Paraiso Lodge
20–21 Feb, Peru ⋅ ☀️ 24 °C
Gnädigerweise weckte uns der Wecker erst um 05:30 Uhr. Somit hatten wir eine halbe Stunde Zeit, um uns für den Ausflug bereitzumachen.
Heute geht es für mehrere Tage in den Amazonas, für uns beide eines der grössten Highlights dieser Reise. Insgesamt werden wir vier Tage und drei Nächte im Amazonas verbringen.
Punkt 06:00 Uhr stand der Mercedes-Benz-Transporter vor unserer Hoteltür.
Unser Gepäck wurde auf den hinteren Sitzen verstaut und wir nahmen in der ersten Reihe Platz. Unser Tourguide Fernando von der Reiseagentur "EcoManu Expeditions" begrüsste uns herzlich. Zusätzlich machte er uns mit dem Koch und dem Fahrer bekannt, welche uns die nächsten Tage begleiten werden. Wir zahlten 728.31 Franken für den gesamten Ausflug.
Im Zentrum der Stadt gabelten wir ein Pärchen aus Österreich auf. Die Frau ist gebürtige Österreicherin und der Mann Albaner, aufgewachsen in England und arbeitet nun in Österreich. Er spricht noch kein gutes Deutsch, dementsprechend mussten wir auf Englisch kommunizieren.
Sagen wir es so, die besten Reisebegleiter waren sie nicht. Die Österreicherin ist eine Grüne Politikerin, 29, und hat bisher noch keinen einzigen Tag wirklich gearbeitet. Dabei war jede einzelne Aussage und Handlung von ihr komplett gegen das, was sie vertritt. Die beste Aussage war dabei, dass ihre "Schwäche" das Reisen sei, kann sie halt nichts dafür, dass es so umweltschädlich ist. Zudem fliegt sie von "Cusco" nach "Lima", damit sie keinen unnötigen Tag verliert.
Wir versuchten uns mehr auf das Abenteuer anstelle des Pärchens zu fokussieren.
Leider stellte sich das schwieriger heraus als erwartet. Unser Tourguide und Mitinhaber erzählte uns, dass von Oktober bis März Regenzeit ist und die Wahrscheinlichkeit, grosse Tiere zu sehen, sehr gering ausfällt. Zudem gab es letzte Woche eine starke Überschwemmung, die nur alle sechs bis acht Jahre auftritt. Darum sind die meisten Tiere in den tieferen, nicht zugänglichen Teil des Nationalparks geflohen oder ertrunken. Normalerweise haben sie in diesem Zeitraum auch geschlossen, machten aber eine Ausnahme für uns und unser Geld.
Natürlich gab es diese Informationen nicht vor dem Buchen im Reisebüro.
Trotz der viel zu spät erhaltenen Informationen versuchten wir weiterhin positiv zu bleiben. Wir waren beide der Meinung, dass es nicht sein kann, dass ein ganzer Abschnitt des Nationalparks so gut wie leer sein wird. Irgendein Affe, Schlange oder Säugetier sollte sich schon blicken lassen.
Die Fahrt dauerte Ewigkeiten, bis wir die Zivilisation verliessen. Unterwegs assen wir unser selbst eingekauftes Frühstück aus Avocado, Brötchen und Mozzarellascheiben.
Als erstes erreichten wir den "Andean Cloud Forest". Eine Art Nebelwald in den "Anden", im tropischen Regenwald auf mittlerer Höhe von 500 bis 4'000 Metern über Meer. Die feuchte Luft aus dem Tieflandamazonas bewegt sich dabei in Richtung "Anden" und fällt als Regen oder bleibt als Nebel und niedrige Wolken hängen. Er beherbergt eine bemerkenswerte Anzahl von 270 endemischen Arten. Dabei sind die "Andennebelwälder" die vielfältigsten, empfindlichsten und komplexesten Nebelwälder der Welt und stehen unter strengem Schutz.
Dort gab es die erste Toilettenpause. Danach mussten wir uns in ein Buch mit all unseren Daten einschreiben. Wir waren am Anfang des "Parque Nacional de Manú" angekommen. Auf einer grossen Karte zeigte uns der Tourguide die einzelnen Abschnitte des "Parque Nacional de Manú". 81.5 % des Parks ist für uns Menschen unzugänglich und beherbergt neben den Tieren mehrere noch nie von Menschen kontaktierte indigene Stämme. 13.5 % werden für eingeschränkten Tourismus und spezielle Erlaubnis für Forschung als Pufferzone verwendet. 5 % sind weitgehend besiedelt, wobei der grösste Teil davon indigene Stämme sind. Sogar auf "Google Maps" sind die einzelnen Zonen der indigenen Völker provisorisch eingezeichnet.
Als Letztes gibt es einen bewilligten Teil für Forscher, Fotografen und andere, mehr zahlende Parteien, die etwas tiefer in den Regenwald vordringen dürfen.
