• Cafe Lava Hostel

    Sep 25–26, 2024 in Indonesia ⋅ ☁️ 16 °C

    Um 06:00 Uhr erhielten wir, wie mit der Rezeption besprochen, unser inklusives Frühstück in einer Box zum Mitnehmen.

    Unser Fahrer von der Agentur "Vday Indonesia Travel" für die nächsten drei Tage stand bereits pünktlich um 06:00 Uhr in der Lobby des Hotels, um uns mitzunehmen. Wir verstauten unsere Sachen im Kofferraum und nahmen auf der Rückbank Platz. Das Auto war ein SUV von Mitsubishi. Sprich, ein angenehm grosses und sauberes Auto für die nächsten Tage.

    Sein Name war Deddy und er sprach, wie wir bereits wussten, gebrochenes Englisch.

    Die nächsten beiden Stunden assen wir unser Frühstück. Es gab Reis mit Gemüse und frittiertem Poulet. Das Essen war eher auf der trockenen Seite, trotzdem waren wir aber froh etwas bekommen zu haben.

    Um 08:00 Uhr erreichten wir unseren ersten Stopp. Bevor wir das heutige Highlight bestaunen gingen, zahlten wir Deddy die verlangten 330.65 Franken. Von einem Schlag war unser viel zu dicker Geldumschlag nur noch einen Bruchteil davon. Uns wurde leider keine Kleiderempfehlung gegeben, weshalb wir mit den völlig falschen Kleidern in den Startlöchern für die Besichtigung des Wasserfalls standen. Wennschon konnten wir zu unseren Wasserschuhen wechseln.

    Der "Tumpak Sewu Waterfall" ist ein abgestufter Wasserfall, welcher von einem aktiven Vulkan und dem höchsten Berg Javas, namens Semeru überschattet wird. Dabei laufen viele verschiedene Wasserfälle in einem einzigen, halbkreisförmigen Bereich in die 120 Meter Tiefe. 

    Wir wurden bereits von unserem Tourguide Arif empfangen. Ein junger, erst seit einem Jahr in diesem Bereich arbeitender Tourguide. Er sprach nicht perfektes Englisch, aber alle wichtigen Informationen konnte er überliefern. Das Beste, was sich herausstellte, war seine Fähigkeit, wunderschöne Videos und Fotos von uns aufzunehmen. Somit waren wir sehr dankbar, einen besseren Fotografen als einen Stein dabei zu haben. 

    Arif selbst kommt aus der Gegend und spricht "javanisch". In Indonesien gibt es über 250 verschiedene Sprachen und über 700 einheimische Sprachen über alle Inseln verteilt. "Bahasa Indonesia" ist dabei die Hauptsprache, die man, wie bei uns Hochdeutsch, in der Schule lernt. "Javanisch" und "Sudanesisch" sind die am meisten gesprochenen, einheimischen Sprachen. Die Sprache selber hat einen linguistisch einen malaiischen Hintergrund. Dabei ist es sehr spannend, dass die Sprache vom europäischen Alphabet abstammt und sie wegen der Kolonialisierung der Niederländer gewisse ähnliche Wörter wie im Deutschen benutzen. 

     Sprich es ist für sie einfacher die deutsche oder niederländische Sprache zu erlernen, als die chinesische zum Beispiel. 

    Als Erstes begaben wir uns zum Aussichtspunkt auf die Wasserfälle. Seit wir in "Java" angekommen waren, fiel uns immer wieder nur ein Satz ein. 

    Ein Naturparadies auf Erden. 

    Wir können es nicht in Worte fassen, wie wunderschön und surreal dieser Ort ist. Die riesigen Wasserfälle, die niederprasseln, der Regenwald direkt über dem Abgrund und die herumflatterten Vögel schaffen eine einzigartige Landschaft. 

    Bereits jetzt kamen wir nicht mehr aus dem Staunen heraus. Als wir die Treppe zum Fusse der Wasserfälle nahmen, wurde es noch überwältigender. 

