5 Sterne Koch
20 ноября 2024 г., Танзания ⋅ ⛅ 30 °C
Meditation im Einbaumboot | Der Chefkoch empfängt mich | Glücksgriff in Paje
Die Nacht war alles andere als erholsam. Gegen 4:30 wache ich auf und höre ein lautes Summen. Es ist ein Geräusch, das ich an Sommertagen in Deutschland verflucht habe. Mal am rechten, mal am linken Ohr. Währenddessen merke ich an verschiedenen Stellen meines Körpers den Juckreiz. Eine verdammte Mücke hat den Weg unter das Netz gefunden. Obwohl ich am Abend das Netz brav unter die Matratze gestopft habe, keine Chance. Mit einem tiefen Seufzer und im Halbschlaf greife ich zu meiner Notfalllampe. Eine kleine LED, die in verschiedenen Stufen leuchten kann: Weiß, Warmweiß, Rot oder die SOS-Einstellung in rot blinkend. Ein nützliches Tool, das ich bei ISAR Germany bekommen habe. Jetzt aber gehe ich damit auf die Suche nach dem winzigen Monster, das mich um den Schlaf bringt. Es dauert nicht lang, und ich sehe die kleine schwarze Mücke auf dem weißen Netz sitzen. Kurzer Prozess. Keine Gnade für Mücken! Danach aber will der Schlaf nicht so richtig zurückkommen. Die Tatsache, dass ich keine richtigen Fenster, sondern nur Netze in den Wänden habe, und das tropische Klima erschweren das Einschlafen. Ich döse immer wieder ein, aber erholsam ist es nicht. Nachdem um 7:45 dann mein Wecker klingelt, wird es Zeit für eine eiskalte Dusche. Morgens ist das Wasser noch nicht von der Sonnenstrahlung erhitzt. Macht nichts, zumindest bin ich danach für ein paar Minuten wach. Ich packe jetzt schon mal meinen Backpack, damit ich diesen bei Rashid im Büro unterstellen kann. Die Jozani Biosphere Lodge verlasse ich nach meinen Touren heute. Später wird sich herausstellen, dass ich mal wieder den richtigen Riecher hatte. Zum Frühstück gibt es wie üblich frisches Obst, Chapati und eine leckere Zimtschnecke. Der Kaffee tut richtig gut. Jetzt bin ich bereit für meine beiden Highlights heute.
Rashid bringt mich mit seinem Auto in ein nahegelegenes Dorf. Dort erwartet Ali mich. Er ist hier groß geworden, arbeitet für seine Dorfgemeinschaft als Lehrer und verdient seinen Lebensunterhalt als Guide. Der Zusammenhalt in den Dörfern basiert auf Vertrauen. Jeder hilft hier jedem, und wer kann, unterrichtet eben die Kleinsten. Wir machen uns zusammen auf zum Mangrovenwald, vorbei an kleinen Anbauflächen, auf denen Maniok, Bananen und Süßkartoffeln wachsen. Ali betont, wie wichtig die Mischkulturen für den Boden sind. Nur so bekommt der Boden auch die Nährstoffe zurück, die für andere Pflanzen wichtig sind. Und auch Tröpfchenbewässerung wird hier angewandt. Dazu hängen über den kleinsten Pflanzen an Holzpfählen Plastikflaschen mit winzigen Löchern. Sie tropfen so über den Tag immer wieder frisches Wasser auf die Pflanzen. Hervorragend für diese Verhältnisse!
Nach einem 15-minütigen Spaziergang kommen wir an die Anlegestelle. Einige Einbaumboote liegen hier. Sie gehören der ganzen Dorfgemeinschaft. Wer sie braucht, kommt hierher und nutzt sie. Zum einen für den Fischfang, aber auch, um Touristen wie mich durch die Mangroven zu fahren. Wir steigen in das Boot, und Ali lädt mich ein, mich zurückzulehnen. Ich solle die Fahrt genießen. Immer wieder wird er mir etwas über die Flora und Fauna erzählen. Das Gewässer (es ist das offene Meer) fließt aber durch die Gezeiten so langsam ab und wieder ein, dass es eine Art Meditation ist, sagt er. Ich lasse mich darauf ein und lasse es einfach wirken. Ab und zu schieße ich ein Foto und höre interessiert zu. Mangroven sind wahre Talente. Obwohl ich gestern schon drei Arten im Jozani Forest kennengelernt habe, kommt heute eine vierte dazu. Neu ist für mich, wie die Blüten und Samen von den Bäumen weitergetragen oder abgeworfen werden. Die rund 1,5 Stunden vergehen wie im Flug. Eine wirklich schöne Fahrt durch die Mangroven. Es ist nochmal ein anderes Erlebnis, als von einem Steg oder einer Brücke auf diese hinabzuschauen. Als wir unterwegs waren, war gerade Ebbe. Riesige Wurzeln ragen aus dem Wasser, und irgendwo in der Luft beginnt der Stamm der Mangrove. Architektonisch ist das wirklich spannend zu sehen. Diese Wälder können einen Tsunami aufhalten. Sie stehen wie Wächter des Landes vor der Küste, und trotzdem strahlen sie eine unglaubliche Ruhe aus. Nur kleine Krebse leben zwischen dem Schlamm um die Wurzeln. Bei Flut verschwinden die ganzen Wurzeln, und eine Durchfahrt mit dem Einbaumboot ist dann nicht mehr möglich, aufgrund der vielen Äste, die dann direkt am Wasserspiegel beginnen.
