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  • Day 64

    Outback II: Vom Fluchtverhalten der Emus

    December 12, 2022 in Australia ⋅ ⛅ 17 °C

    Je weiter wir nach Norden kommen, desto einsamer wird es. Hinter Burra führt uns ein erster Abstecher ins richtige Outback. In normalen Jahren ist der Weg zu dieser Jahreszeit spätestens ab hier wegen der Wüstenhitze nicht mehr passierbar; der parallele Wanderweg ist jährlich ab Dezember offiziell geschlossen. In diesem Jahr ist alles anders, und so haben wir den Weg bei angenehmen 25°C und Rückenwind für uns alleine. Für zwei Tage können wir unsere Wasservorräte nur an Regentonnen entlang des Wanderwegs auffüllen. Nach dem nassen Frühjahr sind diese zum Glück gut gefüllt. Das Wasser ist klar, aber unbehandelt und so müssen wir es mit Reinigungstabletten aufbereiten.

    Mit der zunehmenden Einsamkeit begegnen uns deutlich mehr Wildtiere, die sich alle früher oder später - im wahrsten Sinne des Wortes - aus dem Staub machen.

    - Emus entdecken wir meist nur in der Ferne. Sie flüchten, sobald sie uns entdecken, mit eiligen, eleganten Schritten. Sie wirken dabei, als rafften sie ihre Röcke beim davonlaufen.
    - Kängurus zögern bei unserem Anblick zunächst. Sie blicken uns an, halten beim Kauen inne und oft hängen ihnen dabei Grashalme aus den Mundwinkeln. Manche unternehmen halbherzige Fluchtversuche, um sich nach drei Sprüngen in der Hoffnung umzudrehen, die Gefahr sei vorüber. Ist ihnen der Abstand groß genug, beobachten sie uns und warten ab. Ist der Abstand nicht ausreichend, oder nähern wir uns weiter an, flüchten sie in großen Sätzen in die Weite der Landschaft. Manchmal geht der Fluchtweg auch direkt vor uns über die Straße. Während das bei uns funktioniert und uns nur einmal eines gefährlich nahe kommt, ist diese Strategie bei Autos und LKWs durchaus fatal. Der Geruch verwesender Kängurus ist daher leider ein ständiger Begleiter. Dennoch haben diese Tiere mit ihrer oft aufrechten Körperhaltung und ihren einzigartigen Bewegungsabläufen auch nach einem Monat in Australien immer noch etwas magisches.
    - Die Reptilien teilen sich in zwei Gruppen: Eidechsen und Schlangen sind meistens schon verschwunden, bevor wir sie überhaupt entdecken, manchmal sehen wir noch einen Schatten von der Straße huschen. Ganz anders und am wenigsten effektiv verhalten sich andere Arten: Statt zu fliehen (oder sich irgendwie vom Fleck zu bewegen) reißen die Sleepy Lizards ihre Mäuler auf und strecken uns ihre blauen Zungen entgegen. Auch die Bartagamen (die 2022 in Deutschland übrigens Heimtier des Jahres sind!) versuchen, uns durch Auffächern ihres Bartes Angst einzujagen. Anscheinend wenden beide Tiere diese Strategien auch gegen Autos an - entsprechend viele schuppige Fladen säumen die Straßenränder. Wir geben unser Bestes, die lebendigen Artgenossen zum Verlassen der Straße zu bewegen - dies gelingt uns teilweise nur unter (sanfter) Gewaltanwendung oder indem wir die Tiere von der Straße tragen.
    - Dann gibt es noch die Kakadus: Wenn wir im Vorbeifahren einen Schwarm aufscheuchen, erheben sie sich zu Hunderten in die Luft und keifen, als müsse das gesamte Tal vor uns gewarnt werden. Dann lassen sie sich in aller Ruhe auf dem nächsten Baum nieder. Liegt dieser in Fahrtrichtung, geht das Spiel von neuem los.
    - Keinerlei Respekt vor uns haben die Insekten: Besonders die Fliegen stürzen sich geradezu auf uns. Sie bilden eine schwarze, summende Wolke und versuchen - warum auch immer - in Mund, Nasenlöcher, Augen und Ohren einzudringen. so müssen sich Kühe auf der Weide fühlen... Beim Fahren helfen eine Sonnenbrille und ein Tuch vor Mund und Nase, beim Picknick muss aber jeder Bissen genau geplant und präsize durchgeführt werden, um die ungewollte Beilage zu vermeiden.

    Übrigens: Auch die Rinder und die in dieser Region sehr häufigen Merinoschafe fliehen sehr engagiert auf die andere Seite der Weide, wenn wir uns näheren.
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