    Der Weg war steil und rutschig. Wir hielten uns gut an den provisorischen Geländern bestehend aus Metallgittern fest. Die Treppen waren manchmal metallisch, sprich eher rutschig und manchmal aus Steinen. Kleinere Wasserfälle, die wir überquerten oder den gesamten Weg für mehrere Minuten einnahmen, begleiteten uns. Die langen Hosen wurden nass, aber es interessierte uns nicht.

    Wir spazierten mitten durch den Regenwald mit zauberhaften Wasserfällen.

    Am Fusse angekommen, wurden wir so richtig sprachlos. Mit unserem Starfotografen arbeiteten wir uns mit einer Mischung aus Fotos machen und Geniessen bis ganz nach vorne zum Wasserfall. Er gab uns genügend Zeit, um die winzig kleinen Details für uns selbst zu entdecken. Ganz vorne, keine fünf Meter vom Wasserfall entfernt, spürten wir den Wind und die tausenden kleinen Wassertropfen. Wir waren komplett durchnässt, keiner von uns beiden interessierte es wirklich. Wir standen da und fühlten uns leicht und frei. Die ganze Welt stand still, als wir die Millionen von Litern Wasser beim Aufprall beobachten durften.

    Dankbar diese wunderbare Welt bereisen zu dürfen ging das Abenteuer weiter.

    Wir liefen weitere vier Kilometer an dutzenden kleinen sowie grossen Wasserfällen vorbei. Manchmal näher direkt durch das kühle Wasser und manchmal mit einer fantastischen, weitreichenden Sicht. Einmal nahm Tim, wir waren sowieso schon komplett durchnässt, in einem der Wasserfallteiche ein Bad. Für ein paar Fotos und dem Gefühl der Freiheit posierte er direkt unter einem Wasserfall. 

    Die Wasserfälle waren stets von grüner, blühender Natur umgeben. Manchmal hörte man ein Tier rufen und die Insekten zirpten vor sich hin. In den kleinen Teichen der Wasserfälle fanden wir Kaulquappen und kleine Crevetten. 

    Unser Tourguide erzählte uns etwas extrem interessantes, was wir bis dahin nicht wussten. Materialien, die in den Wasserläufen stecken bleiben, wie zum Beispiel Holz oder einfacher Schlamm, werden durch den ständigen Druck des Wassers und dem darin enthaltenen, zuvor abgetragenen Kalk zu harten Gegenständen, die sich wie Steine anfühlen. Ähnliches geschieht in den altbekannten Tropfsteinhöhlen. Somit konnte man durch den Wasserfall laufen, über einen teils harten Boden. Es war faszinierend, was die Natur alles macht.

    Sogar in einer Höhle durften wir einen berühmten Handabdruck für ewige Jugend berühren. Gleich neben dieser Höhle gab es eine weitere mit einem unterirdischen Wasserfall. 

    Uns beiden war bewusst, dass in den nächsten zehn Jahren hier alles anders sein wird. Durch das ständige Berühren und Durchlaufen der vom Wasser geformten Böden wird eine langfristige Veränderung herbeigeführt. Vermutlich wird man in den nächsten Jahren nur noch von oben einen Blick erhaschen dürfen und unten einen vorgefertigten Wanderweg benutzen müssen. Wir verstanden es völlig, genossen es aber auch einmal so hautnah und echt ein Abenteuer erleben zu dürfen.

    Der Anstieg war mühsam, aber völlig in Ordnung. Bei einer Zwischenstation wurden wir mit Bananen, "Tempeh" Chips und süssen Kräckern verwöhnt. Später stellte sich heraus, warum die Füllung so ungewöhnlich schmeckte. Es war eine Käsefüllung. Ein paar "Javaneraffen" suchten bei unserer Pause unsere Nähe, um etwas vom Essen zu stibitzen. Die Frau des kleinen Ladens hatte die Steinschleuder schon bereitgelegt. Während des Essens airdropte Arif Jasmin die Fotos und Videos, die er heute geschossen hatte. So verloren sie keine Qualität.

