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  • Day 73

    Das antike Messini

    October 31, 2020 in Greece ⋅ 🌙 17 °C

    Nach dem morgendlichen Joggen entlang der Strandpromenade und dem zwar sehr erfrischenden Bad, jedoch etwas erschwerten Ein- und Ausstieg über die dicken, glitschigen Steine am Kiesstrand machen wir uns auf zur einstigen antiken Großstadt Messini, wo damals an die 10000 Menschen lebten. Leider verpassen wir die entsprechende Ausfahrt auf der ansonsten angenehm ruckelfreien Autobahn, weil, wie schon so oft erlebt, keinerlei Hinweisschilder auf das antike Messini zu entdecken sind, worauf wir uns bei so einer Kultstätte verlassen haben. Tatsächlich haben wir immer wieder erlebt, dass die Ausschilderung sehr mangelhaft ist bzw. vorhandene Schilder nur auf Griechisch oder so überschmiert sind, dass man sie nur sehr schwer entziffern kann. Nun denn, Norbert bleibt bewundernswert gelassen (anders als ich, die von dieser mangelnden Ausschilderung ziemlich abgenervt ist!), und wir steuern unser Ziel über sehr dörfliche Nebensträßchen an. Glück im Unglück: Dabei passieren wir eine ländliche Olivenmühle bei Ladiki, wo wir Halt machen, das Öl verkosten und für gut und preiswert befinden und uns mit einigen Litern eindecken. Netterweise dürfen wir auch unser Frischwasser im Womo auffüllen, so dass wir wieder völlig unabhängig stehen können. Wir fahren weiter über kurvige und ziemlich enge Wirtschaftswege, schrauben uns langsam die Berge hoch, zunächst zum Kloster Moni Voulcanou, das, wie die meisten Klöster, die wir bisher gesehen haben, weit oben am Berghang, unmittelbar unterhalb eines ehemaligen Vulkankegels, klebt. Die Aussicht auf die nördlichen Ausläufer des riesigen Taigetos-Gebirges im Hintergrund, die darunter sich erstreckende weite Ebene, die voll ist mit ausladenden und erntereifen Olivenbaumwäldern, ist wirklich grandios. Auch in Spanien haben wir über die endlosen Olivenplantagen gestaunt, doch hier ist die riesige Ebene bis hoch in die Berge, soweit das Auge reicht, mit uralten, kräftig tragenden Bäumen, die dicht an dicht stehen, bedeckt, und ein ähnliches Bild hat sich bereits seit Stoupa auf dem mittleren Finger des Peleponnes präsentiert. Die Straße führt uns dann schließlich über diverse steile Serpentinen und durch Engpässe im Dorf zu unserem Ziel, dem antiken Messini. Schon von oben sind wir beeindruckt von der riesigen und gut erhaltenen Anlage. Ich kann bestens nachvollziehen, dass die am steilen Berghang des Ithóme strategisch günstige Lage den Feldherrn Epaminondas aus dem einflussreichen Theben 369 v. Chr. veranlasste, die Stadt zu gründen. Er hatte die rivalisierende Großmacht Sparta aus der Region vertrieben, und als Dank für die Waffenhilfe der Messenier legte er die Siedlung (angeblich in nur 85 Tagen) an, was man bei der Größe der Anlage sich nur schwer vorstellen kann. In den letzten Jahrzehnten wurden immer mehr Gebäudekomplexe ausgegraben, bestens restauriert und wieder aufgestellt, so weit möglich, so dass wir hier eine der am besten erhaltenen antiken Städte vor uns haben. Diverse Zeus, Poseidon, Artemis und Asklepios geweihte Tempel mit dorischer, ionischer und korinthischer Ordnung, Kultstätten mit Opferaltären, Amphitheater, Bodenmosaike, Agora, ein großes, sehr gut erhaltenes Stadion und ein erst kürzlich entdecktes Mausoleum der in dieser Stadt einflussreichen Familie, die Hohepriester und Verwalter stellte, lassen das antike Leben vor unserem inneren Auge lebendig werden. Wir haben wieder das Glück, dass außer uns nur wenige Touris das Gelände erkunden, so dass wir in aller Ruhe die friedliche Atmosphäre genießen und auf uns wirken lassen und alles zusätzlich fotografisch aufnehmen können.
    Anschließend laufen wir unseren ruhigen Übernachtungsplatz am weitläufigen Strand von Analipsi, südlich von Messini, mit Blick auf die Bucht von Kalamata an.
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