"Parque Nacional de Manú" ist ein Nationalpark im Südosten Perus und liegt am Ostabhang der "Anden". Als dritter Nationalpark wurde er 1973 gegründet und gehört zu einer der ältesten Schutzgebiete und umfasst eine Fläche von 18'812 Quadratkilometer. Er hat dabei eine Höhe von 4'000 bis auf 300 Meter über Meer mit mehreren Vegetationsstufen. Die Stufen sind Regenwald, Bergregenwald und Hochgebirge.
Leider ist der Nationalpark durch den Fund von Öl und Gas sogar von der eigenen Regierung stark gefährdet. Absichtliche Brände kommen immer wieder gern vor.
Im "Cloud Forest" machten wir einen kurzen Spaziergang zu einem Aussichtspunkt direkt beim Gate des Nationalparks, um einen Überblick des Waldes zu erhalten. Es bestand auch die Möglichkeit "Andenbären", "Kolibris", Eulen und "Gelbschwanz-Wollaffen" zu sehen. Ausser einem riesigen Nebelmeer mit einem unangenehmen kühlen Regen bekamen wir nichts mit.
Es ging für uns von 4'500 Metern eine schmale, am Hang entlang führende Strasse auf 500 Meter hinunter.
Eines mussten wir dem Amazonas lassen. Die Aussicht war atemberaubend schön. Bis auf die Strasse gab es weit und breit nichts vom Menschen erschaffenes. Wir sahen einen endlos grossen Amazonas über die Hügel der "Anden" verteilt. Kleine Wasserfälle plätscherten über die Strasse und steilen Felswänden hinab. Zu unserer Überraschung sahen wir zwei komplett fertiggestellte Tunnel, die wir durchquerten. Nicht extrem modern, keine Lichter, eine riesige Pfütze als Boden und eine steinige runde Wand um uns herum.
Den ersten Stopp legten wir an einem kleinen Picknickort ein. Ein netter Mann, der dort lebt, stellte uns sogar Toiletten zur Verfügung.
Unser Koch servierte uns eine köstliche Portion Quinoa mit Gemüse und Pommes Frites. Tim und die anderen beiden erhielten zusätzlich noch Hähnchen. Jasmin entschied sich, alle Menüs vegetarisch zu bestellen und bekam eine halbe Avocado. Als Snacks gab es zusätzlich Kräcker und Früchte.
Nach dem Essen liefen wir einen kleinen Teil des Berges hinauf. Dort wurden Flaschen mit gesüsstem Wasser aufgehängt und Früchte auf dem Boden verteilt, um wilde Tiere anzulocken.
Unsere Bedingungen, kein Füttern, keine Berührungen oder ähnliches, wurden somit nicht erfüllt.
Somit sassen wir mehrere Minuten hier oben und schauten den "Kolibris" zu, wie sie von einer umgekehrten Wasserflasche zur nächsten flogen. Wir sahen "Grünscheitel-Flaggensylphe" und eine andere Art mit grünem Gefieder und orangenem flauschigem Gefieder oberhalb der Füsse. "Grünscheitel-Flaggensylphe" sind eine Vogelart aus der Familie der "Kolibris". Leben dabei in den "Anden" von Venezuela, Kolumbien, Peru, Bolivien und Ecuador. Der grün schimmernde Vogel wird maximal inklusive Schwanzfedern 13 Zentimeter lang und drei Gramm schwer.
Die anderen Tiere, die durch die verteilten Früchte angelockt werden sollten, kamen zu unserem Glück nicht vorbei. Die Lebensmittel waren viel zu nahe an den Menschen aufgestellt und waren sowieso eine komplett falsche Entscheidung.
Die Fahrt ging weiter.
Bei der "Cock of the Rock Lodge", mitten im zugänglichen Dschungel angekommen, bekamen wir einen Schlüssel für einen Vogelbeobachtungspunkt, um dort bestimmte Vögel beobachten zu können. Als der Tourguide mit dem Schlüssel zurückkehrte, teilte er uns mit, dass der Lodgebesitzer "Braune Kapuzineraffen" weiter oben gesehen hat.
"Braune Kapuzineraffen" erreichen eine Kopfrumpflänge 37 bis 46 Zentimetern, der Schwanz ist dabei 40 bis 55 Zentimeter lang. Männchen sind durchschnittlich 20 % grösser und mit maximal 4.2 Kilogramm deutlich schwerer als die Weibchen mit maximal 3 Kilogramm. Ihr Fell macht einen groben und zotteliger Eindruck und ist dabei überwiegend braun gefärbt. An der Oberseite des Kopfes befindet sich eine graubraune, V-förmige Kappe.
Ihre Gruppen bestehen aus zehn bis 36 Tieren, die aus mehreren Jungtieren, Männchen und Weibchen bestehen. Sie sind Allesfresser, ernähren sich aber in der Regenzeit vor allem von Früchten. In der Trockenzeit essen sie von Insekten bis zu Rotschwanzhörnchen alles.
Schnell liefen wir den Berg wieder hinauf und achteten auf jede einzelne Bewegung um uns herum. Wie die letzten Stunden wirkte der gesamte Amazonas wie ausgestorben. Unser Tourguide fing dann an, Geräusche der gesehenen "Braunen Kapuzineraffen" nachzuahmen.