    Bis zum Auto liefen wir durch ein kleines Dorf mit vielen herzigen Häuschen und jede Menge exotischer Früchte. Wir durften zum ersten Mal die "Snake Fruit" probieren. Die Schale fühlt sich wie die Haut einer Schlange an. Im Innern hat sie eine apfelartige Textur und schmeckt süsssauer. Wir beide mochten die Frucht nicht wirklich. Auch einen Gewürznelkenbaum durften wir zum ersten Mal bestaunen und an den Blüten riechen. Ebenfalls konnten wir Kaffee beim Trocknen zuschauen.

    Erneut waren wir extrem dankbar, all das mit unseren eigenen Augen sehen zu dürfen.

    Am Ende des Ausfluges gaben wir dem Tourguide 2.24 Franken Trinkgeld. Dies entspricht zwei bis drei Mahlzeiten.

    Das einzige Blöde waren in diesem Moment die nassen Kleider und die circa vierstündige Weiterfahrt. Die Toiletten verlangten hier einen sehr überteuerten Preis für das Benutzen der Kabinen. Kurzerhand zogen wir uns mit unseren Handtüchern hinter dem Auto um. Mit frischen und sauberen Kleidern kuschelten wir uns auf die Rückbank vom Auto.

    Unser Fahrer brachte noch einen Karton mit mehreren Flaschen frischem Wasser und lokalen Bananen als Snack mit.

    Mittags machten wir in einem vom Touristenbüro vermutlich vorgewählten Restaurant Halt. Wie erwartet waren die Preise wieder in einem höheren Spektrum. Um dieses Mal keine böse Überraschung zu erleben, erklärten wir dem Fahrer, wir würden gerne in einem lokalen Strassenlokal essen. Er selber verstand die Welt nicht mehr. Die meisten Touristen begaben sich in eher teurere Restaurants als Strassenstände. 

    Etwas verwundert fuhr er weiter und war zuerst ein wenig überfordert. Wir wussten nicht, was die Anordnungen vom Chef waren, aber wir hatten bereits per Whatsapp kommuniziert, dass wir Empfehlungen gerne annehmen, aber frei entscheiden werden. 

    Mittagessen sowie Abendessen waren im Angebot des Ausfluges nicht inklusive.

    Der Fahrer klärte etwas telefonisch ab und erklärte uns dann, dass wir um 14:00 Uhr ein lokales, günstiges Restaurant erreichen. Wir bedankten uns für sein Verständnis.

    Und tatsächlich verstand er, wie wir tickten. In einem kleinen, vermutlich bei einem seiner Verwandten oder Bekannten, durften wir Mittagessen für 2.47 Franken einnehmen. Es gab zweimal "Nasi Goreng" und zwei Eistees dazu. Das Essen war jetzt nicht sonderlich lecker und die Eistees gesüsst, aber wir waren satt und zufrieden. Für uns ganz besonders war es, als unser Fahrer das Essen bezahlte und uns dann, wie im Auto davor von seiner Seite aus abgemacht, die Rechnung gab. So bekamen wir dank ihm keinen touristischen Preis. 

    Die nächsten Stunden waren wieder mit atemberaubenden Landschaften ausgestattet. Reisfelder, Regenwälder und ganz viele kleine herzige Dörfer. Immer wieder sah man arme Menschen am Strassenrand stehen, die Ware verkauften oder auf ein Jobangebot warteten. Es tat einem im Herzen weh, wie ein Volk solch ein Leid erfahren muss. Am liebsten würde man jeden einzelnen einpacken und ihn mit in die Schweiz nehmen. Ihnen eine sichere und schöne Zukunft anbieten. Ein Leben, das sie leben können und nicht nur ein Überleben. 

    Hoffnung zu geben.

    Gegen Ende der Reise wurde die Strasse schmaler und kurviger. Wir fuhren immer weiter hoch in die Berge. Man musste öfters schlucken, um den schnellen Höhenunterschied auszugleichen. Draussen regnete und dämmerte es bereits und ein Nebel zog auf. Wäre die Natur nicht so anders als in der Schweiz, hätten wir uns fast so gefühlt, als würden wir in die Schweizer Berge fahren.

