• Sinterterrassen von Pamukkale

    6月9日, トルコ ⋅ ☀️ 36 °C

    Obwohl ich mich mehrfach erkundigt habe, erhalte ich immer die gleiche Aussage: die Gates öffnen um 8 Uhr. Doch warum sind dann bereits Leute drin, als wir ankommen? Das Südtor öffnet eben doch um 6:30Uhr. So hatte ich das auch im Internet gelesen. Aber wenn Hotel und Kassenpersonal 8 Uhr sagen, glaubt man es eben. Ärgerlich, aber nicht wirklich schlimm, denn es bleibt zunächst ruhig. Die Schuhe müssen ausgezogen werden und los geht’s. Pamukkale erhielt seinen Namen durch die Kalksinterterrassen, die über Jahrtausende durch kalkhaltige Thermalquellen entstanden sind und eine Touristenattraktion darstellen. Die Terrassen stehen zusammen mit der oberhalb gelegenen antiken griechischen Stadt Hierapolis auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.
    Es gibt hier 17 heiße Quellen, deren Quellwasser mit Kalk gesättigt ist. Beim Austreten entsteht Travertin. Pro Sekunde werden 250 l Thermalwasser (58 °C) ausgeschüttet. Läuft man auf weißem Untergrund, der sich wie Korallen anfüllt, ist dieser relativ glatt und angenehm und absolut rutschfest. Es gibt aber farblich dunklere Stellen und diese sind extrem rauh und kantig. In den Pools tritt man auf spitze Steine und versinkt im mehlweichen Kalksand. In etwas weicherem bin ich noch nie gelaufen. Nicht einmal im Toten Meer war der Sandschlamm so weich. Das Wasser ist warm und es macht riesig Spaß durch diese surreale Landschaft zu laufen. Schneeweißes Gestein und türkises Wasser in den Pools. Einige sind trocken, andere gefüllt. Während dieses Spaziergangs hat man Pediküre und Fußmassage inklusive. Die Hornhaut an den Füßen ist definitiv Geschichte. Allerdings ist die Fußmassage sehr stark und irgendwann reicht es. Die Füße schmerzen und immer wieder bleibt man irgendwo hängen und reißt sie ein wenig auf. Wir kommen an der Kante an und blicken nach unten. Es beginnt sich zu füllen - aber langsam. Entlang der Kante entdecken wir nun die richtig tollen Pools. Sind das Farben und Ausblicke. Absolut irre. Wie auf einem anderen Planeten. Ich würde ihn Baumwollplanet nennen. Die Gesteine sehen so weich und fluffig aus. Wenn sie es nur auch wären. Die armen Füße. Wenn die Baumwollkapsel aufplatzt, quillt die weiche Baumwolle zwischen den braunen Schalen hervor. Das weiße Gestein sieht genauso aus wie diese aufgeplatzte Baumwollkapsel. Wir umwandern das gesamte Plateau und blicken in die weite Ebene. Aus der Ferne muss diese weiße Wand gigantisch leuchten. Das werden wir dann morgen sehen. Wir erreichen die antike Stadt Hierapolis, die sich direkt an die Sinterterrassen anschließt. Die Griechen wussten schon, wo es sich gut bauen und auch leben lässt. Die Stadt ist riesig und es ist heiß. Unfassbar heiß. So heiß wie gestern schon. Aber heute gibt es zwischendurch keine Autofahrt mit Klimaanlage, die etwas abkühlt. Wir suchen also jeden Schatten, den wir finden können. Als wir zum Amphitheater aufsteigen, raschelt das trockene Gras im Wind, es duftet nach Sommer. Sommerduft ist für mich der Geruch trockener Erde und der schwere Duft von Piniennadeln. Genauso riecht es hier. Besser geht es nicht. Das Amphitheater ist großartig. Die komplette Scene ist erhalten. Wir überblicken das Tal von einem schattigen Plätzchen aus. Danach steigen wir weiter in die Berge zu alten Gräbern und einem Hammam. Die Hitze wird nun so unerträglich, dass wir absteigen, Pause im Café machen und danach erst einmal im kühlen Museum verschwinden. Doch irgendwann muss es weitergehen. Der spannende Teil der Stadt wartet noch. In glühender Hitze stapfen wir entlang der alten Römerstrasse. Ich bin schon fast lethargisch, als ich eine Bewegung wahrnehme. Ein riesiger blauer Geko. Die Lebensgeister erwachen sofort. Für einen kurzen Moment verfällt der Geko in Angststarre. Perfekt für mich. Das Foto ist im Kasten. Ein wunderschöner Kerl. Leider fällt mir nun sofort wieder die Hitze ein und ich trotte weiter zum römischen Torbogen und zur alten Gräberstraße. Die Zeugen der Vergangenheit blicken mich aus geöffneten Steinsärgen an. Viele Grabkapellen reihen sich aneinander. Welche Leben darin wohl beerdigt worden sind? Doch nun reicht es endgültig. Der normale Tourist lässt sich in Golfcarts durch die Gegend fahren, während ich mich wie frisch gebackenes Brot im Backofen fühle. Mittlerweile spüre ich den Sonnenbrand. Ich habe mir die Kniekehlen verbrannt und auch die Schultern beginnen trotz T-Shirt zu spannen. Am Abend stelle ich fest, dass ich wie ein unsymmetrisch gestreiftes rot-weißes Zebra aussehe. Glücklich erreichen wir das Café und ich erstehe zwei eiskalte Dosen Cola. Hier schlägt man aus der Not der Gäste Kapital. Ich bezahle 9€. Selten hat eine Cola so gut geschmeckt. Trotzdem unverschämt. 6 Flaschen hätte ich dafür im Supermarkt bekommen. Frisch gestärkt geht es nochmals an die Pools. Im Nachmittagslicht leuchten sie ganz anders. Leider ist es hier jetzt aber auch brechend voll. Heute ist der letzte Feiertag des Opferfestes. Ab morgen müsste es also überall wieder etwas ruhiger werden. Wir sitzen im Schatten, genießen den Ausblick und beobachten, wie sich die Instagramer in Pose setzen. Herrliche Anblicke und viel zu grinsen haben wir. Das beste Fernsehen überhaupt. Und plötzlich stellen wir fest, dass wir tatsächlich den gesamten Tag in der Anlage verbracht haben, ohne eine kühle Pause und fast ausschließlich in der prallen Sonne. Wir machen uns auf den Weg nach unten. Die Wasserläufe sind anders als am Morgen. Die ganz besonders schönen Pools sind ausgetrocknet. Ich kann es kaum glauben. Dafür sind andere geflutet. Die Füße schreien nach Schuhen und wollen nicht mehr laufen. Ich suche mir die besonders glatten Stellen, damit es sich etwas besser läuft. Es sticht, pikst und brennt überall, als ob ich blaue Flecke auf den Fußsohlen hätte. Jedes Kneippbad ist im Vergleich hierzu eine Wohltat. Eine Pause machen wir nochmals im mehlweichen Kalksand und durchqueren schließlich kurz vor Gateschluss das Tor. Ein außergewöhnlicher Ort der Spitzenklasse! Jetzt freue ich mich auf die Dusche und das Bett. Doch zu früh gefreut - Moritz hat schon wieder Hunger…..
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