Satellite
  • Day 152

    Villanueva - Rionegro del Puente

    April 24, 2017 in Spain ⋅ ⛅ 24 °C

    Gestern Abend habe ich mir noch Kartoffeln gekocht, welche ich ja in der Küche gefunden hatte. Diese ließ ich über Nacht abkühlen und verpackte diese am Morgen in meine Tuppdadose. Klaus hatte mir am Abend zuvor gesagt, dass er länger schlafen will, da er nur bis Santa Marta gehen will, um sich dort mit Dennis dem Belgier wieder zu treffen. Der Ort liegt 8km entfernt. Irgendwie war der Klaus selbst mir zu geschwätzig. Wie er erwähnte, erzählt er sehr gerne und zwar nur von sich und seinen Erlebnissen von seinen Jakobswegen. Er erzählte von sich, dass er Techniker im Ruhestand und verheiratet sei. Seine Frau können nich lange gehen denn sie sei an den Füssen operiert worden. Auch sei er Hape Kerkeling schon einmal persönlich begegnet. In einem bayerischen Kloster bei einer Wandertour.

    Die Nacht in dieser Pension war toll. Das erste mal schlief ich ohne Ohrstöpsel und auch ganz gut. Sehr gerne wäre ich noch liegen geblieben und hätte die Stille genossen. Aber ich musste los, um nicht wieder in der Mittagshitze über trockenen Schotterpisten laufen zu müssen. Ich zog mein Bett mit dem Filzbezug ab, packte meine Kartoffeln ein und füllte meine Teinkflaschen mit Wasser auf. Dann bedankte ich mich innerlich für diese Pension und schloss die Tür.

    Natürlich war es um 06:00 Uhr noch dunkel und logischerweise war niemand unterwegs. Das sollte auch ca. 2 Stunden so bleiben. Zuerst ging ich noch einmal zur Bar von gestern und nutzte meinen WLAN-Zugang, um meine Karte zu aktualisieren. Der Jakobsweg führte direkt an der der Bar vorbei. Dann wendete er sich nach links aus Villanueva heraus auf die Straße und es wurde dunkel. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie viele Sterne am Himmel zu erkennen sind, wenn es um einen herum komplett dunkel ist. Angst hatte ich keine. Meine Stirnlampe holte ich trotzdem heraus und setzte sie auf, falls doch ein Auto kommt und der Fahrer mich rechtzeitig erkennen kann. Ich folgte der Straße und nicht dem Jakobsweg, weil dieser eine. Schlenker in den Wald machte und auf unbefestigten Wegen führte. Dazu war es mir dann doch zu dunkel und die Gefahr zu stolpern hoch. Bis nach Santa Marta kam kein Auto und langsam dämmerte es auch schon. Ich kam vor dem Ort an merkwürdige Bauten vorbei. Es waren möglicherweise so etwas wie Lager oder kleine Häuser. Aber diese waren in den Berg hinein gebaut und erinnerten mich zwangsläufig an Hobbit-Häuser. Nur das diese nicht so klein waren. Manche davon sahen richtig schick aus und manche waren für den Verfall vorgesehen.

    Der Ort Santa Marta war deshalb so interessant für mich, weil sich die Ende des 11. Jh. erbaute Pfarrkirche die den Ort den Namen gab -Santa Marta de Tera. Die Pfarrkirche präsentierte ich nahezu unverändert im romanischen Stil. Im Mittelalter soll sie zu Zeiten der großen Pilgerströme als Kloster und auch Pilgerherberge gedient haben. Bin Portal auf der Fluss zugewandten Seite, befindet sich eine Statue. Ebenfalls aus dem 11. Jh. Es handelt sich dabei um die älteste erhaltene Steinfigur des Apostels Jakobus. Und genau diese wollte ich sehen.

    Dann folgte ich dem Jakobsweg weiter und war auch relativ schnell wieder aus dem Ort heraus. Es gab unterwegs erstaunlich viele Pappelplantagen. Warum nur? Es war bei der Morgenstimmung ein schöner Weg durch die Pappelplantagen, dabei immer den Fluss in der Nähe. An einer Stelle war der Fluss sogar offizieller Badeplatz. Dann plötzlich überholte ich 5 Pilger. Sie sind zunächst in eine falsche Richtung gegangen und wurden von einen Einheimischen wieder zurück auf den Weg gebracht. Dabei war auch der kleine weißhaarige Spanier mit seinem Pferd. Der Klaus aus der Pension hatte schon von ihm erzählt und es ist mir schleierhaft, wie wo und wann er mich überholt hatte. Ich konnte mir nur vorstellen, dass es bei Salamanca gewesen sein musste. Jedenfalls war da noch ein anderer Reiter auf einem braunen Pferd dabei. Lustig war bei diesem Anblick, dass sein Pudel auf dem Rücken des Pferdes gesessen hatte. Weiter ging es durch diese Pappelplantagen, bis der Jakobsweg auf eine Autostrasse mündetet und kurz darauf entlang lief. Später bog er dann aber kurz vor einer Ortschaft ab. Ich blieb auf der Autostrasse und ging darauf an den Orten Cadazilla de Tera und Olleros de Tera. Wobei ich den letzteren Ort durchquerte. Eine lange Straße ohne Häuser, aber eine ummelde an Sitzbänke. Ein paar davon, hätte ich mir verteilt unterwegs auf dem Jakobsweg besser vorstellen können. Dann hin es wieder Richtung Landschaft. Diese war eher trocken und kaum Baumbestand. Meist Sträucher von abgeblühten Zistrosen und duftenden Thymian. Herrlich dieser Geruch. Der Weg teilte sich hier. Einmal für Fusspilger und einmal für Radpilger. Ich ging den für Radpilger - keine Ahnung warum.

