Albergue Turístico EcoManu Lodge 1/2
21–22 Feb, Peru ⋅ 🌧 26 °C
Frühstück wurde uns um 07:00 Uhr serviert. Es gab eine grosse Auswahl an frischen Früchten, Rührei, frischem Brot und Aufschnitt wie Aufstrich sowie selbstgemachte Pancakes.
Die Fahrt ging weiter über die einzige durch den "Parque Nacional del Manú" führende Strasse.
An einer Aussichtsplattform blieben wir eine gute halbe Stunde später stehen. Von dort hatten wir einen fantastischen Blick auf den Fluss "Madre de Dios". Durch die starken Regenfälle tobte dieser nur so vor sich hin und riss alles mit, was ihm in die Quere kam. Seine sonst blaue Farbe in der Trockenzeit war heute hellbraun bis grau. Es hatte bereits wieder angefangen zu regnen und ein leichter Nebel zog auf.
Von unserer Aussichtsplattform hatten wir einen idealen Blick auf einen der grössten Bäume des Amazonas. Auf diesem besagten Baum sass ein "Königsgeier". Mit dem blossen Auge schwierig zu erkennen, jedoch mit dem von unserem Tourguide zur Verfügung gestellten Monokular Teleskop konnten wir jedes kleinste Detail des Tieres ausmachen. Davor hatten wir keine Chance nur schon seine roten Augen, die orangen bis gelben Schnabelwarzen sowie Nacken zu erkennen.
Der "Königsgeier" ist ein Neuweltgeier Südamerikas und die einzige lebende Art seiner Gattung. Den Namen erhielt er dank seiner dominierenden Art an Assstellen gegenüber anderen Geiern.
Am gleichen Ort liefen wir einmal über die Strasse in die andere Richtung den Berg hinauf. Hier oben begrüsste uns ein hopsender "Weissbrusttukan". Zuerst dachten wir beide, es handelt sich um ein wildes Exemplar. Als er aber anfing in unsere Richtung zu hopsen und an Jasmin Schnürsenkel zu zupfen, wussten wir es besser.
Der "Weissbrusttukan" ist ein wunderschönes und extrem farbenfrohes Geschöpf. "Weissbrusttukane" sind eine Vogelart aus der Familie der "Tukane". Sie gehören zu den nicht gefährdeten Vogelarten, jedoch weiss man keinen genauen Bestand der Tiere. Sie leben ausschliesslich in den tropischen Wäldern Südamerikas. Von den indigenen Völkern werden sie gerne bis zur Erschöpfung getrieben, da sie dann auf den Boden kommen. Dort werden sie dann getötet und verzehrt.
Wir machten auf einer anderen Aussichtsplattform einen weiteren Halt. Auch hier wurden Früchte und Wasserflaschen mit gesüsstem Wasser verteilt. In unserem Herzen hatten wir gehofft, dass gestern eine Ausnahme war. Als unsere liebe Grüne und ihr Freund anfingen, den "Weissbrusttukan" zu füttern und berühren, distanzierten wir uns. Wir setzten uns ein gutes Stück entfernt auf einen Stuhl und warteten, bis es weiter ging.
Der Tourguide bestätigte unsere Frage, dass das Weibchen nie mehr in den Amazonas zurückkehren und auch keinen Partner finden wird. Zusätzlich erzählte er uns, dass sie damals vor den Lodges Essensreste deponiert hatten. Dieses Vorgehen haben sie zum Glück früher oder später selber als unangebracht empfunden und aufgehört.
Auf dem Rückweg zum Transporter fing Fernando plötzlich an, über die "Grüne Hundskopfboa" zu reden. Wie gerne sie an einem Ort bleiben, an dem sie sich wohlfühlen und dort Jahre verbringen können, wenn sie niemand berührt oder belästigt. Bei Jasmin fiel der Groschen schnell, dass irgendwo um uns herum eines der Tiere versteckt war. Tim bemerkte es erst, als der Tourguide an ihm vorbei in einen Baum zeigte. Als er das Tier im Baum entdeckte, lief er direkt mehrere Schritte rückwärts.
Ein wunderschönes Exemplar einer "Grünen Hundskopfboa". Wir konnten zwar den Kopf nicht sehen, dafür aber ihre perfekt gemusterte Schlangenhaut. Die Schlange war stetig in Bewegung und wir konnten es aus einer sehr geringen Distanz miterleben.
Die "Grüne Hundskopfboa" lebt vor allem in den tropischen Regenwäldern Südamerikas in der Nähe von Gewässern. Sie lebt besonders gerne in den Bäumen, da ihre Musterung und die grüne Färbung perfekt an das Leben dort angepasst sind. Sie tötet ihre Beute mit einem kräftigen Biss. Auch Menschen beisst sie bei Bedrohung, jedoch ist ihr Biss nicht giftig.
Die Reise mit dem Transporter endete. Wir wurden in einem kleinen Dörfchen namens "Atalaya" auf ein Boot gebracht. Bevor wir in das Boot einstiegen, wurden uns Gummistiefel ausgehändigt. Zudem lernten wir die Eltern von Fernando kennen.
