Time to say goodbye
10 Januari, Nepal ⋅ ☀️ 16 °C
Die letzten Tage sind wie im Flug vergangen. Meine Tage verliefen eigentlich immer gleich und unspektakulär. Der Morgen startete mit einem kleinen Frühstück, dann ging es an die Arbeit. Ich habe einiges an meiner Doktorarbeit geschafft. Bis mittags, etwa gegen 12 Uhr, stand Literaturrecherche auf dem Plan. Danach folgte ein ausgedehnter Spaziergang mit Einkehr in einem Restaurant, um mich anschließend für das weitere Schreiben an der Doktorarbeit zu wappnen. Gegen 15 Uhr saß ich dann bis spät abends am Laptop. Bina brachte mir ein paarmal eine riesige Schüssel warmen Popcorns. Bester Service! Ich habe mir bewusst die Zeit genommen, um ein wenig voranzukommen. Ganz nebenbei ist es eine willkommene Abwechslung zu den vielen Eindrücken, die man jeden Tag aufnimmt.
Bei einem meiner Spaziergänge zu einem Restaurant in DamSide, der ungefähr 25 bis 30 Minuten dauerte, kam ich wieder am Bezirksgericht vorbei. Auch heute schien hier wieder sehr viel los zu sein. Ich dachte zuerst, dass der Weg gesperrt sei, doch auf Nachfrage bei den bewaffneten Beamten stellte sich heraus, dass dem nicht so war. Sie machten eine kleine Lücke, damit ich meinen Weg fortsetzen konnte.
Ich lief auf das Bezirksgericht zu, das an der Hauptstraße liegt, die aus LakeSide hinausführt. Vor dem schwer gesicherten Tor standen wieder Journalisten und Anhänger des ehemaligen Innenministers. Ich sprach einige der Journalisten an, um zu verstehen, was heute passiert. Einer von ihnen sprach einigermaßen gutes Englisch und erklärte mir, dass heute über die Untersuchungshaft entschieden werden soll. Seit dem 22. Dezember ist der Spitzenpolitiker in Haft. Kommt er heute frei?
Ich fand die Angelegenheit sehr spannend und fragte auch nach den Hintergründen. Es geht (wer hätte das gedacht) um Korruption und die Veruntreuung von Geldern aus einer Genossenschaft. Aber immer wieder hörte ich, dass es Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Prozesses und der Beweisführung gibt. Einer der Männer vor Ort erzählte, dass vor allem viele junge Menschen große Hoffnungen in seine Partei setzen und die aktuelle Regierung deshalb diesen Prozess aus dem Boden gestampft habe. Welche Rolle die Regierung hierbei genau spielt, habe ich bisher nicht verstanden. Es ist schon merkwürdig, dass sich die Regierung immer wieder einmischt, obwohl der Spitzenpolitiker kein aktives Regierungsamt innehat (seit Anfang 2023 nicht mehr) und die Justiz ihn als Privatperson im Visier hat. Aber wahrscheinlich stinkt der Fisch, wie immer, vom Kopf. Später recherchiere ich ein wenig zum Fall. Tatsächlich wird die U-Haft am Abend gegen eine Kaution von umgerechnet 45.000€ aufgehoben.
Meine Freizeit in der Mittagszeit nutze ich für einen kulinarischen Rundumschlag. Ich habe ein kleines, authentisches tibetisches Restaurant am Rande von Pokhara entdeckt. Vorspeise, Hauptgericht und ein Cappuccino für knappe 550 Rupien (3,90 €) – und so unglaublich lecker! Das wird mein Stammlokal!
Morgen steht mein Auszug bevor. Ich habe bei Bina und Prakash bis Samstag gemietet. Sie selbst fahren schon heute früh, deshalb gibt Bina mir heute noch einen Wunsch mit auf den Weg. Es ist ein Ritual, das bei Gästen und in der Familie vor einer Abreise durchgeführt wird: ein roter Punkt, Blumen und symbolisch Proviant in Form von Bananen. Anschließend zündet sie Räucherstäbchen an. Ein schönes Ritual, wie ich finde. Dann legt sie mir eine Art Schal um, der vor Krankheiten und dem kalten Wind schützen soll. Ich werde ihn sicher im Annapurna-Gebirge gut gebrauchen können. Über den Style lässt sich streiten, aber es ist eine wunderbare Geste.
Wir verabschieden uns. Für mich geht morgen die Reise weiter …Baca lagi
