    Letztendlich kam ich dann wieder auf eine Straße und diese führte über eine Staumauer, um dann an deren Ende wieder als Jakobsweg am Ufer des Stausees entlang zu gehen. Der gesamte Stausee war Badestelle. Bis auf 100 m an die Staumauer heran, durfte man überall ins Wasser. Ich kenne da jemanden, der wäre glatt nackt hinein gegangen (😉). Und auch das wäre dort wohl möglich gewesen. Es folgte schon ein erstes Hinweisschild auf ein Café in 3,5km Entfernung. Wieder durch Unmengen, und diesmal blühende Unmengen, von Zistrosen und ein Hauch von Thymian. Entlang auf einer kleinen Asphaltstraße, schlängelte sich der Weg direkt da durch. Bis nach Villar de Farfón. Dort war die Bar. In einem Haus, welches sich zwei Südafrikaner ausgebaut haben und auch für 4 Pilger eine Herberge bieten (sowie ein Schnarcherzimmer) - hehe. Eigentlich wollte ich dort ein Getränk zu mir nehmen, aber der klärende Hund stieß mich dann doch von diesem Idyll ab und oh ging weiter. Der nächste Ort war schön mein Ziel. Es ging über Feldwege durch einen lichten Wald und man erblickte dann Schönborn der Gerne Rionegro del Puente. Ein langezogener Ort mit einem Lauschigen Rastplatz am Wehr am Ortseingang. Ich ging zur Bar Palacio, weil ich mich dort gemäß Wanderführer anmelden wollte. Dort bekam ich aber nur meinen Stempel und den Hinweis, das die Albergue abierto (geöffnet) ist. Da sie sich schräg gegenüber der Bar befand, war ich auch schnell dort. Vor der Tür drei französische Tourigrinos (pilgernde Touristen mit kleinen Rucksäcken und dieses mal noch mit Auto). In der Herberge versuchte dann einer der französischen Tourigrinos seinen Pilgerausweis zu stempeln und machte den Stempel kaputt. Ich lächelte und ging weiter durch die Albergue. Kein Hospitaliero anwesend. Das bedeute, selbst alles erkunden. Zwei Schlafsäle. Einer oben einer unten. Ich zog den oberen vor. Wenig später trafen dann noch 5(!) deutsche ein. Vera aus Gießen, Imke aus Hamburg, Heinz aus Stuttgart und ein Mann Hans-Jörg und eine Frau Inke aus Berlin, die sich nicht vor stellten. Das Pilgermenü nebenan soll das beste sein. Hmm... ob ich das mal ausprobieren sollte?

    Und das Pilgermenü war super. Ein echter Hammer. Imsgesamt 4 Gänge mit Rotwein, Wasser und Brot ohne ende. Und das für 10€ pro Person. Alles frisch und vor den Augen der Gästen zubereitet. Er ging sogar auf meine Ernährung ein. Ingesamt wir unser Abend mit netten Gesprächen.

    Zu den Personalien:

    Vera aus Gießen, 60 Jahre, ehemals Krankenschwester, früher Geburtsklinik, dann OP-Chirurgie, lernte dort Imke aus Hamburg kennen, nicht verheiratet, schwarz gefärbte Haare

    Imke aus Hamburg, 58 Jahre, ehemals Krankenschwester, als Betriebskrankenschwester beim OTTO-Versand gearbeitet, nach dessen Auflösung im Handel tätig, bei Reemtsma

    Dany aus Canada, 54 Jahre, Journalistin, einen Sohn, geschieden

    Heinz aus Stuttgart, 60 Jahre, Interieur-Designer, Chef ist Andreas aus Berlin und der ist schwul, sei für Heinz aber kein Problem, er mag seinen Chef trotzdem (🙄), nicht verheiratet

    Zitat des Tages: kalter Morgen, schöner Abend
    Read more