Kurztrip zum DFB PokalFinale 2024 Read more
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  • Day 1

    Tach, die Amateure

    May 25 in Germany ⋅ ☀️ 20 °C

    Fussball soll es sein. Eine "Entscheidung" vor über 30 Jahren, sorgt jetzt dafür, dass ich mich um Karten kümmere. DFB Pokalfinale in Berlin. Kaiserslautern gegen Leverkusen. Fast in die dritte Liga abgestiegen gegen ungeschlagen Deutscher Meister. Chaosclub gegen Selbstbewusstseinsmonster. Was soll da schon rauskommen? Andererseits: So oft werde ich die roten Teufel nicht mehr in einem Endspiel zu sehen bekommen. Und überhaupt. Dänemark, Griechenland, Europameister. Vestenbergsgreuth 1994. Und dann gab es doch mal einen Verein, der ist als Aufsteiger direkt Meister geworden. Klare Sache, die Chancen stehen 50/50 und die Fahrt wird sich lohnen.

    Donnerstag vor dem Pokalwochenende: Geistesblitz! Tag der Amateure! Den ganzen Samstag. Da ist doch sicher auch in Berlin das Landespokalfinale. Amateure... Fussball (fast) ohne Event. Das muss! Ein kurzer Check ergibt die Partie Viktoria Berlin gegen Makkabi Berlin. 11.45 Uhr Anstoß, passt. 25 Euro gepaypalt, Tag geplant und die Vorfreude steigt.

    8.45 Uhr auf der Autobahn. Ziel ist das Hans Zoschke Stadion in Berlin Lichterfelde. Eröffnungstag 14. September, beteiligt im ersten Spiel: SG Deutsche Volkspolizei Dresden, also der Vorgänger des Vereins, der trotz schlechter Leistung die Klasse in der dritten Liga gehalten hat...
    Parkplätze gibt es im Wohngebiet. Sonnenstudio, Späti und die Agentur für Arbeit haben hier Außenstellen. Ein Stadion mitten im Wohngebiet.

    Der Eingang war schnell gefunden. Es folgt das übliche Prozedere. Arme breit, abtasten, Taschenkontrolle, viel Spaß, Danke.
    Vorbei an den mobilen Toiletten der Firma Wölkchen, geht es erstmal zu den "hinterm" Stadion stehenden Bratwurstständen. AmateurStadionessen 2.0. Bratwurst, Kaffee, Bier, Wein, Eis, Waffeln. Was will man mehr? Einen Kaffee später zieht es mich rein ins weite Rund.
    Die Stehplätze mit Unkraut und Gras bewachsen. Eine Sprecherkabine Marke Eigenbau. Der VIP Bereich ist ein 10x4m Zelt und die Spielfeldbegrenzung eine Mauer, die schon einige Spielzeiten miterlebt hat, aber nie jemanden abhalten sollte, das Spielfeld zu stürmen. Amateure!

    Die Sektorentrennung ist theoretisch da. Praktisch überzeuge ich die Securitydame, dass ich nur mal eben Fotos machen will. Ich bin nicht der einzige. Hier kann jeder überall hin. Nur die Sitzplätze werden kontrolliert. Wenigstens am Anfang.

    Die Blöcke der beteiligten Vereine füllen sich langsam mit Fans. Auf beiden Seiten ist die Anzahl eher übersichtlich, aber Megaphone, Trommeln, rhythmisches Klatschen und Fangesänge zeugen doch von Leidenschaft. 15 Minuten vor Anpfiff entsteht ein dritter Fanblock. Viel rot ist zu sehen und etwas schwarz. Fans der Profiteams, die heute Abend den Bundespokal ausspielen, stehen beisammen und betrachten zufrieden das Geschehen auf Landesebene. Insgesamt sollten es ca. 4.000 Zuschauer werden.