Nach dieser erholsamen und besinnlichen Tour holt Rashid mich wieder ab und fährt mich direkt in das Restaurant, das zum Biosphere Village gehört, in dem ich die Nacht verbracht habe. Ich habe mit ihm zusammen einen Kiswahili-Kochkurs. Seit 30 Jahren kocht er hier für die Gäste. Wobei er mich ständig korrigiert. Heute kochen wir nicht. Wir kreieren etwas. Ich entscheide mich für ein Hähnchen Tandoori mit Gemüse und Reis. Dazu ein frischer, sommerlicher Salat. Zuerst gibt es einen Crashkurs in Gewürzkunde. Wirklich außergewöhnliche und interessante Gewürze, die alle hier auf Zanzibar produziert werden. Bei der großen Auswahl bitte ich Rashid mehrfach darauf zu achten, dass ich keinen Mist mache. Er solle ein Auge darauf werfen. Dabei lacht er nur und meint, dass ich hier heute der Koch bin. Über 3 Stunden gibt er mir Hinweise und Tipps zu verschiedenen Zubereitungsarten. Immer wieder korrigiert er meine Technik und zeigt mir einfache Handgriffe, wie man verschiedenes Gemüse leichter und vor allem schneller schneiden kann. Wie so oft, macht Übung den Meister. Allerdings bleiben alle Fingerkuppen dran. Rashid ist ein hervorragender Koch. Wir kombinieren zusammen interessantes Gemüse. Der Salat zum Beispiel enthält neben Mango, Gurke und frischem Kardamom auch frische Zwiebel, frische Kokosnuss und Tomaten. Eine Mischung, die zusammen mit Apfelessig und Olivenöl unglaublich lecker ist! Absolut zu empfehlen. Die geheime Zutat eines jeden Rezepts darf natürlich auch nicht fehlen. Aber auch an die denke ich selbstverständlich, immerhin habe ich davon genug zu geben. 😌
Tandoori ist eine Gewürzmischung, die das Hähnchen tiefrot färbt. Da macht schon das Kochen unheimlich Spaß. Hinzu kommt auch Kokosmilch, die wir allerdings selber machen. Ich muss also Kokosraspeln herstellen. Ganz traditionell. Ich habe generell Spaß am Kochen, aber das hebt alles nochmal auf ein neues Level. Frische Curryblätter, die wirklich einen hervorragenden Geschmack ins Fleisch bringen. Dazu noch Master Seeds (da muss ich noch herausfinden, was genau das ist). Auch Muskat und gemahlene Currywurzel kommen dazu. So viele Gewürze sorgen in der Küche für eine Explosion der olfaktorischen Fähigkeiten. Jedes Gewürz hat seine eigene Geschichte, und Rashid kennt sie alle. Neben den Skills, die ich heute nochmal verfeinert habe, kommen interessante Fakten und Kochtechniken hinzu. Insgesamt lachen wir eine Menge, und Rashid ermutigt mich immer wieder, mehr mit den Gewürzen zu experimentieren.
Nachdem alles fertig ist, liegt ein wunderbarer Duft in der Luft. Leicht indisch angehaucht, mit vielen tollen Gewürzen direkt von der Insel. Rashid lädt mich ein, Platz zu nehmen. Er wird mir mein Essen servieren. Ich solle mir überlegen, wie das Gericht heißen soll. Denn jeder Koch braucht einen interessanten und ansprechenden Namen. In sowas bin ich schlecht. Auch wenn meine offene Art nicht so wirkt, die große Klappe, die ich manchmal habe, funktioniert nicht auf Knopfdruck. Na gut, sie funktioniert bei sowas nicht auf Knopfdruck. Dann serviert Rashid mir mein Gericht: Zanzibar Spice Dream. Tandoori Chicken with a mix of vegetables, cooked rice and a fresh mango-vegetable salad.
Sichtlich stolz erzählt er mir, wie er meine Kreation findet. Auch die Menge der Gewürze, die ich selber bestimmt habe, gefällt ihm sehr gut. Ein Ritterschlag. Später erfahre ich von deutschen Gästen, die seit 20 Jahren auf die Insel kommen und in dem Village übernachten, dass er einer der besten Köche der Insel ist. Mir schmeckt es besonders gut, und ich bin sehr froh, dass ich mich auf diese Erfahrung eingelassen habe. Weil wir uns so gut verstehen, bringt Rashid mich und mein Gepäck nach dem Essen am Nachmittag ins 12 km entfernte Paje. Hier bleibe ich erst einmal.
Als ich an meinem Hotel ankomme, staune ich nicht schlecht. Es ist ein modernes, etwas höheres Gebäude in zweiter Reihe, gerade noch in meinem Budget. Alex und Elizabeth begrüßen mich an der Rezeption mit einem Cocktail. Mittlerweile ist es 17 Uhr, Zeit für den Sonnenuntergang. Nachdem sie mir mein Zimmer zeigen, laden sie mich direkt auf die Dachterrasse ein. Heute ist Sundowner-Session. Ein DJ spielt live Musik, und die Menschen unterhalten sich ausgelassen. Ich mische mich unter die Leute und lerne schnell sehr nette Reisende kennen. Noch ein Telefonat nach Düsseldorf, und der Abend kann entspannt auf der Dachterrasse ausklingen. Ich bin so sehr mit meiner Reise zufrieden, dass ich gar nicht daran denken will, nächste Woche schon meine letzten Tage zu haben. Jetzt freue ich mich erstmal auf das touristische Paje mit Blick auf den Strand.Читать далее





















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