• Over the rainbow

    14 de fevereiro de 2023, Nova Zelândia

    Während auf der Nordinsel Sturm Gabrielle tobt, der landesweite Notstand ausgerufen wird und die Erde bei Wellington bebt, bleibt es auf der Südinsel relativ ruhig. Wir verkriechen uns auf einen kleinen Naturcampingplatz im Bergort Saint Arnaud und verbringen dort zwei Nächte. Jeden Abend kommen zwei ältere Freiwillige aus dem Ort, um zu überprüfen, ob alle ihre Campinggebühren bezahlt haben - vor allem wollen sie aber mit den Gästen sprechen und die neuesten Wetterprognosen diskutieren. Es ist zwar windig und teilweise reißen heftige Böen an unserem Zelt, aber wir stehen zwischen Gebüschen in einer relativ windgeschützten Ecke und der anfänglich angekündigte Starkregen bleibt im Nachbartal hängen und schafft es nicht über den Berg zu uns.

    Dann machen wir uns auf den Weg zu einer der wohl abgelegensten Straßen des Landes, der Rainbow Road. Wie bei der namensverwandten Straße bei Mario Kart geht es in holprigen Etappen die Berge mehr hoch als herunter. Belohnt wird dies durch eine kaum in Worte zu fassende Landschaft: Im Tal schlängeln sich klare Flüsse in weiten Bögen, an den Hängen wechseln sich dunkelgrüne und gelbe Gräser mit kleinen Alpenblüten und grauen Geröllhalden ab und im Hintergrund säumen sich Berggipfel, auf denen vereinzelt sogar Schnee liegt. So sehr wir eine Kategorie suchen, können wir diese Landschaft nicht mit bisher Gesehenem vergleichen.

    Die Rainbow Road ist eine Privatstraße, an deren Eingang wir einen Wegzoll von 5 neuseeländischen Dollar (ca. 2,90€) pro Fahrrad zahlen. Primär dient sie der Wartung einer Stromleitung, die das Tal überspannt. Hier gibt es keine Dörfer, keinen Handyempfang, kein Asphalt und kaum Autos - lediglich Schafe und neugierige Angus-Rinder, die ganzjährig in kleinen Herden in der Wildnis weiden, uns zu-muhen und sich beschützend vor ihre Kälber stellen.

    Da es stets bergauf geht, wird es Stück für Stück kälter. Immer wieder erheben sich große Wolkentürme über uns, lassen aber, wie von den Freiwilligen in St. Arnaud prophezeit, nur leichte Nieselschauer auf uns herunterregnen. Für Gemütlichkeit sorgen unterwegs ein paar unbewirtete Wanderhütten, in denen wir übernachten und uns am Ofen wärmen.

    Am dritten Tag erreichen wir den bisher höchsten Punkt unserer Reise: Nachdem wir in Montenegro, Albanien, Tasmanien und auf der Nordinsel schon mehrfach an der 1000-Meter Marke gekratzt oder sie ganz knapp überschritten haben, führt uns nun die höchste Passstraße Neuseelands auf knapp 1350 Meter.

    Danach geht es steil bergab zurück in die Zivilisation nach Hanmer Springs. Bei der Abfahrt werden wir von Heinz begleitet: Der Hamburger Bio-Kartoffelbauer kann nur im europäischen Winter Urlaub machen und gönnt sich daher alle paar Jahre eine Sommer-Reise auf der Südhalbkugel.
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