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  • Day 311

    Rielly hot und Dollar Regen

    August 16, 2023 in Cambodia ⋅ ☁️ 33 °C

    Die Zeit in Thailand lassen wir bei unserer WarmShowers-Host Di ausklingen. Einst reiste sie selbst per Anhalter durch die Nachbarländer, doch nun wirkt sie sehr zufrieden in ihrem pestizidfreien Öko-Garten. Da sie immer wieder vorbeifahrende Radreisende aus ihren Garten sah, hat sie irgendwann ein WarmShowers Profil angelegt, um ihre "cycling superheroes" in Empfang zu nehmen. Für uns ist sie eine echte Heldin: Wir dürfen in einer eigenen Wohnung übernachten und zur Begrüßung gibt es frisches Obst - Rambutan und Mangosteen. Es gefällt uns so gut, dass wir kurzerhand noch eine Nacht länger bleiben.

    Am übernachsten Tag überqueren wir bei sengender Hitze die Grenze nach Kambodscha. Der Grenzübergang nach Poipet ist berüchtigt für einige Betrugsmaschen, bei denen Tourist:innen in falsche Büros geführt werden und überteuerte Visumsgebühren zahlen. Der Grenzbeamte versucht zwar, uns eine kleine zusätzliche Bearbeitungsgebühr für unser Visum zu berechnen, doch wir verweisen auf das offizielle Schild, das über seinem Kopf hängt. Auch einige Taxifahrer versuchen vehement, uns eine Fahrt anzubieten, doch wir verweisen auf unsere Fahrräder, die uns ebenso weit bringen.

    Unsere letzten thailändischen Baht tauschen wir in kambodschanische Riel. In Kambodscha sind unsere Kopfrechen-Fähigkeiten noch einmal stärker gefordert: Neben Riel sind nämlich auch US-Dollar im Umlauf und trotz eines komplizierten Wechselkurses werden beide Währungen bunt gemischt. Die Preise sind mal in der einen, mal in der anderen Währung angegeben und obwohl der Wechselkurs stetig schwankt, kann man überall im festen Kurs (4000 Riel : 1 USD) bezahlen. Als Rückgeld erhält man in der Regel nur Riel. Ein belegtes Baguette kostet z.B. 6000 Riel - man kann also mit 2 USD bezahlen und erhält 2000 Riel zurück.

    Wir haben zum Glück immer genug Zeit zum Rechnen, denn der Bezahlvorgang dauert immer etwas länger: Jede Dollar-Note wird akribisch begutachtet und nur dann akzeptiert, wenn sie makellos ist. Jeder noch so kleine Fleck oder Riss wird moniert. Einige unserer Scheine aus Timor-Leste sind schon mehrfach bei der Begutachtung durchgefallen und werden wohl wieder mit uns ausreisen. Im Zweifel zahlen wir also mit Riel, denn diese werden auch dann umstandslos akzeptiert, wenn ihr Zustand eher einem benutzten Taschentuch gleicht.

    In Kambodscha können wir wieder auf alte Gewohnheiten zurückgreifen: Wir fahren das erste Mal seit Athen wieder im Rechtsverkehr und sind - nach Ausflügen in die Jahre 1444/1445 (Indonesien und Malaysia) und 2566 (Thailand) - wieder in der Gegenwart im Jahr 2023 angekommen. Lediglich die Verkehrsmittel auf den Straßen scheinen aus unterschiedlichen Zeiten zu stammen: Fahrräder aus den 1970ern, Autos aus den 1990ern, aber auch futuristische Gefährte, die aus einem Steampunk-Actionfilm entfallen sein könnten. Hierzu gehören lange, schmale Trecker-artige Mobile, auf denen alles durchs Land gefahren wird, oder Motorräder, die einen Anhänger ziehen, der auch an einem LKW hängen könnte.

    Wie in Indonesien gibt es keine Autobahn. Alle Verkehrsmittel müssen ganz demokratisch über die gleiche einspurige Hauptraße - immerhin führt diese durchs Flachland und ist deutlich breiter, als in Indonesien. Abgesehen von den Hauptstraßen, die sich strahlenförmig aus der Hauptstadt durch das Land ziehen, sind nur wenige Straßen asphaltiert, was in der Regenzeit dazu führen kann, dass Nebenstraßen für Fahrräder unpassierbar werden. Die Tage sind hier zwar besonders heiß, doch ein- bis zweimal täglich regnet es wie aus Kübeln und die Pfützen werden wieder aufgefüllt. Wir bleiben daher auf dem Asphalt und winken den vielen Schüler:innen zu, die ihren Heimweg auf dem Fahrrad bestreiten.
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