Hotel Valery 2 3/3
6–7 feb, Perù ⋅ ☁️ 14 °C
Um 07:30 Uhr frühstückten wir auf der Dachterrasse, um kurz vor 08:00 Uhr loslaufen zu können.
Auf "Google Maps" hatten wir die Adresse markiert, von der aus ein "Collectivo" uns nach "Pitec" auf 3'800 Meter oder "Llupa" auf 3'400 Meter bringen sollte. Aus irgendeinem Grund waren diese Angaben jedoch inkorrekt. Einheimische, die uns helfen wollten, schickten uns mehrmals im Kreis. Als wir erneut an ihnen vorbeiliefen, bot uns ein "Taxifahrer" an, für einen etwas teureren Preis hochzufahren. Leider boten viele hier eine Taxifahrt an, ohne ein Taxi zu besitzen. Das Risiko war und einfach zu gross, in irgendein Auto einzusteigen, egal wie gut sie es meinen.
Schlussendlich fanden wir dank der Hilfe eines englischsprachigen Mannes die richtige Adresse. Später fanden wir heraus, dass wir einfach nach "COLECTIVO PITEK" auf "Google Maps" hätten suchen können.
Der Fahrer wollte mehr als der online angegebene Preis. Da es momentan keine Saison und nur wir hier stehen, war seine Begründung. Wir wussten aber auch, dass er so oder so fährt. Als er auf unsere Verhandlungen nicht einging, suchten wir nach einem beschrifteten Taxi. Kurz bevor wir einen Deal abmachen konnten, fuhr der Fahrer des "Collectivo" vor und signalisierte sein Einverständnis für den Preis von 9.75 Franken.
Später stiegen auch mehrere Einheimische in den Kleinbus ein.
Die Fahrt ging steil in die Höhe. Wir brachten bereits 800 Höhenmeter mit dem "Collectivo" hinter uns. Die Strassenverhältnisse blieben trotz der extremen Höhe und den wenigen Anwohnern sehr gut. Oben beim Parkplatz, an dem die Wanderung beginnt, teilte uns der Fahrer die Abholzeiten mit.
Es war strahlend schönes Wetter. Die Sonne schien und weit und breit sahen wir keine Regenwolke. Bereits von hier unten konnten wir mehrere schneebedeckte Berge ganz in der Nähe ausmachen.
Die erste Stunde hiess es Treppen zu laufen. Wir liefen über einen breiten Grat, der direkt 200 Meter in die Höhe schoss.
Tim hatte anfangs sehr starke Mühe mit der Atmung. Er fing an, sich immer mehr auf die Atmung zu konzentrieren. Dadurch wurde seine Atmung immer schnappartiger. Mit Zuspruch von Jasmin und mehreren Pausen auf wenigen Metern wurde es langsam besser. Beide setzten hohen Wert darauf, uns selber davon zu überzeugen, dass die Tabletten helfen.
Nach 250 Metern machten wir eine längere Pause und assen einen Apfelriegel und tranken genügend Wasser. Trotz des nicht vorhandenen Durstgefühls wussten wir vom letzten Mal, wie wichtig Trinken auf solch einer Höhe ist.
Der nächste steile Anstieg bis zum offiziellen Eingang des "Huascarán-Nationalparks" brachten wir hinter uns. Hier mussten wir unsere Daten auf einem Stück Papier niederschreiben und 14.63 Franken Gebühren zahlen.
Der "Huascarán-Nationalpark" wurde 1985 zum Weltnaturerbe erklärt und ist berühmt für seine mit 20 schneebedeckten Gipfeln über 6'000 Metern sowie seinen höchsten Berg "Huascarán", welcher sich in einer intertropischen Zone befindet.
Dabei umfasst er eine Fläche von 340 Quadratkilometern, 434 Seen, 712 Gletscher und 41 Flüsse, die in den Atlantik wie Pazifischen Ozean fliessen.
Tiere wie Pumas, Wiesel, Hirsche, Andenkatzen, Füchse oder Brillenbären finden in ihm ein Zuhause.
Es ging endlich etwas geradeaus. Wir liefen dieses Mal am Berg entlang direkt auf eine hohe felsige Wand zu. Beiden war bewusst, dass wir diese Wand erklimmen müssen, um einen Blick auf unser heutiges Tagesziel werfen zu können.