    Anpfiff. Der Underdog (Makkabi) halt für 10 Minuten einigermaßen mit. Dann nimmt Viktoria das Spiel in die Hand und gibt es bis zum Ende nicht mehr ab. Und auch wenn die Tore erst in der zweiten Halbzeit fallen, geht der Sieg in Ordnung. Das scheinen die Jungs auf dem Rasen auch so zu sehen. Wurden die Tore noch bejubelt, erinnert die Stimmung nach dem Abpfiff erstmal an ein Freundschaftsspiel in der Sommerpause. Freude ja, aber es war ja irgendwie seit 80 Minuten klar, wie das hier ausgeht.
    Ich konnte mich zwischenzeitlich durch alle Fanblöcke schleichen. Die Viktoriafans hatten Rauchtöpfe dabei, der Capo von Makkabi war 12 und hat sich mit anderen, gleichaltrigen das Megaphone geteilt. Im dritten Block gab es dann die (mittelmäßige) Bratwurst für dreifuffzig und Fangesänge der Lauterer, die meinten: "Bayer wird nervös, Bayer wird nervös, Bayer Bayer Bayer wird nervös". Fussball du kannst so amateurhaft, so schön sein.
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  • Day 1

    Profinale und Cola für achtfuffzig

    May 25 in Germany ⋅ ⛅ 24 °C

    16.15 Uhr Ankunft am Olympiastadion. Also fast. 1 km Fußweg nehme ich in Kauf, habe dafür aber eine Parkplatz für umme und kann auf dem Weg zum Stadion schon die steigende Anspannung genießen. Wobei Anspannung 4 Stunden vor Spielbeginn übertrieben ist. Und außerdem ist das heute doch ne klare Sache. Bayer gewinnt, Lautern verliert. Fertig. Aus. Keine Zweifel.

    Vielleicht wenn Bayer nen schlechten Tag hat, und der Schiri mitspielt, und Fritz Walter Wetter... Denk ich mir und bin damit sicher nicht allein. Um mich herum nimmt die Masse der Lauterer Fans zu. Und die werden sich mit den gleichen Gedankenspielen Mut machen, wie ich.

    Das Stadion und die davor befindliche Fanmeile tauchen auf. Gar nicht so groß und voll wie erwartet, die "Meile". Torwandschießen, SubSoccer, Smoothie Bike, kennt man von Arbeit. Irgendwas mit Nachhaltigkeit im Fussball, eine Bühne auf der die letzten Karten verlost werden und Bier, Brezel, Merch gibt's zu entdecken. Ich lasse das alles erstmal liegen und gehe zum Süd. Die Karte wartet. Beim kurzen Plausch wird klar, der Kartenübergeber hat gerade ander Interessen als Bayer oder Lautern. Der Ticker läuft nebenbei im Kassenhäuschen. Dynamo gegen Aue. Der Sachsenpokal soll bitte in der Landeshauptstadt bleiben! Ich stimme zu und wir philosophieren kurz über die Saison. Abhaken und nächste Saison aufsteigen. Wir sind uns einig und ich verabschiede mich wieder Richtung Fanmeile.

    Ca. eine Stunde schlendere ich umher. Sehe den Fanmarsch der roten Teufel am Stadion ankommen. Seltsam ruhig und nur aufgepeppt durch etwas Pyro. Da hätte ich mehr Lärm erwartet. Auf der Bühne werden die letzen Karten verlost. Dieses Mal wirklich die letzten! Und bei der Telekom gibt's Karten für das Spiel Deutschland gegen die Ukraine. Die Brezel kommen hier nicht so gut an. Der Verkäufer schaut ein wenig gelangweilt, während die Kollegen im Bierwagen rotieren. Zwei Stunden noch. Lass Mal reingehen.

