Morro dos Homens, Corvo
24–25 Apr 2024, Portugal ⋅ 🌬 16 °C
Um 07:45 Uhr standen wir auf.
Tim schmierte uns Brötchen und Jasmin packte unsere beiden kleinen Rucksäcke.
Um 08:15 Uhr fuhren wir direkt los, weil wir das Boot um kein Haar verpassen wollten. Im 22-minütig entfernten "Santa Cruz das Flores" war die Anlegestelle. Wir erreichten den Hafen gegen 08:45 Uhr.
Schnell nahmen wir die Übelkeitstablette, als wir das "Boot" entdeckten. Es bestand aus Gummi, hatte zwölf Sitzplätze und zwei Motore. Dazu assen wir noch unser geschmiertes Brötchen, damit wir etwas im Magen hatten. Wir bezahlten bei der Hauptverantwortlichen die 70 Euro. Zu unserer Überraschung gaben sie uns Regenjacken, damit wir während der Fahrt nicht allzu nass werden. Eine Schwimmweste gab es obendrauf noch dazu, eher weniger freiwillig.
Die anderen Touristen waren hauptsächlich Portugiesen, weshalb der Guide nur unseretwegen ab und zu etwas extra auf Englisch erklären musste.
Die anderen Touristen, vermutlich schon öfters Gummiboot gefahren, drängten sich auf die vordersten Plätze. Tim sass zuhinterst mit einem Paar auf einer Bank und Jasmin einen Platz vor ihm, auf einem Platz, der einen an einen Pferderücken erinnert.
Als wäre dies Standardprogramm bei den Portugiesen, jodelten und freuten sie sich wie kleine Kinder.
Tim wurde auf seinem Platz permanent mit Meerwasser voll gespritzt und spürte jeden einzelnen Schlag der Wellen des wild tobenden Meeres. Jasmin erging es bis auf das Nassspritzen ähnlich. Jede Welle fühlte sich wie ein Galopp an, ohne nur annähernd reiten zu können. Beide waren stets fokussiert, das andere Festland zu erreichen und vielleicht einen Delfin oder einen Wal zu entdecken.
Leider nein.
Nach dieser sehr abenteuerlichen Fahrt von 40 Minuten kamen wir mit ein paar blauen Flecken mehr am einzigen Anlegeplatz von Corvo an. Etwas wacklig auf den Beinen stiegen wir aus.
Noch bevor wir zur Ruhe kommen konnten, kam ein älterer Taxifahrer auf uns zu und erklärte uns, sein Taxi stehe da hinten, wir können einfach einsteigen und er würde uns nach oben fahren. Etwas verwirrt fragten wir den Bootsfahrer, ob das denn inklusive sei. Nach einem Zögern antwortete er mit "Nein". Für uns, ein wenig zu aufdringlich und schlecht kommuniziert, liefen wir ein gutes Stück weg vom Geschehenen.
Die anderen Touristen stiegen in die drei Taxis ein und schon war der Hafen wie leergefegt. Allgemein standen am ganzen Hafen nur unser Boot, das Touristenboot, welches vor uns hier hinfuhr und drei weitere kleine "normale" Boote, welche aber auf dem Land standen.
Obwohl die Insel nur 400 Einwohner hatte, fragten wir uns schon, wie sie genau diese Insel im Notfall evakuieren möchten.
Ein wenig unvorbereitet liefen wir den Wanderweg hoch. Laut Google Maps braucht man eineinhalb Stunden an der Strasse entlang bis zum "Lagoa do Caldeirão". Die ganze Insel besteht aus dem erloschenen Vulkan "Monte Gordo". Der See befindet sich dabei im Krater des Vulkans. Leider führte der Wanderweg uns irgendwann so weit weg von der Strasse, dass wir nicht mehr umdrehen konnten. Die Zeit lief uns davon und wir wussten nicht, wohin der Wanderweg uns führt.
Die Gegend war schön. Es blühte überall saftig das Gras und es gab viele kleine Grundstücke, mit schwarzen Steinmauern unterteilt. Es war friedlich und eine herrliche Ruhe. Der Weg wirkte nur sehr selten benutzt und bis auf vier weitere Wanderer, die uns entgegenkamen, sahen wir keine Menschenseele.
Immer wieder sah man Kühe mit ihren Kälbern grasen und ein paar Vögel flogen umher.
