Thurso
Jun 12–13, 2024 in Scotland ⋅ ☁️ 11 °C
Ausgeruht mit Schlafbrille und Ohropax, standen wir um 08:00 Uhr auf. Die Strasse war bereits wieder viel befahren und wir suchten uns ein ruhiges Plätzchen am "Loch Assynt". Wir fanden eine Bank, auf der wir in einem Eiltempo das Frühstück hinunterschlangen. Es war einfach viel zu kalt, um gemütlich zu frühstücken.
Im Auto zog sich Jasmin ihre Wintermütze, Wanderschuhe und ein Thermooberteil an. Bereit, wieder in die unangenehme Kälte hinauszutreten, ohne direkt wieder in das Warme verschwinden zu wollen.
Wir fuhren die wenigen Meter zurück zum "Ardvreck Castle" und parkten auf den gratis Besucherparkplätzen. Es war so schön, in einem Land zu sein, das so gut wie nur auf Spendenbasis Touristenattraktionen anbot. Wir hofften, dass es auch weiterhin in diesem Land so bleibt.
Danach ging es weiter an der "North Coast 500" entlang. Die Aussicht war immer noch sagenhaft und zog uns voll in ihren Bann.
Das Wetter machte immer mehr auf und die Sonne gesellte sich dazu. Durch die warmen Strahlen konnten wir die dicken Kleider ablegen und sogar im Tshirt die Weiterfahrt geniessen. Natürlich wurden die Temperaturen durch den heissgelaufenen Motor von Klapfi meistens um paar Grade erhöht.
Beim "Drumbeg Viewpoint" machten wir einen kleinen Stopp, um die fantastische Aussicht nicht nur aus dem Fenster zu sehen. Wir nahmen uns mehrere Minuten hierfür. Die Aussicht bot einen Blick auf mehrere kleine Inseln direkt vor dem schottischen Festland. Sie waren allesamt grün und eine hatte sogar einen einsamen Baum. Wir hatten bereits mehrmals kleine Inseln mit strahlend grünen Flächen in Seen oder im Meer gesehen. Sie sahen alle wunderschön unberührt aus.
Die ganze schottische Fläche im Norden gab einem das Gefühl, alleine auf der Welt zu sein. Endlose Natur, unzählige wilde Tiere und Strassen, die im Horizont verschwinden.
Da uns der Ort so gefiel, tranken wir für 10.48 Euro im "Secret Tea Garden & Assynt Aromas" zwei Kaffee Americano und teilten uns dazu ein Stück Zitronenkuchen. Das kleine Teehäuschen mit Garten war schlicht eingerichtet und gab einem das Gefühl, herzlich willkommen zu sein.
Leider hatten sie aber keine Toiletten zur Verfügung und schickten uns 200 Meter den bereits hinunter gefahrenen Hügel hinauf, auf dem es öffentliche Toiletten gab. Tim wollte direkt noch unsere Toilette leeren, da unsere langsam am Überschwappen war, als ein Einwohner ihn davon abbringen wollte. Es sei verboten, seine Campingtoilette auszuleeren, da die Toilette so verstopft. Tim erklärte ihm, wir hätten weder eine chemische Toilette noch sonstige Festbestandteile, um irgendetwas zu verstopfen. Der Mann war nicht zufrieden mit der Situation, liess aber Tim gewähren. Es gab ungünstigerweise nicht viele Alternativen hier draussen.
Der nächste Halt war beim "Allt Chranaidh Waterfall". Die Parkplätze waren bereits alle belegt, weshalb wir den Berg neben dem Wasserfall hochfuhren, um dort bei den weiteren gratis Parkplätzen zu parken. Die Autos standen kreuz und quer über dem Parkplatz verteilt und gewährten dabei mindestens drei Autos keinen Platz. Wütend parkte Jasmin sehr nahe an einem der riesigen deutschen Campervans. Es interessierte sie reichlich wenig, wie mühsam das Herausfahren für die Person wird.
Wir versuchten, den Wasserfall von hier oben zu erreichen. Durch die Höhe und der baumlosen Gegend zog ein starker, kalter Wind durch. Beide, den warmen Kleidern entledigt, froren den ganzen Weg bis zu der Schlucht zum Wasserfall. Der Stolz hinderte einen umzudrehen oder sich dickere Kleidung zu holen.
So gut wie beim Vorsprung bemerkten wir, dass der Weg nicht nach unten führte. Wir wollten nicht riskieren, am Ende noch herunterzufallen, weshalb wir den Rücktritt vornahmen.
Schlussendlich parkten wir einfach am Strassenrand, wie wir es in Spanien gelernt hatten, und machten uns erneut zu Fuss auf den Weg, dieses Mal vom unteren Parkplatz.
Der Weg war rutschig und schlammig. Der Regen der letzten Tage hat den Boden entlang des Baches aufgeweicht. Tim rutschte einmal sogar aus und landete mit den Schuhen im Wasser. Ausser einem Schrecken kam er heil aus der Sache hinaus.
Beim Wasserfall machten wir ein paar Fotos und hörten dem Wasser beim Plätschern zu. Da wir nicht die einzigen waren und der Weg relativ schmal, gewährten wir schnell den nächsten den Zugang.
Über die "Kylesku Bridge" erreichten wir einen kleinen Spar in "Scourie". Wir kauften für 6.19 Euro ein paar Lebensmittel. Für weitere 2 Euro gab es Abfallsäcke für die Trenntoilette.