    Rucksäcke und Taschen bis maximal A4. Ich gehe volles Risiko und habe meine Tasche in A4+ dabei. Sollen die doch schimpfen. Ich bekomm das schon rein. Ticket scannen, Security, ein müder Blick in die Tasche, fertig. Viel Spaß. Danke.
    Im äußeren Umlauf des Stadions mischen sich Fans beider Teams, Bratwurstbuden, gelangweilte Brezelverkäufer und ab und an mal ein Polizist. Entspannte Stimmung, nicht ohne ein paar blöde Sprüche von beiden Seiten. Toll!

    Der Eingang ist etwa unklar, aber nach kurzer Nachfrage bei den einlassenden Warnwesten wird mir etwas erstaunt mitgeteilt, dass ich beim VIP sitze. So richtig geil finde ich das nicht, aber ich gehe erstmal zum Platz und checke den Blick. Toll und ob der übrigen Zeit zum Anstoß geht es nochmal raus, Getränk beschaffen. "Eine Kohlensäurearme Cola für 8,50 bitte", muss ich wohl gesagt haben. Denn genau das habe ich bekommen. Gar nicht mal so Profi, aber Hauptsache Flüssigkeit.

    Zurück am Platz beobachte ich, wie sich das Stadion langsam füllt. Der Bereich un mich herum nur langsam, aber der Rest des Stadions wird schnell rot, schwarz, laut. Wahrscheinlich sitzen die VIP noch in den Logen, denke ich mir und schon steht mein Sitznachbars für heute Abend neben mir. 62. Jahre, Anzug, mit dabei seine Frau. 62. Jahre Hosenanzug. Schick denke ich mir und ob der weiteren Anzüge um mich herum beschlich mich das Gefühl, dass da ein gesitteter Fussballabend auf mich zukommt. In der Zwischenzeit wird die Ajugend der Tsg Hoffenheim für ihren gestrige Pokalsieg geehrt und ausgebuht.
    5 Minuten vor dem Anpfiff waren dann auch alle Plätze um mich herum gefüllt. Die Nationalhymne und die Aufstellungsn kommen aus den Boxen und um mich herum Schals von Bayer, Lautern und einer großen Versicherung. Lass dir hier nichts aufquatschen, denke ich und werde in diesem Gedanken vom Schiedsrichter unterbrochen. Anpfiff.

    Zweite Minute, gelbe Karte für Leverkusen. Übertrieben aus meiner Sicht, hinter mir, ein Lautern Fan fordert rot. Und mein Sitznachbar, der Anzug? Geht aus dem Sitz, schimpft nach vorn zum Schiedsrichter, nach hinten zum Lauternfan und nach links zu seiner Frau. Letztere nimmt das lächelnd hin und beruhigt den Anzug damit. Das kann und sollte heiter werden.

    Das Spiel ist kein Kracher. Lautern hält irgendwie mit, aber ist unterlegen. Bayer hat jetzt auch keine Großchancen, aber nutzt eben eine kleine. Granit Xhaka erfernschusst die Führung und der Anzug fängt an zu singen. Toll, auch wenn's die falsche Mannschaft ist. Danach passiert nicht mehr viel, bis kurz vor der Halbzeit der Schiedsrichter Spannung ins Spiel bringt. Gelb rot für Bayer. Lautern in Überzahl und nicht mehr so chancenlos wie vor dem Spiel gedacht.
    Um mich herum sorgt das für Trouble. Der Lautern Fan bekommt sich mit einem Nachbarn in die Haare. Argumente werden ausgetauscht, höflichst nach dem Interesse an "eins in die Fresse" gefragt, aber beide Parteien lehnen ab und so geht das Spiel wenigstens hier oben mit Unentschieden in die Halbzeit.

    Keine Halbzeit-Show, kein Gewinnspiel, kein gar nix. Hä? DfB, bist du's? Ist Fischers Helene vielleicht krank? Marc Forster ist jedefalls im Stadion. Und ein Schmitti aus'm Fernsehen. Das wurde mir vor dem Spiel per Stadionsprecher noch mitgeteilt. Mir ist das ja egal und ich glaube das geht 70.000 anderen hier auch so. Toll.