Ein wichtiges Schild am Bootsteg erinnerte uns daran, auf keinen Fall Fotos von der indigenen Bevölkerung zu machen. Es gibt nämlich die "Machiguengas" und "Yora" Stämme, die in der Nähe der Dörfer leben. Dabei darf es auf kein gezieltes Aufeinandertreffen kommen oder das Verkaufen von Ware. Ein Fotoapparat ist für sie eine Waffe und führt zum Angriff mit Sperren und Giftpfeilen. Sie leben nicht ganz wie die anderen komplett unabhängigen Indigenen tiefer im Amazonas. Betreiben teilweise Landwirtschaft, haben Hühner und tragen auch eine Kleidermischung aus dem Regenwald hergestellt und unseren Kleidern.
Mit dem Boot fuhren eine kurze Zeit den Fluss "Madre de Dios" hinauf, drehten aber nach wenigen Metern wieder um. Es gab weit und breit kein einziges Lebewesen, welches sich zeigen wollte.
An einem so gut wie unscheinbaren Pfad stiegen wir aus. Es gab weder einen Steg noch andere Hilfsmittel beim Aussteigen. Wennschon war das Wasser so hoch, dass der Abstand nicht allzu gross war. Etwas Fixes zu bauen für die erleichterten Ausstiege bringt bei der nächsten Flut nichts.
Es hat wieder angefangen zu regnen und wir liefen in einer Einerreihe zu unserer "Albergue Turístico EcoManu Lodge". Der Weg war lang, schlammig und an mehreren Stellen überflutet. Einmal mussten wir über einen Holzbalken über einen Bach laufen.
Endlich bei der Lodge angekommen, wurden uns die Zimmer zugeteilt. Es waren herzige kleine Holzhütten mit Mückennetzen und einem einfachen Wellblechdach. Die Toilette sowie kalte Dusche befanden sich direkt im Zimmer. Unser Doppelbett hatte ein weiteres Mückennetz als Schutz.
Zum Mittagessen versammelten wir uns im Speisesaal mit der anschliessenden Küche. Es gab wieder eine grosszügige Auswahl aus Gemüse, Kartoffeln, Reis sowie Auberginen mit Tomatensauce für Jasmin und Rindfleisch für die anderen.
Bis um 15:30 Uhr gab es eine Pause.
Danach führte uns Fernando erstmals durch die Plantagen seiner Lodge wie der des Nachbars. Stets auf der Hut, irgendwelche Wildtiere ausfindig zu machen. In unseren Augen war die Aktion etwas unnötig, da sich uns kein Tier freiwillig so stark nähern wird. Manchmal hatten wir das Gefühl, Fernando rechnete gar nicht damit, etwas zu sehen und musste uns einfach ein wenig unterhalten.
Wennschon lernten wir ein paar weitere, meistens giftige Insekten kennen, wie auch die "24-Stunden-Ameise", "Feuerameisen" sowie jede Menge Termiten, Bienen und Wespen.
"24-Stunden-Ameisen" sind eine der grössten Ameisenarten der Welt. Ihr Giftstich gilt als extrem schmerzhaft. Der Stich fühlt sich an, als würde man am lebendigen Leib verbrennen, dabei halten die Schmerzen bis zu 24 Stunden an. Folgeschäden gibt es nicht. Sie leben im Regenwald von Süd- bis Mittelamerika.
Die "Feuerameise" sticht genauso zu wie die "24-Stunden-Ameise". Ihr Stich schmerzt aber um einiges weniger, kann aber von starken allergischen Reaktionen bis zum Tode führen.
Die Angst, nur beim Vorbeigehen etwas zu streifen, wurde noch grösser.
Ganz viele unterschiedlich farbige und in der Grösse variierende Schmetterlinge sahen wir zu unserer Freude am meisten.
Seine Nachbarn hatten sogar Kakaobäume ohne chemische Zusatzstoffe angebaut. Diese werden dann als BIO-Ware nach Europa verkauft. Bananen, Feigen und viele weitere exotische Früchte wurden zusätzlich auch angebaut. Dass sich hier aber kein Jaguar oder anderes grösseres Säugetier versteckt, wurde immer offensichtlicher. Ein Teil des Bodens war immer noch nass oder mit Sand übersät, durch den nicht allzu weit liegenden, ständig steigenden Fluss.
Alles, was nicht dem Nachbarn gehörte, wollte die Österreicherin essen oder mitnehmen. Egal ob es Pilze, Früchte oder Kleintiere waren.
Zu unserer Freunde trafen wir noch einmal auf eine Familie "Brauner Kapuzineraffen", die sich fröhlich durch die Bäume schwangen. Sie waren im Gegensatz zu all den bisher gesehenen Affen so unfassbar klein.
