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- Day 1
- Thursday, November 24, 2016 at 2:29 PM
- ⛅ 7 °C
- Altitude: 34 m
GermanyBrandenburger Tor52°30’59” N 13°22’37” E
Idee, Planung und Stand

Die Idee zum Jakobsweg "Via de la Plata (Silberweg)", geht auf die Erfahrungen mit den anderen Jakobswegen zurück. Der Camino francés (2007), camino del norte (2010), camino portugues 2015 und 2016). Die Via wollte ich schon 2014 gehen, suchte mir aber einen sehr ungünstigen Monat (Juli) aus. Es waren in Sevilla 41 Grad und so entschied ich nach zwei Tagen in Sevilla, dass ich die "Via" ein anderes mal gehen werde. Ich denke in Anbetracht der hohen Temperaturen eine kluge Entscheidung.
Wie ist also nun der Stand der Planung? Fest steht, der Flieger geht am 01.04.2017 nach Sevilla und losgehen werde ich erst am folgenden Tag - denke ich. Geplant sind 5 Wochen, mit der Option um eine Woche zu verlängern. Da ich bis nach Finesterre gehen möchte, werden es wohl dann doch 6 Wochen werden.
Die Reiseberichte werde ich dann per App aktuell von unterwegs absenden. Insofern ich eine Verbindung habe, sogar täglich. In meiner Überlegung ist noch, ob ich eventuell mit einem Zelt unterwegs sein werde. Immerhin ist das zusätzliche Gewicht nicht zu verachten. Auf der anderen Seite, macht es mich unabhängiger.Read more
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- Day 37
- Friday, December 30, 2016 at 6:29 PM
- 🌙 0 °C
- Altitude: 34 m
GermanyBrandenburger Tor52°30’58” N 13°22’38” E
Langsam starten die Vorbereitungen

Was ist bisher geschehen? Der Flug und somit der Beginn der Pilgerreise steht fest. Es ist der 01.04.2017. Ankunft in Sevilla und losgehen am folgenden Tag. Zwei neue Rucksäcke ausprobiert, aber beim "alten" Osprey Kestrel 48 geblieben. Wanderstöcke gekauft, obwohl noch unklar ist, ob ich diese mitnehmen werde. Das hängt von dem Umstand ab, ob ich ein Zelt mitnehmen werde oder nicht. Denn so könnte ich das Gewicht vom Zelt drücken, indem ich die Wanderstöcke als Zeltstangen nehme. Mit dem Zelt zu pilgern und somit von Zeit und Ort unabhängig zu sein, ist eine Herausforderung. Auf der anderen Seite steht aber das Gewicht. So kämen durch die Wanderstöcke, Isomatte und dem Zelt ca. 1400g dazu. Da werde ich wohl noch gründlich in mich gehen müssen. Auch würde ich gerne mit meinem Wanderstock aus echtem Holz unterwegs sein wollen. Somit eine dritte Option, die gegen Zelt spricht. Da hilft wohl nur eine Nutzen/Un-nutzen Tabelle. Auch meine Entscheidung ein Smartphone mitnehmen zu wollen, steht noch aus. Wenn ja, dann muss eine Powerbank und Verteilerdose mit USB-Ladefunktion mit. Beides wiegt ca. 1000g. Ich besitze noch ein altes leichtes Handy mit (100g) und ein Fotoapparat - Gewicht ca. 500g. Wenn ich ohne Smartphone und Zelt unterwegs bin, kann ich ca. 2kg einsparen. Das ist kein schlechter Wert. Verzicht auf Luxus und dafür weniger tragen. Das hat fast schon symbolischen Charakter - Hehe. Die Route steht fest. Kartenmaterial benötige ich nicht.Read more
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- Day 48
- Tuesday, January 10, 2017 at 10:06 PM
- 🌙 -4 °C
- Altitude: 35 m
GermanyBrandenburger Tor52°30’58” N 13°22’37” E
Und was noch?

Ich habe mich über Fernwege.de in eine WhatsApp Gruppe eintragen lassen. So bin ich nun in einer recht großen Community und erhalte viele Tipps für die Wegstrecke und Situation vor Ort. Die Informationen sind tagesaktuell, da einige Pilger auf der "Via" gerade unterwegs sind. Schon praktisch und gleichzeitig nimmt es mir auch die Möglichkeit, selbst die Erfahrungen - wie sie auch sein mögen - zu machen.Read more
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- Day 64
- Thursday, January 26, 2017 at 12:41 PM
- ⛅ 2 °C
- Altitude: 34 m
GermanyBrandenburger Tor52°30’58” N 13°22’38” E
Wichtiges von unwichtigem trennen

Wie macht man das? Dazu muss ich mir überlegen, welche "notwendige" Dinge ich wirklich für meine Reise brauche bzw. nicht verzichten möchte. Also fertige ich mir eine Liste von Dingen an, die ich eventuell mitnehmen möchte. Das Gewicht schreibe ich ebenfalls zu dem Gegenstand auf. Denn schon während ich das mache, könnten erste Entscheidungen auf getroffen werden,
ob der Gegenstand tatsächlich "notwendig" ist, insgesamt 6 Wochen getragen werden zu wollen.
Hier einige Beispiele in Gramm (g)
506 Pilgerstab
513 Wanderstöcke
291 Kamera
219 iphonel
360 Powerbank
382 Verteilerdose
57 Stativ
146 Selfiestick
850 Schlafsack
1600 große Rucksack
950 kleine Rucksack
446 Regenponcho moorhead
347 Regenponcho Tatonka X5p
Diese Liste werde ich wohl noch weiter bearbeiten und auch hier kurz vor dem Start mit sämtlichen Gewichtsangaben präsentieren.Read more
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- Day 67
- Sunday, January 29, 2017 at 12:42 AM
- 🌙 -3 °C
- Altitude: 34 m
GermanyBrandenburger Tor52°30’58” N 13°22’38” E
Nochmal erste Station angeschaut

Und das ist das Hostal - "Jentloft" in Sevilla
http://hostaljentoft.com/
Einfach, ausreichend, günstig gelegen. Mehr will ich nicht. Da ich die "Via" - so werde ich den Weg auch in Zukunft aussprechen, nicht alleine sondern mit meiner Pilgerfreundin Edith gehe, haben wir ein Doppelzimmer gebucht. Frisch gestärkt soll es dann am 02.04.2017 losgehen. Unklar dabei ist allerdings noch, ob wir direkt von dem Hostal losgehen werden oder zur Kathedrale von Sevilla gehen und von dort unseren Weg beginnen werden. Möglich, dass wir es sogar erst vor Ort entscheiden werden.Read more
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- Day 116
- Sunday, March 19, 2017 at 3:55 PM
- 🌧 4 °C
- Altitude: 34 m
GermanyBrandenburger Tor52°30’59” N 13°22’37” E
Noch 12 Tage!

Da gibt es nichts zu erzählen - noch genau zwölf Tage - dann geht es los. Ich bin schrecklich aufgeregt :-)
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- Day 124
- Monday, March 27, 2017 at 7:59 AM
- ☀️ 3 °C
- Altitude: 34 m
GermanyBrandenburger Tor52°30’58” N 13°22’38” E
Noch 5x schlafen...

... dann geht es los. Der Rucksack ist gepackt. Vor 4 Wochen begann ich mit dem "Training" und gehe täglich zur Arbeit und wieder zurück nach Hause. Seit 3 Wochen dann sogar mit meinem gepackten Rucksack. Das Gewicht stimmt, nur Kleinigkeiten müssen noch rein, so dass ich dann auf ca. 8kg komme. Ein gutes Gewicht. Alles ist gebucht und geprüft. Eigentlich könnte es heute schon losgehen. Ich bin so aufgeregt und will endlich losgehen. Die Kette mit dem Santiago-Kreuz trage ich eh schon die ganze Zeit und die erste Pilgerunterkunft nach Sevilla, habe ich als Foto hinterlegt.
Auf
Dem einen Foto ist die erste Herberge hinter Sevilla - also in Guillena zu sehen. Ein doch recht nüchterner, jedoch typischer Baustil. Das Wetter soll am Tag der Tour bei 26 Grad liegen. Das ist gut, aber schon ein ticken zu warm. Nachts bleibt es bei kühle 12 Grad. Wunderbar 😉Read more
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- Day 128
- Friday, March 31, 2017 at 9:43 PM
- 🌙 16 °C
- Altitude: 33 m
GermanyBrandenburger Tor52°30’59” N 13°22’39” E
Noch 1x schlafen

Und ab geht es dann nach Sevilla. Mir graut es schon vor dem Flug und dem dortigen Flughafen. 2014 konnte ich ihn schon beim ersten Versuch die Via zu gehen genießen. Ein grauenvoller und herunter gekommener Flughafen. Meine Pilgerfreundin Edith kann leider aus familiären Gründen nicht mitkommen. Denn ihre Mutter hat eine Erkrankung und sie möchte sie in dieser Zeit nicht zurück lassen. Das ist wirklich sehr schade, aber auch verständlich. Denn auch Edith möchte unbedingt die Via gehen. Aber und das meine ich im Ernst, kann ich mir im Moment vorstellen, die Via mit Edith noch einmal zu gehen. Das bedeutet für mich, es wird eine Reise mit mir selbst sein. Ich bin gespannt was alles passieren wird. Habe ich schon erwähnt das ich aufgeregt bin? :-)
Was wird mich wohl erwarten? Wie sind die Herbergen? Sind diese voll oder bekomme ich seelenruhig einen Platz? Wie wird die Versorgung mit Wasser und Lebensmittel sein? Klar, wir sind in Europa und in Spanien. Aber trotzdem in einem dünn besiedeltem Gebiet. In letzter Zeit spielt vor allem mein linkes Knie mir hin und wieder einen schmerzlichen Streich. Ich ignoriere ihn - ebenso wie das flüsternde Aufbegehren meines rechten Knies. Ob mich das irgendwie noch auf der Via beeinflussen wird? Im Gepäck habe ich Zuviel unnützes und das weiß ich jetzt schon. Also warum nehme ich es dann mit? Weil ich diesen "Luxus" momentan gewöhnt bin und mich schwer davon lösen kann. Auch hier bin ich gespannt, was die Via mich lehren wird *zitter
Meine Packliste werde ich morgen posten. Nach dem ich in der ersten Herberge angekommen und mich vollendet entschieden habe, was ich nun 40 Tage auf meinem Rücken mitschleppen werde.Read more
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- Day 129
- Saturday, April 1, 2017 at 7:16 PM
- ⛅ 22 °C
- Altitude: 22 m
SpainSoul Garden37°23’22” N 6°0’8” W
Sevilla ich komme

Was ich nicht bedachte, war meine Aufregung. Der Flug war soweit ok. Ryanair halt. In Sevilla tolles Sommerwetter und man merkt den Menschen auch an, dass sie das in vollen Zügen genießen. Mit dem Bus ging es vom Airport ins Zentrum und von dort zuerst zu meinem Hostel. Na dem Einchecken im Hostel, ging ich erst einmal in die Stadt, um mir ein paar Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Dann kaufte ich mir etwas zum Essen, um dies dann genüsslich am Flussufer mit all den anderen Menschen zu genießen. Dort waren so viele Menschen, vor allem Jugendliche, die dort auf der Wiese lagen und fröhlich waren. Ohne Gegröle oder Gesaufe wie in Deutschland. Da fühlt man sich mit der guten Stimmung irgendwie mitgezogen. Auf dem Fluss fuhren hin und wieder ein paar Schiffe mit fröhlichen Menschen. Aber es gab auch Plätze für Verliebte. Kuschel-Kuschel und Schmuse-Schmuse war da angesagt. In Sevilla konnte ich die Probe zu einem Umzug zur Osterzeit beobachten. Als "Jungfrau" trug man dazu auf den nach oben gestreckten Händen einen mit rosa Röckchen und blonder Perücke verkleideten Mann. Das sah lustig aus und natürlich machten sie sich einen Spaß daraus wie sie ihn trugen. So wippten sie ihn hin und her, schunkelten mit ihn nach rechts oder links. Das Gelächter der beteiligten, aber auch der Zuschauer war groß. Meinen ersten Stempel habe ich mir im Hostel geben lassen. Denn ich habe mir vorgenommen nur die Stempel zu besitzen, wo ich auch genschlafen habe.
Auf meinem Zimmer sah ich mir die kommenden Strecken an und stellte fest, dass das Wasser knapp werden könnte und die Strecke von 47km, welche in zwei Tagen käme, doch recht lang ist. Ich muss noch einmal in mich gehen und schauen, ob ich die Strecke irgendwie teilen kann.Read more
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- Day 130
- Sunday, April 2, 2017 at 6:28 PM
- ☀️ 22 °C
- Altitude: 339 m
SpainCastilblanco de los Arroyos37°40’12” N 5°59’14” W
Sevilla - Castilblanco

