Endlich auf Zanzibar
November 17, 2024 in Tanzania ⋅ 🌙 29 °C
Die Busfahrt von Kyela verlief alles andere als gut. Erst gegen 1 Uhr ein lauter Knall, wenige Minuten später war klar, wir haben eine Reifenpanne. Langsam legte sich dann auch der Geruch von verbranntem Gummi über den Bus. Bei dem Fahrstil, den die Fahrer hier an den Tag legen, wundert es mich aber nicht. Ständig wurde gehupt und die Musik wurde auch nur wenig leiser gedreht. Am Ende habe ich einige wenige Stunden geschlafen. Man sieht es mir leider auch an.
Nichtsdestotrotz sind wir gegen 8:30 Uhr in Dar es Salaam angekommen. Ich habe mir direkt ein Bajaji gemietet und wurde zum Fähranleger gebracht. Hier buhlten die tansanischen Männer wieder um jeden Fahrgast. Besonders von Weißen erhoffen sie sich ein üppiges Trinkgeld. Wenn keins kommt, fragen sie auch ganz offensiv und sagen selbst, was angemessen wäre. Aber das kenne ich mittlerweile. Um 9:30 Uhr ging’s dann nach einer Sicherheitskontrolle endlich los. Wir legten ab und stachen in See. Der Indische Ozean meinte es heute gut und war sehr ruhig. Gegen 11 Uhr fährt die Fähre in Stone Town ein. Raus auf die Insel und dann erst einmal Papiere vorzeigen. Obwohl Zanzibar zu Tansania gehört, ist das Zanzibar-Archipel mit seinen über 50 kleineren Inseln und Sandbänken weitgehend autonom. Für die Einreise braucht man seit dem 01.10. eine Versicherung, die man nur bei der eigenen staatlichen Versicherung abschließen kann: die Zanzibar Health Insurance. 40 $ legen Touristen dafür hin, hinzu 60 $ für die Hin- und Rückfahrt mit der Fähre. Halb so wild. Ich hatte alles schon vor Wochen vorbereitet und beantragt und bekomme deshalb den Visastempel ohne Probleme. Welcome to Zanzibar. Noch in derselben Stunde buche ich völlig übermüdet eine Stadtführung über GetYourGuide. Eine hervorragende App, wenn auch etwas überteuert.
Mit Saleh als meinem Guide begann eine unvergessliche Reise durch das Herz von Sansibar, das malerische Stone Town. Diese geschichtsträchtige Stadt, ein UNESCO-Weltkulturerbe, vereint auf faszinierende Weise Jahrhunderte von Handel, Kultur und Religion. Saleh, mit seinem breiten Wissen und seinem freundlichen Lächeln, erweckte für mich die Geschichte dieser Stadt zum Leben.
Unser erster Halt war der alte Sklavenmarkt, ein Ort, der von tiefer Trauer und historischer Bedeutung geprägt ist. Hier erzählte Saleh eindrucksvoll von der düsteren Vergangenheit Sansibars als Knotenpunkt des ostafrikanischen Sklavenhandels. Wir besuchten die unterirdischen Kammern (Bilder in der Galerie), in denen Sklaven in klaustrophobischen Bedingungen gehalten wurden, bevor sie verkauft wurden. In diesen kleinen Kerkern gab es kaum Nahrung, kaum Wasser und vor allem keine Toilette. Unvorstellbar grausam. Saleh wies auf die anglikanische Christuskirche hin, die heute auf dem Gelände steht, ein symbolisches Mahnmal für die Überwindung dieser grausamen Epoche. Besonders berührend war das Denkmal, das Sklaven in Ketten darstellt. Ein stiller Appell, diese dunkle Geschichte niemals zu vergessen.
Danach führte mich Saleh zum Darajani-Markt, dem pulsierenden Herzen des modernen Stone Town. Hier wurde ich von einer Explosion aus Farben, Gerüchen und Geräuschen empfangen. Frisches Obst, Gewürze, Fisch und Textilien wurden in einem lebhaften Chaos angeboten. Saleh erklärte mir, wie der Markt nicht nur ein Ort des Handels ist, sondern auch ein sozialer Treffpunkt für die Einheimischen. Besonders beeindruckend war die Vielfalt der angebotenen Gewürze, die Sansibar den Beinamen „Gewürzinsel“ eingebracht haben. An einem Treffpunkt der Einheimischen entdecke ich viele politische Statements an der Wand. Saleh sagt, dass die Menschen abends hier zusammenkommen, um zu diskutieren und zu streiten, für eine bessere Welt. Aber alles in Frieden und mit Argumenten. Politik der Worte, nennt er es.
