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  • Day 398

    Was für ein Onsen

    November 11, 2023 in Japan

    Von Kumamoto aus biegen wir wieder ins Inland ab und erreichen den ältesten Nationalpark Japans. Der namensgebende Vulkan Aso ist weiterhin aktiv und sorgte in den letzten Jahren für spektakuläre Aschewolken. Auch wir sichten bei der Anfahrt ein paar kleine Rauchwölkchen am Horizont, doch dann verdunkelt sich der Himmel und es fängt an zu regnen. Wir haben Glück und finden einen Shinto-Schrein mit leerem Nebengebäude, in dem wir für die Nacht trocken zelten können.

    Den ganzen nächsten Tag nieselt es nass-kalt, so dass wir von unserem Schrein nur schnell zum nächsten öffentlichen Rastplatz fahren und dort Unterschlupf suchen. Anders als in Deutschland sind diese Orte durchaus gemütlich - alles ist ordentlich und gepflegt, es gibt einen warmen und gemütlichen Aufenthaltsraum, im Hintergrund dudelt Kaufhaus-Wohlfühlmusik und Mikrowellen und Wasserspender gibt es selbstverständlich auch.

    Am Abend wollen wir dann doch noch ein paar Kilometer fahren. Auch wenn es eigentlich aufhören sollte, zu regnen, platscht es eiskalt auf uns herab, während wir zu einem Aussichtspunkt hinaufradeln. Oben angekommen hört der Regen zwar auf, doch stattdessen bläst nun ein stürmischer, kalter Höhenwind. Wir haben keine andere Wahl, als das Zelt schnell in einer windstillen Nische zwischen Kiosk und Toilettenhaus aufbauen. Doch der Kampf mit dem Wetter hat sich gelohnt: Am nächsten Morgen werden wir mit atemberaubenden Blicken auf die Vulkankegel belohnt.

    Den ganzen Tag strahlt die Sonne, während wir an der Vulkancaldera entlang durch gelbe Graslandschaften und herbstliche Bergwälder radeln. Auf der anderen Seite geht es dann wieder hinab zum Meer.

    Auch die Japaner:innen machen sich die geologischen Gegebenheiten ihres Landes zu Nutze: Besonders rund um den Aso gibt es viele heiße Quellen, an denen Badehäuser (japanisch "Onsen") erbaut wurde. Für kleines Geld bekommt man hier ein bisschen Wellness in Form eines heißen Bades. Die Küstenstadt Beppu gilt mit ihren fast 4000 Thermalquellen als eine der Geburtsstätten der Onsen-Kultur.

    Wir lassen uns das nicht entgehen und hüpfen am nächsten Morgen ins erstbeste Onsen. Dabei wird schon draußen nach Geschlechtern getrennt und entweder der rote oder der blaue Eingang gewählt. Drinnen gibt es dann jeweils eine Umkleide und einen Raum mit dem heißen Becken in der Mitte. Wichtig ist, dass man sich schon außerhalb des Beckens gründlich wäscht, bevor man sich hineinsetzt. So bleibt das Badewasser auch ohne Chlor sauber und appetitlich. Mit hochroten Köpfen, aber gut erfrischt und durchgewärmt, steigen wir wieder auf die Räder.

    Etwas Unsinn-ig ist hingegen unsere Tour von Radladen zu Radladen: Rebeccas Hinterradfelge hat mittlerweile drei große Risse und müsste getauscht werden. Von den fünf Radläden, die wir bisher angefahren haben, konnte uns leider keiner weiterhelfen. Oft stoßen wir hier auf die japanisch-zurückhaltende Höflichkeit. Mal ist das Rad erst in 10 Tagen lieferbar, mal müssten alle Einzelteile aufwendig separat bestellt und manuell zusammengesetzt werden, womit der Radtausch mit enormen Kosten verbunden wäre. Leider bekommen wir diese Informationen oft erst nach wiederholtem und direktem Fragen heraus - und sind uns trotzdem sicher, dass es auch pragmatischere Wege und schnellere Lieferzeiten geben müsste. Da bleibt uns erstmal nichts anderes übrig, als schonend und mit wenig Luft im Reifen weiterzufahren und weiter eine kompetente Anlaufstelle zu suchen.
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