Das Hostal Jentlof bietet Frühstück ab 08:00 Uhr. Was mir eigentlich schon viel zu spät ist. Ich versuchte 10 Minuten eher in den Speiseraum zu kommen, aber ich wurde sogleich vom Rezeptionisten zurück beordert mit dem Hinweis, dass es noch 10 Minuten bis zum Frühstück sind. Da ich eh nicht hungrig war, ging ich gleich los. Bei Auschecken blickte er mich erstaunt an - hehe. Ich verließ Sevilla im "Erwachenmodus" der Stadt. Diese Stimmung mag ich immer ganz besonders. Es dauerte aber nicht lange und ich begegnete zwei Pilger. Mir graute schreckliches. Aber es blieb lange Zeit bei diesen beiden. Mein eigentliches Ziel war "Guillena" und unterwegs in "Santiponce" die Ruinenstadt Italica aus der Römerzeit. der "Römer" Trajan wurde dort geboren. Es gab ein Amphitheater und die Ruinen der verfallenen Stadt zu sehen. Eintritt für EU-Bürger frei und das ab 09:00 Uhr. Der Weg nach "Santiponce" war sehr abwechslungsreich. Beim verlassen von Sevilla kam ich an einem Trödelmarkt vorbei, unterquerte ich mehrmals die Autobahn, welche man anfangs immer irgendwie gehört hat und die Atmosphäre mit der schönen Landschaft störte. Die Luft war klar und kühl. Herrlich. Je weiter weg von "Sevilla", um so ruhiger wurde es. Viele Radfahrer waren unterwegs, was sicherlich daran lag, dass es Sonntag war. Der Blick auf "Santiponce" war interessant. Schon von der Ferne war eine Kirchenruine zu sehen. Leider kam man da nicht heran. Ich folgte dem Weg weiter durch "Santiponce", um die Ausgrabungsstätte Italica zu besuchen. Am Straßenrand wuchsen Orangenbäume und hin und wieder lagen einige auf dem Boden. Die sahen wirklich super gut aus. So sammelte ich 3 auf, um sie dann später zu verzehren. An der Ausgrabung angekommen stellte ich fest, dass diese leider geschlossen waren. Also ging ich weiter. Ich begann zu rechnen, wann ich denn nun in "Guillena" ankommen werde und schälte mir dabei eine der zuvor gefundenen Orangen. Ich biss hinein und ... igitt - schrecklich bitter und sauer. Einfach ungenießbar. Schade und warf die Orangen fort. Ich gib weiter und nach einer erneuten Überquerung einer großen Kreuzung und Unterquerung der Autobahn, öffnete sich die Landschaft mit einem endlos wirkend verlaufenden, schnurgeraden Weg. Was für eine Herausforderung. Also Kopfhörer rein und Musik an. Immer wieder wurde ich von Radfahrern überholt und ging musikalisch angeheitert weiter.
Dann erreichte ich "Guillena" und es war erst 12:00 Uhr. Die Herberge war natürlich verschlossen. Hmm ... dann gehe ich eben weiter sagte ich mir. Zwar habe ich erst 22 km hinter mir und bis zur nächsten Herberge in "Castilblanco" waren es weitere 17km. Aber ich fühlte mich gut. Nur mein Wasser wurde knapp. Im Reiseführer las ich von einer Tankstelle mit einem Kiosk. Auf dem Weg zu dieser, führt der Jakobsweg mitten durch den Rio. Das scheint auch möglich zu sein, wenn er kein Wasser führen würde. Also ging ich einen kleinen Umweg über die Autobrücke und dann zu dieser Tankstelle. Ich kaufte Wasser und es sollte die letzte Möglichkeit auf diesem Weg sein, dass ich den Rucksack absetzte und somit eine 2 Minutenpause machte. Ich sollte eigentlich schlauer sein und wissen, dass man Pausen einlegen muss. Die Strafe dafür könnte schnell kommen. Weiter durch herrlich duftende Olivenhaine mit Herden von Rindern und Pferden. Eine wirklich tolle Landschaft und diese Gerüche. Der Wahnsinn!!! Die Sonne begann zu brennen und ich erinnerte mich daran, dass ich nur eine kleine Flasche Sonnenmilch dabei hatte. Ob ich in den kommenden Orten Sonnenmilch kaufen kann? Hinter einer Biegung plötzlich eine Reisegruppe von 17 Personen - scheinbar aus England und mit ganz kleinen Rucksäcken. Bestimmt eine geführte Tour mit Gepäcktransfer. Ein furchtbarer Anblick. Schnell ging ich weiter und der Weg schien immer besser zu werden. Blühende Landschaften, zwitschernde Vögel und die Ruhe sind eine echte Wohltat für die Seele. So folgte ich dem Weg und erreichte "Castilblanco" und die öffentliche Herberge. Der Hospitaliero begrüßte mich herzlich und war sehr erstaunt, dass ich aus Sevilla kam. Er meinte, wenn ich so weiter gehe, bin ich in einer Woche in Santiago - hehe. Die Herberge ist schön gelegen. Eine große Dachterrasse, kleine Küche mit Kochgeschirr und Einige, von den vorherigen Pilgern, zum Verbrauch bestimmte Lebensmittel. Ich schlief zunächst etwas nach der wirklich anstrengenden Tour, ging dann duschen und kochte mir danach Nudeln mit Tomatensoße. So brauchte ich nicht noch einmal los gehen und ein Restaurant aufsuchen. Die Herberge ist voll mit Pilgern aus den unterschiedlichsten Ländern. Zum Beispiel Südkorea, Irland, Frankreich, Finnland und auch Deutschland. Ich bin gespannt wie die Nacht wird. Ob ich morgen erneut an die 40 km gehen werde, weiß ich noch nicht. Wenn ich es mache, kann ich eine Herberge mit WLAN nehmen. Vorausgesetzt es ist noch ein Bett frei.Read more
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- Day 131
- Monday, April 3, 2017 at 4:39 PM
- ☀️ 21 °C
- Altitude: 463 m
SpainAlmadén de la Plata37°52’26” N 6°4’47” W
Castilblanco - Almadén de la Plata

Die Nacht in der Herberge war wegen den Ohrstöpsel einigermaßen gut. Die Doppelstockbetten waren gut, aber wenn sie wackeln, nicht so geeignet. Um ruhig in den Schlaf zu kommen, darf der andere sich nicht bewegen. Gegen 07:00 Uhr wurde die Herberge geöffnet und es war noch sehr dunkel draußen. Der Sonnenaufgang wurde mit 08:06 Uhr angegeben. Ich las am Abend zuvor über die Strecke, dass sie zunächst 18 km auf der Asphaltstraße entlang ging. Sämtliche Proteste der Pilgervereine haben da nicht geholfen, eine andere Strecke zu finden. Um diese Uhrzeit war schon recht viel los in dem Ort und auf der Straße. Ich setzte meine Stirnlampe auf, um rechtzeitig für die Autofahrer gesehen zu werden. Und tatsächlich, es ging nur auf dieser Straße entlang. Der Verkehr nahm etwas ab und es wurde richtig ruhig. Der Morgen kam und tauchte die grüne Landschaft in ein sanftes Erwachen. Herrlich und schon war die Straße wieder vergessen. Nach einer hohen Funk-Antenne, welche gleichzeitig die höchste Erhebung dieser Etappe darstellte, dauerte es nicht mehr lange und der Weg führte in den Parque Natural und hier gab es Ruhe und Natur pur. Unglaublich wie das auf einen wirken kann. Es gab sehr viele Korkeichen, denen man die Schälung ansah. Kleine plätschernde Bäche und quäkende Frösche. Eine kleine Bachüberquerung war leicht überflutet und so musste man auf den Steinquadern auf der Brücke entlang gehen. Eine herrliche kleine sportliche Abwechslung. Dann eine Ruine eines Bauerngehöfts und weiter durch die Natur. Vorbei an zufrieden grasenden Rindern, die nicht angekettet war. Hin und wieder durchquerte ich einige Gehege, welche man selbst durch ein Gatter öffnen und wieder schließen musste. Die Rinder lagen zum Teil wiederkäuend unter einem Olivenbaum. Was für ein schöner Anblick. Aber weniger schön war der Anblick, wie der Weg auf seinen letzten Zügen verlief. Er stieg steil an, um dann auf der anderen Seite vom Bergrücken zum Ort "Almadén de la Plata" zu führen. Das war eine echte Herausforderung bei dem Sonnenstand. Beim Abstieg ging man entlang des alten Pilgerweges durch einen Hohlweg. Das war aber recht beschwerlich, weil dieser mit der Zeit extrem uneben und steinig war. Deshalb führte daneben ein neuerer Weg. Ich erreichte "Almadén de la Plata" und war ziemlich verschwitzt, weil ich wegen der Sonne noch meine Jacke an hatte. Am Kirchplatz war eine private Herberge. In zwei DZ je 4 Doppelstockbetten. Es gab WLAN (👍) und unten gleich eine Bar. So brauchte ich nicht weiter durch den kleinen Ort zu gehen, um etwas zu essen. Leider schien der kleine hiesige Einkaufsladen geschlossen zu haben. Auf der alten Kirche haben sich zwei Storchenpaare niedergelassen und klapperten ganz vergnügt, wenn der Partner zurück kam.Read more
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- Day 132
- Tuesday, April 4, 2017 at 6:58 PM
- ☀️ 21 °C
- Altitude: 757 m
SpainMonesterio38°5’11” N 6°16’16” W
Almadén und Monesterio

Am Abend zuvor berichtete ein spanischer Pilger, dass die öffentliche Herberge in "Monesterio" geschlossen habe. Da sich die Pilgergemeinschaft wie ein Tross von Etappe zu Etappe schiebt bestand die Möglichkeit, dass man kein Bett mehr bekommt. Wer mich kennt weiß, dass ich bei dieser Androhung immer Panik schiebe. So habe ich dann über Booking.com ein Hostal in "Monesterio" ausfindig gemacht und gebucht. Sicher ist sicher und so konnte ich mir dann für die 37km Etappe auch Zeit für Pausen nehmen.
Morgens aus dem Bett, das fällt mir nicht schwer. Auch ohne Frühstück kann ich los gehen. Aber ich brauchte etwas Proviant und logischerweise Wasser. Und genau das ist unterwegs immer Mangelware. Denn die Landschaft ist kaum besiedelt und man kommt meist durch keine Ortschaft um etwas Wasser zu kaufen. Das bedeutet, man muss mindestens 2 Liter mitschleppen. Das Klima ist der Wahnsinn, abends recht kühl und tagsüber bekommt wird einem die Platte auf dem Kopf gebrutzelt. Sonnencreme ist auch hier Pflicht. Ich habe genug verbrannte Pilger gesehen.
Kurz vor dem Verlassen von "Almadén de la Plata" geht man an der kleinen Stierkampfarena vorbei. Sie ist (Gott sei dank) schon lange nicht mehr benutzt worden. Ich folgte dem Weg, der anch einiger Zeit zu einem Hohlweg wurde. Rechts und links am Weg wuchsen meterhohe Kakteen. Sah beeindruckend und etwas gruselig aus. Schon am Morgen bin ich von der Landschaft beeindruckt. Herrliches Grün und zwitschernde Vögel. Dazwischen Rinder, ziehen, Schafe und die bekannten schwarzen Schweine. Alle friedlich beisammen. Da können wir Menschen uns ein Beispiel dran nehmen. Es liegt noch Tau auf den Bäumen und Gräsern und wenn die Sonne darauf scheint, glitzert es wie kleine Diamanten. Wunderschön. Der Weg ist gut, schlängelt sich sanft durch hüglige Landschaften. Kleine Bäche mussten überquert werden und an kleinen, nebelwallenden Seen kam ich auch vorbei. Hin und wieder musste ein Gatter auf- und später wieder zugemacht werden. Plötzlich und unerwartet, steht eine große Herde von Schafen und Ziegen hinter einer Biegung. Ich überlegte kurz was ich nun mache, damit die Herde nicht auseinander stobt. Deshalb ging ich am Rand entlang und sie sind weniger panisch geworden. Dann begrüßte mich ein extrem lieber Hirtenhund. Auf einem Auge schien er blind zu sein. Den hätte ich wirklich sehr gerne mitgenommen. Bald erreichte ich "El Real de la Jara". Das war eine 14 Km lange Etappe nach "Almadén de la Plata". Da mir diese Etappe aber zu kurz war, habe ich die nächste noch dran gehängt. Ich ging also gegen 11:00 Uhr durch den mittlerweile recht lebhaften kleinen Ort. Alte Männer saßen bereits auf den Bänken und beobachteten das Treiben. Leider habe ich nicht daran gedacht mir Wasser zu kaufen. Bei diesem Ort liegt ein Castell. Sah recht mächtig aus, aber ich wollte weiter. Ich verließ den Ort und kam in einen herrlichen Wald aus Kork- und Steineichen. Dann sah ich eine andere Ruine und diese war bereits nicht mehr in der Provinz Andalusien, sondern der Extremadura - welche ich nun erreichte. Hier gilt eine andere Bezeichnung. Hässliche Metallblöcke mit grünem und gelben Strich. Sie symbolisieren den Originalweg (grün) und den Jakobsweg heute (gelb). Keine Ahnung warum die das so gemacht haben. Ich finde Muscheln und gelbe Pfeile super. Vorbei an grasenden Rindern und Ziegen, führte der recht breite Weg. Die Sonne stieg immer höher und da ich nun auch die Eichenwälder verließ, brannte sie ganz gut herab. Hier noch einmal ein Hinweis zu Sonnencreme und Wasser - beides UNBEDING IMMER mitnehmen. Letzteres ging mir bald aus und es war nicht angenehm. Ich folgte weiter dem Weg und erblickte weit hinten bereits den Pass in den Bergen nach "Monesterio". Oh mein Gott - dachte ich, da musst du noch lang. Meine Pausenintervalle verkürzten sich und der Rücken schmerzte. Meist ging es sanft bergauf, aber manchmal auch kurzzeitig kräftig. Der Verlauf des Weges war sehr interessant. Er schlängelte sich über Kreisverkehre und einer Autobahnbrücke. Nicht ganz einfach mit dem Gepäck auf dem Rücken schnell über die Straße zu huschen. Die letzten 8 km ging der Weg neben der Autobahn weiter - was nicht großartig störte. Es war trocken und staubig und hatte ich schon erwähnt, dass ich kein Wasser mehr hatte? Ich kam an einer stinkenden Hühnerquälfarm vorbei und beschleunigte etwas mein Tempo. Es ging erneut wieder bergauf zum Pass. Oben am Pass Puerto de la Cruz, konnte man einen Blick auf "Monesterio" werfen. Es sollten nur noch 20 Minuten bis dorthin sein. Dort saß ein älteres Pilgerpärchen welche mich auf englisch fragten, ob ich von Ihnen beiden auf der Bank vor dem Kreuz ein Foto machen könnte. Klar habe ich das. Sie bedankten sich recht herzlich. Das tut gut. Mein Motto ab heute: Jeden Tag eine gute Tat.
Ich folgte nur der Hauptstraße durch den Ort und erreichte das Hostel "El Pilar", welches ich gestern gebucht hatte. Der spanische Rezeptionist, schon etwas reif im Alter, kam mit der Computertechnik nicht so ganz zurecht. Ich musste mich wegen den Rückenschmerzen setzen. Er lachte darüber und fragte mich irgendwas auf spanisch. Ich deute es so viel wie "... lange gelaufen heute...". Er erzählte mir etwas während er mir den Schlüssel gab und verschwand. Keine Ahnung wo ich hin musste, um mein Zimmer zu finden. Ich verließ erst das Gebäude um nach einen anderen Eingang zu schauen. Dann ging ich zurück und die unscheinbare Treppe nach oben. Dort fand ich mein Zimmer und mein Bett und schlief gleich ein.Read more
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- Day 133
- Wednesday, April 5, 2017 at 1:03 PM
- ☀️ 22 °C
- Altitude: 570 m
SpainFuente de Cantos38°14’39” N 6°18’48” W
Monesterio - Fuente de Cantos

