• Happy Birthday!

    November 2, 2024 in Tanzania ⋅ ⛅ 28 °C

    Geburtstag im Doctors House | Der Hahn ist tot | Nightlife in Mbinga

    Nachdem wir gestern schon in den Geburtstag von Robin hinein gefeiert haben, gibt es heute leckeren, selbst gebackenen Kuchen. Anna hat den ganzen Vormittag damit verbracht, aus dem, was hier so erhältlich ist, einen Kuchen für Robin zu zaubern. Da wir alle auch Schokolade aus Deutschland dabei haben, ist der Kuchen richtig lecker geworden. Schokolade aus Deutschland hat hier einen fast goldwertigen Status! Jede, die eine Tafel ergattern kann, ist überglücklich und zeigt sie stolz im ganzen Team, bevor sie dann wie ein Schatz gehütet wird. Wir haben noch einen guten Vorrat, und ab und zu landet auch mal ein Stückchen im improvisierten Kuchen. Während Robin ihre ganzen Anrufe und Nachrichten beantwortet und Anna am Kuchen arbeitet, nutze ich die Gelegenheit, die Geburtstagsgirlande zu basteln. In einem Raum hier im DoctorsHouse gibt es eine Kiste, in der alles aufbewahrt wird, was die Volunteers hier zurückgelassen haben. Vor ein paar Tagen entdeckten wir ein Do-it-yourself-Girlanden-Set, das ich nun nutze.

    Gegen Mittag klingelt es an der Tür – zwei weitere Volunteers aus der Organisation, mit der auch Anna und Robin hier sind, kommen vorbei. Überraschung geglückt! Im Krankenhaus hat uns der Schreiner Kerzenständer aus zwei Holzblöcken gefräst, und so haben wir in den letzten Tagen sogar 20 Kerzen besorgt. Auch Kerzen sind hier unglaublich teuer, vor allem für tansanische Verhältnisse. Aber heute ist ein besonderer Tag: Robin wird 20! Nach Kuchen und Geschenken gibt es dann Mittagessen. Serafina bittet mich, den Hahn, den wir gestern bekommen haben, in die Krankenhausküche zu bringen. Meine Chance, dabei zu sein, wie unser Essen zubereitet wird.

    Also mache ich mich auf den Weg mit dem Hahn unterm Arm. Die Mädels wollen nicht dabei sein, nur Anna erklärt sich bereit und filmt ein wenig. Serafina und ihre Kollegin Maria empfangen uns in der Küche. Die Holzöfen sind bereits an, und der Gockel wird sehnsüchtig erwartet. Wir warten noch ein wenig, bis das Wasser über der Flamme kocht. Anna und ich überlegen, ob wir den Hahn jetzt einfach ins kochende Wasser werfen sollen. Doch das erscheint uns nicht ganz richtig. Als das Wasser dann endlich kocht, gibt es erstmal Entwarnung: Wir sollen Maria folgen. Sie nimmt ein Messer und führt uns hinter die Küche, ins Freie. Sie gibt mir das Messer, legt den Hahn auf die Seite und fixiert mit einem Fuß seine Beine und mit dem anderen seine Flügel. Dann hält sie den Kopf des Hahns und zieht die Federn am Hals. Der Hahn scheint erstaunlich ruhig zu sein – oder vielleicht auch geschockt. Jedenfalls macht er keinen Mucks und bewegt sich nicht. Nur seine Augen blinzeln ab und zu.

    Jetzt zeigt Maria mit dem Finger, wo ich das Messer ansetzen soll. Ich setze es am Hals an und bemühe mich, es schnell hinter mich zu bringen, damit der Hahn nicht lange leiden muss. Keine 10 Sekunden später ist der Hahn tot. Zusammen bringen wir ihn zurück in die Küche, und jetzt kommt das Wasser ins Spiel. Maria taucht den Hahn in das kochende Wasser. Sie zeigt an, dass die Federn nun leicht zu entfernen sind. Tatsächlich, nach nur drei Minuten holt sie den Hahn heraus, und wir beginnen gemeinsam, die Federn zu rupfen. Die drei Köchinnen in der Küche reden ausgelassen und lachen immer wieder laut. Ich vermute, dass sie ein wenig über meine Unbeholfenheit lachen, aber ich bemühe mich, genauso akkurat wie Maria zu arbeiten. Langsam, aber sicher ziehe ich die Federn ab, während wir uns weiter unterhalten. Als wir fertig sind, bedanken wir uns, dass wir dabei sein durften. Es war eine interessante Erfahrung, zu sehen, wie das Essen hier für uns zubereitet wird. Auch, dass sie uns aktiv eingebunden haben, finde ich gut. Vegetarisch werde ich jedenfalls nicht, auch wenn es anfangs eine kleine Überwindung war.

    Nach der Erfahrung, einen Hahn zu schlachten, geht es nun zur Planung für den Abend. In Mbinga gibt es einen einzigen Nachtclub, und da wir gerade mit vielen Leuten unterwegs sind, entscheiden wir uns, dass es eine gute Idee wäre, ihn zu besuchen. Die Fahrt nach Mbinga mit dem PikiPiki dauert etwa eine Stunde, also buchen wir für die Nacht Zimmer und machen uns auf den Weg.

    In Mbinga angekommen, treffen wir eine weitere Freiwillige. Die drei Mädels aus Mbinga kommen alle aus Ulm. Bevor wir ins Nachtleben eintauchen, trinken wir in einer kleinen Bar ein paar Weine und essen Chipsy Mayai – frittierte Kartoffelecken in einem Pfannkuchen. Super lecker! Es ist auch ein Erlebnis, den jungen Mann am Holzkohlegrill zu beobachten, wie er die Spezialität zubereitet.

    Es herrscht ein riesiges Gedränge in der Innenstadt. Die meisten Menschen sind jedoch in den kleinen Bars und Restaurants, die für unsere Verhältnisse eher wie Kioske wirken. Überall läuft Fußball, und wir sind natürlich gern gesehene Gäste, vor allem als Mzungu (Weiße).

    Als wir den Club betreten, ist noch nicht viel los – es ist erst 22:30 Uhr. Wir trinken ein paar Bier und wünschen uns beim DJ den ein oder anderen europäischen Hit, was den anderen Gästen viel Freude bereitet. Alle Augen sind auf uns gerichtet. Es wird zwar nicht zur Normalität, aber mit der Zeit fühlt man sich doch deutlich gelassener. Weiße Haut ist, auch wenn viele Freiwillige in den Projekten hier arbeiten, im Nachtclub selten. Am Ende des Abends habe ich viele nette Menschen kennengelernt. Einer von ihnen, der mit seinen Freunden am Tisch neben uns feiert, brüllt mir ins Ohr, dass wir willkommen sind, und dass für ihn alle Menschen willkommen sind, egal welche Hautfarbe sie haben. Ein schöner Gedanke. Wir fühlen uns willkommen.

    Gegen 2 Uhr torkeln wir zusammen zurück zum Hostel und sind froh, dieses Erlebnis mitgenommen zu haben.
    Read more