• Überfahrt in die Karibik, Tag 10

    7 février 2024, Nordatlantik ⋅ 🌬 24 °C

    Etmal: 141 sm, Wind 4 - 5 Bft. sonnig, 25°C, zurückgelegt 1.264 sm, geplant noch 1.704 sm

    Ein ganz normaler Tag. Die Nacht verläuft auch ohne Zwischenfälle. Der Wind bläst mit knapp 20,Ktn. Im Mittel fahren wir 5 Ktn., das geht, ist aber nicht umwerfend schnell. Im Mittel 6 Ktn. wäre schon wünschenswert. Ich mache also Doris nach dem Frühstück den Vorschlag das Leichtwindsegel wieder hochzunehmen. Sie ist davon in ihrer ersten Reaktion nicht begeistert. Weht doch der Wind in der Spitze immer noch mit knapp 20 Ktn. Es ist schon etwas sportlich, das Levante unter diesen Bedingungen zu aktivieren, ist doch ein Großteil der Vorbereitungen auf dem Vordeck zu verrichten, und zusätzlich zum „frischen“ Wind steigt das Boot vorne im Wellengang jetzt ganz schön auf und nieder.
    Sie willigt dann aber doch ein, irgendwann wollen wir ja auch mal ankommen 😉, und so schreiten wir zur Tat. Als ich alle 4 Leinen wieder mit Palsteg an den zwei unteren Ecken der Stoffbahn sicher befestigt habe beginnen wir, den Bergeschlauch zu liften. Da merken wir allerdings, dass sich das Segel im Bergeschlauch irgendwie verdreht hat und wir müssen diesen wieder langsam absenken. Sollte das Segel nämlich ineinander verwickelt aus der schützenden Hülle rutschen, führe sofort der Wind hinein und das Chaos wäre vorprogrammiert 🫣. Der lange Schlauch mit dem Segel drin kommt also wieder herab. Er ist schwer und tanzt munter im Wind herum und schlägt nach allen Seiten aus.
    Die Arbeit ist anstrengend und fordert volle Konzentration und gute Balance. Warm ist es inzwischen auch geworden, so daß ich mich rasch umziehe und etwas trinke.
    Ich krieche dann ein Stück in die Öffnung des Bergeschlauches hinein und entwirre das Segel. Doris entgleitet dabei fast die Halteleine, so sehr zerrt ruckartig der Wind an allem. Beim zweiten Versuch klappt es dann, der Bergeschlauch gleitet hoch und das Tuch entfaltet sich zur vollen Pracht. Gleich springt unsere Vitila, die eine halbe Stunde nur herumgedümpelt ist, an und segelt mit 7 Ktn davon. Als in der Folge der Wind noch etwas abflaut sind über unsere Entscheidung doppelt froh.

    Nun steht die nächste Arbeit an: Seit Tagen kämpfen wir mit Wasser in der Backbordbilge. Es sind pro Tag um die 5 l, und da es sich um Salzwasser handelt beunruhigt uns das doch. Könnte ja noch mehr werden. Die letzten Tage habe ich den Fehler schon systematisch eingegrenzt. Der Rumpf ist in der Bilge längs durch den Kiel getrennt und die einzelnen Schotts mit Löchern verbunden. Diese habe ich geschlossen und so wusste ich jetzt genauer, wo das Wasser eindringt. Leider sind aber verschiedene Stellen am Boot sehr schlecht zugänglich und man muss sich winden wie ein Aal, um dorthin zu gelangen. Am besten, man wäre ein Schlangenmensch.
    Ich habe nun herausgefunden, dass wahrscheinlich ein Schlauch nicht richtig fest an einem Bordeinlass befestigt ist. Da jetzt ranzukommen ist aber jetzt schlicht unmöglich. Ich werde bei nächster Gelegenheit ein Loch in die Rückwand des dortigen Badschrankes schneiden müssen und dieses mit einer Revisionsklappe verschließen. Erst dann kann ich den Schlauch abdichten. Da sich der Borddurchlass jedoch oberhalb der Wasseroberfläche befindet, ist keine Gefahr in Verzug, und ich werde die Arbeit erst ausführen wenn ich diese Klappe habe. Damit steht für die nächsten Tage erstmal jeden Tag die Bilge trockenlegen an. Man hat ja sonst nichts zu tun 😉.

    Da meine große Handangel trotz neuen Köders erneut verschmäht worden ist, geht es heute wieder mal an die Vorräte: Doris kocht braune Berglinsen und bereitet mit Zwiebeln, Sellerie, Karotten und Kartoffeln einen leckeren Linseneintopf zu. Die Tipps zur Aufbewahrung von Mohrrüben auf Langfahrt aus einem Buch bewähren sich bisher: nur zwei oder drei davon zusammen in ein Blatt Küchenrolle und dann in Alufolie gewickelt im Kühlschrank verstauen. Ohne Kühlung werden sie trotz guter Belüftung - z.B. im Netz oder auch dunkel gelagert - sehr schnell weich und schwarz. Abgerundet wird die Suppe mit Wiener Würstchen und frischer Petersilie aus unserem „Bord-Kräutergarten“. Danach wird sich wohlig zurückgelehnt und der letzte Schluck Bier 0,0 % ausgetrunken. Noch schnell der Abwasch, es ist längst stockdunkel - im wahrsten Sinne des Wortes bei Neumond - , dann geht es um 21.00 Uhr für Uwe schon ab ins Bett nach unten. Da es täglich etwas wärmer wird, haben wir heute das erste Mal seit langem wieder draußen zu Abend gegessen. Sehr schön!
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