Es wird heute eine Etappe von 20km werden. Ein halber Ruhetag sozusagen. Das Hostal war ok, nicht der Brüller - aber ok. Da ich morgens nie oder kaum frühstücke, bin ich gleich los gegangen. Aber um diese Zeit hatten schon einige Bars auf, wo man Desyanunos bekommen kann oder nur einen Café. Auch machte ich unterwegs wieder relativ wenig Pausen und an diesem Punkt gelobte ich mir Besserung.
Als ich um 07:10 Uhr aufbrach, war es natürlich noch dunkel. Aber es war auf den Straßen schon einiges los. Irgendwie lustig fand ich, wie die Pilger so aus den Häuser kamen. Jedoch gingen alle in die entgegengesetzte Richtung. Ich überprüfte 3x meinen Standort und meine Richtung. Ich war richtig. Ich kann es mir nur so erklären, dass sie "alle" auf der Suche nach Frühstücks-Futter waren.
Ich folgte dem Weg aus dem Ort hinaus. Es ist immer etwas unheimlich, im Dunkel zu wandern. Aber es dämmerte schon leicht und von daher waren die "bösen Geister" vertrieben. Es wurde sehr ländlich und grün und wieder gab sehr viele Tierbegegnungen, welche zwischen den Steineichen auf der Wiese grasten. Eine sehr große Herde von Schafen begegnete mir. Einfach so - ohne Hund und Hirte. Ich schätze, es waren so an die 200 Tiere.
Einige Gatter mussten wieder geöffnet und geschlossen werden. Heute mal kein treu blickender Hund, was mich ein wenig traurig stimmte und Erinnerungen an den gestrigen Hund wach werden ließen.
Bereits gestern Abend schrieb ich ein Hostal in "Fuente de Cantos" mit der Bitte an mir mitzuteilen, ob sie Angebote für Pilger haben. Da ich kein Spanisch spreche, bediente ich Goolge. So oder so. Diese Übersetzung verstand ich nicht und es wanderten einige Mails hin und her bis klar war, was ich wollte. Dämliche Technik. Da hilft nur Sprache lernen.
Aber zurück zum Weg. Es war wieder sehr ruhig, bis auf meine Geräusche beim gehen, hörte ich Vögel zwitschern. An einem Bach angekommen, überquerte ich diesen auf Steinen, welche im Wasser lagen. Dann eine kleine Pause und weiter geht es. Schnell mal Emails checken wegen dem Hostal und wieder Google benutzen. Irgendwie trotzdem lustig. Anfangs gab es noch Bäume, nun aber nur weite Landschaft. Das vermittelt einem das Gefühl, man komme nicht voran. Etwas deprimierend. Von der Ferne sah man schon "Fuente de Cantos". Aber das waren bestimmt noch 12 km zu gehen. Wieder einen Bach überqueren, etwas hoch und etwas runter. Dann wieder Pause und Email gecheckt - hehe. Ich ging weiter und die Sonne wurde recht kräftig. Sonnencreme wollte auf meiner Haut verteilt werden. Nach einer Weile stellte ich fest, dass ich bei einer Rast mein Basecap liegen gelassen haben musste. Egal. Dann soll es wohl so sein.
Ich erreichte "Fuente de Cantos". Mehrere Reklameschilder versuchten Pilger in ihre Unterkünfte zu ziehen. Ich entschied mich, da das Hostal per Email nicht mehr antworte, für die öffentliche Herberge. Es war ein modern umgebautes Kloster. Sehr freundliche Hospitaliera. Ich war natürlich zu früh da, aber man nahm mich auf und zeigte mir die Räume. Alles sehr gut gemacht. War doch eine gute Entscheidung von mir gewesen. In der Küche fand ich noch Linsen. Da mache ich mir heute was draus. Gestern im Supermarkt gab es eine Offerta. Mischgemüse im Glas. Das kaufte ich und die Flüssigkeit trank ich aus. Jetzt mache ich mir gleich die Linsen mit dem Mischgemüse. Motto heute. Es kommt wie es kommt.Read more
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- Day 134
- Thursday, April 6, 2017 at 3:10 PM
- ☀️ 30 °C
- Altitude: 521 m
SpainZafra38°25’38” N 6°25’3” W
Fuente de Cantos - Zafra

In dem Kloster war es in der Nacht recht kühl. Mehrmals bin ich aufgewacht und habe die Stille in der Nacht genossen. Dann bin ich wieder eingeschlafen und durch Geräusche außerhalb meines Zimmers wach geworden. Es war das französische ältere Ehepaar, welches gestern Abend angekommen war. Ich hatte sie beobachtet, wie sie gemeinsam ihre gewaschene Wäsche ausgewrungen und aufgegangen haben. Ein schönes Bild und ich sah gerne zu. Beide versuchten im völligen Dunkel, hatten wohl kein Handy 😉, eine offene Tür zum Verlassen der Herberge zu finden. Ich war ebenfalls gerade beim packen und versuchte meinen Schlafsack in den Rucksack zu stopfen. Dann gelang es den beiden die "eigentliche" Tür zum zu finden. Ich war froh, denn dadurch wusste ich nun auch wo sie war.
Es war kurz nach 07:00 Uhr und wieder war zu dieser Uhrzeit erstaunlich viel los. Gestern bin ich mir zum Supermarkt gegangen und Brot für meine Linsen zu holen. Eine Besichtigung des kleinen Ortes hielt ich für nicht notwendig. Das was ich am Morgen nun sah, ließ mich doch meine gestrige Entscheidung etwas bereuen. Ein schöner Vorplatz an der Kirche und die Kirche selbst in Palmen. Ein schönes morgendliches Bild. Nach ca. hundert Meter und ich hatte den Ort verlassen. Es folgte eine Landschaft, welche durch Viehzucht geprägt war. Ein Mast Hof nach dem anderen und hier wurden hauptsächlich die schwarzen Schweine gehalten. Die meisten liefen tatsächlich draußen herum und man konnte ihrem Treiben zusehen. Anfangs kam mir die Gegend wie ein Vorort einer großen Stadt vor. Überall landwirtschaftliche Gebäude, der typische Geruch von Tieren und natürlich deren Geräusche. Aber eines viel mir auf, es gab so gut wie keine Bäume. Weit und breit nur Wiesen, Ackerbau und Weinanbau.
Die Sonne stieg langsam höher und es wurde wärmer. Jedoch nicht so warm, dass man hätte seine Jacke ausziehen können. Später sah ich einen Pilger vor mir. Zuerst dachte ich, dass es einer von dem französische Paar sein musste. Aber es war ein anderer Pilger. Da dachte ich - ok - die Ehefrau sitzt noch in einem Café und der Mann geht vor und macht das Bett klar. Als ich näher kam und ihn überholte stellte ich fest, den kannte ich nicht. Ein betagter älterer Herr. Ich weiß nicht ob ich das schon einmal geschrieben habe. Aber die Via scheint ein Pilgerweg für ältere Menschen zu sein. So ging ich denn in Gedanken über das Verbleiben von dem französische Paar einfach den Weg weiter. Kleine Rinnsale mussten überquert werden und kleine Hügel. Nichts bemerkenswertes. Allerdings gibt es keine Gehöfte mehr, sondern nur noch eine flache, sanft-hügelige Landschaft. In der Ferne sah ich eine, eigentlich für Andalusien typische, große Stier-Silhouette.
Es ging weiter durch diese Landschaft, bis ich erneut zwei Pilger sah. Ich dachte natürlich an mein lieb gewonnenes französisches Paar. Beide gingen kurz auf eine Straße zu, an dieser ebenfalls kurz entlang, um dann quer in ein Weizenfeld hinein zu gehen. Nach ca. 1 km kam mir der Mann entgegen. Wieder war es nicht der Franzose. Er fragte mich auf englisch ( und ja, es war ein Engländer) , ob ich eventuell ein Smartphone in einem Etui gefunden habe. Dies sei ihm aus seiner Jackentasche gefallen. Leider ist mir unterwegs nichts entsprechendes aufgefallen. Ich hatte Mitleid mit ihm. Er ging den Weg zurück, sein Smartphone suchen. Ich ging weiter und traf die Frau an einer Stelle, die im Wanderführer schon als besondere Vorsicht beschrieben ist. Vorsicht deshalb, weil es ein kleiner breiter Bach mit Unebenheiten war. Entweder sollte man sich laut Buch die Schuhe ausziehen und barfuß durch gehen, auf den Steinen im Bach hinüber springen oder zurück zur Straße und auf dieser entlang gehen. Ich entschied mich für das balancieren mit einem Rucksack auf rutschigen Steinen. Es gelang mir sicher auf der anderen Seite anzukommen. Ich erklärte der Frau mein Bedauern zu dem Smartphoneverlust und ging weiter. Aber irgendwie spürte ich ihre Blicke hinter mir. So als würde sie mich nach einem Etui mit einem Smartphone absuchen. Weiter und weiter ging ich, ohne mich umzudrehen.
Irgendwann musste ich mal eine Pause machen. Aber ich fand keine gute Gelegenheit zum sitzen. Gut das ich damit gewartet habe, denn ich sah schon in der Ferne einen von der Sonne geschützten überdachten Rastplatz. Den ersten Restplatz überhaupt auf dem bisherigen Weg. Eben die Erdnüsse gezückt und Wasser getrunken. Und natürlich Schuhe zum Ausdampfen ausgezogen. Dort blieb ich ca. 16 Minuten und ging weiter, durchquerte die Ortschaft "Puebla de Sancho Pérez". Ein Ort an einer Weinstraße. Was ständig mit Reklame bekräftigt wurde. Bis nach "Zafra" sollte es von hier nicht mehr weit sein. Im Wanderführer habe ich erneut von unterschiedlichen Angaben zur Routenführung gelesen. Ich wollte mich dann doch lieber auf die örtlichen Markierungen verlassen. Und tatsächlich, der "neue" Weg wich etwas von dem beschriebenen im Buch und App ab. Aber nicht schlimm. Ich kam in Zafra an. Scheint mit seinem fantastischen Parador sehr sympathisch zu sein. Der sah aus wie eine kleine Festung. Zwar sah ich die "Kult-Pilgerherberge", ließ sie aber links liegen. Sie war mir zu overdressed und so etwas brauche ich nicht. Ich bevorzugte dann lieber wieder eine Herberge, in einem ehemaligen schlichten Kloster. Sie gefällt mir ebenfalls und hatte einen super netten Hospitaliero. Geduscht und mit meiner mobilen Waschmaschine Wäsche gewaschen und diese aufgehangen, dann etwas gegessen und geruht. Bestimmt werde ich heute zum Abendessen etwas in die Altstadt gehen. Und es hat sich gelohnt. Ein wirklich schöner kleiner Altstadt-Kern mit einem hübschen Platz zum Verweilen. Motto des Tages: Wo sind die Franzosen? 😊Read more
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- Day 135
- Friday, April 7, 2017 at 1:19 PM
- ☀️ 26 °C
- Altitude: 415 m
SpainPago de las Encomiendas38°33’31” N 6°20’18” W
Zafra - Villafranca de los Borros

Ich habe eine angenehme Nacht gehabt. Meinen Rucksack brauchte ich gar nicht auspacken, da genügend Decken vorhanden waren. So war mir in der Nacht auch nicht kalt geworden. Schon komisch. Nachts noch ziemlich kalt und mittags in der Sonne brütende Hitze. Wieder ging ich los ohne Frühstück. Jedoch habe ich es etwas bereut, nicht in einem der hübschen vielen kleinen Cafés etwas zu mir genommen. Denn angesichts der bevorstehenden kurzen Etappe und der sehr wenigen Pilger (insgesamt waren wir 4), war es mehr als unwahrscheinlich, dass mir ein Bett am Ende der Etappe weggenommen werden kann. Wie immer meine größte Angst. Die rührt wahrscheinlich von meinem ersten ersten Camino 2008 her. Dort stand ich erschöpft häufiger vor Herbergen die "Completo" waren. Wenn man erschöpft ist, beginnt man diese Worte zu hassen und die Schilder auf den sie geschrieben sind und die Tür an dem das Schild hängt und das Haus an dem das Schild hängt und die Straße in dem das Haus steht ... Ich schweife ab. Ohne Frühstück also los. Der Engländer neben mir war auch wach und bereitet sich ebenfalls vor. Ich Prinzip packe ich abends immer so meinen Rucksack, dass ich morgens nur sehr wenig da ran muss und gleich losgehen kann. Andere packen morgens immer noch am Rucksack herum. Zum restlichen packen verließ ich das Zimmer, um den anderen nicht zu stören. Im Flur fiel mir meine Wasserflasche herunter und das weckte offenbar den Hospitaliero. Denn keine zwei Minuten später stand er mit einem Lächeln neben mir und erzählte mir irgend etwas. So viele "rollende R" in einem Satz, da wird einem ja schwindelig. Er wollte mir nur den Weg erklären und das es 19,7 km sind und dass die private Albergue - El Carmen in "Villafranca" sehr gut sei. Wir verabschiedeten uns am Tor vom ehemaligen Kloster und ich ging durch die ruhige Stadt. Erstaunlich. Im Gegensatz zu den vorherigen Ortschaften, war bei denen um diese Zeit schon wesentlich mehr los. Ich überprüfte die Uhrzeit - es war wie immer wenn ich losging 07:00 Uhr. Die Straßenlaternen waren hell genug aber ich wusste, dass ich bald Zafra verlassen werde und auf meine Stirnlampe zurückgreifen muss. So war es denn auch. Nach nicht einmal 20 Minuten waren keine Laternen mehr da und auch keine Häuser.
Der Weg führte auf eine kleine Bergkuppe und man konnte am Horizont schon erkennen, dass es bald grauen wird (schreibt man das so?). Laut Reiseführer soll der Weg über die Bergkuppe hinunter zu einem Ort namens "Los Santos de Maimona" führen - ein schöner Name wie ich finde. Oben auf der kleinen Bergkuppe machte ich zunächst eine kurze Pause und genoss den beginnenden Sonnenaufgang mit einer Banane und zwei Neapolitanern (darf man das heute noch so sagen? Stand zumindest so auf der Verpackung). Dann kam ein Auto den Berg herauf gefahren und parkte hinter mir. Irgendwie unheimlich, denn es stieg niemand aus. Zwei Minuten später kam ein weiteres Auto und parkte ebenfalls. Es stieg eine Frau aus und ging zu dem anderen Auto. Ein Mann stieg aus, beide waren in den 40er und begrüßten sich kurz. Während die Frau mit erhobener Stimme wie viele "R's" trällerte. Beide gingen dann in den Wald und nun begann meine Fantasie eine Geschichte zu basteln. Beide liebten sich. Das wäre ja sehr romantisch, aber so gingen beide nicht miteinander um. Also anderes Szenario. Er will Sex und beide sind verheiratet. Heimlich treffen sich beide hier oben. Der Sex muss sein, damit die Straße vor dem Haus der Frau geteert werden kann. Sie macht das, damit ihre alte Mutter beim Verlassen des Hauses den Rollator besser schieben kann. Er hingegen ist eher ein frustrierter Hausmann, die Frau geht arbeiten und hat das Sagen zu Hause. Beide treffen sich unter dem Vorwand, eben mal schnell Brötchen zu holen. Tja - was für ein blöder Vorwand. Denn als ich mit dem Picknick aufhörte und bereits den Berg hinunter gegangen bin, kam mir ein anderes Auto entgegen. Eine Frau Mitte 40 am Steuer und eine alte Frau als Beifahrerin. Ich wusste es. Jetzt kommt die Ehefrau von dem Mann und bringt ihre Mutter mit. Dann erschlagen sie den Mann und die anderen Frau mit dem Rollator der Schwiegermutter. Was für eine Geschichte. Das ist ja Hollywoodreif. Ich ging mit diesen Gedanken noch weiter und erreichte den Ortskern. Die Kirche war schön anzusehen. Nettes Portal mit tollen Reliefs.
Auch dieser Ort ist schnell durchquert und es wurde wieder ländlich. Und der Geruch ebenso. Offensichtlich wurde Gülle versprüht, was sehr lange anhielt. Auch kam ich wieder an vielen schwarzen Schweinen vorbei, welche durch einen süßen Hund betreut wurden. Die Sonne stieg langsam höher und offenbarte eine flache, fast baumlose Landschaft mit Ackerbau und - jawoll, Weinanbaugebiete. Alle Reben fein säuberlich gestutzt. Manche hatten schon kleine Triebe. Aber mehr auch nicht. Es ging weiter den Weg entlang. Dann kamen Olivenplantagen dazu. In den Plantagen wurde kräftig gearbeitet und die Olivenbäume wurden beschnitten. Immer wieder schön anzusehen, die blühenden Wildblumen rechts und links vom Weg. Auch der Geruch wurde besser und erinnerte an viele Kräuter.
Laut Reiseführer kam ich an einer ehemaligen Herberge vorbei, welche geschlossen sei. Nun, es handelte sich dabei wohl eher um eine Ruine und die war schon seit Jahren verfallen. Am Weg zeigte die Markierung mit den grauen Granitquadern an, dass ich mich auf dem original Jakobsweg befinde, aber auch auf der alten Römerstraße. Hin und wieder sah man alte Brunnen, welche früher der Versorgung der Reisenden und Tieren mit Wasser dienten.
In der Ferne sah man schon "Villafranca de los Barros". Nach dem unterqueren der Autobahn, folge ich der Landstraße bis zum Ortsrand. Ich habe mein Ziel bald erreicht und es war noch nicht einmal Mittag. Jedoch stand mein Entschluss hier zu bleiben fest, um mich für die kommenden langen Etappen zu schonen. Außerdem soll die empfohlene Herberge "El Carmen" sehr gut sein und einen Yorkshire haben. Endlich wieder einen Hund streicheln. Von außen war die Herberge eher unscheinbar - neutral. Was schon einmal sympathisch ist. Man muss klingeln und sofort bellte es. Wie süß. Eine telefonierende Spanierin öffnete mit die Tür und wieder so viele "R's". Beide begrüßten mich - die Yorkshire-Dame eher demütig und die Spanierin verschwand erst einmal zum telefonieren. Als sie zurück kam, bekam ich einen Stempel und mein Bett. Dann zeigte sie mir die Herberge, was offensichtlich auch ihre Wohnung war. Aber eher wie eine sehr große "WG". Sehr sympathisch diese Frau.
Es trafen dann noch der Spanier aus "El Real de la Jara", die zwei Briten die das Smartphone verloren haben (er ging zurück und fand es nach 6 km wieder) und meine zwei Franzosen aus dem Kloster. Man trifft sich auf dem Weg eben mindestens zwei mal wieder.
Mal sehen wie oft ich einige noch weiterhin sehen werde.
Mein Motto heute: Glaube nicht alles was du siehst!Read more
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- Day 136
- Saturday, April 8, 2017 at 2:55 PM
- ☀️ 24 °C
- Altitude: 305 m
SpainTorremegía38°47’24” N 6°22’51” W
Villafranca de los Borros - Torremejío

