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  • Hari 364–366

    Pandamania

    8 Oktober 2023, China ⋅ 🌧 20 °C

    Entlang unendlicher Mandarinenplantagen radeln wir in die Millionenstadt Chengdu. Dort angekommen hören wir wieder von Linmei, die sich uns als Jane vorgestellt hatte, und ihrem Mann, die uns vor einigen Wochen in ihrem SUV überholt und mit ihrer Drohne gefilmt hatten. Sie wohnen in einem Vorort und laden uns für einen Nachmittag zu sich ein. Es gibt Kaffee und Kuchen, wir teilen Reisefotos und -geschichten miteinander und verbringen den Nachmittag mit ihrer Tochter, die klassische Musik liebt und wegen ihrer Begeisterung für Schumann über Duolingo erstaunlich gut Deutsch gelernt hat. Wir sind nun die ersten Deutschen, mit denen sie sich unterhalten kann. Abends kocht Linmei mit ihrer Mutter und Tante gemeinsam ein großes Essen für uns alle. Wir freuen uns über den schönen Tag und die Einblicke in ihren Lebensalltag.

    Bereits auf dem letzten 100 Kilometern vor Chengdu ist uns etwas aufgefallen, dass freilich auch schwer zu übersehen ist: Erst sind es nur schwarze Öhrchen an einem Mülleimer und mal eine runde Silhouette an einer Hausfassade oder Polizeistation. Dann sind es Zebrastreifen, Sitzbänke, Mülleimer, Hinweisschilder, Busse, Tunneleingänge und überlebensgroße Figuren. Spätestens in Chengdu ist alles, was auch nur den kleinsten Gestaltungsspielraum hat, in Pandaoptik gehalten.

    Das Nationaltier Chinas war einst fast im gesamten Land verbreitet, heute aber lebt es nur noch in Restbeständen in den wenigen verbliebenen Bambuswäldern. In Chengdu kann man die Pandas jedoch besichtigen. Es gibt eine Forschungs- und Aufzuchtstation, die einem riesigen Zoo, nur für Pandas, gleicht. Wir nutzen den Geheimtipp-Nebeneingang und sind dort quasi alleine, finden aber zunächst auch keine Pandas, sondern nur leere Gehege. Nach einem langen Spaziergang kommen wir den Tieren und damit auch den Menschenmengen näher. Mit Plüschohren in Pandaoptik dekoriert, wandern die Menschen von Gehege zu Gehege. Diese haben typisch chinesisch bildhafte Namen: Im Frühlingssonnen-Gehege ist aktuell leider kein Panda, dafür haben wir beim Gehege-des-alles-umarmenden-Mondes Glück. Neben dem schwarz-weißen Riesenpanda treffen wir auch auf die roten kleinen Pandas. Sie sind mit dem Riesenpanda zwar nicht enger verwandt, ernähren sich aber ebenfalls hauptsächlich von Bambus. Sie sind nicht minder süß und gleichen einer Mischung aus Fuchs, Dachs und Waschbär.

    Ansonsten stellen wir fest, dass sich die größeren chinesischen Städte ähneln - in den Randgebieten findet man die 20-stöckigen Wohnturm-Siedlungen, im Stadtzentrum viele Restaurantketten mit viel Leuchtreklame. Öffentliche Flächen sind meist bevölkert, von denjenigen, die zuhause nur wenig Platz haben: Im Volkspark von Chengdu etwa spielen die Menschen Badminton oder Mahjong. Es gibt außerdem noch schöne Teehäuser und ältere Herren, die einem für 3 Euro die Ohren putzen wollen - im wahrsten Sinne des Wortes: Sie sind mit einem Sortiment an Q-Tips ausgestattet und bieten den Teehausbesucher:innen ihre Dienste an. Wir verzichten dankend und kaufen uns stattdessen ein Softeis, mit dem wir durch den einsetzenden Nieselregen zurück zu unserer Unterkunft schlendern.
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