Tim entdeckte noch Portemonnaies mit der Gestalt eines schottischen Hochlandrindes. Sie ist die älteste registrierte Viehrasse und sieht super süss mit seinen langen, meistens über die Augen verdeckenden Haaren aus. Direkt neben dem "Spar" konnten wir ein paar ausfindig machen.
Jasmin kaufte direkt drei Stück davon mit ihrem Taschengeld für 13.74 Euro.
Noch in derselben Ortschaft tankten wir für 41.90 Euro für den Literpreis von 1.54 Pounds. Da der Automat nur Kreditkarten akzeptierte, zahlten wir mit der Cumulus-Karte der Migros Bank.
Unterwegs bemerkten wir immer wieder Camper mit Schweizer Kennzeichen und waren überrascht, wie viele Schweizer es nach Schottland zieht. Als wir einen Aargauer entdeckten, blieben wir bei einem "Passing Point" stehen und unterhielten uns kurz. Die Beifahrerin war offensichtlich Bernerin, trotzdem war es unterhaltsam, sich wieder einmal mit einem Schweizer von Angesicht zu Angesicht zu unterhalten.
Es ging weiter der Route entlang bis zu der "Smoo Cave". Es ist eine Meeres- und Süsswasserhöhle. Die Öffnung der Höhle ist über 15 Meter hoch und somit ist sie die Meereshöhle mit dem grössten Zugang von allen britischen Inseln. In der Kalksteinhöhle fliesst ein Wasserfall, der sich in einem Bach bis ins Meer kämpft. Bei starken Regenfällen steht die komplette Höhle unter Wasser. Das Wasser ist bis zu acht Meter tief und der Weg bis ins offene Meer ist 800 Meter lang. Ausgrabungen zeigen, dass vor mehr als 6000 Jahren bereits Jäger die Höhle genutzt hatten.
Die Höhle ist ein "Scheduled Monument". Eine geschützte archäologische Stätte des Vereinigten Königreichs.
Wir parkten oberhalb der Höhle und gelangten über eine Treppe auf den Grund der Höhle. Durch einen gemachten Kieselweg gelangten wir in den grössten Teil der Höhle. Man konnte wieder durch eine Spendengabe das ganze Projekt unterstützen. Über eine Holzbrücke, welche durch das ständige Wasser bereits durchgeweicht war, gelangten wir in den Abschnitt der Höhle mit dem Wasserfall. Wir bestaunten den Bach, der das ganze Wasser der Region in das Meer leitet.
Bevor wir den Ort verliessen, stiegen wir die Treppen auf der anderen Seite der Höhle wieder hoch und spazierten bis ganz noch vorne, wo das Meer sich mit dem Bach vermischte.
Auf dem Rückweg ergatterten wir einen letzten Blick von oben auf die Höhle und waren wirklich beeindruckt.
Der letzte Stopp für den heutigen Tag war der "Ceannabeinne Beach". Ein Strand, der einem das Gefühl gab, nicht mehr in Schottland zu sein. Der Sandstrand leuchtete in einem hellen beigen Ton, das dunkelblaue Meer, mit einzelnen türkisfarbenen Highlights, schäumte sich leicht weisslich als es auf dem Sand aufschlug. Die Wiesen um den Strand ergänzten das Bild in einem perfekten Grünton. Faszinierend, wie ein Land so vielseitig sein kann.
Wir fuhren bis um 18:00 Uhr weiter hoch in den Norden. Die Landschaft wurde immer karger, aber verlor dabei nichts von ihrem Charme.
Den Stellplatz für die Nacht entdeckte Tim. Er war gegenüber einem Haus, war aber ansonsten so gut wie alleine. Neben der "North Coast 500" Strasse, die nachts so gut wie nicht befahren ist.
Zum Abendessen gab es Tomaten-Mozzarella-Salat.
Wegen eines wichtigen Anliegens telefonierte Jasmin abends mit ihrer Freundin Larissa und hoffte dabei, nicht das ganze Internet aufzubrauchen. Das Wlan funktionierte sowieso nicht, aber die 40 GB von Jasmins Handy mussten dran glauben. Da sie es sowieso schon riskierte, telefonierte sie danach noch eine Stunde mit ihren Eltern.
Tim kümmerte sich während den Telefonaten um den Abwasch, dem Schneiden des Videos und war ungefähr zeitgleich wie Jasmin fertig.
Geplagt von einem kleinen Hunger assen wir noch etwas und Jasmin schrieb am Tagebuch.
Dadurch, dass die letzten Strahlen, besser gesagt, die totale Finsternis noch lange nicht eintrifft, gingen wir gegen 23:30 Uhr schlafen. Das Gefühl, unsterblich zu sein, wenn es niemals dunkel wird, ist extrem.
Mit Schlafbrille schliefen wir ein.
Einnahmen: 0.00 €
Ausgaben: 18.60 €
- Lebensmittel: 6.12 €
- Haushalt: 2.00 €
- Ausflüge: 10.48 €
Einnahmen des Monats: 40.00 €
Ausgaben des Monats: 459.71 €
Tankausgaben: 597.72 €
Anschaffungen: 0.00 €
Distanz des heutigen Tages: 205.27 kmRead more






