Weiter ging es zum „House of Wonders“, einem beeindruckenden Bauwerk, das seinen Namen der Tatsache verdankt, dass es das erste Gebäude in Ostafrika mit elektrischem Licht und einem Fahrstuhl war. Obwohl es aktuell renoviert wird, strahlt das Gebäude immer noch eine majestätische Aura aus. Saleh erklärte mir, dass das Haus einst als Palast des Sultans diente und heute die Geschichte und Kultur Sansibars in einem Museum darstellt. Die Architektur, ein Mix aus arabischen, indischen und europäischen Einflüssen, ist ein Zeugnis der kulturellen Vielfalt der Insel, sagte er weiter.
Ein besonders beeindruckender Aspekt von Stone Town ist die friedliche Koexistenz der verschiedenen religiösen Gemeinschaften. Während unseres Spaziergangs zeigte Saleh mir Moscheen, Kirchen und hinduistische Tempel, die oft nur wenige Meter voneinander entfernt liegen. Er erzählte mir, dass die Bewohner von Stone Town stolz auf ihre Toleranz und ihr harmonisches Zusammenleben sind. Diese Vielfalt spiegelt sich nicht nur in der Architektur wider, sondern auch in den Gesichtern der Menschen und der lokalen Küche, die von arabischen, indischen und afrikanischen Einflüssen geprägt ist. Das werde ich später am Abend noch eindrucksvoll merken.
Nach einem Tag voller Entdeckungen ließ ich den Abend im Beach House Zanzibar ausklingen, einem charmanten Restaurant direkt am Meer. Von der Terrasse aus genoss ich köstliche lokale Gerichte mit einem modernen Twist, die perfekt den Geist Sansibars einfingen, von dem Saleh mir so viel erzählt hatte. Er war richtig stolz auf seine Insel. Als echter Zanzibare ist es ihm eine Ehre, diese Geschichte an interessierte Touristen weiterzugeben. Während ich aß, tauchte die untergehende Sonne die Stadt und das Meer in ein warmes, goldenes Licht. Der Sonnenuntergang war atemberaubend – die Farben reichten von leuchtendem Orange über tiefes Rot bis hin zu zartem Violett, mit meinem iPhone nicht einzufangen. Der Moment war magisch und ein perfekter Abschluss eines Tages, der voller Geschichte, Kultur und Schönheit war.
Mit Saleh an meiner Seite wurde die Geschichte von Stone Town lebendig. Seine Leidenschaft für die Stadt und sein Wissen über die verschiedenen Epochen machten die Tour zu einem bedeutungsvollen Erlebnis. Stone Town ist nicht nur eine Stadt aus Steinen und Gassen (deshalb der Name, weil in Ostafrika nicht mit Stein gebaut wurde. Erst die arabischen und britischen Einflüsse brachten diese Stadt zu ihrem Namen), sondern ein lebendiger Ausdruck von Geschichte, Kultur und menschlichem Zusammenhalt. Am Ende des Tages verließ ich die Altstadt mit dem Gefühl, wieder etwas Besonderes erlebt zu haben – eine Reise in die Seele Sansibars. Und diese Reise hat gerade erst begonnen…Read more






















TravelerSehr geschickt in Worte gefasst 😊spürbare Stadtgeschichte ! Vor allem diese Liebe zur Heimat mit allen Facetten des Lebens :)
Traveler
Was für ein Frucht wäre es ? 🤔
TravelerIst die Frucht eines Durianbaumes. Ist eine Malvenart. Wächst eigentlich in Südostasien. Wegen dem tropischen Klima auch hier zu finden und wirklich riesige Früchte 😂
TravelerHast du sie geöffnet und probiert? 😉
TravelerVon außen riecht sie wirklich streng ! Ziemlich abschreckend, aber ich habe für ein paar Schilling probieren dürfen. Ist nicht so süß und hat eher einen Vanille Nachgeschmack 😌👍
Traveler😁 nicht umsonst heißt sie ja auch Stinkfrucht… In Asien weit verbreitet darf man sie i.R. nicht mit in öffentliche Verkehrsmittel oder Hotels nehmen