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  • Day 46–51

    Ein hoch auf Wolkenkratzer

    August 31, 2023 in Albania ⋅ ☀️ 26 °C

    Urplötzlich erreicht dich die moderne Welt des 21. Jahrhunderts wenn du in Tirana einfährst. Und passt damit so gar nicht zum Rest Albaniens.

    Wir werden von unserer Mitfahrgesellschaft von älteren Damen am Rande der Stadt rausgelassen und steigen in einen Linienbus um. Dieser fährt über Sandwege durch dunkle Industriegebiete und Satelliten Shopping-Malls ins Zentrum. Nun stehen wir Mitten umgeben von sage und schreibe zehn Wolkenkratzern und weitere zwölf sind im Bau, die hier irgendwie nicht hineinpassen. Noch unwirklicher wird es, als wir eine riesengroße Pyramide entdecken, die noch aus Zeiten der Enver Hoxha Diktatur stammen.

    Tirana klotzt, katapultiert sich in die Moderne und gleichzeitig vergrößert sich die soziale Ungerechtigkeit in einem wirtschaftlichen Entwicklungsland. Weil Albanien immer noch eine hohe Arbeitslosigkeit aufweist, viele Albaner weiter an der Armutsgrenze leben, Korruption verbreitet ist und hier sich die Drehscheibe des europäischen Drogenhandels befindet. Lokals berichten, dass viele der Hochhäuser einen sehr hohen Leerstand haben. Unsere Guide spaßte mit dieser Entwicklung, er wolle die Türme mit Zipp Lines verbinden, damit sie überhaupt einen Nutzen bekommen.

    Backpacking-Reisen üble Seite:
    Nachts werden wir leider von so kleinen schwarzen Käfern, Bettwanzen, in unseren Hostelzimmer heimgesucht. Die kleinen Mistdinger kommen in der Nacht ganz unbemerkt und lutschen dich aus. Meist spürt man es in der Nacht nicht, sieht am Morgen dann die Beiß-Straße am Körper. Es juckt ordentlich und raubt auch den Schlaf, jedoch geht es auch wieder und hinterlässt keine Schäden. Nicht schön, jedoch in Hostelbetten, wo tausende Rucksackreisende verkehren eine gewöhnliche Herausforderung.

    Tirana bietet eine Handvoll Sehensenwürdigkeiten, gerade in ihrer Geschichte. Über fast 40 Jahre diktatorisch geführt von Enver Hoxha, der seine Bevölkerung nahezu einsperrt und mit der Zeit Panik vor einem militärischen Einfall entwickelt, so dass er über 170.000 Bunker in ganz Albanien zur Verteidigung errichten lies. Seine Kommandozentrale als Bunker und ein tolles Museum sind am Rande der Stadt untergebracht. Des Weiteren ist die Religion lange staatlich unter Strafe gestellt worden und Gotteshäuser erst seit 1991 wieder erlaubt.

    Die Fußball-Saison in Albanien hat gerade wieder gestartet und wir besuchen den aktuellen Meister, Partizan Tirana, in seinem neuen Stadion. Das ist noch gar nicht richtig fertig, weil zwei Tribünen noch folgen sollen und trotzdem sind die elektronischen Einlässe, Toiletten, Aufgänge bereits kaputt. Albaner lieben Fußball und durch eine nie endende Schleife des Vereins-Songs werden wir und das Stadion euphorisiert. Als dann noch das erlösende 1:0 fällt ist kein Halten mehr. Wir lieben es in Kulturen über Fußball einzutauchen und Albaner machen es einem auch leicht. Schon zu Beginn treffen wir ein sympathischen Jugendtrainer, der eine Zeitlang in Deutschland sein Glück suchte und uns sehr herzlich mit allem hilft.

    Wolkenkratzer, eine Pyramide, Bunker, ein riesen Platz im Zentrum mit übergroßer Skanderbeg Statue, ein Nationalmuseum ohne Englische Übersetzung (besser auslassen), Fußballverrückte und sehr sympathische Menschen* erwarten euch in Tirana.

    *So wie meinen ehemaligen Schüler Lisian. Ich freue mich so, dass wir uns nach so vielen Jahren hier wiedersehen können. Lisian war als kleiner Junge in meine Klasse am Siegtal-Gymnasium gekommen und ich weiß noch, wie wichtig er mit seiner ruhigen Art und hohen sozialen Kompetenz für die Klasse war. Immer wieder waren wir in Kontakt, nachdem die Familie leider wieder abgeschoben worden war. Und es hat mich tief berührt zu sehen, wie aus dem kleinen Jungen ein selbstbewusster, fleißiger und toller junger Mann geworden ist.

    Danke Lisian für den schönen Abend!
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