Ich konnte leider nicht gut einschlafen, viele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Zum einen, dass ich gestern eine Pilgerin aus Deutschland kennengelernt habe. Sie kam aus meiner (ursprünglichen) Heimat dem Harz und das auch noch 10km von meinem Heimatort "Westerhausen" entfernt. Die Welt kann echt klein sein. Zum anderen ging mir die heutige Etappe und für die nächsten Tage ansteigende Temperaturen durch die Gehirnwindungen. Die Etappe sollte laut Wanderführer sehr Kontrastlos und öde sein. Zusätzliche Langeweile der Etappe kam durch ein wirklich 10km lang gestrecktes , schnurgerade Stück des Weges. Aber irgendwann kam ich dann doch zur Ruhe und konnte einschlafen.
Die Nacht war ok. Da ich seit Jahren kaum durchschlafe und jede Nacht mehrmals wach werde, war das nichts Neues für mich. Erneut war es von großen Vorteil, dass ich am Abend zuvor den Rucksack komplett gepackt habe und nur noch los zu gehen brauchte. Es ärgerte mich etwas, dass ich die Übernachtung der Herberge mit Frühstück bestellt hatte und nun nichts frühstücken werde. Die wundervolle Hospitaliera und der Hund Nora waren "Schuld", dass ich Desayuno dazu bestellte. Aber ich brach auf und verabschiedete mich von meinem Bettnachbar der mich ebenfalls mit einem Kompliment, ich sei ein guter "Kompagnon", verabschiedete. Und das in der Hoffnung, dass wir erneut in der selben Herberge sein werden. Aber nun endlich raus und ab auf den Weg.
Diesmal war es 06:00 Uhr als ich losging und das mit Absicht. Ich wollte es vermeiden, auf dieser baumlosen Etappe in die Mittagshitze zu kommen. Zuerst musste ich etwas den Weg suchen, da die Herberge etwas abseits gelegen ist. Aber dank der App kein Problem. Es war natürlich noch sehr dunkel und auch hier diesmal kaum Menschen auf dem Weg. Den Ort haben ich an den zwei Kirchen schon nach 15 Minuten verlassen und dann wurde es dunkel. Dabei war es wirklich toll und hat mich immer wieder zu innehalten veranlasst, den Sternenhimmel anzusehen. So viele Sterne sieht man nicht häufig und nachts im hell erleuchteten Berlin, sah man fast keine mehr. Immer mal wieder musste ich meine Stirnlampe aufsetzen. Schon allein deshalb, damit mich überholende Traktorfahrer sehen konnten. Erstaunlich viele fahren so an mir vorbei. Langsam dämmerte es und ich machte eine Pause, aß mein Brot und meine Banane und beobachtet den Sonnenaufgang. Weiter ging es auf der trockenen Straße. Hin und wieder roch es nach verbrennendem Olivenholz und tatsächlich. An manchen Stellen brannten große Holzscheite und Männer bewachten den Platz. Ich glaube ich Deutschland ist so etwas verboten oder nur an bestimmten Tagen zulässig.
Es gibt tatsächlich nicht viel über den Weg zu erzählen. Er war geradeaus, hatte kaum Höhen und Tiefen, schon gar keine Kurven und es war außer mir kein Pilger unterwegs. Letzteres gefiel mir am besten. Ab und zu überquerte eine Autostraße (oder die Via die Autostraße?) den Weg. Mal war da ein Auto, aber meistens Stille. Bis auf wirklich wenige Vögel. Das war wirklich etwas öde und so hörte ich ein Hörbuch. Theodor Storm - Der Schimmelreiter. Warum entschied ich mich für dieses Hörbuch? Lag es daran, dass der Weg so trocken war? So ging es dann sage und schreibe 5 Stunden und dann sah ich das Ziel. "Torremojía". Ich konnte mich nicht entscheiden - soll ich die private Herberge "El Rojo" nehmen oder mich lieber doch für die touristische Herberge in einem Adelspalast entscheiden? Ich entschied mich dann doch für die letztere. Ich unterquerte eine Bahnstrecke und nährte mich über einen Feldweg (offizieller Weg) dem Ort. Immer mal wieder begrüßten mich Menschen sehr freundlich und ich grüßte zurück. Der Ort selbst ist, was ich bisher gesehen habe, keine architektonische Schönheit. Aber dafür der Adelspalast, der nun eine Herberge ist. Modern ausgebaut und modern ausgestattet, war ich der erste Pilger an diesem Tag. Eingecheckt, etwas geschlafen und dann kamen auch schon andere. Eine furchtbar laute Familie (Mann, Frau, Sohn) aus Frankreich. Die schmissen mit den Türen, sprachen extrem laut und all ihre Handlungen waren hektisch. Hätte ich Ritalin dabei gehabt, ich hätte ihnen welches angeboten😜
Motto des Tages: in der Einsamkeit eines langen Weges liegt sich Würze!Read more
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- Day 137
- Sunday, April 9, 2017 at 2:45 PM
- ⛅ 24 °C
- Altitude: 274 m
SpainAljucén39°2’37” N 6°19’51” W
Torremejía - Aljucén

Obwohl gestern eigentlich Samstag war und die Supermercado's so wie ich es kenne auch abends geöffnet haben, war es in diesem Ort leider nicht so. Alles war geschlossen. Hin und wieder hatte jedoch eine Bar auf. Mir blieb nichts anderes übrig, als in der Albergue ein Menü für Pilger zu essen. Es war ganz gut und völlig ausreichend. So hatte ich auch am Abend keinen Hunger mehr. Die Pilger versuchten sich zu entspannen. Manche mit lesen, manche mit ihrem Smartphone und manche mit Wein oder Bier. Ich hingegen beobachtet die verschiedenen Szenerien. Dann traf der ältere Mann ein, der schon in der Albergue "Fuente de Cantos" (das modern ausgebaute Kloster) ich als "unheimlich" bezeichnet" hatte. Ein betagter Mann mit weißen Haaren und weißen Bart. Er wirkte sympathisch, aber gleichzeitig auch auch irgendwie "schmuddelig". Der ältere Mann kam mit seinem weißen Pferd und seinem schwarzen, kurzgeschorenen Pudel. Das Zaumzeug vom Pferd war bunt und es war gesattelt. Er hielt es am Zaum und führte es an die schattige Hausseite der Herberge. Dort band er es an und gebot seinem Hund dort ebenfalls zu bleiben. Dann ging er in die Herberge, wohl um sich und seinen Tieren diesen Platz zu sichern. Er bekam einen Platz. Der Hund konnte dort im Schatten bleiben, das Pferd musste er aber an der anderen und sonnigen Hausseite anbinden. Das sollte jedoch kein Problem sein. Eine neue Szenerie bot sich an. Es war Zeit, für einheimische und Interessierte, an der Messe der ebenfalls an der Herberge liegende Kirche teilzunehmen. Ich habe nicht bemerkt, dass auch nur einer von den Pilgern zur Messe ging, aber scheinbar das gesamte Örtchen. Es wurde am Platz so richtig voll. Gut gekleidete Menschen in jedem Alter. Die französische Familie von gestern, welche so furchtbar laut und hektisch waren, schliefen in ihren Betten. Mein Drang sie zu wecken war extrem groß. Aber ich ließ sie schlafen. Das hätte ich allerdings mir von ihnen gestern auch gewünscht.
Die Nacht wahr ruhig und so warm, dass ich meinen Schlafsack nicht benutzen musste. Die Decken vor Ort haben ausgereicht. Gegen 05:45 Uhr stand ich auf und nahm alle meine Sachen aus dem Zimmer, um andere nicht weiter zu stören. Nachdem ich meine Wasserflaschen aufgefüllt und die Nachrichten gecheckt bzw. die Wander-App gestartet habe, ging es los.
Natürlich war es um 06:00 Uhr noch dunkel. Der Ort war schnell durchquert. Aber dadurch, dass so viele landwirtschaftliche Betriebe gab, war es lange am Weg erleuchtet. Dieser führte zunächst links an der Straße entlang, um später rechts an dieser weiter zu führen. Man kam sogar recht nahe an die Autobahn heran. Erneut war meine Stirnlampe sehr nützlich. Denn dadurch konnte ich Unebenheiten schneller erkennen und Verletzungen durch umknicken oder ähnliches vermeiden. Diese Investition hat sich schon einmal gelohnt. Später führte der Weg zwischen Weinanbaugebiete und Olivenhaine entlang nach "Mérida". Direkt über die alte und sehr lange Römerbrücke, gelang man in die Stadt. Es gab Ausgrabungsstätten direkt in der Stadt, aber ansonsten empfand ich sie bis auf das Aquädukt ganz ok. Vergebens suchte ich an diesem Sonntag eine geöffnete Panaderia. Also weiter und Mérida hinter sich gelassen, ging es dann in Richtung Stausee. Welcher auch als Erholungsgebiet und auch zum baden diente. Interessant hierbei, auch dieser ist sehr alt. Es ist wirklich ein schönes Plätzchen dort und man kann es sehr lange dort aushalten. Nach einer kleinen Pause ging ich weiter. Zunächst auf einer Landstraße und später bog die Via von dieser ab und verlief weit durch das Gelände. Herrlich blühende und duftende Kräuter und Blumen am Wegesrand und im Hain. Wirklich wunderschön. Meine Stimmung stieg bei diesem Anblick, war ich doch schon seit 6 Stunden unterwegs. Leicht beschwingt ging es durch die wellige grüne Landschaft.
Eigentlich wollte ich in "El Carrascalejo" in die Herberge. Aber in Wanderführer stand, dass an dieser seit 2015 gebaut wird und diese eventuell noch nicht geöffnet hat. So war es dann auch. Äußerlich sah sie fertig aus. Aber geöffnet hatte sie trotzdem nicht. So musste ich 2,5 km weiter bis nach "Aljucén", in der Hoffnung, dort noch ein Bett zu bekommen. Die Strecke war schnell gegangen und der Ort ist Mega-klein. Die Herberge auch erreicht und das letzte Bett bekommen. Direkt an der Herberge ein kleiner "Kiosko", wo sich offensichtlich auch die Einheimischen trafen. Es war sehr voll. Nach dem ich eincheckt hatte, trank ich dort draußen im Schatten ein köstliches Bier.
Mein Motto heute: Gut Fuß will Weile habenRead more
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- Day 138
- Monday, April 10, 2017 at 1:13 PM
- ⛅ 21 °C
- Altitude: 467 m
SpainAlcuéscar39°10’46” N 6°14’3” W
Aljucén - Alcuéscar