Tatsächlich tauchte aus dem Nichts eine Gruppe "Brauner Kapuzineraffen" auf. Aus Neugier kamen sie ganz nahe an uns heran und rissen die Bambusblätter ab, um zu fressen. Wir beide wussten bis zu diesem Moment nicht, dass es Bambusblätter im Amazonas gibt.
Sie waren so nahe, dass wir jedes einzelne Detail des Tieres ausmachen konnten. Durch ihre sehr kleine Grösse sahen sie unendlich niedlich aus. Vor allem entdeckten wir ein noch kleineres Jungtier, welches sich an seine Mutter klammerte. Der einzige einschüchternde Teil der Affenfamilie war das Familienoberhaupt. Er scannte uns von oben bis unten und war bereit, im Ernstfall durchzugreifen.
Als sie sich langsam wieder zurückzogen, fuhren wir wenige Minuten hinauf zum Beobachtungspunkt.
Dort standen wir mit einer anderen Gruppe Touristen und warteten auf die "Andenfelsenhähne".
Der. "Andenfelsenhahn" ist der Nationalvogel von Peru. Er ist eine südamerikanische Vogelart aus der Familie der Schmuckvögel. Das Männchen hat dabei einen orangefarbenen Oberkörper mit schwarz und hellgrau gefärbten Flügeln sowie Unterkörper. Das Weibchen trägt die unauffällige Farbe Kastanienrot.
Zeitlich versetzt in der Sommer- wie Winterzeit, aber immer pünktlich, erscheinen die männlichen Vögel hier mit der Hoffnung, dass auch ein Weibchen auftaucht. Wenn das Weibchen auftaucht, gibt es von der männlichen Seite eine Tanzeinlage.
Da sie vor allem stark vom Regen geschützte Abschnitte des Regenwaldes bevorzugen, ist der hier gefundene Ort perfekt für sie.
Wir standen eine gute Stunde dort, um die männlichen "Andenfelsenhähne" zu beobachten. Sie sahen mit ihrem roten Gefieder wirklich einzigartig aus und durch ein Monokular Teleskop konnten wir jedes einzelne Detail des Tieres ausmachen.
Wir erreichten gegen 18:00 Uhr "Pillcopata", mit dem ersten Übernachtungsort, die "Paraiso Lodge". "Pillcopata" ist ein kleines Dorf mit knapp 100 Einwohnern mitten im Regenwald.
Eigentlich dachten wir, dass wir unsere Nächte im tieferen Amazonas verbringen werden, mit der Hoffnung, mehr wilde Tiere zu sehen.
Unser Zimmer war gross und hatte zwei Doppelbetten. Zudem gab es ein Badezimmer mit heissem Wasser und einen privaten kleinen Balkon. Die nächsten zwei Stunden hatten wir Freizeit in unserem Zimmer. Wir zogen erstmals unsere ständig feucht werdenden Kleider, dank des immer wieder einsetzenden Regen aus und duschten uns ab. Tim lud während dieser Zeit die nächsten Videos hoch und Jasmin schrieb an den Tagebucheinträgen weiter.
Zum Abendessen gab es Reis, frittierte Aubergine für Jasmin, Hähnchen für die anderen und jede Menge frisch zubereitetes Gemüse. Milchreis gab es als Dessert. Das Essen war wie das Mittagessen was ganz anderes als das bisher gegessene peruanische Essen. Es schmeckte wirklich sehr gut.
Abends in der Dunkelheit machten wir mit unseren Stirnlampen einen kleinen Spaziergang aus dem Dorf in einen etwas dichter bewaldeten Abschnitt.
Dort sahen wir in einem kleineren See einen "Kaiman" aus einer grösseren Distanz. Dieser tauchte unter, als wir ihm näher kamen. "Kaimane" kommen fast ausschliesslich in Südamerika vor, mit Ausnahme des "Krokodilkaimans", dessen Verbreitung bis Mittelamerika reicht. Wir liefen noch mehrere Meter tiefer in den Amazonas, konnten jedoch bis auf Ameisen, Termiten und jede Menge fliegender Insekten nichts sehen.
Wir kehrten um und zogen uns in unserem Zimmer zurück. Die erste kleinere Enttäuschung machte sich breit, jedoch versuchten wir positiv zu bleiben.
Morgen sollte es tiefer in den erlaubten Teil des Amazonas gehen.
Einnahmen: 0.00 Fr.
Ausgaben: 728.31 Fr.
- Ausflüge: 728.31 Fr.
Einnahmen des Monats: 158.00 Fr.
Ausgaben des Monats: 1’259.76 Fr.
Verkehrsmittel: 246.13 Fr.
Übernachtungen: 331.15 Fr.
Anschaffungen: 17.06 Fr.Baca lagi























Pengembara
Sehr schöne Aufnahme
Pengembara
Doch einiges gesehen
Pengembara
So herzig 😍