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  • Mombasa - Ausflug in eine quirlige Stadt

    February 22, 2021 in Kenya ⋅ ☁️ 30 °C

    Nach den vielfältigen Naturerlebnissen der letzten Wochen plane ich heute einen Ausflug in das Stadtzentrum von Mombasa. Die Idee dafür kam von Frank, dem Hotelmanager. Ich bin sehr gespannt, was mich dort erwartet!

    Ich werde heute morgen mit dem Tuk Tuk abgeholt - wie toll! Mein Fahrer heißt Collins und ist sehr offen und freundlich. Ich liebe es, die verschiedenen Transportmittel kennenzulernen. Das Tuktuk ist ein Dreirad mit Motor und seitlich offen, bis zu drei Passagiere können mitfahren. Es ist hier in der Gegend ein beliebtes Taxi. Ich finde es auch sehr angenehm, da der Fahrtwind bei diesen heißen Temperaturen angenehm kühlt, man auch durch enge Straßen gut durchkommt und die Geschwindigkeit ganz passabel ist. Ich genieße die frische Brise und Aussicht auf die vorbeiziehende Landschaft. Später fahren wir wieder durch die mir von der Herfahrt schon bekannten armen Viertel mit unendlich viel Müll am Straßenrand.

    Wir kommen an der Fähre an, die ich schon von der Herfahrt vor rund zwei Wochen kenne. Inzwischen habe ich gelernt, dass das Zentrum von Mombasa auf einer Insel (zumindest fast) liegt, daher auch die Fähre. Diesmal werde ich gemeinsam mit Collins zu Fuß auf die Fähre gehen, er stellt das Tuktuk auf einem bewachten Parkplatz ab. Unglaublich viele Menschen warten am Fähranleger!

    Zwar herrscht Maskenpflicht, diese wird allerdings nur halbherzig eingehalten. Ich merke erneut, dass Corona hier lang nicht so ernst genommen wird wie in Deutschland. Meines Erachtens spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Das warme Klima in Verbindung mit einem Leben weitgehend an der frischen Luft und kaum in geschlossenen Räumen sorgt wahrscheinlich dafür, dass sich das Virus nicht so schnell verbreitet. Und dann haben die überwiegend in relativer Armut lebenden Menschen hier andere Überlebens- und Gesundheitssorgen. Viele kämpfen ums tägliche Überleben und das ihrer Kinder, hinzu kommen andere verbreitete Krankheiten wie Malaria und Aids. Für die meisten Menschen hier erscheint das Corona-Virus daher wohl eher ein „Erste-Welt-Problem“ zu sein. Die Bevölkerung ist außerdem sehr jung, das Durchschnittsalter liegt bei 18 Jahren, der Anteil von alten Menschen ist damit gering.

    Von social distancing ist hier auch keine Spur zu erkennen. Wie soll dies auch funktionieren auf einer Fähre, die mehrere Hundert Menschen aufnimmt? Um hier Abstandsregeln umsetzen zu können, bräuchte man viel mehr Fähren - wer würde das zahlen und wäre dies verkehrstechnisch überhaupt möglich?

    Collins und ich sitzen auf dem Oberdeck. Ich finde es spannend, der „Beladung“ der Fähre zuzuschauen und die Aussicht aufs Wasser und das Geschehen am Ufer zu beobachten. Wir sind auf einer reinen Personenfähre, es gibt noch Auto- und gemischte Fähren. Am Ufer werden schwer beladene Handkarren gezogen und geschoben. Nicht weit wurde eine neue Hebebrücke gebaut, die sich für durchfahrende Schiffe öffnet. Nach wie vor nutzen die Fußgänger jedoch überwiegend die kostenlose Fähre.

    Am anderen Ufer werde ich von meinem guide Teddy abgeholt. Zunächst schauen wir uns einen großen und wunderschönen Hindutempel an. Ich erfahre, dass Kenia sehr offen und liberal ist, was die verschiedenen Religionen angeht. Ich bekomme ein „drittes Auge“ auf die Stirn gemalt, wie eine Art Segnung.

    Dann schlendern wir durch die Märkte - Obst und Gemüse, Kaffee, Tee und Gewürze. Ich kaufe kenianischen Kaffee und Zitronenpfeffer, ein schönes Souvenir. Ich empfinde den Verkäufer als recht aufdringlich, das gefällt mir nicht so. Daher möchte ich dann schnell weiter und lasse mich nicht auf ein längeres Gespräch über seine vielen Produkte ein. Beim Fleischmarkt nehme ich schnell Reißaus, der Anblick der hängenden Tierkörper und ein blutiger Kamelkopf sind zuviel für mich! Besser geht es mir im Fischmarkt, wo ein Verkäufer mir einen großen Hummer zeigt.