Die gestrige Herberge war in ihrer Ausstattung für mich die bisher Beste auf der Via. Leider habe ich keine Fotos gemacht, aber in meiner Erinnerung wird sie bleiben.
Die Nacht war mäßig. Das lag vielmehr am Bett. Es handelte sich wieder um ein Doppelstockbett. Es sah eigentlich recht stabil und wackelfest aus, aber das war es nicht. Jede kleinste Bewegung von dem Mann unter mir reichte zum schwanken aus. Und er bewegte sich nach meinem Empfinden sehr häufig. Ja es machte mich sogar etwas wütend, so dass ich mich mit Absicht auch ein-zwei-mal stärker hin und her wälzte. Damit hoffte ich für ihn, dass er ein Gefühl dafür bekam, wie das eben so ist. Gegen 05:15 Uhr standen schon die ersten auf. Es waren Franzosen. Licht im Bad an, Tür auf und Tür zu, am Rucksack herum packen, wieder Bad, Tür auf Tür zu Rucksack, am Bett fummeln. Die versuche dabei leise sein zu wollen, störten mich am meisten. Egal. Die Nacht ist vorbei und ich stand mit einem strengen Blick zu meinem unter mir liegenden Bett-Nachbar auf. Ich nahm meinen bereits erneut am Abend zuvor gepackten Rucksack, meine Gürteltasche und Brille und verließ das Zimmer. Draußen zog ich mich an, bei langsam immer nervöser werden Mitpilgern, denn das Frühstück wurde schon am Abend zuvor bereitgestellt. Man möchte ja schließlich nicht nur bei den Unterkünften der oder die Erste sein ;-)
Gegen 06:20 Uhr verließ ich die Albergue und machte mich auf dem Weg. Vorbei an dem Kiosko von gestern Abend, wo ich gut und günstig gegessen habe. Vorbei an der alten Kirche, welche von zwei Palmen eingerahmt war und vorbei an einem noch zu dieser Zeit beleuchteten Brunnen. Die kleine Ortschaft war schnell durchquert und ich musste erneut wegen der Dunkelheit meine Stirnlampe aufsetzen. Der Weg folgte einer alten Landstraße. Diesmal war wirklich niemand unterwegs. Der Mond schien sehr hell, es war zunehmender Mond - fast Vollmond. Ich überquerte den Rio Aljucén, kam an einer verlassenen Tankstelle vorbei und betrat den Parque Natural "Cornalvo". An einigen Schaubildern konnte man etwas zur Flora und Fauna erfahren, aber leider alles auf spanisch. Die Bilder waren aber sehr gut gestaltet. In weiter Ferne hörte man sehr leise aber präsent, die Autobahn. Und wenn ich stehen blieb, wurde ich von einem herrlichen Konzert der verschiedenen Vögel, leisen Kuh- und Schafsglocken und entferntem Hundegebell eingenommen. Einfach Fantastisch und völlig kostenlos. Immer wieder blieb ich so stehen und lauschte dem Konzert. Gaaaaanz laaaaangsam ging die Sonne auf und durch den Tau tauchte sie die Umgebung in eine glitzernde, mit blühenden Blumen und Pflanzen bestückte Landschaft. Dazu dann noch das Konzert der Tiere. Es war einfach wunderschön. Von dem Konzert nahm ich Audiotöne auf, mal sehen ob die zu Hause auch noch so gut klingen.
Es ging gute 2 Stunden durch diesen Park. Hin und wieder mussten erneut ein paar Gatter geöffnet und auch wieder verschlossen werden. Rinder und Kälber lagen nur 5 m von mir frei auf den Wiesen und kauten genüsslich vor sich hin. Manchmal gab es kleine Steigungen, aber die sind eigentlich keine Erwähnung wert. Ein kleiner Bach musste über Steine überquert werden und dann verließ man den Naturpark. Aber es blieb weiterhin so schön. Blühender Lavendel, Ginster und Zistrosen, schmückten nun den Weg. Der Geruch war überwältigend.
Heute wollte ich mit Absicht keine lange Etappe machen. Es sollten 20km sein, denn heute war mein Geburtstag und den ich wollte ihn in einer schönen Atmosphäre verbringen. Leider gab es in Alcuéscar kein Hotel oder andere nette Unterkunft für mich alleine, so dass ich wohl dann in die Albergue der "Kongregation der Brüder und Schwester und der Armen" gehen musste. Es war nicht nur eine 100 Betten Herberge (ich bezweifle sehr, das diese voll geworden wäre), sondern auch eine Wohnstätte für Behinderte. Auf Spendenbasis, gab es ein gemeinsames Abendessen und Andacht. Hmm... habe ich darauf an meinem Geburtstag wirklich Lust? Nicht wirklich. Ich las meinen Reiseführer erneut und benutzte Google. Bei Google wurde ich nicht fündig. Aber in einem meiner Reiseführer stand etwas von einer Deutschen, die hieß Dorothea und sie möchte eine kleine private Herberge für Pilger aufbauen. Zum Stand der Redaktion 2016, war Dorothea noch nicht sehr weit mit dem Aufbau der Pilgerherberge. Jedoch nehme sie bei Voranmeldung Pilger auf. Das klang zwar etwas unsicher, aber es war besser als die Alternative noch weiter zu gehen und in ein noch kleineres Dorf zu gelangen, wo es keine Einkaufsmöglichkeit gab. Das war mir dann doch nicht so recht. Also rief ich Dorothea an und sie ging auch gleich an das Telefon. Eine sehr freundliche und offene Stimme. Wir duzten uns gleich und sie sagte, klar könne ich bei ihr übernachten. Im Moment wäre ich auch der einzige. Wo ich den wäre? Ich sagte ihr, dass ich bereits in Alcuéscar bin und an dem Konvent stehe. Sie beschrieb den Weg zu einem Café, welchen in 5 Minuten entfernt lag. Sie sei gerade noch in der "Landschaft unterwegs", käme aber in 15 Minuten vorbei und hole mich ab. Gesagt getan. Ich ging zu dem Café, wo der Besitzer gerade den Fußboden mit Wasser säuberte Deshalb konnte ich dort keinen Kaffee trinken. Dann stellte ich mich eben daneben. Sie wird mich schon finden. Und tatsächlich. Nach guten 20 Minuten kam eine schwungvolle ältere Dame und fragte mich auf deutsch, ob ich Guido sei - sie sei Dorothea. Eine sehr nette Frau. Sie kam zu Fuß und wir gingen kurz durch zwei Gassen und waren auch schon bei ihr. Sie wohnt in einem Haus und teilt ihre Wohnung mit pilgern. Sie gibt Auskünfte zu Herbergen, dem Weg, der Stadt und Einkaufsmöglichkeiten. Ich hatte viele Fragen 😬. Aber sie leider keine Zeit. Sie hätte noch Besuch. Es waren zwei Klientinnen, welche sie noch zum Flughafen von Sevilla bringen muss und käme erst gegen 20:00 Uhr wieder zurück. Sie zeigte mir alles was zu beachten ist und auch, wenn neue Pilger kämen und überließ mir einen Schlüssel zu ihrer Wohnung. Was für ein Grundvertrauen in Menschen muss diese Frau haben? Einfach toll. Sie war die Via schon 3,5 mal gegangen sagte sie. Auch die anderen großen Jakobswege habe sie schon gemacht. Im Flur hingen die Pilgerausweise mit den Stempeln und die Urkunden. So wie ich ihre Wohnungseinrichtung deute, arbeitet Dorothea mit Heilsteinen. Das Wasser holt sie immer aus einer Quelle in der Nähe und hat es auch mir empfohlen. Wer mich kennt weiß, dass ich jetzt schon begeistert bin.
Als Dorothea mit den zwei Klientinnen weg war, wusch ich meine Wäsche und duschte. Dann klingelte es auch schon zum ersten Mal. Ich ging hinüber und öffnete. Es war Kai, welchen ich in der dritt vorletzten Herbergen kennengelernt hatte. Er war aus Hannover und hat eine Tochter. Auch ein ganz netter Kerl. Der machte jedenfalls große Augen als ich die Tür öffnete. Ich zeigte und erklärte ihm alles und kam mir dabei wie ein Hospitaliero vor. Ein saugutes Gefühl. Einkaufen musste ich auch noch, denn alle meine Reserven sind durch das vergangene Wochenende drauf gegangen.
Kai und ich quatschten erst einmal eine Runde lang. Dann wollte er einkaufen gehen, was nicht ging, weil alles zwischen 13 und 17 Uhr geschlossen hatte. Irgendwie wollte er es nicht ganz glauben. Also ging er los und kam geläutert nach 30 Minuten zurück. So quatschten wir weiter, wobei er sich über sich selbst wunderte, warum er mir als eigentlich wildfremden Menschen so viel privates aus seinem Leben erzählte. So ginge er die Via, um am Ende eine Entscheidung zu treffen. Letztes Jahr sei er den Camino del Norte gegangen und habe eine Frau kennen und lieben gelernt. Nun gehe er die Via, um zu erfahren, welche Entscheidung am Ende die Beste sein sollte. Neue Liebe oder alte Liebe. Und noch so andere Dinge kamen auf den Tisch, außer was zu essen. Wir hatten Hunger und so gingen wir kurz vor 17:00 Uhr los, um rechtzeitig was zum Essen kaufen zu können. Aber Pünktlichkeit von Öffnungszeiten, wird in Spanien anders definiert. So gingen wir zuerst in die Kirche und konnten dort zusehen, wie "Jesus auf dem Pferde" zum bald beginnenden Osterfest sauber gemacht wurde. Es handelte sich dabei um eine 1:1 Statue. Den Altar zeigte man uns auch voller Stolz. Machte sogar die super Beleuchtung dazu an und erklärte uns, das die Madonna dort im Altar die Schutzpatronin des Ortes sei. Voller Ehrfurcht und Demut gingen wir einkaufen. Nach dem Einkauf trafen wir auf dem Rückweg Nico, ein junger studierender Däne, der mit seinem Vater auf der Via unterwegs ist. Der Vater hat unglaublich viel Blasenpflaster an den Füssen . mindestens 15 habe ich gezählt. Nico erwähnte, dass er in dem Konvent sei und dort eine ganz schreckliche Atmosphäre herrsche. Wir waren froh bei Dorothea untergekommen zu sein. Zurück gab Brot, frisches Gemüse und eingekochte Bohnen. Dazu Weißwein - lecker. Und natürlich haben wir wieder gequatscht. Alles in allem ein schöner Abend.
Motto von heute: Trau dich!Read more
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- Day 139
- Tuesday, April 11, 2017 at 3:43 PM
- ☀️ 27 °C
- Altitude: 386 m
SpainValdesalor39°22’43” N 6°20’53” W
Alcuéscar - Valsador

Gestern Abend waren Dorothea, Kai und ich noch bei Paco. Er ist der Kompagnon von Dorothea und unterstützt sie bei ihrem Herbergsvorhaben. Dafür empfiehlt Dorotheas das Restaurant von Paco an Pilger - wo ich zuvor wegen Fußbodenreinigung nicht pausieren konnte. Eine WinWin-Lösung wie ich finde. Wir haben also bei bei Paco bis ca. 00:30 Uhr gesessen und geredet. Was wir so alle beruflich manchen, was uns so antreibt und wo wir hin wollen. Erstaunt stellten wir viele Parallelen fest. Aber vor allem saugten wir aus Dorothea die Informationen rund um die Via de la Plata. Insbesondere wegen den bevorstehenden Osterfeiertagen. Sie empfahl uns, Unterkünfte soweit möglich, im Voraus zu reservieren. Sie zeigte sich nach unseren Berichten erstaun, wie viele Pilger gerade auf der Via unterwegs sind.
Dann gingen wir zurück und gingen zu Bett. Mein Geburtstag war zu Ende. Ein schöner Tag war es.
Am nächsten Morgen ging ich erst kurz nach sieben los. Denn ich brauchte mich ja nicht beeilen, da wir auf Empfehlung von Dorothea reserviert hatten. Entspannt ging ich in den Morgengrauen. Vorbei an landwirtschaftlichen Betrieben und frei laufenden Schafen und Rindern. Sie waren sehr glücklich - das sah man ihnen an. Die Wiesen waren wieder voller Tau gewesen und glitzerten in der aufgehenden Sonne. Blühende Pflanzen scheint es, im Gegensatz zu gestern, weniger zu geben und es erweckt sich der Eindruck, das sich die gesamte Vegetation in der Landschaft ändert. Hin und wieder, sehr vereinzelt, mal eine Steineiche. Meist ausgeblühter Ginster und weite, sehr weite Landschaften.
An der ersten Ortschaft machte ich an der alten Römerbrücke meine Frühstückspause und beobachtet einen Storch auf dem nahegelegenen Neststand. Der klapperte so toll und da viel mir ein, dass ich schon lange keine Störche mehr gesehen hatte und erst recht nicht so viele besetzte Nester wie hier auf der Via. Dann kam Kai des Wegs daher. Er brauchte einen Kaffee und so suchten wir in dem Ort nach einer Bar. Es gab jedoch keine, was uns ein Einheimischer irgendwie zu verstehen gab. So tröstete sich Kai mit dem Gedanken, eventuell in einem anderen Ort eine Bar zu finden. Wir folgten der Bezeichnung der Via. Manchmal gingen wir auf der alten Römerstraße und manchmal auf dem "neuen Weg". Im Prinzip aber meist auf dem alten Weg - der Römerstraße. Dann kam ein Wegweiser nach "Aldeo del camo" und Kai witterte Kaffee in diesem Ort. So ging er dorthin und ich war wieder alleine auf dem Weg. Die Landschaft schien weniger abwechslungsreich zu werden. Über Steine überquerte ich kleine Rinnsale und es gab sogar zwei Rastplätze. Somit summieren sich die bisher von mir gezählten Rastplätze an der Via auf 4. - keine große Zahl.
Ein Kuriosum gab es noch auf dem Weg. Die Via führte quer über einen kleinen, zu Zeit nicht benutzten Sportflughafen und das genau über die Landebahn. Beim überqueren der Landebahn hatte ich ein ein unwohles Gefühl und die Szenerie war irgendwie surreal. Vor dem "Tower" grasten die Schafe, beim "Check-in" verrostete die Bank und zwischen den "Abfertigungshallen" liegen Ziegen. Dem Weg folgend ging ich weiter und es wurde heißer und heißer. Erneut musste ich eine Pause einlegen. Später überquerte ich erneut eine Römerbrücke und näherte mich schon dem Ziel - "Valsador". Gleich am Ortsanfang war die öffentliche Herberge. Da wir aber gestern, dank Dorothea, bei der Pension Concha reserviert haben, ging ich mit erhobener Brust an der öffentlichen Herberge vorbei und suchte die Pension. Nach einigem Hin und her fand ich diese auch. Keine Kennzeichnung, dass es sich um eine Pension handelte. Von außen sah sie aus, wie ein normales Haus in der Straße. Ich fragte ein gerade vorbeigehende Frau, ob das die Pension Concha sei. Sie bestätigte dies mit den Hinweis, dass man anrufen müsste. Also rief ich an, aber wir verstanden uns nicht. Da fiel mir Dorothea ein und ich schickte ihr mit der Bitte Kontakt zur Pension aufzunehmen eine Nachricht. Die liebe Dorothea tat es auch und wenig später kam eine Spanierin vorbei und schloss mir die Wohnung auf. Es handelte sich dabei wirklich um eine Wohnung mit 3 DZ, Bad, Küche und Waschmaschine war im Preis inbegriffen. Ganz verstanden habe ich nicht, woher ich nun noch den Stempel für meinen Credential bekomme. Sie zeigte mit ausfahrenden Bewegungen und ganz vielen "R's", wo sich, so verstand ich es oder auch nicht, eine Bar befindet. Denn in jeder Bar kann man seinen Pilgerausweis stempeln lassen. Ich ruhte ein wenig aus und dann erschien auch schon Kai. Er ging dann nochmals in den Ort um Ausschau zu halten, ob es irgendwo eine Möglichkeit gibt Nudeln oder ähnliches zu kaufen. Ich bin gespannt.
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- Day 140
- Wednesday, April 12, 2017 at 2:18 PM
- ☀️ 27 °C
- Altitude: 359 m
SpainCasar de Cáceres39°33’41” N 6°25’2” W
Valsador - Casar de Cacéres

