Satellite
  • Day 14

    G'schichten aus'm Paulanergarten

    November 24, 2017 in Kenya ⋅ ☁️ 27 °C

    Letzte Woche gab's im Footprint "Das Helfersyndrom", bereits erste Einblicke und Gedanken zum Thema rührseelige Geschichten made in Kenia - weiter geht's!

    Genauso wie in freier Wildbahn, führen auch bei der Jagd auf leichtgläubige Urlaubsgäste in den Hotels, die unterschiedlichsten Taktiken zum Erfolg - natürlich nicht immer!

    Eine recht plumpe Rhetorik, wie beispielsweise die von Sandro, einem der vielen Beach Boys, erzielt allerdings selten das gewünschte Ergebnis.

    Während des üblichen Smalltalks am Strand, in dem natürlich auch gefragt wird wie es denn dem Gegenüber heute so geht, antworten dann einige Akteure, in diesem Beispiel eben Sandro, wie man es eher nicht hören möchte.

    Das Business läuft furchtbar schlecht, kein Geld für nix ist da, schon gar nicht für Essen, Sandro hat ganz arg Hunger, Hunger ist nicht gut für Sandro, wäre toll wenn wir aus unserem Restaurant einmal eine Kleinigkeit mitbringen könnten usw, usw!

    Gehofft wird dabei natürlich weniger auf lecker Lebensmittel, sondern vielmehr darauf, daß vor lauter Mitleid das mitgeführte Sortiment an Schnickschnack, zu weit übertriebenen Preisen einen Abnehmer findet.

    Etwas feinsinniger, ist da auf jeden Fall die herzerweichende Geschichte von der schwerkranken Mutti, die unbedingt ärztliche Versorgung benötigt - geht definitiv immer!

    Gerne wird die Mutti Taktik ab und an auch von Serviceangestellten in den Resorts genutzt, die über viele Tage zu ganz bestimmten Gäste eine lockere Bindung aufgebaut haben.

    Eines Morgens, zumeist gegen Ende des Urlaubs, ist dann beispielsweise beim Frühstück, ein auffallend bedrückter Kellner anzutreffen.

    Da dieser ja sonst immer bester Laune war, wird natürlich nachgefragt, ob alles in Ordnung sei.

    Und ganau jetzt, kommt besagte kranke Mutti ins Spiel ( wie kürzlich bei "Paul und Petra" geschehen ) - die Spinne, hat Ihre Beute nun im Netz!

    Geradezu subtil, allerdings nur zu Beginn, ist die folgende G'schichte aus'm Paulanergarten, die uns einer der Kellner kürzlich beim Frühstück erzählte.

    Meine an ihn gestellte Frage, wie denn gestern sein freier Tag war, öffnete die Büchse der Pandora.

    Thomas ( nennen wir ihn einfach Mal so ) hatte geradezu Dramatisches erlebt.

    Nach der Fahrt in einem Taxi Tuk Tuk hatte er bemerkt, daß während der Fahrt wohl sein Handy aus der Hosentasche gerutscht sein mußte.

    Vergebens wurde nun versucht, über die zuständige Tuk Tuk Zentrale den Fahrer des Gefährts ausfindig zu machen. Ohne Erfolg, machte sich dann Thomas auf den Weg, den Verlust in der nächsten Polizei Station anzuzeigen - soweit so gut!

    So, und jetzt kommt's! Dort wurde unserem Kellner dann leider mitgeteilt, daß die Zuständigkeit für derartige Verlustanzeigen outgesourst wurde und zwar...... in die Hauptstadt Nairobi, gefühlt zwei Tagesreisen entfernt.

    Dort gäbe es, und NUR dort, die landesweit einzig staatlich authorisierte "Ichhabmeinhandyimtaxituktukverloren" Anzeigen Aufnahmestelle - ist natürlich schon furchtbar, wenn man(n) dafür von Ukunda, durch's halbe Land reisen muß.

    Bleibt für alle Kenianer nur zu hoffen, daß die Landesregierung die Dienstleistungen der fernen Behörde gebündelt hat mit, sagen wir Mal, der Anzeigen Aufnahmestelle für "Mirwurdemeinhandyvomaffengestohlen".

    Da Thomas aus Zeitgründen nicht nach Nairobi fahren kann ( die genannte Behörde hat wohl bedauerlicherweise auch keinen Telefonanschluss ), muß er den Verlust wohl auf sich beruhen lassen und ist eben fortan leider nicht mehr mobil erreichbar - bedauerlicherweise auch nicht von der kranken Mutti.

    Man kann sich jetzt natürlich denken, wohin das Ganze führen soll. Sorry mein Freund, ganz tolle Geschichte aber, manchmal ist weniger einfach mehr!

    Ganz wichtig als Nachtrag..... die allermeisten Kenianer denen wir bis jetzt begegnet sind, waren extrem freundlich und hilfsbereit.

    Leider gibt es überall, so auch hier, schwarze Schafe - in diesem Fall, trifft die Beschreibung ironischerweise doppelt zu.
    Read more