    Unterwegs begegnen wir einem blinden Straßenmusiker, der singt und auf einem keyboard spielt. Das gefällt mir! Ich bleibe stehen, tanze mit und versuche auch mitzusummen. Dies bekommt der Musiker mit und fängt an, das bekannte Lied „Jambo“ zu spielen. Es berührt mich sehr, wie er mitten im Gesang „welcome to Kenya“ und“feel at home“ ruft - welch spontane Gastfreundschaft!

    Wir laufen durch die Altstadtgassen. Hier gibt es noch Gebäude aus der britischen Kolonialzeit - z.B. das erste Hotel Kenias, das alte Postamt und die Polizeistation. Dazwischen sehe ich Gebäude und Türen aus der omanischen Zeit. Wie auch auf Sansibar ließen sich vor Jahrhunderten Araber aus dem Oman hier nieder und gründeten eine Handelsstation. Die berühmten wunderschönen omanischen Haustüren sind hier genauso wie in Stone town / Sansibar zu sehen. Dadurch erklärt sich auch die überwiegend muslimische Bevölkerung hier an der Küste. In den teilweise sehr engen Gassen gibt es alle möglichen Lädchen, ein Schuhmacher beeindruckt mich besonders.

    Zum Mittagessen führt mich Teddy in ein Restaurant mit Blick aufs Wasser, wie schön! Ich bestelle ein typisches Suahili-Gericht (Biriani), bestehend aus Gemüsereis, einer gut gewürzten scharfen Soße, dazu Hammelfleisch. Es schmeckt sehr lecker, die Portion würde jedoch für drei reichen!

    Am Nachmittag besichtigen wir die Festung Fort Jesus - die Hauptsehenswürdigkeit Mombasas und UNESCO Weltkulturerbe. Die Festung wurde Ende des 16. Jahrhunderts von Portugiesen gebaut und rund ein Jahrhundert später von den Truppen des omanischen Sultans eingenommen. Die Festung liegt wunderbar über dem Wasser und wurde auf dem Korallengestein aufgebaut. Wir kraxeln herum und schauen uns die Kopien der Graffitizeichnungen portugiesischer Seefahrer an sowie andere Ausstellungsstücke. Auch ein alter Wagen der britischen Straßenbahn wird hier gezeigt, das ist amüsant.

    Schließlich fahren wir noch zu einem großen Fledermauspark und den aus 1956 stammenden großen „Stoßzähnen“ aus Aluminium, die ein Wahrzeichen Mombasas darstellen. Wir steigen dafür in ein Sammeltaxi ein, ein sog. Matatu. Auch dies ist hier ein beliebtes Transportmittel, mir macht’s großen Spaß! Im Park hängen Fledermäuse zu Hunderten (oder Tausenden?) in den großen Bäumen, das habe ich noch nie gesehen!

    Ich merke, dass ich jetzt genug habe von der Stadt - die Abgase, der Verkehr, die vielen Menschen - Zeit, wieder zu Coconut beach zurück zu fahren und ein erfrischendes Bad im Swimmingpool zu nehmen! Mustafa holt mich an der Fähre ab und ich verabschiede mich von Teddy. Wir hatten eine gute Zeit zusammen hier in Mombasa. Mit Mustafa stehe ich ganz vorne am Eingangstor zur Fähre. Wir lachen, als das Tor geöffnet wird - wie eine riesige Schafherde laufen die Passagiere auf die Fähre, haha. 😂

    Auf der anderen Seite nehmen wir ein Motorradtaxi - wieder ein anderes Transportmittel, klasse! Zu dritt (und ohne Helm) fahren wir zum abgestellten Auto von Mustafa, auch das macht mir großen Spaß.

    Im Hotel genieße ich dann den Swimmingpool. Heute sind sogar neue Gäste aus Deutschland angekommen, Mutter und Tochter. Meine letzten anderthalb Tage in Coconut beach werden wir also zu viert hier verbringen. Am kommenden Wochenende werden noch mehr Gäste erwartet, da Frank ein „Full moon dinner“ plant. Ich merke, dass schon die Vorbereitungen dafür laufen - alle Zimmer werden gereinigt und auch Strand und Garten auf Vordermann gebracht. Es fühlt sich an wie ein Erwachen aus dem Dornröschenschlaf nach der Woche, in der Matthias und ich hier alleine waren.😉
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