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- Giorno 8
- 17 apr 2023, 08:15
- ☁️ 8 °C
- Altitudine: 319 m
GermaniaPiesport49°53’18” N 6°54’18” E
Selbstreflexion

Nach einer Nacht, in der ich wie ein Lineal auf meiner xLite gelegen habe, um mich so weit wie möglich von deren Rändern fernzuhalten, da es so kalt war, schäle ich mich nur unwillig aus dem Zelt. Aber es hat fast die ganze Nacht ordentlich geregnet und es ist im Grunde überall nass-kalt. Als ich zum Zähneputzen vor die Hütte trete, schaue ich mir den riesigen weißen Bausack näher an, den jemand davor wohl einfach entsorgt hat und bekomme einen Schrecken. Der Sack ist bis zum Rand voll mit altem Aspest! Was bitte stimmt mit manchen Leuten nicht? Ich melde den 🤬 telefonisch der Polizei und sie wird sich darum kümmern.
Der Blick ins Tal zeigt Dunstschwaden, die Luft ist feuchtigkeitsgeschwängert und der gestern noch ziemlich gut begehbare Boden auf dem Plateau ist nun, sagen wir mal, gut durchgezogen. Es geht los durch den Wald und ich freue mich sehr darüber, wieder von Bäumen umgeben zu sein. Am Wegesrand liegt die Soarkapelle (Soar = Sperre), die daran erinnert, dass die Bürger zwischen 1506-1508 von der Lungenpest heimgesucht wurden und man sie komplett von der Außenwelt abriegelte. Nur 16 der 98 Bewohner überlebten, insbesondere durch die Hilfe eines anderen Dorfes. Dessen Bewohner stellten an diese Sperrstelle Lebensmittel für die Piesdorfer ab.
Leider verlasse ich den Wald schon bald und es geht wieder über Schotter und Teer, häufig durch Weinberge. Mir fallen außergewöhnliche Weinstöcke auf, die nicht bis auf einen Ast komplett zurückgeschnitten sind, sondern wilder wachsen und mich an kleine tanzende Bäume erinnern. Meine Phantasie geht mit mir durch oder mein Sehnsucht nach Waldwegen wird langsam zu groß 🤭
Weiter geht es über einen schönen, wenn auch durch den Regen total aufgeweichten Wiesenwegen entlang des Hanges mit Blick auf die Mosel. Die Staustufe Wintrich kommt in Sicht und ich habe das große Glück, dass gerade ein Schiff einfährt. Ich bleibe gespannt stehen und verfolgen das Geschehen.
Bald befinde ich mich wieder in den Weinbergen und erneut wird Unkrautvernichter in Massen herausgeblasen. Anhand der gelben Streifen erkennt man, wo der Tod schon erfolgreich Einzug gehalten hat.
Für einen kurzen Moment zeigt sich die Sonne und kurz danach komme ich an einen Rastplatz, den ich gerne in Anspruch nehme. Meine Füße sind schlammig und nass, also erst mal Socken aus und hoffen, dass alles ein wenig trocknet. Nach wenigen Momenten verschwindet die Sonne aber schon wieder hinter düsteren Wolken. Direkt zieht wieder der schneidende Wind auf und ich hülle mich in alle Kleidungsstücke, die in Greifweite sind. Ich bin so froh, dass ich auch meine Handschuhe mitgenommen habe!
Nach weiteren Kilometer über Schotter führt mich ein Wiesenweg in den Wald und ich seufze erleichtert auf, doch nach der nächsten Biegung stehe ich vor einem Schlammparcours, der sich über einige hundert Meter zieht und mir volle Konzentration abverlangt. Danach wird es etwas besser. Aber nun versinke in nicht mehr im Matsch, sondern in tiefes Nachdenken.