Wir liefen wieder an der "Albergue Turístico EcoManu Lodge" vorbei in Richtung Amazonas. Zum ersten Mal betraten wir den "Primärwald". In diesem Teil des Nationalparks ist es strengstens untersagt, etwas anzupflanzen oder mitzunehmen. Der einzige Beweis für die Menschen ist der heruntergekommene Pfad, der stetig mit einer Machete erneuert wird. Durch den starken Sturm der letzten Tage musste Fernando öfter als einmal einen umgekippten Baum entfernen.
Der erste Stopp war auf einem Beobachtungsturm. Von den 20 Metern sollten wir Affen, Vögel oder sogar Faultiere beobachten können. Wie bereits gewohnt war es bis auf die Geräusche der Insekten totenstill. Die Aussicht selbst war dafür einmalig fantastisch. Es schien sogar die Sonne in diesem Moment und wir konnten aufgrund der für die Landwirtschaft gefällten Bäume bis zum Fluss sehen. Alles andere war übersät von unzähligen variierenden Pflanzen und Bäumen.
Wennschon hatten wir hier oben fantastisches Netz und Jasmin rief als Scherz ihre Familie an, um sie zu grüssen.
Wir steuerten einen weiteren Beobachtungsposten tiefer und weiter oben im Regenwald an. Hier gibt es jede Menge Lehmstellen mit Mineralien, die besonders Säugetiere wie "Tapire" anlocken.
Hier werden wir die nächsten Stunden sitzen und warten, bis die Sonne unterging. Dabei müssen wir so leise wie möglich sein. Es wurde immer dunkler und die Augen immer schwerer. Erkennen konnten wir rein gar nichts und mussten uns auf unser Gehör verlassen.
Plötzlich fing es extrem laut an zu rascheln. Es hätte alles möglich sein können, jedoch blieb alles dunkel um uns. Als das Geräusch genau vor uns war, schaltete Fernando leider kein Rotlicht, sondern eine Weisslicht-Taschenlampe an.
Jasmin entdeckte als Erste das "Flachlandtapir" und half Fernando beim Ausrichten der Lampe. Wie erwartet suchte das Tier schnell das Weite, um aus der Gefahrenzone zu kommen.
Trotz der Umstände waren wir unendlich dankbar, unser erstes grösseres frei lebendes Säugetier anzutreffen. Es war zwar nur für einen kurzen Moment, jedoch sah das Tier sehr einzigartig aus. Es war ein kleineres Jungtier mit der typischen, sehr beweglichen, rüsselartigen Nase, die mit der Oberlippe verbunden ist.
"Flachlandtapire" gehören zu der Gattung "Tapire". Es bewohnt vor allem den Wald wie gewisse offene Landschaften und streift oft als Einzelgänger herum. Zwar zählen sie zu ihren häufigsten Vertretern, stehen aber stark unter Bejagung und leiden unter der Landschaftszerstörung, weshalb sie gefährdet sind.
Zurück bei der Lodge gab es wieder einmal ein himmlisches Abendessen mit allem, was das Herz begehrte und sogar Dessert. Es war ein komisches Gefühl, keinen Durchfall nach einer Mahlzeit zu haben.
Wir redeten noch ein Weilchen mit Fernando und versuchten, das Gespräch mit den Österreichern eher zu umgehen. Fernando erzählte jede Menge abenteuerliche Geschichten mit dem in der Nähe lebenden indigenen Volk und den hier lebenden Tieren. Er selber macht neben den typisch touristischen Ausflügen auch mehrtägige Wanderungen in den tiefen Regenwald für Zeremonien mit "Ayahuasca" bei gefundenen Pyramiden oder Schriftzeichen im Wald. "Ayahuasca" ist ein halluzinogener Trank, der von den südamerikanischen Ureinwohnern im Rahmen von spirituellen Ritualen benutzt wird.
Wie auch das Begleiten von Fotografen und Wildtierexperten. Sogar mit einem Floss fuhr er einmal mit einem Amerikaner den Fluss herunter, dabei zerbrach sogar das Floss. Alles ging zum Glück gut aus.
Auch erzählte er uns, dass Jaguare in höherem Alter in die Dörfer auf Jagd nach Kindern, Hühnern oder Hunden gehen. Weshalb sie dann getötet und gegessen werden, da sie "keine" andere Wahl haben.
Eigentlich war der Ausflug mit dem Essen sowie der Unterkunft und dem Betreuen perfekt, nur der Fakt, dass es momentan einfach keine Tiere gibt und sie es uns nicht mitteilten, lag schwer im Magen.
Nach dem Herausjagen einer gigantischen Kakerlake legten wir uns früh schlafen.
Einnahmen: 0.00 Fr.
Ausgaben: 0.00 Fr.
Einnahmen des Monats: 158.00 Fr.
Ausgaben des Monats: 1’259.76 Fr.
Verkehrsmittel: 246.13 Fr.
Übernachtungen: 331.15 Fr.
Anschaffungen: 17.06 Fr.Baca lagi






