Gestern Nachmittag sind Kai und ich in dem Dorf auf der Suche nach Futter gewesen. Kai hatte Heißhunger auf Kohlenhydrate und es MUSSTEN Nudeln sein. Einfach und vor allem schnell zubereitet. Wir fanden eine (die einzige) Bar in dem Dorf und fragten nach einem Supermercado. "Uno momento" sprach der Barkeeper und kam auf die Straße. Er rief etwas und nach wieder ganz vielen "R", kam eine ältere Frau und wies uns an mit ihr zu kommen. Wir folgten brav. Sie deutete uns bei einem Haus zu warten und betrat das Gebäude durch eine Seitenstraße. Dann öffnete sie von innen und uns tat sich tatsächlich ein Paradies auf. Ein echter Supermarkt - von außen absolut als solcher nicht zu erkennen. Zwar hauptsächlich Konserven und lang haltbare Lebensmittel , aber auch frisches Gemüse. Wir kauften die von Kai ersehnten Nudel, frittierte Tomatensoße, grüne Paprika, Knoblauch, eine kleine Flasche Olivenöl, Zwiebel und Zucchini. Sowie 2 Liter Bier - hehe. Wir bedankten uns tausendfach bei der älteren Frau und gingen schnellen Schrittes zurück zur Unterkunft. Dort waren wir kurze Zeit noch allein, aber bereits bei Aufbruch zum Shoppen kamen noch 4 Franzosen und die kleine Pensionen war voll.
Weil wir jetzt nicht mehr alleine waren, wollten Kai und ich uns beim kochen mit dabei viel verwendeten Knoblauch bei den neuen Gästen "bedanken". Wir bereiten das beste Mahl auf der ganzen Welt zusammen und genossen es mit dem Bier. Danach ging ich zur Bar, weil es dort kostenloses WLAN gab - hehe. Kai legte sich hin. Wenig später rief Dorothea an. Sie sei mit Gerd (ein 65 jähriger deutscher Pilger den ich auch einige Etappen zuvor kennengelernt habe) in Cacéres. Gerd habe einen "schlimmen Zeh" und er müsse zum Arzt und neue Schuhe kaufen. Dorothea wird mir immer lieber. Wie sie sich um "ihre Pilger" kümmert. Einfach toll. Dann kamen Dorothea und Gerd, wie versprochen, mit dem Auto zu der Bar in dem kleinen Ort vorbei. Gerd berichtete, dass der kleine rechte Zeh sich durch eine Blase (und er hatte extrem viele davon, wie zuvor von mir erwähnt) entzündet hatte. Sie waren im Krankenhaus bei einem Arzt und dort erklärte man ihm, einen Tag länger und sie hätten den kleinen Zeh amputieren müssen. Er bekam Antibiotika und sollte sich am nächsten Tag noch einmal im Krankenhaus vorstellen.
Nach ca. einer Stunde verabschiedeten wir uns (möglicherweise diesmal tatsächlich 😬) und ich ging zurück zur Pension. Kai schlief schon was mich in eine schwierige Situation brachte. Ich konnte meinen Rucksack nicht für morgen früh ohne ihn zu stören vorbereiten. Dann ließ ich es dabei und ging ebenfalls zu Bett.
Am nächsten morgen berichtet Kai mir, dass ich sehr geschnarcht hätte. Das lag wohl eher am gestrigen vielen Bier 😜
Ich wollte wieder früh los, da am heutigen Tag bis zu 31 Grad werden sollten und das in flacher Landschaft ohne Bäume. Furchtbar. Denn ich hatte vor einer Woche meine Kappe verloren und somit, bis auf meine Kapuzenjacke, keinen Kopfschutz. Gegen 06:20 Uhr brach ich auf und natürlich war es noch dunkel. Das Dorf war in 2 Minuten durchquert (😜) und es ging an der Straße weiter. Die gesamte Etappe war dadurch gekennzeichnet, dass diese immer an einer Straße entlang oder später sogar direkt auf der Straße verlief. In der dunklen Ferne sah ich pendelnde Lichter. Das deutete darauf hin, dass vor mir ebenfalls Pilger mit einer Stirnlampe waren. Und so war es auch. Ich überholte Franzosen (nicht die aus der Pension) und den Australier. Mal überquerte ich die Straße, dann unterquerte ich die Autobahn. So ging es bis nach "Cacéres" weiter. Der Vorort von "Cacéres" ist keine Schönheit, aber ok. Ich folgte nicht der Via, sondern eine andere, im Wanderführer beschriebene Variante durch die Altstadt.
Und in der Tat war diese wirklich ganz nett anzuschauen. Durchaus könnte ich mir vorstellen, hier ein oder zwei Nächte zu bleiben. Es ging jedoch weiter, denn die Etappe war noch nicht beendet. Es sollten noch 10km bis zum Ziel sein. Der Weg aus "Cacéres" heraus war besser, als das hinein. Aber dafür ein Stück, ca. 5 km, direkt am Rand der Straße. Man muss schon mit einem großen Rucksack sehr gut aufpassen wenn große LKW vorbeifahren. Denn der nachfolgende Wind kann ganz schön stark sein. Später ging der Weg zunächst etwas an der Straße und wieder etwas später verließ er die Straße und ging ins Landesinnere. Auch hier keine Bäume und die Sonne stieg höher und höher. In der Ferne sah man schon "Casar de Cacéres". Unterwegs habe ich einige spanische "Pilger" überholt, welche offensichtlich (nur) die 10km gehen wollten. In diesen Momenten steigt immer etwas Wut in mir hoch wenn ich daran denke, dass diese "Kurzläufer" den "Langläufern" die Betten weg nehmen. Und so war es dann später auch. Jedoch war ich zunächst der Erste, auch "Primero" genannt - vom Hospitaliero und Barkeeper im Restaurant. Dann kamen auch schon die "Kurzläufer" und nach dem stempeln im Credencial, führte er seine Pilgertruppe zur Albergue. Sie war recht einfache, kostete 5€, kostenlose Waschmaschine, Trockner und WLAN. Was will man mehr - Lach. Dann begann das Warten auf Kai. Er kam dann 3 Stunden (!) später an und da man in einer öffentlichen Herberge nicht reservieren kann, befürchtete ich, dass er womöglich keinen Platz mehr bekäme. Aber es klappte noch und er erhielt noch eines der letzten Betten, weil ich diese zuvor mit meinen Sachen belegt hatte. Dann ging es kurz zum shoppen und in eine Bar etwas trinken und essen.
Eines weiß ich aber jetzt schon. Da die morgige Etappe insgesamt 36 km weit ist, werde ich wieder früh aufstehen. Ach ja und einen schicken Strohhut habe ich mir auch gekauft.
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- Day 141
- Thursday, April 13, 2017 at 3:08 PM
- ☀️ 26 °C
- Altitude: 355 m
SpainCañaveral39°47’34” N 6°23’22” W
Casar de Cáceres - Cañaveral

Gestern ging ich noch durch die Stadt auf der Suche nach den vielen klappernden Störchen und wurde auch fündig. Schon toll wirklich so viele Störche zu sehen. Es heißt sogar, dass die Extremadura mittlerweile so heimatlich für die Tiere geworden sei, dass diese nicht mehr nach Nordafrika auswandern.
Dorothea war auch wieder toll. Ich hatte sie gefragt, ob sie nicht für meine Etappen über Ostern in den jeweiligen Orten eine Reservierung in den Herbergen machen kann. Und sie tat es - erfolgreich. So kann ich dann morgen und übermorgen (eigentlich) die ca. 40km Etappen in aller Ruhe angehen. Aber ich kenne mich. Es wird wieder warm und ich werde bestimmt in aller Frühe aufbrechen, um nich komplett in die Hitze zu kommen.
Also legte ich mich hin, steckte mir meine Ohrstöpsel rein und zog mir mein Halstuch über die Augen, damit ich vom Licht nicht gestört werden. Aber trotzdem, es war immer geplapper im Hintergrund zu hören. Das kam allerdings nicht von den Leiten in der Herberge, sondern von (wirklich kleinen) Platz Plaza de España her, an dem die Herberge sich auch befand. Ich wälzte mich so etwa zwei Stunden im schlechten Bett umher u d dann sah ich mal aus dem Fenster. Von den Pilgern war ich scheinbar der einzige der wach war und aus dem Fenster auf den Platz schaute. Da versammelten sich extrem viele Menschen und schienen auf etwas zu warten. Mittlerweile war es fast Mitternacht. Es waren Menschen aus jedem Lebensalter vertreten. Diese Versammlung könnte nur etwas mit den wohl beginnenden Feiertagen zu Ostern zu tun. Und tatsächlich. Es wurde von den Anwesenden eine Gasse Gebilden, durch einen Torbogen kam ein Kapelle und spielte Musik. Es wurde geklatscht. Dann dachte ich, so das war es und sie gehen jetzt alle brav nach Hause und es wird ruhig auf dem Platz. Aber das Geschnatter verstummte plötzlich und Männer mit Lampen versammelten sich an eben diesen Torbogen. Zuerst sah ich nur Gestalten, dann erkannte ich sie. Das war eine Prozession mit schwarzen langen und spitzen Kapuzen und sie trugen eine Art großen und scheinbar schweren Altar, auf dem sich eine auf einem Kreuz befindliche Jesusstatue abbildete. Keine Ahnung wieviele Kapuzen das waren waren - es waren viele. Das Szenario wirkte nicht nur durch diese schwarzen Kapuzen etwas unheimlich, nein sondern auch durch diese plötzliche Stille. Dann stand der Zug still und schwenkte den Altar hin und her. Dann schlugen sie mit einer Art Stöcken auf den Boden und hoben einmal den Altar hoch und zogen weiter. Wieder stehen geblieben und eine Art Gesang erschallte. Zuerst von einer Frau, dann Kind und dann von einem Mann. Danach klatschten alle und der Zug zog weiter. Und diesmal mit den Anwesenden vom Platze. Ich ging zu Bett und habe sehr schlecht geschlafen. Fast gar nicht möchte ich meinen.
Gegen 05:00 Uhr stand ich auch. Das fällt mir nicht schwer, da ich in der Woche auch im 05:00 Ihr aufstehe. Ich zog mich an, packte meinen Rucksack, aß zwei Bananen und ging los. 30 Minuten nach dem Aufstehen war es natürlich immer noch noch hell, aber dafür sehr ruhig. So verließ ich wenig später den Ort und braucht auch keine Stirnlampe, da der Mond sehr hell schien und der Weg somit einigermaßen gut erkennbar war. Das was ich sehen konnte war nicht spektakulär. Es handelte sich um Wirtschaftsgebäude und Landwirtschaft. Das zog sich so eine Weile und hin und wieder hatten ein paar Hunde auch ihren Spaß, noch verträumte Pilger zu erschrecken. Es dämmerte langsam und öffnete den Blick auf eine baumlose Landschaft mit viel Vieh. So musste man deshalb wieder viele Gatter auf und zu machen und auf kleine Niederlassungen von den Tieren auf dem Weg achten.
Ich kam an einem Rastplatz vorbei und machte Pause. Schön ruhig alles. Herrlich. Dann ging ich weiter und sah schon den Tajo-Stausee. Ziemlich groß der See. Er musste über zwei lange Brücken überquert werden, ehe der Weg, der bis jetzt auch an der Straße verlief, wieder zurück in die Landschaft kehrte. Auch dort war ein Rastplatz und ich hielt meine zweite Pause. Die Sonne stieg Hörer und es wurde zunehmend drückender. Deshalb cremte ich mich lieber ein. Es ging durch eine Landschaft, welche wieder durch blühende Zistrosen und Lavendel geprägt war. So viele Zistrosen über ein so großes Gebiet habe ich noch nie gesehen. Entsprechen betörend war die Luft. Wunderbar. In der Ferne erblickte ich auch dann schon Cañaveral, aber bis zum Ort waren es bestimmt noch 3 Stunden zu gehen. So ging es denn weiter durch diese Landschaft, an weidenden Rindern vorbei, einige male durch Brücke die Straße überquert und das alles diesmal auf dem gemeinsamen Weg von Römerstraße und Via de la Plata.
Oh erreichte den Ort, welcher lang gesteckt am Fuße eines Berges war. Natürlich musste ich noch durch fast den gesamten Ort laufen, um unser Hostal zu erreichen. Die Dusche war eine echte Wohltat. Danach wusch ich meine Sachen, da ich auch sehr viel geschwitzt hatte und die Wäsche in der prallen Sonne garantiert noch trocken wurde. Dabei war es mir egal, ob ich die Wäscheleine im Hof vom Hostal benutzen durfte oder nicht. Ich tat es einfach.
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- Day 142
- Friday, April 14, 2017 at 4:06 PM
- ☀️ 26 °C
- Altitude: 274 m
SpainCarcaboso40°2’60” N 6°12’48” W
Cañaveral - Carcoboso

