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- Day 727
- Sunday, June 22, 2025 at 12:48 AM
- 🌬 27 °C
- Altitude: Sea level
Dominican Republic20°22’39” N 70°53’51” W
Fehlstart

Heute sollte es nun endlich in die DomRep gehen, ein Ziel war in Sicht gekommen, und das ständige Kreuzen am Wind damit hoffentlich bald vorbei.
Hatte uns gestern ja der Wind in die Karten gespielt, musste ich heute Morgen leider feststellen, dass der Wind auf Süd gedreht hatte, und ein direkter Kurs auf die Ocean World Marina nicht möglich war. Daher beschlossen wir, noch gemütlich zu frühstücken und danach gleich aufzubrechen. Um zehn hieß es Anker auf, und wir verließen Big Sand Cay, die letzte Insel zu den Turks & Caicos gehörig. Wir setzten die Segel und nahmen Kurs auf unser Ziel. Doch was war das? Als ich meine 41° scheinbaren Wind eingestellt hatte und mir ansah, wo wir an der anderen Seite damit rauskommen würden, lag auf einmal direkt unser Ziel an! Ich hatte versäumt, vor der Abfahrt noch einmal den Wind zu checken. Dieser war nämlich wieder zurückgedreht und wehte nun ziemlich genau aus Ost. Bei dieser Konstellation wären wir so viel zu früh am Ziel gewesen, und im Dunklen wollten wir nicht in den unbekannten Hafen einlaufen. Nach kurzer Beratung machten wir eine Wende und segelten zurück an unseren Ankerplatz. Ein kompletter Fehlstart. Sowas ist uns auch noch nicht passiert.
Doris packte ihren Computer wieder aus und Schnitt an ihrem Video weiter. Ich nutzte die Zeit und putzte nochmal das Unterwasserschiff, schwamm rüber zur Insel und machte einen kleinen Spaziergang. Am Boot wieder angekommen, reparierte ich noch die Ankerkamera. Nach dem Kaffeetrinken gegen 15:00 Uhr brachen wir dann erneut auf. Der Wind wehte noch aus der richtigen Richtung und wir kamen gut voran. Die anfangs noch recht gemütliche Fahrt am Wind wurde mit einem Mal deutlich ruppiger. Zuerst konnten wir uns das nicht so richtig erklären. Gut, der Wind hatte etwas zugenommen, aber das allein konnte es nicht sein. Strömungstechnisch war auch alles im grünen Bereich. Erst als ich zufällig in der Marine Traffic App nach einem anderen Boot Ausschau hielt, stieß ich auf eine neue Information: Anfangs war der Meeresgrund mit über 2000 m sehr tief gewesen. Später, als die ungemütliche See begonnen hatte, war der Grund auf wenige 100m angestiegen. Dadurch wurden die anrollenden Wellen steiler und verursachten dieses unangenehme Schaukelei. Leider nicht zu ändern.
Nach dem Abendbrot trat ich dann meine erste Ruhephase an. Diese wurde aber vorzeitig unterbrochen. Erst hörte ich, wie Doris oben sprach, konnte mir erst gar nicht erklären warum. Telefonierte sie? Später bekam ich mit, dass sie funkte, und dann kam sie auch schon runter, ob ich doch schnell mal hoch kommen könnte. Ein Frachter würde wohl genau auf Kollisionskurs fahren und würde ihren Funkspruch nicht beantworten. Und wirklich, der Frachter kam genau auf uns zu. Ich schaltete zuerst unser Deckslicht ein, dadurch wird unser Segel weithin sichtbar. Um das zu erkennen, müßte man natürlich aus dem Fenster raus schauen. Keine Reaktion, Entfernung noch etwas zwei Meilen. Auch wenn ich als Segler Vorfahrt habe, was nutzt es, wenn wir dann gerammt werden? Ich änderte unseren Kurs um 30° nach Lee und schob uns dadurch aus der Gefahrenzone heraus. Die ganze Zeit funkte Doris weiter, keine Reaktion. Erst als sie noch einmal einen Funkspruch für‘s Video nachstellte, meldete sich auf der anderen Seite ein verschlafener Captän. So richtig konnte man sein Englisch leider nicht verstehen. Es klang auch mehr Spanisch. Es kam zu keiner Verständigung. Da wir infolge meines „Manövers des (fast) letzten Augenblicks“ aber wieder safe waren, brach Doris den sinnlosen Funkkontakt ab. Anhand der aufgezeichneten Tracks kann man aber sehr gut sehen, wie knapp, oder eben auch nicht, diese Geschichte ausgegangen wäre. Meine Schicht war dann auch wieder ran, und ich blieb dann auch gleich auf der Brücke.
