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  • Day 80

    Valdivia

    January 20, 2017 in Chile ⋅ 🌙 16 °C

    Valdivia trägt seinen Namen durch den spanischen Conquistadoren Pedro de Valdivia oder besser durch den König, dem er diente. De Valdivia war nämlich eines der prominetesten Opfer der Wehrhaftigkeit der Mapuche Indianer. Nach seinem Tod wurde die Stadt durch Karl I. nach ihm benannt. Er war es auch, der die Hauptstadt Santiago gründete. Sein Auftrag war, nachdem er zunächst für Francisco Pizarro, den „Unterwerfer der Inca“, gekämpft hatte, die Kolonisierung Chiles.

    Der Ort Valdivia wurde mehrfach zerstört. Erst durch ein großes Erdbeben, dann durch die Mapuche, dann durch ein Großfeuer und dann, im letzten Jahrhundert, durch das stärkste Erdbeben, dass jemals aufgezeichnet wurde. 40 % der Häuser wurden zerstört. Neben den zahlreichen Toten gab es in ganz Chile etwa. 3.000.000 Obdachlose.

    Heute gilt der Ort als Zentrum des deutschen Siedlertums. Denn hier landeten die meisten von ihnen bei ihrer Ankunft. Auch heute noch sind zahlreiche Straßen nach den Emigranten benannt und deutsche Bezeichnungen, wie etwa „Feuerwehr“, sind erhalten geblieben. Auch die erste Brauerei Chiles wurde durch hier durch die Einwanderer gegründet (Kunstmann).

    Wir sind hierhergekommen, um ein paar entspannte Tage vor unserer Ankunft in Santiago verbringen zu können. Wir fliegen von dort aus am 27.1. nach Buenos Aires weiter. Ich freue mich schon sehr auf Argentinien und habe mir fest vorgenommen, mich in den nächsten Tagen verstärkt mit unserem neuen Ziel zu beschäftigen.

    Das wohl gemütlichste an Valdivia ist der Fischmarkt. Weniger wegen der Fische, die dort verkauft werden, sondern wegen der Seelöwen, die davor im Wasser schimmen und sich auf den Anlegern ausruhen. Sie werden permanent von Geiern, Seemöwen und Kormoranen umflogen, die an den Resten vom Fischmarkt interessiert sind. Direkt neben dem Markt, vor der naturwissenschaftlichen Universität, steht ein großes foucauld‘sches Pendel. Ich musste im Hostel nachschlagen, wie es funktioniert und bin auch jetzt noch begeistert von der Idee.

    Noch etwas spannender fand ich die kleine Austellung, die in einem der Seitenarme der Universität gezeigt wurde. Organisiert wurde sie von den Meeresbiologen, die den Besuchern die Anatomie und Physiologie von Walen und Delphinen nahebringen wollten. Neben den gigantischen ausgestellten Blauwalbarten war eine Abbildung zur Extremitätenevolution am interessantesten. Sie zeigte den Aufbau verschiedener Wirbeltierextremitäten und machte durch die Lage der Knochen, auch wenn sie mal kürzer, mal länger, mal dicker oder mal dünner waren, deutlich, dass zwischen all diesen Tieren eine evolutionäre Verwandtschaft besteht. Hier ein Beispiel einer ähnlichen Abbildung:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Extremitätenevolu…

    Auch konnten wir eine kleine Bootsfahrt auf dem Fluss machen. In einem Arm des Cau-Cau befindet sich Chiles erste Zugbrücke, die Cau-Cau-Brücke. Auch sie folgt einer gewissen deutschen Tradition, denn ähnlich wie der Berliner Flughafen, Stuttgard 21 oder bis vor kurzem auch noch die Elbphilharmonie hat sie viel Geld gekostet, funktioniert aber nicht. Da die Firma international operiert, hat es sich zu einem herrlichen Politik entwickelt. Selbst die Dailymail ist auf die Brücke aufmerksam geworden. Die Einwohner nehmen es mit Humor und nutzen die Brücke, um sie Touristen zu zeigen und gemeinsam mit ihnen Witze über ihr neues Wahrzeichen zu machen.
    http://www.dailymail.co.uk/news/article-2536666…

    http://www.azvi.es/en/the-back-to-front-bridge-…

    Am zweiten Tag in Valdivia sind wir nach Niebla gefahren, um uns die Verteidigungsanlage dort anzuschauen. Den Namen trägt der Ort wegen der tiefhängenden Wolken, die ihn manchmal in einen dichten Nebel tauchen (Niebla). Das Fort selbst war eine der größten Verteidigungsanlagen in Chile.

    Zwischenzeitlich, als Valdivia von den Spaniern aufgegeben waren, haben sich dort sogar die Niederländer aufgehalten, um ihren Angriff auf die Spanier zu koordinieren. Aber auch sie wurden von den Mapuche vertrieben. Auch andere Großmächte waren an dem Standort interessiert. So wurden große Teile der Küste Chiles und Perus durch Francis Drake angegriffen. Als Konsequenz entschloss sich die spanische Krone nach ihrer Rückeroberung des Gebietes zum Bau großer Verteidigungsanlagen.

    Heute sind noch die Grundmauern und die Kanonengräben erhalten. Die ausgestellten Kanonen sind Repliken, sehen aber ungemein beeindruckend aus, wie sie so auf das offene Meer ausgerichtet sind. Außerdem gibt es viele Aussichtspunkte von denen aus wir einen Blick auf den Pazifik werfen konnten. An einem von ihnen ereignete sich vor 8 Jahren eine Tragödie, als ein 20 Jahre alter Mann beim Fotografieren die etwa 80 Meter tiefe Steilklippe hinabfiel. Ein Kreuz erinnert heute an ihn.
    http://www.adnradio.cl/noticias/nacional/joven-…

    Eine etwas schönere Erinnerung an das Fort war der Kleiderstand, an dem sich vornehmlich Kinder, aber auch Erwachsene Kleidung aus dem 17. Jahrhundert anziehen konnten, um damit durch das Fort zu laufen. So kam es vor, dass einem beim Spaziergang durch die Ruinen eine kleine Patrollie von halwüchsigen Musketieren entgegenkam.

    Zwar sollte auch unsere letzte Station votr Santiago, Concepcion, am Meer liegen. Den Pazifik würden wir allerdings schon in Valdivia das letzte Mal auf dieser Reise zu gesicht bekommen.

    Nach dem Besuch im Fort wollten wir eigentlich noch gerne in ein im Fluss ausgestelltes U-Boot gehen, auf dem auch immer einer der Seelöwen lag. Dafür kamen wir aber leider zu spät und begnügten uns an unserem letzten Abend in dieser zwar nicht besonders schönen, aber wirklich gemütlichen Stadt mit Wein und Papas Bravas.
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