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  • Mein Schildkrötennest

    February 21, 2021 in Kenya ⋅ ☁️ 27 °C

    Heute morgen bekomme ich vor dem Frühstück die Nachricht von Said von der Turtle Police, dass wieder kleine Schildkröten erwartet werden. Oh, da bin ich sehr gespannt! Schön, dass ich diesmal nicht mitten in der Nacht aufstehen muss. ;)

    Said erklärt mir, dass die ersten schon heute nacht rauskamen. Sein Kollege schaufelt Sand weg, damit die kleinen Schildkröten es leichter haben. Dann watscheln die kleinen Tiere Richtung Meer, das ist total goldig!

    Danach laufen wir gemeinsam am Strand entlang zum nächsten Hotel Twiga lodge. Dort in der Nähe hat eine Schildkröte heute nacht Eier abgelegt, ihre Spur im Sand ist deutlich zu erkennen. Said erklärt mir, wie ihre Spur zu deuten ist. Beispielsweise kann aufgrund der Gezeiten abgeleitet werden, wann die Schildkröte an Land ging und wieder ins Meer zurückwatschelte. Ihre Aufenthaltszeit an Land betrug ca. 2,5 Stunden. Sie hat an verschiedenen Stellen versucht, ein Nest zu schaufeln, was dann nicht gepasst hat oder sie wurde gestört. Kurz vor dem Ufergestrüpp hat sie sich dann entschieden, ihre Eier abzulegen. Von oben ist die genaue Stelle nicht erkennbar, da die Schildkröte ja das Nest wieder mit Sand zuschaufelt.

    Ich bin beeindruckt, wie sich Said nach kurzem Herumstochern mit einem Holzstock sicher ist, wo sich das Nest befindet. Sein Mitarbeiter fängt an zu graben. In ca. 35 cm Tiefe entdeckt er tatsächlich die Eier, wow! Das Nest ist hier nicht sicher, da im nahen Gestrüpp schon eine große Eidechse lauert. Die turtle police beschließt daher, das Nest umzusiedeln an einen sicheren Platz am Strand, der rund um die Uhr bewacht wird.

    Das Ausgraben des Nests erfolgt nach einem genauen Plan, da die Temperatur- und sonstigen Standortbedingungen möglichst genau kopiert werden sollen. Die untersten Eier sollen auch am neuen Standort wieder zuunterst liegen, auch der umgebende Sand wird mitumgezogen. Alles wird fein säuberlich dokumentiert. Wir zählen 131 Eier in diesem Nest, ein paar Kinder und ich helfen beim Zählen und Schutz vor Sonneneinstrahlung mit einem Handtuch.

    In einer zugedeckten Plastikschüssel bringen wir die Eier an ihren neuen Standort (Olerai). Genau in derselben Tiefe wie das Ursprungsnest werden die Eier wieder eingegraben. Es handelt sich um Nest Nr. 10 in diesem Jahr und darf nach mir benannt werden! In rund 60 Tagen werden die Kleinen schlüpfen. Wir witzeln, dass der Mitarbeiter von der Turtle police und ich dann Stiefmütter werden, haha!

    Die Eier werden nur mit Handschuhen angefasst, um zu verhindern, dass die Handwärme oder Schweiß und Geruch die Entwicklung der Schildkrötenembryonen verändert oder beeinträchtigt. Aktuell wurden alle Handschuhe aufgebraucht. Ich spende daher das Geld für eine neue Box mit Handschuhen.

    Ich finde die Arbeit der Turtle police hier wirklich wertvoll und Sinn stiftend. Natürlich greift sie durch die Nestumzüge in den natürlichen Verlauf ein. Leider hat jedoch der Mensch mit seiner Uferbebauung und Strandhotels die Lebensräume dieser Tiere schon stark eingeschränkt, zudem gelten Schildkröten in manchen Ländern als Delikatesse, so dass die Tierart vom Aussterben bedroht ist. Da ist es doch sehr sinnvoll, mit diesen Maßnahmen für etwas Ausgleich zu sorgen! Ich bin heute glücklich darüber, dass ich dazu auch etwas beitragen konnte!
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