Der Berg "Churup" mit 5'495 Meter, den wir gerade daran waren zu besteigen, führt in einem langen Grat weiter ins Innere des Landes. Dabei hat er vorne, von dort, wo wir gestartet sind, eine umgekehrte U-, fast sogar eine O-Form.
Durch diese umgekehrte U-Form liegt auf der gegenüberliegenden Seite ein genauso hohes Gebirge wie auf unserer Seite. In der Ausbuchtung des "Churups" fliesst ein Bach mit mehreren Wasserfällen ins Tal. Die beiden grösseren Wasserfälle fallen an einer steilen Felswand in die Tiefe.
Das war unser letzter Abschnitt.
Online hatten wir herausgefunden, dass es zwei Wege zu unserem Ziel gibt. Einmal eine steile Felswand hinauf klettern, mit gewissen Hilfen oder weitere 100 Höhenmeter angehen, um diesen Teil zu umgehen. Wir entschieden uns bereits gestern für den zweiten Weg.
Dieser führte uns näher an der bei uns liegenden linken Wand entlang und dann ohne Höhenmeterverlust in Richtung Zentrum des Berges.
Wir waren bereits vor dem letzten Anstieg fix und fertig. Trotz der versuchten Akklimatisierung der letzten 48 Stunden bekamen wir auf 4'300 Meter Kopfschmerzen. Nur noch so wenige Meter, dann hätten wir es geschafft.
Bereits hier war die Aussicht einfach nur atemberaubend. Wir fühlten uns riesengross und mächtig, so weit oben auf "Huaraz" blicken zu können. Den vielen kleinen Häusern und den weiter unten grasenden Kühen. Zudem hatten wir auch einen fantastischen Blick auf die Berge, die sich auf der anderen Seite der Stadt befanden.
Alles in allem war es eine wunderschöne Wanderung mit unendlich viel unberührter Natur.
Mit unserer letzten Energie, die Kopfschmerzen bereits vom "Acatenango" bekannt, kämpften wir uns den Berg hinauf. Auch hier mussten wir teilweise auf allen vieren Klettern, jedoch nichts im Vergleich zum Klettern direkt neben dem Wasserfall. Die Felsen waren rutschig durch das überall hinunter fliessende Wasser. Auch Teile des bisher hinter uns gebrachten Wanderwegs waren oft von kleinen Bächen durchkreuzt worden.
Wir hatten es geschafft. Mit pochenden Kopfschmerzen und einem leicht erschwerten Atem standen wir auf 4'525 Metern.
Nun hiess es, einem waagrechten Pfad zu unserem Ziel zu folgen. Hier oben lag sogar noch etwas Schnee, welchen wir berühren konnten.
Die "Laguna Churup" tauchte vor unseren Augen auf. Ein Süsswasserreservoir, welches auf 4450 Metern liegt. Gleich hinter der türkis bis dunkelblau glitzernden Lagune befindet sich die schneebedeckte Spitze des "Churups". Der See selbst war teilweise sogar durchsichtig, sodass wir Teile des Bodens erblicken konnten.
Ein magischer Anblick. Alles wirkte auf uns riesengross. Die extrem steilen Felswände direkt hinter dem See liessen uns so klein wirken. Um den See, wie auf dem gesamten Weg bis hier nach oben, befanden sich braune Pflanzen, die der Gegend ein kaltes und totes Gefühl gaben. Trotzdem flatterten Schmetterlinge und Vögel um uns herum.
Ein Gefühl der Freiheit und Grenzenlosigkeit überkam uns.
Zu unserer Freude kam zu diesem Moment sogar die vor einer guten halben Stunde verkrochene Sonne wieder heraus. Es hat sogar leicht angefangen zu tröpfeln, als wir den waagrechten Pfad erreichten.
Das Wetter hier oben war die letzten zweieinhalb Stunden extrem wechselhaft gewesen. Kaum war die Sonne mal da, kam die nächste Wolke in Windgeschwindigkeit vorbei.
Somit konnten wir vom "Mirador Churup" unsere selbstgemachten Sandwiches essen und wurden zusätzlich von der Sonne aufgewärmt.
Weiter unten sahen wir wenige weitere Wanderer, die sich teilweise sogar trauten, eine Runde schwimmen zu gehen. Wir hingegen hatten keine Energie mehr, bis zum See herunterzusteigen. Vor allem dann wieder diese ungefähr 50 Höhenmeter aufzusteigen.