    Mit Beginn der zweiten Halbzeit übernimmt Lautern das Spiel in die Hand. Eine Großchance nach der anderen, aber der Goalie von Leverkusen hält heute alles. - hätte ich wirklich gern geschrieben. Die Wahrheit ist aber viel grausamer. Lautern hat viel mehr den Ball, aber verzögert das Spiel teilweiße ins lavalampenartig langsame. Die Einwechslungen verpuffen total und Leverkusen spielt wahnsinnig diszipliniert. Also eigentlich werden sie quasi gar nicht gefordert. Die Spieler vom Betzenberg wollen, kämpfen und versuchen. Aber Geschwindigkeit kommt nie wirklich ins Spiel und so plätschert das Spiel dahin. Hier Mal eine gute Aktion, eine kleine Chance da, aber die Spannung sinkt mit jeder Minute. So bitter der Spielverlauf für Lautern ist, so verdient ist de Sieg am Ende für Bayer. Der Abpfiff erlöst beide Fanlager. Freude bei Bayer und Enttäuschung bei Lautern. Wobei letztere auch schnell der Realität weicht. Hier hat eh keine mit etwas anderem gerechnet. Aussichtslos war das. Wirklich, nicht zu sehr ärgern. Nächstes Jahr wieder. Haben uns doch teuer verkauft. - diese ganzen dummen Sprüche gehen mir und 40.000 anderen hier durch den Kopf. Aber ganz tief drin sitzt der BetzeTeufel, an beiden Händen die Stinkefinger nach oben und ruft "f*ck dich Fussball!!!" Recht hat er. Das mit der Hoffnung war unnötig!

    Ich bleibe noch sitzen, schaue mir die Siegerehrung an. Bzw. Sehe ich sitzend nicht all zu viel, weil um mich herum die Leverkusen Fans stehen. Gar nicht mal so geil. Aber dem singenden Anzug neben mir gratuliere ich noch und wünsche einen schönen Heimweg. Dem gönn ich das und irgendwie hilft das kurz die Stimmung zu heben. Lange hält das zwar nicht an und ich scheine das auch nach außen zu zeigen. Die Security schickt alle aus dem Block. Nur ich und der Lautern Fan hinter mir werden in Ruhe gelassen. Irgendwie auch traurig. Also auf jetzt, Heimweg!

    Es nieselt, die Fans um mich herum schauen passend und ich überlege, was das jetzt war. Eine Frage, die man sich als Fussballfan, als Sportfan, Vereinfan öfter stellt. Die Antwort? "Ist halt so. Mal gewinnt man, Mal verliert man."...... Ach Halts Maul Gehirn! Musik laut und mitsingen, das ist jetzt Lösung.
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  • Day 1

    Danke für nichts.

    May 25 in Germany ⋅ ☁️ 18 °C

    Ein Fußballtag in Berlin. Oder wie ich den Fussball leider wieder entdeckte.
    Ich hole Mal etwas aus, weil’s für die gewonnen Erkenntnisse wichtig ist. Ich habe seit ein paar Jahren das Gefühl, mich immer weiter vom Fußball zu entfernen. Oder er entfernt sich von mir. Millionengehälter, -ablösen, Werbung,, immer mehr Spiele, immer mehr Entertainment, immer weniger Fussball. Das Gefühl Fussball ist noch nicht weg, aber ausgegraut, monochrom, leidenschaftslos. Bin ich einfach nur abgestumpft? Wird das Gefühl mal wieder bunt? Empfinde ich mal wieder die tiefe kindliche Freude, die das bebbeln, das Fussball schauen, reden, fühlen verursacht hat?
    Solche Fragen verursachen einigermaßen Kopfarbeit und so war das 170 Euro Ticket Angebot eben auch schnell abgehakt. Da ich aber zwei verkopfte Jungs in meinem Leben habe, die es gut mit mir meinen, war es dann eben doch eine einfache Sache das Ticket zu kaufen. Und die Idee das Landespokalfinale (Viktoria Berlin gegen Makkabi Berlin) vorher zu besuchen sollte sich als wichtig herausstellen.

