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  • Day 41

    Wald und Wasser mit Wind und Wetter

    November 19, 2022 in Australia ⋅ ☁️ 17 °C

    Unser erstes Ziel in Australien ist die Great Ocean Road. Diese 243 Kilometer lange Panoramastraße entlang des Meeres ist eine der bekanntesten Straßen Australiens. Sie wurde nach dem ersten Weltkrieg zum Gedenken an die gefallenen Soldaten erbaut.

    Der erste Abschnitt der Strecke führt uns durch einige Städte, die für ihre Surfstrände bekannt sind. Bei bestem Frühsommer-Wetter verbringen wir die Pausen am Strand. Auch der Verkehr ist moderat: Es gibt zwar keinen Fahrradweg und stattdessen fährt man auf dem Seitenstreifen, aber die Autos - darunter viele Campervans - überholen uns mit ausreichendem Abstand.

    Unsere Wetter-App macht uns allerdings klar, dass das nicht so bleiben wird: für unsere Region gibt es insgesamt 5(!) amtliche Wetterwarnungen: Gewarnt wird vor starken Winden, Hagel, Sturm, Überflutungen und - spezifisch für Hirten - dass frisch geschore Lämmer erfrieren könnten. Da feste Unterkünfte nicht erschwinglich sind, buchen wir uns also auf einen kleinen Naturcampingplatz im Nationalpark ein. Dort gibt es immerhin einen überdachten Tisch, die Bäume werden bestimmt regelmäßig untersucht, so dass sie hoffentlich nicht beim ersten Windstoß umgeworfen werden und in wenigen Kilometern gibt es einen Supermarkt und Trinkwasser.

    Zwei Tage bleibt das Wetter anschließend gleich: bei ca. 10 bis 15°C wechseln sich 30-minütig Platzregen und strahlender Sonnenschein ab. Wir harren diesem Zustand weiter auf dem Campingplatz aus und nutzen die sonnigen Momente, um die schöne Umgebung zu erkunden: Wir befinden uns wenige Kilometer von der Küste entfernt mitten im Regenwald: Im benachbarten Teich zieht abends ein Schnabeltier seine Runden und auch auf dem Zeltplatz wird uns nicht langweilig: Königspapageien und Kängurus kommen vorbei und begutachten unser Zelt.

    Nach zwei Tagen nutzen wir eine längere Trockenphase, um uns 15 km auf den nächsten Campingplatz weiterzuschieben. Spätestens hier, ab Lorne, wird die Straße spektakulär: Sie verläuft direkt zwischen Küste und dem gemäßigten Regenwald und in manchen Passagen auch komplett durch den Regenwald. Wir entdecken die ersten Koalas - buchstäblich zum greifen nah.

    Am nächsten Abend erreichen wir nach einem langen Anstieg bei Einbruch der Dämmerung Lavers Hill, eine abgelegene Siedlung, die neben einem Dutzend Häuser aus einer Tankstelle, einer seit Jahren geschlossenen Kneipe und einem Veranstaltungsraum besteht. Außerdem zweigt hier die Straße in den Norden Victorias ab. Die Atmosphäre des Ortes wird von Nieselregen, kaltem Wind und aufziehendem Nebel sehr angemessen untermalt. Da es bis zum nächsten Ort im Tal weitere 30 Kilometer sind, beschließen wir hier nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. In diesem Moment radelt ein Bewohner zum Veranstaltungsraum, um dort das wöchentliche Feldenkrais-Treffen zu organisieren. Auf unsere Frage, ob man dort zelten könne, bietet Simon, ein ehemaliger Techno-DJ, uns an, bei ihm Zuhause im Trockenen zu schlafen. Mit einem anderen Paar zusammen bewohnt er einen Hof. Sie versuchen dort, sich mit Komposttoilette und Permakultur ein nachhaltiges Leben aufzubauen. Wir nehmen das Angebot dankend an und genießen den Abend mit einer Katze auf dem Schoß bei sanfter Technomusik am warmen Kamin.
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