In "Cañaveral" war gestern Abend auch noch eine Prozession. Aber wie Fische im Aquarium sich deren Größe anpassen, war die Anzahl und auch Ausstattung der Prozession in dem kleinen Ort überschaubar. Jede und jeder hatte sich herausgeputzt und gaffte nach anderen Bewohnern des Ortes. Touristen oder Pilger sah man kaum und wurden auch nicht groß beachtet. Der Fokus lag eindeutig auf sich selbst. Die Kapelle spielte derart schlecht, dass einem die Ohren weh taten. Aber eventuell sollte das nur von der wirklich sehr schlechten Jesusstatue ablenken und von den scheinbar an der Prozessor uninteressierten Träger.
Zurück zum Hostal Málaga. Denn zwischen 15:00 und 20:00 Uhr kann man in Spanien, zumindest nicht in den Touristenzentren, sich nichts zum Essen bestellen. Zwar füllen sich in dieser Zeit die Bars, aber nur um zu reden. Kai war das alles sehr unbekannt. Er ist mit seinen 56 Jahren erst zweimal geflogen und noch nie im Ausland gewesen. Eine Jungfrau so zu sagen. Also warteten wir bis 20:00 Uhr und ich bestellte mir meine patatas fritas, auf welche ich mich schon den ganzen Tag gefreut habe. Die waren auch wirklich gut. Dazu gab es Bier. Und wir sprachen über alles mögliche und auch über den morgigen Weg. Für Kai stand fest, dass er nur 29km gehen wird und dann in "Galisteo" bleibe. Zwei Betten hatte Dorothea schon freundlicherweise dort für uns reserviert. Ich hingegen hatte innerlich den Wunsch, die volle Etappe mit 40km zu machen. Zum einen, um meinen eigenen Zeitplan einzuhalten und zum anderen sind mir 29km einfach als Tagesetappe zu wenig. Dann bin ich späten Vormittag schon in dem Ort und wenn möglich auch schon bei der Herberge. Den Nachmittag über langweile ich mich dann, klar kann man sich den Ort anschauen, aber das ist in der Regel schon beim betreten des Ortes erledigt und ich habe dann alles gesehen. Zu entspannen und den Ort und Atmosphäre genießen, dass muss ich noch lernen. Für "Galisteo" habe ich mir viel erhofft. Denn "Galisteo" ist vollständig von einer intakten mittelalterlichen Stadtmauer umgeben, auf welcher man sogar entlang gehen kann. Das stellte ich mir sehr reizvoll vor. Deshalb buchte ich dort ein Bett für Kai, damit die Etappe für ihn nicht so lang ist. Ich erwähnte ihm gegenüber meine Entscheidung und er war etwas traurig. Verstanden wir uns doch sehr gut. Aber wer weiß, der Weg birgt viele Überraschungen und wir könnten uns somit auch wieder sehen. Wir hatten ein paar Tage zuvor unsere Telefonnummern ausgetauscht und wollen so im Kontakt bleiben. Das DZ kostete zwar 40€, dafür aber mit sehr guten Matratzen und Ruhe. Somit war der Preis OK. Erneut packte ich am Abend so meinen Rucksack, dass ich diesen am Morgen fast nur noch nehmen brauch und losgehen kann. Die Nacht war gut. Meine Schlafqualität hat sich in der Zeit wo ich unterwegs bin noch nicht gebessert. Ich schlafe zwar gut ein, wache aber häufig auf und schlafen dann schwer wieder ein. Und erst recht dann, wenn ich mir Gedanken um ein Bett oder den Weg mache.
Ich stand um 05:00 Uhr auf. Der Versuch leise zu sein bedeutet auch, sich wie in Zeitlupe im Dunkeln des Zimmers und Bad zu bewegen. So vergingen 30 Minuten ehe ich loskam. Kai wurde wach und wir verabschiedeten uns. Ein Gebäude zu verlassen sollte einfach sein. Wenn sich zumindest die Tür von innen öffnen ließen. Meist waren die Herbergen mit Riegel oder Schlössern verschlossen und man kann bequem in aller Frühe losgehen. Dieses Hostal führte ein scheinbar schwerhöriges Rentnerehepaar. Denn gestern klingelte ich mehrfach, ehe die Ehefrau kam. Aber sie ist scheinbar nur zum Herrichten der Zimmer da. Der Ehemann führt die Geschäfte und kassierte die Kunden ab. An der Tür war nun weder ein Schlüssel, noch ein Riegel um diese zu öffnen. Wie kam ich da jetzt bloß hinaus? Kurz dachte ich an den Hinterhof, wo ich gestern unerlaubter Weise meine Wäsche aufgehangen habe. Aber das war auch nicht gut. Dann schaute ich mir die Tür genauer an. Oben und unten befand sich jeweils ein Riegel. Wenn ich nun beide öffnen würde, könnte ich die Tür aufdrücken. Gesagt getan. Ein leises quietschen und die Tür ging auf und ich war draußen. Erleichtert ging ich an der Straße entlang. Es war dunkel und ruhig. Ich folgte de Weg, der alsbald anstieg. Wenn ich ihn im Morgengrauen oder Tageslicht gegangen wäre, hätte ich bestimmt einen schönen Rundblick gehabt. Aber egal. Weiter geht es. Es war sehr kühl und auch feucht. Wenn man im Dunkeln geht, gibt es immer eine kleine Portion Adrenalin kostenlos dazu. Einige Gatter musste ich öffnen, aber dank der Stirnlampe kein Problem. Plötzlich und völlig unerwartet, sah ich ein glühendes Augenpaar und dank der Stirnlampe auch zwei weiße Hörner. Aus dem glühenden und mich fixierenden Augenpaar, wurden dann drei, nein vier, oh mein Gott 10. Mir stockte der Atem. Ich ging geradewegs durch eine liegende Rinderherde. Mein Herz klopfte und meine Gedanken überschlugen sich. Es war sehr - sehr - sehr aufregend und auch gruselig, wie diese mich fixierenden und glühenden Augenpaare meinen Bewegungen folgten. Ungefähr 2 m rechts von mir lag eine Kuh, die ich nicht bemerkt hatte weil es dunkel war. Und diese Kuh sprang plötzlich auf. Dieses Geräusch wenn so ein schweres Tier plötzlich aufsteht, ist unglaublich beängstigend. Ohne zurück zu blicken ging ich weiter und hörte in die Dunkelheit hinein, ob mir eventuell nun ein Bulle folgt. Aber nichts geschah. Erst nach 2 km und einem Gatter, beruhigte ich mich etwas.
Nach 45 Minuten begann es zu dämmern. Diese Etappe war durch viele Gatter gekennzeichnet. Keine Ahnung wie viele ich geöffnet und wieder geschlossen hatte. Teilweise hörte ich die eigentlich nahe Autobahn nicht mehr und ich hatte das Gefühl, wirklich gänzlich in der Natur zu sein. Niemand vor oder hinter mir. Eine leicht hügelige grüne Landschaft, mit sanften Bergen und Tälern. Der nächste Ort "Grimaldo" war schnell durchlaufen und wieder war die Natur da. Mit zunehmender Helligkeit, zeigte sich auch die Weite der Landschaft. Der Tau zwischen den Grashalmen sah wunderschön aus. Zwischen hohen Ginster hielt sich die Feuchtigkeit in Nebelschwaden.
In meinen zwei Wanderführer stand, dass es Rechtsstreitigkeiten gab und die traditionelle Wegführung nicht gegangen werden kann. In dem anderen Wanderführer stand dazu, das die Rechtsstreitigkeiten beigelegt sind und der originale Weg nun wieder begangen werden kann. Ich ließ mich vor Ort den Weg zeigen und tatsächlich, man konnte wieder die Römerstraße, welche ein Pfad war, begehen. Dadurch kam ich dann an einen, durch die Römer angelegten, kleinen Stausee in der Nähe des Ortes "Riolobos". Erneut Gatter auf und zu machen und durch große Herden gehen. Einmal begegnete ich ein liegendes Kalb, das dann in Panik zur Mutter lief und sie mich wütend anschnaufte. Ich blieb stehen und ging nach eine Weile langsam weiter. Die Situation beruhigte sich. Die Sonne stieg höher und ich musste mich eincremen.
Dann sah ich auf einem kleinen Hügel in der Ferne "Galisteo". Die Stadtmauer war trotz der Entfernung ebenfalls gut zu erkennen. Zuerst ich jedoch ein kleines Stück auf der Straße gehen, zwei Herden durchqueren und natürlich Gatter betätigen. Aber dann war ich in "Galisteo". Die Stadtmauer erschien sehr hoch und völlig intakt und auch gepflegt. Ich freute mich schon auf das, wann innerhalb der Stadtmauer zu finden ist. Ich durchschritt ein Stadttor und wurde bitterlich enttäuscht. Es waren nüchterne Häuser und langweilige Straßen. Ich ging ich quer einmal durch den sehr kleinen Ortskern und verließ über eine ebenfalls mittelalterlichen Brücke den Einzugsbereich von Galisteo. Jetzt befand ich mich auf dem Weg nach "Carcaboso". Der Weg führte zwei mal über ein Kreisverkehr und unter der Autobahn durch. Alles nicht so schlimm. Schlecht hingegen war die Kennzeichnung des Weges und das dieser genau auf der Straße entlang lief. Dieser folgte ich nochmals ca. 11km und ich war mit etwas schmerzender Rückenmuskulatur in "Carcaboso" angekommen und erneut "Primero" in der Herberge. Eine modern gestaltet und ausgestattete Einrichtung.
Zunächst ruhte ich etwas. Dann kam Armin, ein 79 jährigem ehemaliger Beamter, und sein Wegkumpane voller Elan in die Herberge. Armin hatte Ich drei Tage zuvor kennengelernt. Er protze damit, dass er 70 sei und den Weg gehen würde. Er verstünde nicht, warum andere das nicht auch so machen. Ich habe allerdings erfahren, dass er immer im Taxi fährt und nur maximal 10-15km am Tag geht. So auch heute. So ein Lügner und Selbstdarsteller. Und schnarchen tut er auch noch - grrrr. Jeder geht den Weg, wie er ihn gehen mag.
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- Day 143
- Saturday, April 15, 2017 at 3:28 PM
- ☀️ 22 °C
- Altitude: 528 m
SpainAldeanueva del Camino40°15’34” N 5°55’40” W
Carcaboso - Aldeanueva

Was ist gestern noch passiert in "Carcaboso"? Nicht viel, denn ich blieb in der Herberge. Das Örtchen bestand gefühlt aus 5 Häusern. Aber es gab eine Bar, wo man hätte Essen können. Allerdings wollte ich meine Reserven aufbrauchen, um am nächten Tag in "Aldeanueva" frische Reserven zu kaufen. So aß ich mein Brot mit Olivenöl und dazu zwei Tomaten. Ob ich damit auch auf genug Kalorien komme? Wohl eher nicht. Na gut, dann noch eine Dose mit Paprika gefüllten Oliven. Wird aber auch nicht reichen. Egal. Während ich da nun so esse, kommen die vier Spanier, welche ich von "Cacéres" her kenne. Die, die 10 km gegangen sind, um dann stöhnend in der nächsten Herberge einzuchecken. Die, die auch am Folgetag Taxi fahren und dann 10km gehen. Die, kamen heute an und ich hatte etwas Wut im Bauch. Wenn jetzt viele Pilger dagewesen wären, hätten diese "Schmarotzer" den armen geschundenen Pilgern womöglich noch ein Bett weg genommen. Mittlerweile denke ich, jeder soll seinen Weg gehen, so wie er ihn gehen will. Sei es auch schmarotzerhaft.
So blieb ich denn in der Herberge. Die zwei deutschen Schmarotzer Armin und sein Kumpel, wollten sich die Prozession ansehen. Eigentlich interessierte mich das auch, dann aber nicht mehr und ruhte lieber vor der morgigen anstrengenden Etappe.
Die Nacht war gut und Armin hörte ich trotz Ohrstöpsel laut schnarchen. Zwar wachte ich immer wieder auf, aber geschlafen habe ich gut. Gegen 05:20 Uhr stand ich auf. Im Preis für die Herberge von 15€ war ein Frühstück dabei, welches am Abend von der Hospitaliera vorbereitet wurde. Das Frühstück bestand klassisch aus 2 Scheiben Toast, Marmelade, Butter, Kekse, Milch, Kakaopulver, Kaffee und Orangensaft. Den Toast unterzog ich einer Röstung und den Kaffee wollte ich zunächst nicht. Aber er war gut. Dafür der schrecklich billige Orangensaft nicht. Wie man so etwas nur trinken kann. Pure Chemie. Den Rest rührte ich nicht an, da es nicht vegan war.
Leicht gestärkt ging es dann 05:45 Uhr auf den Weg, auf welchem ich nach dem verlassen der 5 Häuser auch sofort war. Der Mond nahm ab und so war es nicht mehr allzu hell. Aber meine Stirnlampe leistete gute Dienste. Aber besonders gut finde ich meine Wander-App von Rother. Durch GPS brauche ich quasi gar nicht auf die gelben Pfeile oder anderen Markierungen zu achten, was im dunkeln schwierig ist und konnte auch gleich meinen Weg aufzeichnen. Ein Verlaufen war somit fast unmöglich. Es sei denn, der Weg wurde verändert, aber dann fand man GPS-geführt leicht wieder auf den Weg zurück.
Im Wanderführer stand, das man die beste "Dehesa" durchqueren würde. "Dehesa" ist die spanische Bezeichnung für beweidete Eichenhaine. Nun, da es dunkel war konnte ich sie nichts sehen. Schade. Aber es dämmerte bald und es ließ sich erahnen, wie schön sie war. Natürlich musste ich auch wieder an Tieren vorbei. Aber das war bisher kein Problem gewesen. Immer wieder Gatter auf und Gatter zu. Der Morgengrauen zeichnete wunderschöne Landschaften und die Natur mir ihren Geräuschen und verschiedenen Gerüchen, konnte einem fast den Verstand rauben.
Dann kam ich zur "Vereinzelungsanlage" - so stand es in meinem Wanderführer. Einige Zeit später kam ich dann auf eine Cañeda. Das ist ein sehr breiter römischer Weideweg, auf dem die Tiere ihre Winter- oder Sommerweiden aufsuchen konnten. Jetzt verläuft darauf auch die alte römische Straße - Calzada romana und auch die Via. Ich kann nur sagen herrlich - einfach herrlich. Fast war ich wie betäubt von all der Schönheit der Natur und von der Ruhe . Kein Auto war zu hören, kein Pilger in der Nähe, kein Flugzeug am Himmel.
Bald erreichte ich auch das Symbol für die Via de la Plata. Zwei Wochen lang hat mich dieses Symbol auf Steinquadern am Wegesrand begleitet. Ich erreichte den "Arco de Càparra" bzw. die Ausgrabungsstätte davon. Ich ging unter den Bogen durch und machte an einem alten römischen Meilenstein eine Pause, um die Atmosphäre aufnehmen zu können. Niemand da der mich dabei störte.
Nach einer Weile ging ich etwas schweren Herzens weiter, hätte ich doch noch gern verweilt. Jedoch wollte ich nicht durch die Mittagshitze gekocht werden. Die Landschaft öffnete sich zu einer weiten Fläche mit sehr wenigen Bäumen. Hin und wieder musste ein kleiner Bach über Trittsteine überquert werden. Auch hier wieder eine wundervolle Landschaft, grüne Wiesen und im Hintergrund in sehr weit entfernte und schneebedeckte Berge.
So langsam näherte ich mich einer Stelle, die im Wanderführer als "verzwickt" beschrieben wurde. Denn der Weg kann in mehreren Varianten genommen werden bzw. sei die Markierung sehr schlecht. Aber ich hatte ja meine App und ich wollte den Original-Weg gehen. Kurz ging es unter einer Autobahnbrücke durch, um dann auf einer Straße dieser folgen zu müssen. Das war aber nur kurz. Dann musste nochmals die Autobahn unterquert werden und auf einer Straße ging es bis nach "Aldeanueava" weiter. Jetzt wollte ich auch nur noch ankommen und etwas ruhen und essen.
Angekommen und eingecheckt. Mein Glück. Die spanische Hospitaliera sprach deutsch. Sie lebte 7 Jahre lang im Harz in Teichhütte bei Osterrode. Das sind 15 km von meinem Heimatort Westerhausen. Ist das alles Zufall oder Bestimmung? Unglaublich. Sie reservierte auch für morgen, Sonntag, ein Bett in meinem Etappenziel "Calzada de Béjar" und für Ostermontag brauche ich nicht reservieren sagte sie. Denn die kirchliche Herberge habe genügend Plätze. Ich ging in die Küche von der Herberge. Dort schaute ich nach, ob es Reste von verwertbaren und zurückgelassenen Lebensmittel gab. Ich fand Reis, eine Dose Kichererbsen und gefrorene Erbsen im Tiefkühler. Alles zubereitet ein leckerer Reistopf und es war so viel, dass es für morgen auch noch reichte. Ich war glücklich 😊
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- Day 144
- Sunday, April 16, 2017 at 1:09 PM
- ☀️ 20 °C
- Altitude: 785 m
SpainLa Calzada de Béjar40°24’33” N 5°49’1” W
Aldeanueva - Calzada de Béjar