    Wir übernachten im obersten Dorf "Cemoro Lawang", direkt neben dem "Bromo Nationalpark". Das Dorf liegt auf 2217 Meter Höhe und war dementsprechend eher kühl. Wir bedankten uns für die Fahrt und verabredeten uns um 02:30 Uhr nachts für die Fahrt zum Aussichtspunkt für den Sonnenaufgang.

    Von draussen sahen die kleinen Hüttchen zauberhaft aus. Der Nebel und die exotischen Blumen im Garten der Hostelanlage machten einen schönen Eindruck. Das Zimmer selber war schön, aber einfach. Wir hatten jede Menge Teebeutel und einen Wasserkocher, welchen wir direkt in Betrieb nahmen. Die Dusche war auch warm, machte einem durch das Funktionieren mit Gas ein wenig Angst. Wir liessen es lieber bleiben und duschten nur für einen kurzen Moment. 

    Ungewohnt nur 16 Grad zu haben, kuschelten wir uns in unsere dickeren, mitgebrachten Kleider. Im Bett fanden wir vier Decken vor, welche wir erstmals zum Aufwärmen benutzten. Heizungen waren hier trotz der noch tieferen Temperaturen nachts ein Fremdwort.

    Bevor es noch kälter wurde, suchten wir im Dorf einen kleinen Supermarkt und kauften dort eine Packung Kräcker für 0.84 Franken. Wir wussten noch nicht, wie es mitten in der Nacht essensmässig aussah. Wussten aber, ein wenig Energie werden wir benötigen. Die Bananen von gestern hatten wir immer noch zusätzlich dabei.

    Zum Abendessen assen wir in einem modern aussehenden Restaurant. Preislich waren die Restaurants hier oben teurer als unten, nicht aber in so grossen Differenzen wie in der Schweiz.

    Wir bestellten uns zwei Rindfleischburger. 

    Heute war essenstechnisch nicht unser Tag. Der Burger war kühl und hatte nichts Besonderes an sich. Vor allem die Grösse des grossen Burgers war alles andere als gross, weshalb wir noch einmal zwei Portionen gebratenen Reis bestellten. Wir teilten uns einmal das typische indonesische "Nasi Goreng" und einmal mit Wurst, welches mit "Nasi Goreng Hongkong" angeschrieben war.

    Es schmeckte genauso miserabel wie der Burger davor. Als wir dann noch zwei Kakerlaken durch das Restaurant flitzen sahen, suchten wir sehr schnell das Weite. Wir bezahlten für das Essen 6.73 Franken.

    Im Zimmer machten wir uns noch einmal eine Runde Tee und verputzten einen Teil der Kräcker. Natürlich hatten wir zu unserem Missfallen die falschen gekauft. Die Indonesier essen sehr gerne Kräcker mit Zuckerüberzug. Bekannt von unserem Ausflug im Regenwald assen wir sie schlussendlich. Wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, schmecken sie besser als es tönt. Trotzdem ist der hohe und ständige Zuckergehalt langzeitig sehr schädigend. 

    Die Zähne der Indonesier waren meistens bereits ausgefallen und stark verfärbt durch den ständigen Kaffee, Zigaretten und Zucker. Die wenigen Zahnärzte und das dafür fehlende Geld für einen Besuch, machen die Situation nicht besser.

    Abends telefonierte Jasmin noch mit ihrem Eltern.

    Danach hiess es für wenige Stunden die Augen zumachen und zu hoffen, dass man bald einschläft.

    Einnahmen: 00.00 Fr.
    Ausgaben: 342.93 Fr.
    - Lebensmittel: 10.04 Fr.
    - Ausflüge: 332.89 Fr.
    Einnahmen des Monats: 255.46 Fr.
    Ausgaben des Monats: 1’366.62 Fr.
    Verkehrsmittel: 555.62 Fr.
    Übernachtungen: 472.05 Fr.
    Anschaffungen: 558.90 Fr.
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