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  • Day 24

    Lebensgeschichten

    June 3, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 24 °C

    Nach einer wunderbaren Nacht in der wunderschönen Unterkunft und dem wundertollen Frühstück liefen wir heute Morgen um 8 Uhr alle zusammen los (Christoph, Cameron und Aisha). Normalerweise teilt man sich jeweils relativ bald auf und läuft für sich, heute blieben wir aber irgendwie den ganzen Tag zusammen. Christoph und Cameron liefen voraus und ich mit Aisha hinterher.

    Aisha und ich vertieften uns bald völlig in unser Gespräch, das den ganzen restlichen Tag dauerte. Sie erzählte mir ihre gesamte Lebensgeschichte. Spannend wurde es, als sie zu dem Teil kam, als sie 50'000 Dollar Schulden von ihrem Studium hatte und auf einer Farm Cannabis pflücken ging, da das anscheinend gutes Geld gibt. Dort hat sie Cameron kennengelernt, dem diese Farm gehörte. Der machte das bereits seit 10 Jahren. 6 Jahre haben sie das dann zusammen weitergeführt und den Stoff in ganz Amerika verkauft. Letztes Jahr hat Amerika dann aber so viele Regulierungen erlassen, dass es sich für die beiden nicht mehr gelohnt hat und das Risiko irgendwann zu gross wurde. Jetzt sind sie auf der Suche nach einem neuen Job, einer neuen Lebensaufgabe. Echt spannend, was die alles erlebt haben. Und auch wenn ich keine Vergangenheit mit Cannabis Anbau habe, stehen wir doch irgendwie an einem ähnlichen Punkt im Leben. Das eine Kapitel im Leben ist abgeschlossen, ein anderes wird folgen, aber wir alle haben noch keine Ahnung, was wir wollen und wo es uns hinführen wird. Wenn man einen ganzen Tag lang Zeit hat, über ein Thema zu sprechen, zu diskutieren, zu philosophieren, kommen echt sehr spannende und unerwartete Ergebnisse raus. Das alles hier aufzuschreiben, würde dem Gespräch gar nie gerecht werden.

    In der heutigen Ortschaft soll es anscheinend die schlimmste Herberge der ganzen Via de la Plata geben. Also haben wir gestern noch versucht eine Pension zu buchen. Diese hatte allerdings nur noch 3 freie Plätze und wir sind 4 Personen. Ich habe mich freiwillig gemeldet, in die Herberge zu gehen, ich bin da ziemlich resistent und abgehärtet. Schlussendlich stellte sich die Herberge als völlig akzeptabel heraus und ich bin alleine mit einem anderen Fahrradpilger und habe mehr Platz als die anderen in der Pension.
    Heute haben wir nur 26 km gemacht. Den Rest des Nachmittags entspanten wir in einer Bar und genossen ein frühes Abendessen. Danach setzten wir uns mit Bier und einem Eis auf den Boden vor der Herberge und liessen den Abend gemütlich ausklingen.
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