Als endlich mal wieder eine Beschilderung kam, stand 6.4 Kilometer bis zum Kratersee. Für uns unmöglich, dies zeitnah zu erreichen. Ein anderer Weg zeigte 800 Meter zu irgendeiner "Lagoa". Das unangenehme dieser Gabelung war, dass beide Wege über ein Feld mit Mutterkühen mit ihren Kälbern führten. Wir wussten nicht, wie aggressiv Kühe werden, wenn man auf ihr "Grundstück" tritt.
Alles darauf folgende wurde nur von Profis ausgeführt.
Wir entschlossen uns, dicht am Zaun entlangzulaufen, damit wir im Notfall darüber springen konnten. Die vier Wanderer, die uns vor einer Stunde entgegengekommen sind, mussten ja auch irgendwo hier durchgegangen sein. Wir folgten dem Schild der "Lagoa".
Die Kühe beobachteten uns hin und wieder, liessen sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Friedlich grasten sie weiter und manche Kälber verstecken sich hinter ihrer Mutter.
Nach wenigen Minuten erreichten wir einen Kieselweg. Aus irgendeinem Grund gab uns dieser ein Gefühl der Sicherheit. Wir liefen zackig die 800 Meter hoch. Die "Lagoa" war ein künstlich angelegter See, um Regenwasser einzufangen. Es gab sogar zwei von ihnen.
Enttäuscht, bisher nicht einen Blick auf den Krater geworfen zu haben, nahmen wir unsere Beine in die Hand und liefen den letzten Hügel zwischen dem Krater und uns hoch. Bis um 13:00 Uhr gaben wir uns dabei Zeit, da wir um 15:00 Uhr unten stehen mussten beim Boot.
In Windeseile stürmten wir den Hügel hoch. Der Untergrund war unangenehm. Der Kieselweg hörte nämlich plötzlich auf. Die letzten 200 Meter liefen wir über einen mit Moos bewachsenen, feuchten Boden, ohne den Untergrund sehen zu können. Der Moosweg führte zwischen komischen Pflanzen hindurch, die auch mit Wasser vollgesogen waren. Wenn man auf sie drauftrat, sank man ein und dazu gab es dieses "Pflatsch"-Geräusch.
Der Untergrund machte es einem schwer, gut voranzukommen. Kurz vor dem Ziel blieb Tim stehen. Die Höhe und das Ungewisse machten ihm immer mehr zu schaffen. Jasmin lief die letzten paar Meter bis zum Vorsprung alleine. Mit einem guten Sicherheitsabstand konnte sie einen Blick auf den Kratersee erhaschen. Sie schoss ein paar Fotos und genoss für einen Augenblick die wunderschöne Aussicht. Danach kehrte sie schnell wieder zu Tim zurück.
Wir assen einen Riegel und tranken von unserem mitgebrachten Wasser.
Auf der Karte entdeckten wir dann unseren Standort. Wir waren auf dem höchsten Punkt der ganzen Insel. Auf dem "Miradouro do Morro dos Homens" mit 718 Metern über Meer.
Den Weg runter brachten wir schnell hinter uns. Die ersten Meter ging es wieder über den nassen Untergrund. Einmal sank Tim so tief ein, dass sein ganzer Fuss unter Wasser stand. Zurück auf dem Kieselweg liefen wir dieses Mal den ganzen Weg über ihn wieder herunter.
Zu unserer Überraschung standen wir eine Stunde später wieder mitten in der Wohnsiedlung von Corvo.
Völlig erschöpft von den 17.8 Kilometern in so kurzer Zeit, holten wir uns in einem kleinen Restaurant ein Süssgetränk. Für Tim gab es eine Coco Cola Zero Lime und Jasmin trank einen Eistee Pfirsich. Dazu nahm sich Tim einen Donut und Jasmin ein Ham & Cheese Brötchen für insgesamt 6 Euro.
Mit den eingekauften Lebensmitteln setzten wir uns zum Bootssteg, um die Vordersten im Boot sein zu können.
Die Stunde verging wie im Flug und wir konnten wieder auf dem Boot Platz nehmen. Jasmin sass zuvorderst, mit der GoPro in der Hand und Tim direkt hinter ihr. Jetzt verstanden wir auch die Freude der Portugiesen auf dem Hinweg. Hier vorne schwebte man über die Wellen und konnte die wenigen spürbaren Wellen ausbalancieren, indem man sein Hinterteil anhob.
