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  • Tag 52

    Nach 144 Kilometern links abbiegen

    30. November 2022 in Australien ⋅ ⛅ 10 °C

    Der nächste Abschnitt der Reise ist vermutlich einer der monotonsten und zugleich neuartigsten: Wir überqueren die Grenze nach Südaustralien und fahren hier mehr als 500 Kilometer quasi geradeaus. Wir kommen dabei durch keine Stadt, die mehr als 20.000 Einwohner hat. Auch die Abstände zwischen den Orten und Einkaufsmöglichkeiten werden größer; wir beginnen, unsere Einkäufe weit im Voraus zu planen und uns über Kurven zu freuen. Im Inland durchqueren wir so vor allem Weideland und Holzplantagen, an der Küste dann weitläufige Dünenlandschaften. Unser größtes und wichtigstes Highlight ist aber: Der Wind dreht. Ab Robe werden wir von einem kräftigen Südwind nach Adelaide geschoben.

    Die wenigen Städte unterwegs geben sich alle Mühe, ihre Besonderheiten als attraktive Touristenziele zu bewerben: In Mount Gambier gibt es eine Karstlandschaft mit Karsttrichtern, in die man Gärten gebaut hat und einen leuchtend blauen See. Millicent wirbt mit einem "Scenic Windmill Drive" entlang des angeblich größten Windparks der Südhalbkugel (Wir würden Windrad-Fans dennoch eher Holland oder Schleswig-Holstein empfehlen). In Tantanoola erzählt man sich die Legende eines Tigers, der hier aus einem Zirkus ausgebrochen sei und in der Gegend sein Unwesen getrieben habe und Beachport hat einen 700 Meter langen ins Meer ragenden Steg und einen kleinen Salzsee, in dem man baden kann.

    Hinter Kingston SE weist ein Straßenschild darauf hin, dass es nun noch einsamer wird: "No Service, 144 km" - also keine Tankstellen, Einkaufsmöglichkeiten oder Wasserstellen mehr auf dem kommenden Abschnitt. Es heißt also Vorräte auffüllen und extra Wasser einpacken. Dafür gibt es aber jede Menge Natur: Der Coorong Nationalpark ist eine Lagunenlandschaft am längsten Strand Australiens. Hier entdecken wir zum ersten Mal Emus und es gibt riesige Kolonien des australischen Pelikans, der hier einen seiner wichtigsten Brutorte hat. Ganze Inseln sind komplett weiß gefärbt und man sieht, wie die großen Vögel schwarmweise ins Umland auf Fischjagd gehen.

    Die 144 Kilometer "No Service" schaffen wir Dank des Ruckenwindes an anderthalb Fahrtagen und haben sogar Glück: nach 84 Kilometern gibt es im einzigen Dorf Salt Creek (aktuell 11 Einwohner) ein kleines Café. Als wir am Ende der 144 Kilometer das entgegengesetzte Schild passieren, können wir uns mit den letzten Tropfen unserer Wasservorräte feierlich die Köpfe kühlen.

    Ansonsten sind Service und öffentliche Infrastruktur in Australien jedoch oft herausragend: So mangelt es nicht an gut gepflegten Parks, sauberen öffentlichen Toiletten und kostenlosen Gasgrills, die ebenfalls regelmäßig gereinigt werden. Auch die staatlichen Campingplätze in den Natur- und Nationalparks sind toll: Für wenig Geld kann man online eine Parzelle buchen und die Nächte direkt in der Natur auf kleinen - teilweise gibt es nur 5-7 Parzellen - oft abgeschiedenen Plätzen verbringen. Es gibt dazu Regenwassertanks für die Wasserversorgung und saubere, barrierefreie Toiletten mit Klopapier und Seife (!).
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