Eric hatte es schlimm erwischt. Eric kommt aus Belgien und ist mit seinem Sohn Nico unterwegs. Beide habe ich schon einmal erwähnt und hin und wieder traf ich sie unterwegs oder in den Herbergen. Eric ist ca. 55 und recht sportlich. Lächelt dauernd - was sehr sympathisch ist. Leider hat sich Eric mehrere Blasen gelaufen und zwar so schlimm, dass diese bereits blutig waren. An der linken Fußsohle der Ferse, hatte er eine 4x4 cm große, blutige und mit Hautresten offene Blase. Am rechten Fuß eine ebensolche, aber die war noch nicht offen. Aber dafür die Blase am rechten Zeh und die war ebenfalls blutig und schon infiziert. Aber er ging weiter, obwohl er wusste, dass er seine Füße medizinisch versorgen und Ruhetage einlegen sollte. Er muss höllische Schmerzen bei diesen Wunden haben. Zumindest ließ er sich belehren und sah es ein, dass er für 3 Tage aussetzen und einen Arzt aufsuchen muss. Am Abend ging ich durch "Aldeanueva", netter kleiner Ort mit geselligem Plaza de Major und einigen Bars. Gemeinsam mit 3 anderen konnten wir das Zimmer unter dem Dach haben. Es waren 4 Einzelbetten und ich vermutete, dass es nachts warm werden würde. Und so war es dann auch. Aber es war ertragbar.
Da die nächste Etappe nur 22km hatte, habe ich am Vorabend mit Frühstück gebucht. Es wurde dazu alles hingestellt und man konnte sich bedienen. Es gab das übliche, aber der Orangensaft war ok. Der Kaffee war kalt und man konnte ihn in der Mikrowelle erwärmen. Auf meinem Toast schmierte ich etwas Marmelade - wobei - war es Marmelade? Es war einfach nur süß. Trotzdem ging ich gestärkt dann gegen 07:00 Uhr los. Da es bereits leicht dämmerte, benötigte ich auch keine Stirnlampe. Auch "Aldeanueva" war schnell durchquert und es sollte zunächst eine längere Strecke auf der Straße weiter gehen. Das nervte etwas, weil es keinen Seitenstreifen gab. Kurz überlegte ich, ob ich den Umweg über "Hervás" machen sollte (4,4km mehr). Denn so konnte ich zumindest etwas die Straße umgehen. Zunächst folgte ich den Umweg, entschloss mich dann aber doch lieber wieder an der Straße zu gehen - und zwar schneller. Aber dazu musste ich erst wieder zu dieser zurück. Ich schaute mir auf meinem Smartphone die Karte an. Kleine Wege sollten wieder zur Straße führen. Aber diese kleinen Wege gab es fast nicht mehr und so musste ich durch nasses Gras gehen. Was auch nicht schlimm ist und meine Füße blieben dran. Wieder auf der Straße folgte ich dieser etwas gelangweilt. Ich hörte Musik. Ab und zu konnte man doch rechts oder links gehen und irgendwann erreichte ich "Baños de Montemayor". Der Ort ist übrigens, wie es der Name Baños (deutsch: Heilbad) schon vermuten lässt, eine der ältesten bis in die Römerzeit zurückreichenden Kurorte Spaniens. Besonders bei der älteren Generation sei der Ort beliebt und es gibt viele Hotels hier. In der Tat gab es so etwas wie "Kurort-Flair". Im Wanderführer steht, man solle prüfen, ob man noch genug Geld dabei habe. Denn bis Salamanca gäbe es keinen Geldautomaten mehr. Wie gut das ich erst vor 5 Tagen etwas abgehoben hatte.
Den Ort durchquerte ich doch recht zügig und am Ortsrand sollte ein restaurierter römischer Weg sein. Diesen sah ich zunächst nicht, denn ca. 40 Wandertouristen mit Reiseführerin gingen auf diesem entlang. Solch "Massen" von Menschen war ich seit zwei Wochen nicht gewöhnt und so erschreckte mich doch schier deren Anzahl. Schnellen Schrittes überholte ich die jenseits meines Alters waren und sah dann auch den restaurierten Weg. Wenn man sich mal vorstellte, dass das Weg zu Zeiten der Römer gewesen sein soll, dann war das wie eine Autobahn von heute. Es ließ sich darauf sehr gut gehen und wenn darüber Karren gezogen würden, waren die Erschütterungen durchaus ertragbar.
Wieder näherte sich die Via der Straße und einige hundert Meter musste man auf dieser gehen. Der Bergpass war erreicht. Aber bald konnte man in einen kleinen Weg einbiegen, der wiederum auf eine kleine Landstraße mündete. Irgendwann unterquerte man dann die Autobahn und zugleich verließ man die Extremadura und kam in die Region Kastilien und León. Da ich nun in den Bergen angekommen war, änderte sich die Landschaft. Teilweise kam es mir sogar vor, als wäre ich im Harz. Zahlreiche Meilensteine (Steinsäulen) ließen einen erkennen, dass es sich um einen gut erhaltenen authentischen Teil der Via de la Plata handelte. Auf einem Feld- und dann Waldweg pilgerte ich bergab und auf halber Höhe entlang eines Tales. Ein Fluss musste ich über eine alte Steinbrücke überqueren und ging dann auf einem Feldweg entlang. Immer wieder an weidenden Tieren, plätschernden Bächen und verfolgt von zwitschernden Vögeln. Besonders die letzte Strecke dieser anfangs langweiligen Straßen Etappe, war wieder sehr schön. Noch einmal ein kleiner Anstieg und ich war in "Calzada de Béjar" meinem heutigen Ziel angekommen. Die rustikale Herberge wurde 2004 in einem ehemaligen Kornspeicher eröffnet und sei die älteste private Herberge auf der Via. Kostenpunkt 10€. Die Hospitaliera Manuela war sehr nett, aber beim Reden leider sehr laut mit vielen "R". Erneut war ich der "Primero" und langsam ist das auch mir peinlich. Gehe ich zu schnell?
Fazit des Tages: Es wird immer besser als man denktRead more
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- Day 145
- Monday, April 17, 2017 at 2:06 PM
- ☀️ 21 °C
- Altitude: 940 m
SpainFuenterroble de Salvatierra40°33’53” N 5°43’53” W
Calzar de Béjar - Fuenterroble

Nach und nach erschienen dann gestern noch die spultet, die ich zuvor verlassen hatte. Aber trotzdem waren einige neue Gesichter dabei und andere schienen woanders bleiben zu wollen. So kam ein asiatisch aussehender Mann, so um die 55 Jahre nach mir in der Herberge an. Er fragte mehrmals die Hospitalieros, ob dies tatsächlich die von ihm gesuchte Herberge sei. Und mehrfach bestätigten sie dies. Jedoch schien er dies nicht glauben zu wollen. Erst als der "Herbergsvater" im an der Außenwand de Herberge im den Namen dieser gezeigt hatte, klopfte er sich gegen die Stirn. Später erfuhr ich von ihm, dass er sich am Morgen verlaufen hatten und es irgendwie durch fragen nicht geschafft habe wieder auf die Via zurückzufinden. Irgendwann sah er dann ein Schild. Deshalb sei er wohl anfänglich bezüglich der Herberge so misstrauisch gewesen. Armin und sein Kumpel trafen auch ein und später Niko. Des Vater tatsächlich 3 Tage Pause macht und am 18.05. - also morgen - in Salamanca sei, um dann dort wiederum auf deinen Sohn zu warten.
Voller stolz präsentierte gestern der kochende Hospitaliero seine Paella und ich muss sagen, sie roch wirklich gut. Diese Paella sollte es dann am Abend als Pilgermenü für alle geben. Aber sie enthielt Schalentiere und diese habe ich noch nie gegessen. Ich erklärte ihm, dass ich "Vegetariano" sei. Dann könne ich Ensalada essen, entgegnete er. Das war durchaus nett gemeint. Denn er schien leicht überfordert mit der Tatsache, dass da jemand ist der kein Fleisch aß. Aber ich hatte ja vorgesorgt. Vom Vorabend besaß ich ja noch eine große Portion von dem Gemüsereis und diesen aß ich sehr genüsslich. Der wirklich sehr kleine Ort Calzada de Béjar hatte immerhin eine (gut besuchte) Bar und ein Ratshaus. Wenn man sich am Rathaus aufhielt, könnte man dort kostenloses WLAN benutzen. Was die "Einheimischen" auch machten. Eigentlich nich schlecht, um den Dorfplatz am Rathaus wieder mit Leben zu füllen. Zurück am frühen Abend in der Herberge gab es die oben genannte Paella. Ich ging zu Bett und las noch etwas.
Heute morgen kann ich sagen, dass ich wie immer geschlafen habe. Den Schlafsack habe ich bisher nur zweimal benutzt, da es in den meisten Herbergen auch Decken gab. Die meisten Pilger benutzten jedoch ihre Schlafsäcke. Und so reichten manchmal auch die spärlich vorhandenen Decken aus. Bereits um 05:30 Uhr machte sich der erste Pilger bereit. Das war nicht ich, sondern der asiatisch aussehende Mensch. Danach ein älteres Spanier. Gegen 06:30 Uhr stand ich auf, machte mich fertig und ging los. Es war ziemlich kühl draußen. Laut Anzeige 6 Grad. Das deutet mir auch der vor mir gehende ältere Spanier an und zog sich seine Pudelmütze über. Insgesamt kenne ich von ihn 4 verschiedene Arten der Kopfbedeckung. Ob das dein Fetisch ist? Zuerst ging ich zum kostenlosen WLAN am Rathaus, um Nachrichten um emails zu checken. Dann ging ich zurück auf den Weg, welcher ein Stück im Dunkeln auf der Straße lang führte. Der ältere Spanier war weg. Sonst hätte ich seine Stirnlampe gesehen. Nachdem man nach kurzer Zeit von der Landstraße auf eine Schotterpiste gewechselt ist, folgte man dieser wirklich schnurgeraden Piste ca. 45 Minuten. Es war wirklich richtig kalt. Ich überlegte mehrmals, ob ich nicht mein dickeres Sweatshirt anziehen sollte. Aber ich ging stattdessen etwas schneller und so ging es einigermaßen. Der liegen dämmerte und ließ eine große weite Weidenlandschaft erkennen. In der Ferne die nun zurück liegenden schneebedeckten Berge. Zweimal musste über eine jeweils kleine Brücke ein Bach überquert werden. Erneut zunächst auf einer Landstraße, welche sich durch die hügelige Landschaft Bergauf schlängelte. Vor mir sah ich dann einen Pilger. Die Sonne schien bereits gut und es war längst nicht mehr so kühl. Erst dachte ich, dass es sich um den älteren Spanier handelte. Aber es war der asiatisch aussehende Mensch. Beim Überholen grüßte hoch in und bestätigte, dass er auf den richtigen Weg sei. Er lächelte. Dann fragte ich ihn "Where do you come?" Und er antwortete "from the last village". Ich musste lachen und dann er auch. "Japan" kam er her. Dann wünschten wir uns ein "Buen camino" und ich ging weiter. Er wollte unbedingt noch in eine Bar. Dem Feldweg bergan und bergab folgend, erreichte ich den Ort Valverde de Valdelacasa. Dort gab es zwar eine Bar, aber die hatte geschlossen. Schade für den Japaner dachte ich und durchquerte den Ort. Nach dem ich den Ort erneut auf eine Landstraße verlassen hatte, bog die Via nun in eine Schotterpiste ein. Der Weg führte bergauf und erreichte am Scheitel immerhin laut Wanderführer 995m. Belohnung war ein herrlicher Rundblick in die weite grüne Landschaft. Dann hin es leicht bergab und man sah schon das heutige Ziel Fuenterroble de Salvatierra. In diesem Ort soll es eine "Kultherberge" geben und in dieser wollte ich bleiben und mich für morgen und die weiteren Tage stärken. Es ging etwas an der Straße entlang und ich erreichte den Ort. Zuerst wollte ich meine verbrauchten Reserven auffüllen. Denn die Erfahrung über die Feiertage zeigte, dass es nicht so leicht an Lebensmittel zu kommen ist. Zwar gibt es überall mindestens eine Bar oder man kann in den Herbergen etwas essen. Aber wenn man durch seine Lebensweise etwas eingeschränkt ist, wird das schwieriger. Ich erreichte den kleinen und was soll ich sagen, er hatte wegen Feiertage zu. Und das obwohl Ostermontag in Spanien kein Feiertag war. Aber es kam mir eine ältere Dame entgegen, die ebenfalls etwas aus dem Laden wollte. Sie erzählte mir etwas, ging um das Haus und klingelte dort. Dann kam sie zurück und erzählte mir wieder etwas. Plötzlich öffnete der Laden. Ich kaufte Brot, Bananen, Äpfel, Kekse und ein Glas weiße Bohnen. Das ist das wichtigste für zwei Tage und dann bin ich in Salamanca. Heute kann ich bestimmt irgendwo Patatas fritas essen. In der Kultherberge auf Spendenbasis, gibt es auch Abendbrot und Frühstück - ebenfalls in der Aspekte (Donativo) enthalten. Na dann mal auf zur KULTHERBERGE. Dann sah ich sie auch schon. Als ich sie sah dachte ich, das ist Kitsch. Zwei Männer saßen davon. Der eine spielte auf der Flöte ein mittelalterliches Lied und der andere trommelte auf dem Tisch dazu. Mui authentico. Ich gib rein und es Folgetag mir eine Dame meinen alters. Sie stellte sich als Besteice aus Flämen vor. Der eigentliche Hospitaliero sei gerade Besorgungen machen, aber sie könne mich auch aufnehmen und das Haus zeigen. Gesagt getan. Es soll sich um eine authentische Pilgerherberge sein. Auf mich wirkte sie etwas zu overdressed. Aber sie hatte WLAN - 😂😂😂
Ich wusch meine Wäsche und richte meinen Schlafplatz. Mal sehen was der Tag noch so bringt.
Und er brachte so einiges. Zunächst ein kleines Mittagsmahl von der Herberge. Dann Kaffee und selbstgebackenem Gebäck. Der Pastor war auch da - Don Bas. Wohl eine Koryphäe auf der Via de la Plata und er habe es sogar geschafft, die Dorfgemeinschaft wieder zu vereinen und sich der Pilgerschaft zu öffnen. Gegen 17:00 Uhr war dann Messe und wir würden freundlich eingeladen daran teilzunehmen. Die Kirche war echt gut besucht und alle standen fotografierend beim Altartisch. Ich wollte sehen was dort von Interesse war. Es waren sehr große Körbe mit Hühnereiern UBS auf dem Tisch standen drei große Torten. Das Ei als Sinnbild der Fruchtbarkeit und Aussaat mit guter Ernte. Dann gab es zunächst mächtig viel Weihrauch und das war wohl unbeabsichtigt. Dann sie Ansprache und das Gebet. Dann würden plötzlich alle Pilger zum Altartisch gebeten und mussten sich dahinter aufstellen. Wir mussten alle unsere Namen laut sagen. Dann sprach der Pastor wieder, segnete uns und die Dorfgemeinde klatschte tosenden Beifall. Dann war die Messe beendet. Die Anwesenden öffneten eine Gasse und wir Pilger gingen nach draußen. Jetzt würden die (gekochten) Eier verteilt. Selbstverständlich zu einem gewissen Obolus, der in der Kirche abgegeben wurde. Wir gingen zur Herberge zurück und als ich später noch einmal zum Supermarkt ( der wieder geschlossen war) gegangen bin, lagen überall auf der Straße kaputte Eier herum. Die streunenden Katzen im Dorf freuten sich. Hunde habe ich bisher keine gesehen, auch die hätten bestimmt ihre Freude daran.
Um 20:00 Uhr gab es gemeinschaftliches Abendessen. Es gab Salat, Spaghetti, als Nachspeise Orangen und Rotwein. Für mich haben sie eine spezielle Vegane Soße aus frischen Zutaten gemacht. Vielen Dank - ich war sehr gerührt. Wir alle stellten uns in der Gruppe auf englisch vor und einige übersetzten in spanisch. Eine Slowenin ist bereits das 7. mal auf einem Camino unterwegs und der ältere Spanier mit dem schwer auszusprechenden Vornamen (irgendwas mit E) sogar der 9. Camino. Es kam eine wirklich schöne Stimmung auf. Das hätte ich so nicht gedacht. Und es wird bei mir auf jeden Fall in Erinnerung bleiben.
Fazit des Tages: Je kühler der Morgen, so heimeliger der AbendRead more