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  • Day 54

    Buchtipp für Albanien

    September 8, 2023 in Albania ⋅ ⛅ 22 °C

    Buchtipp "Frei" von Lea Ypi:

    Dörtes Buchbeschreibung:

    Was heißt Freiheit? Und war das Freiheit, als Albanien plötzlich Zugang zur westlichen Welt hatte? Jetzt waren die Grenzen zwar nicht mehr von Innen verschlossen, dafür riegelten sich die anderen Länder ab und plötzlich waren die Menschen nicht mehr willkommen.

    Endet Freiheit nur dort, wo wir unsere Meinung nicht sagen können und uns in einem total abgegrenzten Raum befinden? Und was ist das für eine Freiheit in einem System zu leben, in dem man zwar eigentlich das eigene Potenzial ausschöpfen kann, aber doch hauptsächlich dann, wenn man zu der Seite der Gesellschaft gehört, die an allem teilhaben kann und nicht ausgebeutet wird (also im Zweifelsfall weiß, männlich und gebildet...was man wiederum auch nur ist, weil es die eigene Familie schon vorher war)?

    Lea Ypi meint dazu: Zumindest haben wir die Freiheit jeden Tag zu entscheiden, das Richtige zu tun.
    Möge uns der Idealismus auf seinen Flügeln tragen.

    Das ist das zentrale Thema des Buches. Doch es ist auch eine Familiengeschichte, die Geschichte einer jungen Albanerin, die in den 80ern in einem Land aufwächst, in dem es keine Freiheit gibt. Zumindest nicht politisch und religiös. Ein Land, in dem Menschen verschwinden, gefoltert werden und alle vom Rest der Welt abgeschnitten sind.
    Es ist die Geschichte einer jungen Frau, deren gesamtes Weltbild von einem Tag auf den anderen ins Wanken gerät, weil alles, was vorher richtig war, plötzlich falsch ist. Auch, weil aus Angst vor den Folgen, vorher niemand ehrlich sein konnte zu einem Kind, das doch voller Fragen war.
    Und es ist eine bewegende Geschichte von drei Generationen Frauen, die mutig sind und auf ihre eigene Art Widerstand leisten.
    Ein großartiges Buch.

    Jens Meinung:

    Lea Ypi nahm mich als Leser sofort mit. Es beginnt in ihrer Kindertagen und sie beschreibt ausführlich das Leben im ärmlichen und abgeschotteten Albanien. Sie ist glücklich und ihre Familie auch, alle haben sich dem Sozialismus angepasst. Denn eigentlich könnte die Familie ein wohlhabendes Leben führen, jedoch steht ihr Familienname auf der roten Liste der Regierung und das verbaut jegliche Wege. Lea erzählt aus ihrer Sicht die Jahrzehnte, angepasst und immer auf der Hut vor dem Staat. Eine Cola-Dose wird zum Status-Symbol, die Flucht nach Italien der Mutter mit ihrem Bruder, eine Reise ins so ferne und andere Griechenland, umschreiben das System Albaniens in einer exakten und reflektierten Art und ließen mich in das Leben eintauchen. Die große Frage der Freiheit im Sozialismus oder Kapitalismus nimmt Lea auf und begleitet sie bis zum Ende des Buches als Professorin an der London School of Economics. Ypi lässt das Buch mit einer wundervollen Antwort ausklingen und die Worte klingen mir heute noch nach, so eindringlich schön waren diese.

    Dieses Buch sollte jeder lesen, der Freude an gesellschaftlich wichtigen Fragen und Staatsystemen hat, und er/sie wird lebendige neue Anregungen durch die albanische Geschichte bekommen. Ich habe mich in diese Buch verliebt...
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