Wir waren sehr stolz auf uns, diese Wanderung geschafft zu haben.
Nach einer knappen halben Stunde war es Zeit aufzubrechen. Wir wussten nicht, wie lange der Abstieg dauern würde, wussten aber, der letzte "Collectivo" wird um 15:30 Uhr ins Tal fahren. Zusätzlich dröhnte der Kopf immer mehr und mehr.
Der Abstieg ging eineinhalb Stunden.
Der Weg fiel uns um einiges leichter. Durch die fehlende Anstrengung des Aufstiegs war das Atmen wieder normaler. Auch die Beine machten nicht mehr solche Probleme wie beim Anstieg. Jedoch wurden die Kopfschmerzen stärker, je näher wir uns dem Ausgangspunkt der Wanderung näherten.
Die Fahrt ins Tal war der reine Horror.
Wir nahmen dieses Mal einen anderen Weg ins Tal. Einen über Stock und Stein wie auch wenige Zentimeter vor dem direkten Fall in die Tiefe. Das "Collectivo" schaukelte hin und her über den nicht asphaltierten Weg und tauchte mehrmals tief in Pfützen ein. All diese Strapazen, um zwei Wanderer einer anderen Route abzuholen.
Die uns schlussendlich 30 Minuten warten liessen.
Derweilen sassen wir mit weiteren fünf Wanderern im Auto. Jede Minute wurde es Jasmin gesundheitlich immer schlechter. Zu den dröhnenden Kopfschmerzen tauchte plötzlich eine Übelkeit auf. Mit der Tüte bereits in der Hand fuhren wir über die Schotterstrasse weiter ins Tal hinab.
"Höhenkrankheit" ist ein Syndrom bei Menschen, die sich in grosse Höhen ohne physiologische Anpassungen an die verminderte Sauerstoffkonzentration begeben. Mit dem Abstieg oder Medikamenten kann man den Symptomen entgegenwirken. Dabei leiden nicht nur Touristen, die die "Anden" Perus bereisen, sondern auch Einheimische teilweise unter der Krankheit.
Im Gegensatz zu den indigenen Völkern Südamerikas erkranken "Tibeter" weniger. Sie haben nämlich eine genetisch bedingte höhere Atemfrequenz und erhöhten Blutfluss. Auch die "Sherpas" aus dem Himalayagebiet haben eine erhöhte Produktion von Blutplasma.
Die Wahrscheinlichkeit daran zu erkranken kann man dabei um 50% reduzieren, wenn man sich eine Woche zwischen 2'500 Meter und 3'000 Meter befindet. Zusätzlich empfiehlt man, nur 300 bis 500 Höhenmeter pro Tag hochzusteigen und dann vier Tage zu warten.
Wie man das genau anstellen soll, wissen wir auch nicht. Zusätzlich steht in vielen Berichten auf "Google", dass diese Wanderung perfekt für eine Akklimatisierung ist.
Ohne Zwischenfall erreichten wir das Hotel. Jasmin legte sich direkt schlafen und mogelte die Kopfschmerzen mit einer Migränetablette weg. Tim ging derweilen Duschen und setzte sich mit den Schmerzen auseinander.
Zum Abendessen besuchten wir dasselbe Lokal, "Pollería Robles", wie gestern und bestellten nur eine Portion Reis mit Salat ohne Pommes Frites. Unser Magen hatte schon genug Verstimmungen ohne das zusätzliche frittierte Essen.
Wir zahlten 4.86 Franken für das Essen.
Aus dem Supermarkt gab es noch Mikrowellenpopcorn für 1.32 Franken. Auf der Dachterrasse des Hotels gab es eine frei zugängliche Mikrowelle.
Auf unserem überdimensionalen Fernseher schauten wir "Mogli".
Einnahmen: 0.00 Fr.
Ausgaben: 20.81 Fr.
- Lebensmittel: 6.18 Fr.
- Ausflüge: 14.63 Fr.
Einnahmen des Monats: 0.00 Fr.
Ausgaben des Monats: 136.58 Fr.
Verkehrsmittel: 41.22 Fr.
Übernachtungen: 132.04 Fr.
Anschaffungen: 0.00 Fr.Leggi altro























Viaggiatore
Ihr seid ja schon richtige Bergsteiger
Viaggiatore
Alle Achtung 👍