- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 3
- Jun 8, 2025, 12:13pm
- ☀️ 28 °C
- Altitude: 10 m
TurkeySelçuk37°56’43” N 27°20’31” E
Ephesos

Nach zwei Nächten ohne Schlaf habe ich heute nicht einmal den Muezzin gehört. Dafür aber den Esel….. der war allerdings etwas später dran als der Muezzin. Da ich ahne, was uns heute in Ephesos erwartet, sind wir deutlich vor Öffnung der Tore vor Ort. Wir sind nicht die ersten. Allerdings die ersten am Drehtor, denn alle anderen müssen noch Souvenirshops ansehen. Punkt 8:00 geht es im Stechschritt durch den Park. 700m sind es bis zur berühmten Celsus Bibliothek. Und dann…. Ich komme mir vor wie bei Lidl-Wochen montags kurz vor 8:00Uhr. Alles drängelt vor der Tür, wartet, dass die Verkäuferin aufschließt, stürzt an den Wühltisch, um die richtige Größe zu erhaschen und zur Kasse zu eilen. Bereits um 8:05 Uhr ist der ganze Spuk vorbei, das Wochenschnäppchen ist verkauft und der Laden wieder leer. Und hier….. wir stürzen zur Bibliothek. Etwa eine Minute haben wir sie ganz für uns. Dann erreicht uns schon eine weitere Person. Wir können noch einen kurzen, stillen Moment genießen und Fotos machen. Die Zeit reicht nicht aus, um die Details alleine anzusehen. Von oben kommend rollt sie schon auf uns zu - die Lawine aus Menschen. Bewaffnet mit Regenschirmen, Fähnchen, Schildern und Stöcken schieben sich die Hirten mir ihrer durchnummerierten Schafherde auf die Bibliothek zu. Es ist 8:05Uhr. Die Ruhe ist vorbei. Der Platz vor der Bibliothek geflutet. Hier sieht man den Alptraum des Massentourismus mit all seinen Facetten in der Realität. Es ist unbeschreiblich.
Und dabei ist sie doch so wunderschön. Die Bibliothek ist eine der absoluten archäologischen Highlights dieser Welt. Mit all ihren Figuren und filigranen Verzierungen ist sie ein traumhaft schönes Gebäude. Wir sind absolut begeistert und der kurze Moment ganz alleine davor zu stehen, war fast schon magisch. Man spürt die Geschichte, die in diesen alten Mauern steckt. Da wir gegen den Strom laufen, schieben wir uns über marmorbepflasterte Straßen gegen die Massen den Berg hinauf. Gebäude und Tempel links und rechts der Straße lassen erahnen, wie prachtvoll die Stadt einst war. Ephesos war im Altertum eine der größten und bedeutendsten Städte Kleinasiens und beherbergte mit dem Tempel der Artemis eines der Sieben Weltwunder der Antike. Die antike Hafenstadt galt als das wichtigste Handelszentrum des Mittelmeerraums. Über den Zeitraum von mehreren Jahrhunderten befand sich Ephesos unter dem Einfluss von verschiedenen Herrschern.
Es gehörte lange Zeit zum hellenistischen Reich, bis es dem römischen Reich übergeben wurde. Unter Kaiser Augustus gelangte es zu unfassbarem Reichtum. Der enorme Reichtum erkennt man auch ganz klar an den wunderschönen Fundstücken im Museum. Viele der Bauwerke, wie etwa die beiden Agoren, das Aquädukt und das Amphitheater, wurden während seiner Herrschaft erbaut. Ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. spielte Ephesos eine einflussreiche Rolle bezüglich der Ausbreitung des Christentums.
Das berühmte Amphitheater ist leider gerade gesperrt. Aber in das kleine Theater können wir hinein und schöne Ausblicke genießen. Wenn man von den Hauptachsen abweicht, gibt es noch einige Straßen, in denen man ebenfalls seine Ruhe hat. Ich bin überrascht, dass Ephesos gar nicht so groß ist. Relativ schnell kommen wir am oberen Ende der Stadt an. Eine Bustruppe nach der anderen wälzt sich die Straßen Richtung Bibliothek hinunter und wir reihen uns nun eben ein. Ein Hirte sucht verzweifelt vier seiner Schäfchen. Zum Glück haben alle eine Nummer. Er wird sie wieder finden. Wir biegen zu den Häusern der Wohlhabenden ab, die perfekt erhalten und mit wunderschönen Mosaiken und Wandgemälden ausgestattet sind. Die Gemälde sind schlicht und dezent, aber wunderschön. Wunderschön ist auch, dass man hier nochmals kräftig zur Kasse gebeten wird und nur wenige bezahlen wollen. Bei uns ist dieses Ticket inklusive. Hier ist es leer und still und in Ansätzen vermag man sich vorstellen, wie damals gelebt wurde.
Auch wenn die Atmosphäre alles andere als schön ist, stehen wir nochmals lange vor der Bibliothek. Immer wieder gibt es kurze Momente, in denen eine Figur oder ein Durchgang frei von Menschen ist. Ein unglaublich beeindruckender Ort.
Als wir das Gelände verlassen, wird es nicht besser. Wo ist mein Auto? Kaum zu finden, da es plötzlich in dritter Reihe steht. Das erste unter dem schattigen Baum. Ein armer Kerl wurde abgestellt, der nun zum Telefon greift und alle notwendigen Fahrer anruft. Die Autos verschwinden und ich kann schließlich ausparken. Das gesamte Parkareal ist mit hunderten Bussen zugeparkt. Alle weiß in Reih und Glied. Ich habe das Gefühl entlang einer Wand zu fahren. Es ist grauenhaft.Read more
TravelerDas ist unfassbar beeindruckend, wenn nur diese Menschenmassen nicht wären, aber genau genommen gehören wir ja auch dazu. Ich denke, wir sind auch verwöhnt, kennen wir doch Ecken auf dieser Welt, die (noch) einsam sind. Ich bin von der Bibliothek auch begeistert, dabei sehe ich nur Deine Fotos - ganz toll … und ganz toll beschrieben.
TravelerDanke! Ja das stimmt. Wir kennen leere Ecken auf dieser Welt. Und gerade jetzt weiß ich das wieder sehr zu schätzen. Aber es war klar, dass die Türkei ein volles Urlaubsland ist und man um seine leeren Freiräume kämpfen muss. Aber das klappt, wenn man früh startet und der erste ist, der den jeweiligen Ort betritt. Wie ist es bei euch in Armenien? Ich nehme an, ihr genießt die leeren Ecken. 😂
TravelerJa, das muss man dann einfach geschickt planen, aber Du beherrscht das in Perfektion 👏 - heute war es auch bei uns nicht leer …