• Java Java: Hati-Hati

    June 22, 2023 in Indonesia ⋅ ☀️ 26 °C

    Auf Java angekommen verlassen wir mit einem Schlag wieder das touristische Indonesien. Statt Tourist:innen gibt es auf der am dichtesten besiedelten Insel Indonesiens dafür umso mehr Menschen, Dörfer, Motorräder, Kiosks, Warungs, Eistee-Verkaufsstände und Muezzine. Wir wurden bereits gewarnt, dass auch der Straßenverkehr auf Java entsprechend noch einmal intensiver ist. Zur Abfahrt wünschen uns daher alle Hotel- und Kioskbetreiber:innen mit dem Ausdruck "Hati-Hati" Hals- und Beinbruch.

    Der Ausdruck bedeutet so viel wie "Vorsicht" oder "Passt auf euch auf". Das können wir hier gut gebrauchen: Im Gegensatz zu den vorherigen Inseln, wo es meist kaum Abzweigungen und Nebenstraßen gab, ist der Verkehr hier mit vielen Kreuzungen und Kreisverkehren deutlich komplexer. In den Ortskernen helfen mit Trillerpfeifen und Leuchtstäben ausgestattete Ordner dabei, Autos aus den Nebenstraßen zu lotsen. Sie sind Freiberufler und wenn sie einem Auto im dichten Verkehr zu einer schnellen Abbiegung verholfen haben, freuen sie sich über ein Scheinchen im Schweinchen. So richtig fließen tut der Verkehr dadurch natürlich nicht.

    Wir fahren also wieder in einer großen, zähen Masse unterschiedlichster Verkehrsteilnehmer:innen, die ständig versuchen, sich gegenseitig zu überholen, in das 100 Kilometer entfernte Jember. Richtig erholsam ist das Radeln unter diesen Umständen nicht. In Jember streichen wir daher unseren bisherigen Plan und nehmen einen Bus in das 600 Kilometer entfernte Yogyakarta.

    Der große, viel zu stark klimatisierte Reisebus fährt pünktlich ab und braucht ungefähr 12 Stunden für die Strecke. Und das, obwohl der Fahrer wirklich jede kleine Lücke für einen Überholvorgang nutzt. Mal fahren wir lange viel zu schnell und mit viel Gehupe auf der Gegenspur - gerne auch in Kurven - dann ziehen wir auch mal links (Linksverkehr!) zwischen Abwasserkanal und Mopeds an den langsameren LKW vorbei. Ein bisschen mehr "Hati Hati" täte dem Busfahrer (und allen anderen) ganz gut.

    Nachts wird der Verkehr nicht weniger und zu den unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Verkehrsmittel kommen nun unterschiedlichste Beleuchtungsarten erschwerend hinzu. Gänzlich unbeleuchtete Motorroller, LKW in Festtagsbeleuchtung, Autos mit bunt animierten Rücklichtern oder auch blauen Scheinwerfern machen den Verkehr nicht übersichtlicher, schaffen es aber auch nicht, unseren Busfahrer irgendwie zu beeindrucken. Geblinkt wird dabei übrigens fleißig in alle Richtungen, nur nicht in die eigentliche Fahrt- oder Abbiegerichtung.

    Irgendwie schaffen wir es, ein paar Stunden zu schlafen, sind dann aber ganz froh, am frühen Morgen in Yogyakarta ausgespuckt zu werden. Die Straßen rund um den Busbahnhof sind fast leer und es ist für einen Moment ruhig, als wir die letzten Kilometer zur Unterkunft rollen.
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