Satellite
Show on map
  • Day 120

    Fahrt nach Olbia

    October 24, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 22 °C

    Heute geht es schon ganz früh los aus der Bucht „Liscia di Vacca“ ganz im Norden Sardiniens. Die ganze Nacht hat kräftiger Wind unser Boot beben lassen. Wir wollen nach Olbia, da wir hier für morgen einen Servicetermin für unseren Wassermacher ergattert haben. Das Problem ist, es ist später mit viel Wind zu rechnen, und wir müssen in eine Marina. Die Front soll um 12:00 Uhr durchziehen, also heißt es vorher da zu sein.
    Um fünf Uhr werde ich das erste Mal munter, irgendwo tönt eine Alarmanlage, unser Ankeralarm ist es aber nicht. Also nochmal umdrehen... Der Wecker ist auf 6:30 Uhr gestellt, ich werde schon etwas früher wach und steige dann gleich mit dem ersten Klingeln aus den Federn. Es ist null Wind zu vermelden, so hole ich den Anker gleich alleine hoch, und wenig später geht es auf Kurs. Wir haben ja keine Zeit zu verlieren. Draußen ist es noch stockdunkel, da der Mond sich hinter Wolken versteckt. Es ist schon ein unheimliches Gefühl in dieser Dunkelheit loszufahren: Man weiß, es lauern überall Klippen, und man muss sich allein auf die Karte verlassen. Aber es geht alles gut.
    Am Anfang haben wir wenig Wind. Als wir aber mehr aus der Landabdeckung geraten, nehmen die Wellen schon zu. Sie kommen genau von vorn und sind sehr kurz. Der Bug von unserer Vitila taucht manchmal richtig tief hinab, so dass Wasser vorne überkommt und wild gischtet. Heute Abend wird das ganze Boot wieder mal von einer Salzkruste überzogen sein. Trotzdem herrscht gutes Vorankommen.
    Einmal lässt sich sogar die Sonne ganz kurz blicken. Die letzten Monate sind wir stets mit der Sonne aufgestanden und Schlafen gegangen. Jetzt im Herbst freut man sich schon, wenn man sie mal kurz erblickt.
    Kurz vor dem Kap Fugari bekomme ich einen Anruf wegen meiner LiFePo-Akkus. Sie bereiten auch Probleme, dieses Thema behandle ich aber ein anderes Mal.
    Auf alle Fälle sehe ich hinter dem Kap schon viele kräftige weiße Schaumkämme auf der Wasseroberfläche tanzen. Das kann ja heiter werden! Also beende ich kurzerhand das Telefonat, um mich voll aufs Segeln zu konzentrieren. Aus den 15 Ktn auf die Nase entwickeln sich rasch bis zu 30 Ktn. Der zweite Motor muss zur Unterstützung angeworfen werden. Inzwischen machen sich Bedenken in mir breit: Wie soll ich bei 30 Ktn Bitteschön in eine Marina einlaufen? Ein Katamaran ist recht windanfällig und vertreibt im Nu. Ein Anruf beim Hafenmeister bringt zunächst Erleichterung, im Hafen hinten seien es nur bis zu schlappe 12 Ktn. Man muss wissen, die Einfahrt nach Olbia ist lang und führt durch eine tief ins Land eingeschnittene Bucht, die sogar „Canale Olbia“ genannt wird.
    Wir entschließen uns, dem Mann zu vertrauen und bis Olbia durchzufahren. Kurz vor der Marina bläst es jedoch immer noch mit 25 Ktn, so dass wir sehr angespannt sind. Aber ein Zurück gibt es jetzt auch nicht mehr. Erst im fast letzten Moment, als wir uns dem zugewiesenen Steg nähern, lässt der Wind wirklich nach. Zwei Männer stehen bereit und winken schon aufmunternd fürs Anlegemanöver. Dieses verläuft tatsächlich auch wie ein Kinderspiel. Um 11:00 Uhr sind wir wie geplant festgemacht.
    Eine Stunde später pfeift dann auch der Wind bis in den hintersten Winkel der Marina, verbunden mit einem kräftigen Regenschauer. In diesem Moment klingelt das Telefon, und der Monteur für den Watermaker-Service fragt, ob er heute noch, nämlich in einer halben Stunde kommen könne. Eigentlich ist er für den nächsten Morgen bestellt. Wir willigen gerne ein, haben nur etwas Bedenken wegen des starken Regens, wir sehen ihn schon pitschnass im offenen Motorraum arbeiten. Diese Sorgen erweisen sich aber als unbegründet, da pünktlich mit Erscheinen der Handwerker die Sonne wieder durchkommt. Nachdem der Service erledigt und der Kaffee getrunken ist, gehen wir noch auf Erkundungstour in die Stadt Olbia.
    Read more