• Wild wie immer - Im Westen wenig Neues

    21. februar 2023, New Zealand ⋅ ⛅ 21 °C

    Das Tourismusmarketing der Südinsel hatte die gleiche Idee wie jenes auf Tasmanien: Der (etwas raue) Westen läuft mal wieder unter dem Namen "Wilder Westen".

    In der gesamten Region der Westküste leben sage und schreibe 32.700 Menschen - dies ist mit einer Bevölkerungsdichte von 1,4 Personen pro Quadratkilometer die am dünnsten besiedelte Ecke des Landes. Dort, wo man auf Zivilisation trifft, sind es meist kleine Dörfchen, die direkt am Highway liegen und oft nur aus zwei Bauernhöfen, einem Motel und einer Tankstelle bestehen.

    Umso erstaunlicher ist die plötzlich stark gewachsene Menge an Campervans, die uns täglich begegnet und überholt. Was suchen die vielen Tourist:innen hier? Wir finden drei mögliche Erklärungen:

    1. Das Straßennetz lässt wenige Auswahlmöglichkeiten: Alle, die von Norden in Richtung Christchurch, Dunedin oder Queenstown wollen, können entweder im Osten über den Highway 1 oder im Westen den Highway 6 fahren. Beliebt ist bei den Campern auch eine komplette Runde um die Südinsel. Auch wir folgen weitestgehend dem Highway 6. Nur zwischen Greymouth und Ross gibt es einen erstaunlich guten und sehr beliebten Fahrradweg fernab der Fahrbahn. Er hat den einzigen in Frage kommende Namen, natürlich: "Wilderness Trail". Unterwegs passiert man selbstverständlich "Trapper's Rest" und "Cowboy's Paradise".

    2. Es gibt Gold: Mit dem amerikanischen Vorbild gemein hat der wilde Westen hier nämlich die Goldquellen. Als der erste Goldrausch Neuseelands in der Region Otago langsam verebbte, fand man in den Flüssen der Westküste reiche Goldvorkommen. Bis in die 1980er Jahre wurden daraufhin mit riesigen Maschinen sämtliche Flussbetten der Region komplett umgegraben. Heute können touristische und semi-professionelle Goldsucher:innen ihr Glück in den Bächen der Region versuchen.

    Auch wir legen engagiert los: Ausgestattet mit unserem Campinggeschirr und Pinzetten stürzen wir uns in die Bäche. Tatsächlich finden wir einige winzig kleine Goldstücke. Vermutlich hat das Paar, das neben uns zeltet, mit einer professionellen Goldwaschrinne, Schaufel und Waschpfanne jedoch mehr Erfolg. Ohne Nugget geht es für uns dann wieder auf die Räder. Wir werden dann also doch wieder auf ehrliche Arbeit ausweichen müssen.

    3. Die Landschaft ist berauschend: Während wir am schwarzen Sandstrand spazieren und die schönsten Steine und Treibholzstücke suchen, blicken wir auf den tropischen Regenwald und die sich dahinter auftürmenden Berggipfel der neuseeländischen Alpen. Je weiter wir nach Süden kommen, desto höher werden die Berge, größer die Schneefelder und blauer die Gletscherflüsse.
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