Relativ weit oben im Nordosten der Insel fuhren wir langsamer. Das erste Highlight war die "Gruta do Galo". Die Grotte ist nur per Boot erreichbar. Der Fahrer fuhr mit uns sogar in die Höhle und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das Meer tobte wild und die Wellen klatschten gegen die Innenwand der Höhle. Weiter hinten sah man, dass die Höhle noch weiter ins Innere der Insel ging.
Wir fuhren weiter der Küste entlang. Überall sah man steile Felsklippen, das tobende Meer, welches auf den Steinen aufprallte und viele Wasserfälle, die die ganze Felsklippe hinunterflossen. Zwischendurch waren die Wände der Klippen in schimmerndes Grün gefärbt, andere wiederum präsentierten das Vulkangestein der Insel. Der Skipper fuhr noch in eine weitere Grotte mit uns, bei der man sogar das Ende erblicken konnte. Er fuhr beim Wasserfall am Eingang vorbei und fuhr Richtung Ende der Höhle. Ein paar Touristinnen kreischten, dass er Spass machte, war aber offensichtlich. Die Strömung und die Felsen hätten keine Durchfahrt ermöglicht.
Draussen fuhr er wie ein Profi zwischen den aus dem Meer herausragenden Felsen hindurch. Man merkte, er war sehr geschult wie auch geübt, da er keinen einzigen Felsen übersah.
Am Ende gab er noch einmal Vollgas und alle wurden noch einmal von den Wellen durchgeschüttelt. Dank unserem direkten Blick auf das Meer konnten wir so gut es ging jedem Aufprall ausweichen. Er hatte dabei alles bestens unter Kontrolle und bremste gekonnt vor der Anlegestelle in Flores wieder ab.
Wir alle klatschten vor Begeisterung und waren bereit zum Aussteigen. Sogar die nicht gesehenen Delfine wie auch Wale gerieten in Vergessenheit.
Leider erging die Fahrt nicht an allen so spurlos vorbei und die Frau auf dem hintersten Platz musste sich über das Boot ins Meer übergeben. Sie hatte es so lange ausgehalten, konnte es aber beim Aussteigen nicht mehr unterdrücken. Die beiden Angestellten halfen ihr direkt aus dem Boot und der Fahrer liess einen Teil des Erbrochenen auf dem Boot spurlos im Meer verschwinden. Wir fanden es sehr nett von den beiden, ihr die Situation so angenehm wie möglich zu machen.
Als wären wir Cowboys, stiegen wir vom Boot herunter.
Komplett erschöpft und kaputt von dem aufregenden Tag, gingen wir geschwind noch Einkaufen für den morgigen Tag. Es gab Brot, Aufschnitt, zwei Äpfel und Chips für 7.73 Euro. Zu unserem Erstaunen entdeckten wir den ersten Hähnchenaufschnitt der Insel. Auch mithilfe von Google konnten wir nicht herausfinden, wieso auf den Azoren so extrem viel Schweinefleisch konsumiert wird, wenn sie so gut wie nur Kühe und Hühner auf der Insel haben.
Abendessen gingen wir auch noch in derselben Ortschaft im "Big Love by Monica's". Es gab für beide einen Grüntee und dazu einen riesigen Salat. Es gab Fetakäse, Erdbeeren, Couscous, Tomaten und viele weitere Köstlichkeiten auf dem Salat. Wir zahlten 23 Euro für das ganze Abendessen.
Danach fuhren wir auf dem direkten Weg ins Airbnb. Nach einer angenehmen Dusche packten wir unsere Rucksäcke für den morgigen Flug wieder um.
Als wir damit fertig waren, ging es ins langersehnte Bett.
Davor gab es noch eine gute Portion "Aloe Vera" ins Gesicht, da wir uns beide einen Sonnenbrand holten.
Einnahmen: 0.00 €
Ausgaben: 106.73 €
- Ausflug: 70.00 €
- Lebensmittel: 36.73 €
Ausgaben des Monats: 419.48 €
Tankausgaben: 100.99 €
Distanz des heutigen Tages: 34 kmBaca selengkapnya





















