• Robben Island

    31 luglio 2022, Sud Africa ⋅ ☀️ 12 °C

    Heute ist mein vorletzter Tag in Cape Town auf dieser Reise. Inzwischen fühle ich mich eher wie eine Einheimische als eine Touristin. Alles ist sehr vertraut, ich fahre selbstverständlich durch die Stadt und die äußeren Bezirke, bewege mich selbstbewusst und natürlich überall, spreche immer wieder mit Einheimischen und genieße die - trotz der natürlich vorhanden negativen Seiten - entspannte, offene und gastfreundliche Lebensart hier. Es fühlt sich wie „my second home“ an…

    Zu Kapstadt und zur Geschichte Südafrikas gehört für mich selbstverständlich auch ein Besuch von Robben Island. Hier war mit vielen anderen Nelson Mandela als politischer Gefangener während der Apartheid 18 Jahre inhaftiert. Im Moment lese ich sein bekanntes Buch „A long walk to freedom“, daher passt das gut zusammen. Mir ist bewusst, dass der Ausflug recht touristisch sein wird mit großen Bussen, die über die Insel fahren. Das ist eigentlich nicht mein Ding, nur anders kommt man leider nicht auf die Insel. Also nehme ich es in Kauf.

    Im Vorfeld bekomme ich aus Diskussionen mit, dass einige Einheimische durchaus kontrovers zu Robben Island stehen und die Insel noch nie betreten haben. Ich merke, dass mich das zunächst schockiert. Es ist eben wie überall. Auch hier werden sehr unterschiedliche Meinungen vertreten und es gibt verschiedene politische „Lager“. Die Hautfarbe und die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe der Menschen bewirken zumindest teilweise faktisch immer noch eine Trennlinie. Das gilt wohl in alle Richtungen. Manche dunkelhäutige Menschen fühlen sich wohl immer noch von weißhäutigen diskriminiert, manche Weiße heutzutage wiederum von Schwarzen. Leider ist Korruption im Staatsapparat hier ein großes Problem.

    Es gibt nach meiner Wahrnehmung jedoch auch Viele hier, die das Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe als etwas Selbstverständliches ansehen. Das entspricht auch meiner eigenen Persönlichkeit. Ich empfinde genau dies hier so inspirierend und bereichernd - so viele verschiedene Lebensläufe, Hautfarben, Kulturen… Und ich finde es toll, mit so vielen verschiedenen Menschen hier Kontakt zu haben. Und genieße die Herzlichkeit und Lebensfreude der schwarzen Bevölkerung ganz im Hier und Jetzt!

    Gleichzeitig möchte ich mich bemühen, andere Ansichten zu verstehen. Natürlich bin ich kein Arbeitgeber hier, der sich damit auseinandersetzen muss, dass Angestellte häufig montags nicht auf der Arbeit erscheinen und z.B. Begriffe wie Pflichtbewusstsein und Pünktlichkeit wohl in der Kultur der afrikanischen Stämme keine große Rolle spielen. Ja, das ganze Thema ist wohl sehr komplex, und daher gibt es keine einfachen Antworten…

    Die Überfahrt mit der Fähre macht mir großen Spaß! Kapstadt mit Tafelberg vom Meer aus zu sehen, ist wieder was Anderes und echt schön. Wir kommen auch an den großen Containerschiffen vorbei, beeindruckend! Ich stelle mir vor, wo sie herkommen - aus Europa, Asien, Amerika? Die Reederei Hamburg Süd sehe ich auch… Auf der Fähre wird per Bildschirm die Geschichte der Insel als Gefängnisstandort und Verbannungsort für Leprakranke erklärt, bedrückend.

    Nach der Ankunft auf der Insel werden alle Passagiere in Busse „umgeladen“. Die ganze Insel ist heutzutage ein Museum und Weltkulturerbe. Mit unserem Guide fahren wir über die Insel und sehen verschiedene ehemalige Gefängnisgebäude, einen Steinbruch und andere Gebäude aus der Zeit als Leprastation. Die Insel ist sehr flach und grün, es gibt sogar eine Kolonie afrikanischer Pinguine. Seit Anfang der 1960er Jahre wurden unter dem Apartheidsregime politische Gefangene hier inhaftiert, darüber hinaus auch Kriminelle. In den ersten Jahren wurden die Gefangenen zu täglicher Schwerstarbeit im Steinbruch gezwungen. Viele trugen aufgrund des hellen Kalksteins in der gleißenden Sonne Augenschäden davon.

    Später wurden die Haftbedingungen leichter.
    Dies erzählt uns ein ehemaliger politisch Inhaftierter, der uns durch das Gefängnis führt, in dem auch Nelson Mandela war. Die Gefangenen durften dann auch einer sinnvollen Arbeit nachgehen. Allerdings wurden sie auch teilweise zum Steineklopfen mit dem Hammer verpflichtet. Davon berichtet wohl auch Mandela. Da erinnere ich mich an meine Ugandareise, wo ich Frauen beim Steineklopfen sah. Ja, auch hier unterschiedliche Blickwinkel - für die Frauen in Uganda war es überhaupt eine Möglichkeit, Geld zu verdienen…

    Dann dürfen wir den Gefängnistrakt sehen, in dem auch Mandelas Zelle war. Es sind wirklich winzige Zellen. Mandela als recht großer Mann konnte wohl nur mit angewinkelten Beinen (auf einer Matte auf dem Boden) schlafen. In seiner Zelle steht ein Eimer, das war die „Toilette“. Das werde ich dann alles noch in meinem Buch nachlesen…

    Unser Guide macht einen angenehmen, zurückhaltenden und sachlichen Eindruck. Er selbst war ab Mitte der 80er Jahre hier im Gefängnis, als die Bedingungen schon deutlich einfacher waren als zu Beginn. Er wurde dann vorzeitig entlassen nach 5 Jahren mit der Beendigung der Apartheid. Nach dieser eindrücklichen Führung laufen wir zurück zur Fähre und im schönen Spätnachmittagslicht gleiten wir über das Meer, Kapstadt und den Tafelberg im Blick.
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