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- Day 99–100
- July 15, 2025 at 6:42 PM - July 16, 2025
- 1 night
- ☀️ 21 °C
- Altitude: 11 m
FinlandPargas60°11’40” N 21°54’37” E
Nagu - mehr bekommen, als bestellt
Jul 15–16 in Finland ⋅ ☀️ 21 °C
Vom Naturhafen schmeißen wir uns nun in den Trubel von Nagu, das Zentrum der Insel Nauvo. Nach den beschaulichen Häfen davor sind wir erst einmal etwas überfordert. Es ist wuselig. Anlegen, ablegen, tanken, Dinghis, Fähren. Alles mehr oder weniger gleichzeitig. Hier wollen wir tanken und noch mal Proviant bunkern für die nächste Woche. Denn dann geht es westwärts in die Ålands. Ende Juli wollen wir in Mariehamn sein und Maxim samt Viviane an Bord nehmen. Schon bei der Anfahrt sehen wir, wie die Dichte an Booten zunimmt. Ein paar fahren mit uns rein und mindestens genauso viele kommen uns entgegen.
Der Tank-Steg kann von beiden Seiten angefahren werden. Beide Seiten sind belegt und wir müssen warten. Zum Glück kommt gerade keine Fähre - der Fähranleger ist nämlich gleich neben der Tankstelle. Ich steuere Ahyoka zwischen Bojen und einem ablegenden Motorboot dem Tank-Steg entgegen. Wir haben kaum Fahrt. Der Wind drückt uns ohnehin auf den Steg. Jürgen ist bereit, mit der Springleine von Bord zu gehen. Als wir am Steg sind, erwischt er den Steg nicht richtig und ich höre ein lautes Platschen.
Jürgen ist weg.
Er ist zwischen 13 Tonnen Boot und Steg ins Wasser geplumst.
Ein Albtraum ist wahr geworden.
Meine Gedanken rasen.
Ich entscheide mich, ausgekuppelt zu bleiben, also nichts zu tun, und zu schauen, wo er überhaupt ist. Er paddelt etwas panisch und versucht aus dem Waser zu kommen, schließlich ist er zwischen Boot und Steg im Wasser. Unser 13 Tonnen Boot treibt langsam auf ihn zu. Alles geschieht in Zeitlupe. Ich habe keine Chance, das Boot davon abzuhalten, weiter zum Steg zu treiben. “Schwimm nach vorne”, rufe ich ihm zu . Er reagiert blitzschnell, schwimmt zwischen Rumpf und Steg Richtung Bug. Ich sehe einen Mann auf unser Boot zukommen und mit der Hand vom Steg abhalten, uns als Jürgen aus der Gefahrenzone ist, hievt er Jürgen mit einem weiteren Mann aus dem Wasser.
Er ist an Land.
Es geht ihm gut.
Er kommt zu mir und will nur ein trockenes T-Shirt. Die nasse Hose stört erst mal gar nicht.
Er sagt, dass alles okay ist.
Wir sammeln uns, schließlich sind gerade voll mit Adrenalin, bis zum Anschlag.
Ach ja, tanken. Wir sind ja zum Tanken und nicht zum Schwimmen hier. Nach uns warten bereits 4 Boote, die ebenfalls an die Zapfsäule wollen. Wir funktionieren. Routiniert wird getankt, abgelegt und zum reservierten Liegeplatz gefahren. Die Boxengasse ist recht eng und bei etwa der Hälfte der Boote hängt hinten noch ein Dinghi dran, und an einem Boot sogar ein riesiges Aluboot, was die Gasse noch mal schmaler macht. Unser Liegeplatz ist der letzte in der Gasse, hinter einem ziemlich großen Motorboot. Vorsichtig manövrieren wir uns da rein. Es ist so eng, dass ich mich danach frage, wie ich da mit unserem mehr als 12 Metern überhaupt reingekommen bin.
Als wir festgemacht haben, können wir zum ersten Mal richtig durch schnaufen und das Geschehene Revue passieren lassen. Ich bin immer noch geschockt. Wie das hat passieren können? Gleichzeitig bin ich überaus dankbar, dass außer ein paar Schrammen am Bein nichts Schlimmeres passiert ist.
Wir gehen uns erst einmal die Beine vertreten, um auf andere Gedanken zu kommen. Am Hafen sind kleine Läden, Cafés. Restaurants und viele, viele Menschen. Dass in Nagu einiges los ist, haben wir uns schon gedacht, aber der ganze Trubel und die vielen Leute überfordern uns jetzt noch mehr, sind ja noch dabei, den Schock zu verarbeiten. Zurück an Bord essen wir erst mal was. Wir werden von einem Mann angesprochen, der unsere Sirius bewundert und kommen mit ihm ins Gespräch. Wir erlauben ihm, sein Dinghi bei uns fest zu machen und als Dankeschön bekommen wir von ihm eine schöne Schale Erdbeeren geschenkt.
Später auf dem Weg zum Supermarkt laufen wir an einem kleinen Stand vorbei, wo gerade die ersten finnischen Pfifferlinge liebevoll geputzt werden. Wir lieben Kantarelli, wie sie hier heißen, und nehmen natürlich welche mit. Der Supermarkt hat wundervolles frisches Gemüse und sogar unser Lieblingseis “Kolme Kahveri” (3 Kameraden, das beste vegane Eis Finnlands)
Am nächsten Tag genießen wir in einem der süßen Cafés phantastisches Gebäck und einen großartigen Cappuccino. Den ersten seit Rauma! In einem der kleinen Läden im Hafen finden wir sogar genau den Karabiner, den wir schon seit einiger Zeit suchen. In Nagu haben wir also viel mehr bekommen, als bestellt und erwartet. Inklusive Spezialabenteuer.
Zum Ablegen nutzen wir eine günstige Gelegenheit, als schon einige Boote abgelegt hatten und die Boxengasse überschaubar leer war. Also auch gemeistert. Bye bye Nagu, das war ganz schön aufregend mit Dir.Read more









TravelerOh, das lese ich erst jetzt, was für ein Schreck und wie gut dass es nur beim Schreck blieb!
TravelerDafür sind wir überaus dankbar.