• Kumlinge - Tierpark & Donnerlüttchen

    Aug 22–23 in Åland Islands ⋅ ☁️ 12 °C

    An Kumlinge hatten wir absolut null Erwartungen. Das einzige was wir bisher von Kumlinge wussten: hier wurden die ersten Fälle in Finnland von Borreliose gezählt, was der Krankheit hier in der Region den Spitznamen „Kumlinge Disease“ einbrachte. Die Idee dort anzulegen wurde vielmehr aus der Not heraus geboren. Zur Abwechslung schaute mal ein Starkwindfeld vorbei und wir brauchten Schutz gegen Norden. Und nachdem es in den Ålands (und in Finnland auch) über die Segelsaison selten Wind aus Norden gibt (ha, ha), sind die meisten Häfen eben gegen Norden offen. Eine der wenigen Ausnahmen neben Sottunga: Kumlinge. Die nur 5 Meilen lange Anfahrt aus Bärö war schon spektakulär spannend. Die Gewitterzellen hatten sich schon in Stellung gebracht. Und der Wind blies aus der falschen Richtung. Also Maschine an, Augen zu und durch. Gewittergrollen verfolgte uns die ganze Zeit, während wir uns immer am Unwetterrand entlang nach Kumlinge arbeiteten.
    Dort angekommen wurde es tatsächlich magisch. Erstens befanden wir uns beim Anlegen mitten im Auge des Gewittertiefs. Genau über uns strahlend blauer Himmel und rundherum tiefschwarze Wolken. Und dann passierte noch mehr Unglaubliches. Ein Moment auf den wir schon seit Wochen hinarbeiteten, tief in den Wäldern Finnlands. Etwas, von dem man uns oft erzählte, was wir aber unbedingt mit eigenen Augen sehen wollten. Als Jürgen gerade die letzte Leine gelegt hatte, stürzte er plötzlich in den Salon, schnappte sich die Kamera, rief noch „schau mal da“ und war auch schon wieder draußen. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich es auch: Ein riesiger Elch spazierte in aller Seelenruhe über die Brücke, keine 50 Meter von unserem Boot entfernt. Mit seinem schlacksigen Gang wirkte es ein bisschen wie im Zeichentrickfilm, war aber real. Wir schauten ihm ehrfurchtsvoll hinterher, wie er die Straße entlang trottete und schließlich verschwand. Als nächstes schwamm ein Nerz vorbei und wieselte in nächster Nähe an Land. Und nach dem Gewitter kamen auch schon die Mücken. Millionen davon. Wo ist der Wind, wenn man ihn braucht? Das Gewitter hatte ihn weggesaugt. Also verbarrikadierten wir uns im Boot und genossen die Idylle von Kumlinge von drinnen. Absolut schön und wunderbar geschützt. Selbst wenn wir Erwartungen gehabt hätten, dieser pittoreske Hafen hätte sie übertroffen. Daran konnten nicht mal die Moskitos und die schlecht gelaunte Hafenmeisterin was ändern.
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