Geduld ist alles gesichert.
Da ich am Mittag etwas Zeit habe, entscheide ich mich, noch zum Friseur zu gehen. John ist ein junger Mann, der einen kleinen Raum neben dem Hospital mietet. Dort hat er eine Haarschneidemaschine. Eine Schere hat er nicht. Ich gehe hinein und hoffe, dass er Englisch spricht. Dem ist nicht so. Also versuche ich, mit dem Google Übersetzer weiterzukommen. Das klappt leider nie so gut. John zeigt dann auf ein Plakat an der Wand. Darauf sind alle möglichen Bilder von Frisuren. Meistens sind es irgendwelche Stars, die darauf zu sehen sind. Wie immer sollen die Seiten schön kurz sein, oben darf es ruhig länger bleiben. Also zeige ich auf eine sehr alte Frisur von David Beckham. Ab auf den Stuhl, und eine Stunde später sieht’s echt super aus. Europäische Köpfe sind eine Herausforderung. Die Haare sind nicht so gekräuselt wie bei den afrikanischen Männern. Außerdem will John keinen Fehler machen und ist sehr akkurat. Ich danke ihm und zahle 5000 TSH, keine 3 Euro. Jetzt kann ich mich wieder guten Gewissens unter die Menschen mischen.
Am Abend treffen wir uns mit Christian und Ludwig im Mtini, einer kleinen Open-Air-Bar direkt neben dem Doctors House. Sie haben alle Fundis (Handwerker) aus dem Klinikum eingeladen und geben eine Lokalrunde nach der anderen. Wir sind ebenfalls eingeladen und genießen den Abend unter Leuten. Die meisten Mitarbeitenden wohnen direkt neben der Klinik in Wohnheimen. Es sind einfache Baracken. Viele teilen sich die Zimmer unter der Woche. Am Wochenende geht’s dann zurück in die Städte, wo ihre Frauen und Kinder auf sie warten. Robin und Anna werden von den ein oder anderen angetrunkenen Männern mit Komplimenten überhäuft. Es ist auf der ganzen Welt das gleiche… Mit jedem Schluck Alkohol verschwindet auch die Distanz. Nach zwei Stunden klinken wir uns aus. Im Doctors House machen wir es uns noch gemütlich und quatschen bis tief in die Nacht über Gott und die Welt. Da die Ärzte auch heute Morgen abgereist sind, gehört das Doctors House jetzt uns dreien. Ruhe und Entspannung, bevor am Samstag eine Ärztegruppe von Interplast kommt. Sie machen Rekonstruktionsoperationen, vor allem im Gesicht und bei schlecht verheilten Narben. Also überwiegend plastische Chirurgen. Auf dem Plakat für die Werbung bin allerdings ich gelandet. Sie brauchten wahrscheinlich einfach einen Weißen, der aussieht wie ein Arzt, damit es authentisch wirkt.Read more























Traveler
Hat aber mit dir auch ein ausgesprochen schweren Job..
TravelerBekommt dafür aber auch mehr als den Rest des Monats …
TravelerUnd womit…..? Mit Recht!
TravelerAbsolut ! Ich bin sehr großzügig hier, und das ist auch gut so :)
Traveler😂 so ein einmaliges Erlebnis hatte Daniel in Kenia auch mal. Der Frisör schien sichtlich Freude daran zu haben, diese ungewohnt weichen Haare zu ‚bearbeiten‘ und hat bestimmt eine Stunde geschnitten, drüber gestrichen, wieder ein bisschen geschnitten, wieder drüber gestrichen usw. 😅