Der Moselsteig bereitet mir überhaupt keine Freude, bis auf eine Handvoll schöner Momente, wie z. B. den Sonnenuntergang, lässt mich diese Region völlig kalt. Die Kulturlandschaft stimmt mich betrübt, die Omnipräsens des lustigen Weintrinkens lässt mich kritisch auf die Verharmlosung von Alkohol blicken. Ich fühle mich hier schlicht nicht wohl. Dafür kann diese Region natürlich nichts, das liegt an meiner persönlichen Einstellung zu diesen Aspekten. Vielleicht hätte ich klugerweise im Voraus eingehender reflektieren sollen, ob ich als antialkoholische Waldenthusiastin wirklich richtig bin auf dem Moselsteig. Well, my bad 🤷🏽♀️
Nach dem Schlammweg geht es eine längere Strecke stetig ansteigend hoch in den Wald....über eine Teerstraße 😅 Irgendwann geht die Straße in Schotter über und ich nähere mich langsam Bernkastel-Kues. Am Hang liegt eine großartige Grillhütte mit zahlreichen Bänken, aber ich habe mich entschlossen, in Bernkastel ein Zimner zu nehmen um in mich zugehen. Der Weg führt nun sehr steil hinab zu einer Straße, der man wiederum ansteigen zur Burg Landshut folgt, die auf einem Sporn oberhalb von Bernkastel-Kues liegt. Spätestens hier merke ich, wie frustriert ich bin, denn die Real-Sandra hätte sich mit Begeisterung in die Burg gestürzt und sie besichtigt. Die Moselsteig-Sandra jedoch blickt nur deprimiert auf die Schotterserpentienen, die sie nun durch die Weinberge runter bis nach Bernkastel-Kues laufen muss.
Direkt am Fuß des Weges liegt mein Hotel und ich beziehe nachdenklich mein Zimmer. Ich bringe mich und meine Sachen wieder in einen wohlriechenden Zustand und entscheide, einen weiteren Tag zu bleiben. Es ist Zeit, eine Entscheidung zu treffen, und das möchte ich nicht übereilt tun.
Ich habe diesen Footprint im Zug, auf dem Weg nach Hause geschrieben und weiß, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, auch wenn ich betrübt über den Verlauf bin.
Dies ist mein Jahresurlaub und ich möchte ihn nicht weiter auf einem Weg verbringen, der mich in anhaltende traurige Stimmung versetzt.
Lieber Dieter, nochmals herzlichen Dank für deine Zeit und dass du meinen Redeschwall hast klaglos über dich ergehen lassen. Unser Gespräch hat mir sehr geholfen, meine Gedanken und Prioritäten zu sortieren. 🤗Selbstgespräche drehen sich irgendwann halt doch im Kreis 🥴
Vielen Dank auch auch an Louder und J A D, dass ihr mich so großartig mit Hütteninfos versorgt habt. Das war eine riesen Hilfe👍🏼
Zuletzt noch vielen Dank an euch alle hier, die mich bei dieser Erfahrung begleitet haben. Ihr hattet Anteil an meiner Motivation, nicht schon früher auszusteigen und immer habe ich mich beim Schreiben der Footprints schon auf eure Kommentare gefreut.
Herzlich
SandraLeggi altro
Pura-VidaDas ist schade-aber wenn du noch Resturlaubstage hast und Wald um dich haben möchtest dann kann ich dir den Waldpfad in der Pfalz empfehlen. Der ist nicht so lang und könnte die Stimmung vielleicht wieder heben😀
ViaggiatoreWaldpfad klingt verlockend 😃 Ich überlege gerade, ob ich die Zeit nicht nutze, um z. B. den Rheinburgenweg abzuschließen.
XeroxusDann könnten wir uns ja auf dem Pfälzer Waldpfad treffen. Aber wir starten erst am 14. Mai in Kaiserslautern, Birgit und ich. Am 28. Mai um 17 Uhr 35 wollen (werden?) wir wieder am Bhf. von Kaiserslautern entreffen. Dazwischen liegen dann der Pfälzer Waldpfad und Pf. Weinsteig. Die Bilder verheißen große Vorfreude. - Danke für die schönen Berichte. Du hast eine tolle Schreibe, stetiges Mitgefühl ist Dir sicher. Ich wünsche Dir ein richtig tollen Resturlaub!