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- Day 106–107
- July 22, 2025 - July 23, 2025
- 1 night
- ⛅ 22 °C
- Altitude: Sea level
Åland IslandsKumlinge60°19’40” N 20°45’58” E
Enklinge und das Tüddeldüdü
Jul 22–23 in Åland Islands ⋅ ⛅ 22 °C
Der Luxus, genau dort hin zu segeln, wo man Wind und Strom bestmöglichst nutzt, macht uns die Entscheidungen in den Ålands nicht leichter. Eben weil es so viele Inseln und Buchten gibt, die sich interessant anhören oder gut anfühlen. Letzten Endes ist es dann doch völlig egal, wo man hinfährt oder segelt, ob es 5 oder 40 sm sind. Auch die kürzesten Strecken führen einen in eine ganz andere “Welt” mit neuen Gegebenheiten.
Wir entscheiden uns diesmal für einen Naturhafen. Enklinge ist ein in die Jahre gekommener Naturhafen. Außer Strom und einer Holzofensauna gibt es im Hafen nur noch die rostigen Fahrräder, mit denen man zur “Butik” (was so was wie ein Kiosk sein soll) fahren kann, um sein Hafengeld zu bezahlen. Wobei mich schon allein das Fahrrad fahren an Geschichten von meiner Mutter aus ihrer Kindheit erinnern. Hat man ein brauchbares Fahrrad gefunden, dass mit vollen Reifen und einigermaßen funktionierenden Bremsen bestückt ist, geht’s auch schon los. Ein Feldweg durch den Wald, leicht abschüssig und wieder ansteigend. Ich hatte das geschrumpfte Model und beim Radfahren fühlte ich mich ins Zeitalter einer Achtjährigen zurück versetzt. Das Fahrrad war so klein, dass ich auf der hinteren Sattelkante sitzen musste, um treten zu können, ohne, dass meine Knie ständig das Lenkrad berührten. Es war ein Heidenspaß.
Am späteren Nachmittag kam ein Fischer vorbei und hat frisch geräucherten und gebeizten Åland-Fisch verkauft und der Nachbar meinte, den müssen wir unbedingt probieren. Und obwohl wir uns eigentlich tierfrei ernähren, haben wir welchen gekauft. So können wir mitreden. Der Fisch war wirklich sensationell lecker und mein Bedarf ist momentan mehr als gedeckt.
Für die nächsten Tage haben wir uns einen kleinen Törnplan zusammengestellt. Ankerbuchten stehen wieder auf dem Plan. Wir wollen den schwachen Wind nutzen und unser Leichtwindsegel mit dem geheimnisvollen Name Code Zero wieder auspacken. Windprognosen werden studiert und verglichen. Wir entscheiden uns dazu, früh abzulegen, um langsam in die südlichen Ålands zu segeln. Der Ableger funktioniert noch einwandfrei und dann haben wir plötzlich den Tüddeldüdü im Kopf. Und an Bord. Obwohl vorher alles klar war, überdenken wir dann doch die Segelwahl. Der Wind kommt natürlich zu achterlich für den Code Zero. Okay, aber nach der nächsten Kurskorrektur sollte es wieder klappen. Also erst mal nur mal das Großsegel und vor dem Wind segeln.
Langsam.
Sehr langsam.
1, 8 Knoten.
Dann kommt die Kurskorrektur und wir setzen den Code Zero dazu. Das erste Leinengetüddel haben wir mit den Schoten, dann geht er nicht raus. Wir haben bestimmt 10 Minuten gebraucht, bis wir das Leinegetüddel sortiert hatten. Glücklicherweise war so früh nix los und der Autopilot fuhr brav gerade aus.
Dann endlich sind wir schöne 3 Knoten gesegelt. Das Glück hielt allerdings nicht lange an, da der Wind weiter achterlich drehte und der Code Zero keine Anströmung mehr hatte. Also holen wir ihn wieder ein, natürlich mit etwas Leinegetüddel. Wir versuchen es mit Butterly. Butterfly klappt irgendwie auch nicht. Ein Knoten im Kopf setzt sich fest und wir beschließen, nur mit unseren zwei Vorsegeln zu segeln. Wir haben nämlich entdeckt, dass wir bei bestimmten Winden Fock und Genua auf verschieden Seiten führen und uns so eine Art Gennacker stricken können. Dazu muss aber erst einmal das Groß runter. Also Motor an und Groß einholen, auf Kurs gehen, Genua setzen und Motor wieder aus. Mit Fock und Genua gleiten wir langsam, aber schön friedlich vor dem Wind nach Süden.
Wir kommen weiterhin nur sehr langsam voran und beschließen daher, nochmal in unsere Bänö-ön Ankerbucht zu fahren, da wir unser eigentliches Minimalziel für diesen Tag vermutlich sehr spät erreichen werden.
Der Wind steht gut und wir beschließen bis in die Ankerbucht zu segeln. Königsdisziplin :) Beim Einholen der Genua vertüddelt sich dann zur Krönung des Tüddeldüdü-Tages die eigentlich gut vertäute Schot des Code Zero irgendwi mit der Genua und wir müssen alles wieder aufrollen. Manchmal ist einfach der Knoten drin und das kommt in der Regel in den ungünstigsten Momenten. In diesem Fall eine rote Tonne samt Felsen. Es wird ein bisschen hektisch , weil wir nebenher noch den Kurs korrigieren müssen. Der Motor wird schnell gestartet und alle Segel werden eingeholt. Beim Einfahren in die Bucht nimmt dann der Wind zu und brist soweit auf, wie wir es den ganzen Tag erwartet hatten. So Tage gibt es einfach. Natürlich hatten wir noch hitzige Diskussionen bei der Wahl des perfekten Ankerplatzes. Nachdem auch dieser Teil überstanden ist, setzen wir den Anker und sind heilfroh, dass bei all dem Tüddeldüdü nichts passiert ist.Read more







TravelerFinde ich super, dass die richtige Segelwahl inzwischen euer Hauptthema ist 😁
TravelerJo, so langsam wird das. 😁