    Die ersten Schritte im Hans Zoschke Stadion waren schon durch ganz viel Lächeln und positive Vibes geprägt. Der Stehplatzbereich war unfreiwillig teilbegrast, die Security war freundlich, die Bratwurstbuden waren nicht nur niedlich, sondern spukten die Waren auch einigermaßen günstig aus. Blocktrennung gab es zwar, aber zum Anpfiff waren die Security fast alle weg und man konnte sich frei bewegen.
    Und in diese Beobachtungen schoss mir dann aus dem Nichts ein Gedanke der nicht unbedingt neu oder bahnbrechend ist, aber wichtig für meinen Zugang zu “meinem Sport”, meiner Leidenschaft.
    Im Grunde waren hier alle Anwesenden nur wegen einer Sache da: Fussball. Keiner war da, weil Star X gegen Star Y spielt oder weil man die Jungs sonst nur aus dem Fernsehen kennt. Keine Show vor dem Spiel. Keine Eventisierung. “Ich habe mich gar nicht vom Fußball entfernt, sondern von den Events, die meinen Fussball in buntes, lautes, ablenkendes Geschenkpapier einpacken, damit sich jeder dafür interessiert. Nicht grundsätzlich für den Fußball, sondern gern auch für Ergebnisse der letzten Marketingmeetings des DfB, der FIFA, oder sonstiger Marketingfirmen.”
    Das schoss mir durch den Kopf und ich war sofort wieder Fan. Fußballfan!
    Kurz nach Anpfiff konnte ich mein noch Fußballfachwissen nachweisen. Die Frage meines Sitznachbars, welche Mannschaft Makkabi sei, konnte ich kompetent mit “die Weißen” beantworten. Ein bisschen quatschen, Fussball schauen und in der zweiten Halbzeit im Stadion herumstromern und dabei vom Viktoria-Fanblock, über den der Makkabi Fans zum dritten zu gelangen. Gefüllt mit Fans von Bayer 04 und Lautern, die sich, immer mit einem zwinkerndes Auge, “provozierten”. Fußball, da bist du wieder!

    Zum Spiel selbst gibt’s nicht viel zu sagen. Der Favorit gewinnt, verdient. Fertig. Glückwunsch!

    Und jetzt? DfB Pokalfinale, Millionenpublikum, Werbepartner, Helene Fischer… Kontrastprogramm ick hör dir trapsen.
    Aber was soll ich sagen? Auf der Fanmeile waren zwar die Telekom und Sky da. Irgendein Radiosender hat die Bühne genutzt, aber unterm Strich waren es eher Familienangebote, damit auch die Kids die Stunden bis zum Anstoß überstehen. Alles im Rahmen und nicht übertrieben kommerziell. Im Stadion selbst hat es mich in den VIP Bereich light gespült. Um mich herum mehr Schals einer Versicherungsfirma, als der spielenden Vereine. Und überhaupt waren ich und die zwölf anderen Normalsterblichen, die der Zufall hier in den Block gespuckt hatte etwas underdressed. Und die Anzüge um mich herum und deren Begleiterinnen waren aber auch außerordentlich schöne Menschen. Also aus deren Sicht. Und trotzdem überrascht mich auch hier der Tag. Direkt neben mir: ein 62 jähriger Anzug mit ebenso alter Frau. Sie eher Aditüde “mein Mann wollte, dass ich mitkomme, aber ich werde es bei nächsten Treffen im Golfclub gern erzählen” – Er: Golfclub, aber zu 100% Fußballfan und emotional wie die Ultras beider Vereine. Toll! Der Tag fühlt sich total nach meinem Sport an. Fußball ick liebe dir!