Pünktlich kurz nach zwölf zeigte sich dann auch der erste Spuall. Zuerst gar nicht auf dem Radar, aber auf meiner HandyApp. Ich hatte am Tag einige Einstellungen am Kartenplotter vorgenommen, und musste wohl auch an der Radareinstellung unabsichtlich etwas verändert haben. Der Squall war jedenfalls nicht zu sehen. Nicht so schlimm, ich hatte ja ein paar Fotos mit den Einstellungen gespeichert. Dachte ich, aber die Anzeige besserte sich nicht. Oh, jetzt wurde es knapp, ohne Radar wurde es eng. Es war nämlich nicht nur eines von diesen Monstern unterwegs, sondern eine ganze Reihe, wie auf der Perlenschnur aufgereiht. Ruhig Blut, du bekommst das schon hin. Mit der Zeit gelang es mir, die Einstellungen wieder so zurückzusetzen, wie sie gewesen waren. Und dann kamen sie auch schon an, einer nach dem andern, mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 35 Ktn. Nicht auszudenken, wenn ich das Anzeige nicht rechtzeitig wieder hinbekommen hätte. Die Regenwolken verfolgten uns bis zu unserem Ziel. Es war die squallreichste Nacht unserer ganzen Überfahrt.
Pünktlich, morgens um kurz nach 8 kamen wir in der Marina an. Uns wurden freundlich die Leinen entgegen genommen, und da wir am Tankpier angelegt hatten , stellte sich auch gleich die Frage, ob wir nachtanken wollten. Ich wollte aber erst einmal meine Kanister in den Tank leeren, da der Diesel darin doch schon etliche Monate alt war. Damit musste das Tanken noch etwas warten.
Nach 9 Uhr rückte dann plötzlich eine ganze Abordnung von sieben offiziellen Personen bei unserem Boot an. Alle hatten etwas zu sagen, viele auf Spanisch, sie waren aber alle sehr freundlich. Wir hatten etwas Bedenken wegen unseres „Bootsgartens“, da Pflanzen nicht eingeführt werden dürfen. Es störte sich aber niemand daran. Der Zoll nahm auch nur kurz Notiz von unserm Boot, und bald waren wieder alle verschwunden. Die von uns bereitgestellten Coladosen waren allerdings dankbar getrunken oder mitgenommen worden. Gespannt waren wir auf die Rechnung, da wir ja am Sonntag eingereist waren, was normalerweise einen Aufpreis bedeutet. Um so erstaunter waren wir, dass das ganze Prozedere nur 59,- € kostete.
Nach dem Tanken, wozu wir uns zwischendurch doch entschlossen hatten, machten wir weiter nach Sosúa. Nach einer dreistündigen Motorfahrt kamen wir kurz nach dem Mittag dort in der Bucht an. Wir fanden auch tatsächlich zwischen den vielen Ausflugsbooten einen Ankerplatz. Am Abend wollten wir uns den kleinen Ort ansehen und etwas zu Abend Essen. Nur wie anlegen? Ein Dinghidock war nicht zu erspähen, und die Brandung war doch ganz beträchtlich. Jugendliche aus dem Ort, die am Strand unterwegs waren, winkten uns dann zu. Sie wollten uns helfen, das Beiboot am Strand hochzuziehen, was sie dann auch eifrig taten. Dumm nur, dass ich vergessen hatte, den Motor hochzuklappen. Dies musste ich nun nachholen, und dabei erwischte mich eine arge Welle, und die Hose war nass. Die Freundlichkeit im Ausland bewundern wir immer wieder. Nicht nur, dass uns geholfen wurde, das Boot an Land zu bringen, nein, unsere Füße wurden auch flugs mit herbeigeholtem Wasser abgespült, unglaublich. Dabei kommt man sich schon etwas komisch vor, und man überlegt, wie man sich bedanken soll. Ich denke dabei immer an Deutschland zurück, da wäre das einem als Ausländer sicherlich nicht passiert…
Nach dem kleine Rundgang durch den beschaulichen Ort fanden wir noch eine sehr gute Pizzeria, wo wir unseren Appetit stillen konnten. Erst als es schon tiefe Nacht war, kehrten wir zum Dinghi zurück. Wird es wohl noch unversehrt am dunklen und verlassenen Strand liegen? Es lag still und brav da und wartete auf uns. Mit vereinten Kräften schafften wir beide es auch es alleine ins Wasser zu bewegen, und so kamen wir wieder glücklich bei unserer Vitila an.Read more