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  • Day 318

    Flying through Cambodia

    August 23, 2023 in Cambodia ⋅ ☁️ 33 °C

    Kambodscha beschert uns weiter warme Temperaturen und kräftigen Rückenwind. Da zudem die Straße gut und flach ist, es abseits der bekannten Orte kaum Sehenswürdigkeiten gibt und wir uns regelmäßig mit zuckrigen Kaltgetränken volltanken können, kommen wir so schnell voran, wie noch in keinem Land zuvor. Manchmal haben wir Glück und können uns in den Windschatten überladener Fuhrwerke hängen, die mit 25 km/h über den Seitenstreifen fahren.

    Auf der Hauptstraße gibt es nämlich eine klare Rangordnung: LKW und Autos fahren auf der regulären Fahrbahn, Zweiräder und langsame Gefährte fahren auf dem Seitenstreifen rechts davon und können durch einen Wechsel auf die Fahrbahn überholen. Aber Achtung: Auch der Gegenverkehr überholt auf dieser Spur. Ganz rechts, noch neben dem Seitenstreifen, ist ein Sandstreifen für Verkehrsteilnehmer:innen aus der Gegenrichtung, die noch keine geeignete Lücke gefunden haben, um auf ihre eigentliche Seite zu wechseln, aber schon mal losfahren möchten.

    Wir brauchen hier keine Umwege für Unterkünfte einzuplanen: Mit Anbruch der Dämmerung steuern wir das nächste Kloster an und werden immer freundlich, wenn auch teilweise überrascht, eingeladen, für eine Nacht zu bleiben. Eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang - etwa um halb 5 - holt uns dann der Morgengong aus dem Schlaf, so dass wir wieder früh weiterfahren. Die 320 Kilometer von Angkor Wat nach Phnom Penh legen wir so in zweieinhalb Tagen zurück.

    Wir nehmen uns etwas Zeit, um die moderne, belebte Hauptstadt Kambodschas kennenzulernen. In einer der modernen Shoppingmalls und an der schicken Mekong-Promenade vergessen wir für einen kurzen Moment, in welchem Land wir uns befinden. Hier wirkt alles hochglänzend. Auch unser Host Jean-Baptiste berichtet uns abends bei einem Cambodia-Bier davon, wie sich das Stadtzentrum in den letzten Jahren verändert hat und massenhaft moderne Apartment-Hochhäuser gebaut wurden. Andere Ecken und Märkte der Stadt zeigen wiederum das typisch-wuselige Südostasien.

    Es fällt uns schwer, uns vorzustellen, dass die gesamte Stadt 1975 innerhalb weniger Tage entvölkert wurde und die gesamte Bevölkerung aufs Land vetrieben wurde, da die Ideologie der Roten Khmer einzig ein Leben als Bauern vorsah. Innerhalb von knapp vier Jahren führte ihre Herrschaft zu einem Genozid, dem etwa ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer fiel - weil sie Widerstand leisteten, gebildet waren, Fremdsprachen sprechen konnten oder auch nur eine Brille trugen. Auf dem Weg aus Phnom Penh hinaus besuchen wir die Killing Fields, einen der Orte, an denen nach Ende der Herrschaft Massengräber gefunden wurden. Dort erfahren wir einiges über die barbarischen Hinrichtungsmethoden der Roten Khmer und die traurigen Schicksale einiger Ermordeten und Überlebenden.

    Mit beklommenen Gefühlen steigen wir auf die Räder, werden aber nach kurzer Zeit von einer Lawine an Motorrädern aus den Gedanken geholt. In einer Textilfabrik am Rande der Stadt ist gerade Feierabend und alle Näher:innen machen sich auf den Nachhauseweg. Wir fliegen hingegen weiter über den kambodschanischen Asphalt und legen die nächsten 170 Kilometer bis zur vietnamesischen Grenze in anderthalb Tagen zurück.

    Die letzte Nacht verbringen wir wieder im Kloster und werden abends von den Klosterwärtern auf ein kambodschanisches Abschiedsbier eingeladen, ganz nach dem Motto "Askese ist doch Käse". Wir stehen vor Sonnenaufgang auf und fahren mit den ersten Sonnenstrahlen über die Grenze nach Vietnam.

    Für alle, die es mit britischen Synthie-Pop der frühen 80er Jahre nicht so haben, hier der offizielle Song zum Footprint: https://youtu.be/UMazCAj0RDE?si=hguJObedJmEYA5-K
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