    Und dann? Hat der Tag, hat der Fußball eine Pointe auf Lager, die jegliche Euphorie torpediert.
    Klar stand vor 3 Wochen fest, dass Lautern keine Chance hat. Also was soll’s, Finale genießen (oder gar nicht kucken) und abhaken. Wobei… An einem ganz guten Tag für Lautern und einem ganz schlechten für Bayer geht vielleicht was. Hoffnung +3%

    Dann Finale UEFA Cup. Die können ja doch verlieren! 5% mehr Hoffnung auf eine Überraschung im DFB-Pokal.

    Im Stadion, 40.000 Lautern Fans. Das hilft doch der Mannschaft. +3% Hoffnung

    Die ersten fünf Minuten des Spiels ist Lautern da, hat sogar einen guten Abschluss. Ein toller Start. Hoffnung +2%

    Danach ist Bayer überlegen, braucht aber einen Fernschuss für die Führung. Und überhaupt, es steht ja nur 1:0. Ein Konter, Elfmeter, Eckball, irgendein Kacktor – das wird schon. +5% Hoffnung.

    Dann schwebt sie auf einmal im Stadion. Die Glücksfee! Haut allen, die es mit Lautern halten ihren Glücksstaub in die Fresse und verschwindet kichernd wieder: Gelb-Rot für Leverkusen, kurz vor der Halbzeit! Das gibt’s doch nicht. Überzahl! Hier geht was! +30% Hoffnung.

    Anstoß zweite Halbzeit. Lautern bringt einen Stürmer mit Torriecher und hat noch gute schnelle Leute auf der Bank. Der Ball bleibt bei Lautern, der neue Stürmer kommt zum Abschluss, 15 Minuten sieht es wirklich danach aus, als würde ich heute Abend vor Euphorie platzen! Hoffnung +2%

    Und dann? Die Hoffnung lebt, aber sie steigt nicht mehr. Im Gegenteil. Sie atmet, aber sie atmet mit jeder Minute die ereignislos vergeht immer flacher. Die Fans versuchen durch grandiosen Support sie am Leben zu erhalten. Der Trainer Friedhelm Funkel assistiert und unterstützt diese Versuche mit Einwechslungen, die komplett wirklungslos bleiben. Die Zeit verrinnt, die Atmung wird flacher und flacher, und dann…. Ein langes piepen, Nulllinie. 93. Minute, Ballverlust in der eigenen Hälfte. Kein Gegentor, aber Eckball für Bayer und jeder im Stadion weiß, dass es trotz verbleibender Restspielzeit beim Ergebnis bleibt. Abpfiff. Leere!

    Die Leverkusener feiern, zurecht! Und wenn’s nicht gegen Lautern gewesen wäre, wäre ich für Bayer gewesen. Aber warum muss das so laufen? Warum Hoffnung? Warum nicht einfach 0:3 nach 60 Minuten und alles ist gut? Irgendwie wäre alles besser gewesen, als das! Ich bleibe noch gute eine Stunde im Stadion sitzen. Die Fragen rotieren in verschiedenen Formulierungen durch meinen Kopf. Antworten finde ich keine. Fußball ick hasse dir!

    Der Rückweg zum Auto: verregnet. Passt zum Tag. Oder wenigstens um Abend. Bis 20 Uhr war es doch toll. Aber dann? Ist Fussball doch allgemein kacke? Warum eigentlich Emotionen? Ich könnte es doch einfach sein lassen. Den Fußball. Die Events. Den Ärger um schlechte Spiele, verpasste Chancen. Wenigstens die negativen Seiten eben. Aber wie macht man das? Fußball schauen, ohne irgendwas zu spüren? Ich kann’s nicht. Fussball ick habt dir halt im Herzen, im Kopf, im Bauch. Dann lebe ich halt mit dir! Neue Trainer bei Dynamo und Kaiserlautern: Hoffnung +50%
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