• Batang Ai NP - Iban Headhunter

    11 de agosto, Malásia ⋅ ☁️ 26 °C

    Heute treffen wir Mas, unseren Guide, der mit uns tief in den Dschungel in den Batang Ai NP zu den Iban Headhuntern fährt. Zunächst geht es einige Stunden mit dem Auto entlang herrlicher Felder und grünem Dschungel. Dieser wird leider sehr oft von Palmölplantagen unterbrochen. Wir sehen einige Gegenden, in denen für neue Plantagen gerodet wird. Wir halten an einem kleinen Markt, auf den sich längst keine Touristen mehr verirren. An verschiedenen Ständen probieren wir typische kleine Kuchen und Gerichte. Es gibt frittierte Bananen, Kokoskuchen, Erdnusspfannkuchen und Stickyrice Kuchen. Das alles schmeckt sehr lecker. Hier könnte ich noch lange weiterprobieren. Auf dem Markt entdecken wir viele exotische Früchte. Einige wenige kennen wir, der Rest - alles unbekannt. Es werden Bambusrohre verkauft, in die man das Essen füllt und es darin kocht. Das Rohr wird außen lediglich schwarz, verbrennt also nicht bis das Essen fertig ist. Wir schauen nur und dennoch sprechen uns die Menschen einfach an und erklären, wie die Früchte heißen oder was es eben mit diesem Bambusrohr auf sich hat. Alle sind extrem freundlich. Überall werden wir in kurze Gespräche verwickelt und erfahren viel über Land und Leute. Wir sind überrascht, weil wir noch nie auf solch eine große Offenheit gestoßen sind. Nach einem leckeren Mittagessen aus gebrannten Nudeln, Hühnchen und wildem Farn, geht es zum Bootsanleger. Wilder Farn schmeckt extrem lecker und würzig. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Farn essen würde geschweigedenn, dass man diesen überhaupt isst. In einem kleinen Laden kaufen wir unsere Geschenke für die Iban. Nudeln, Chips und Snacks. Wenn man Geschenke mitbringt, bekommen alle dasselbe. Man kann für keine einzelne Person etwas mitbringen. Alles für alle. Ich bin etwas erstaunt, wie viel ich dafür bezahlen muss. In einem anderen Geschäft erstehen wir nun die richtigen Adidas Kampung Schuhe inklusive zwei Paar Socken. Die Schuhe, die wir vor einigen Tagen gekauft haben, funktionieren nicht. Die jetzigen sind super. So können wir morgen durch den Fluss wandern. Ohne diese Schuhe, braucht man gar nicht in den Batan Ai NP zu den Iban zu fahren. Es macht absolut keinen Sinn mit Trekkingschuhen zu wandern, außer sie sind für den Mülleimer bestimmt. Schließlich packen wir unser Gepäck in die schmalen, bunten Holzboote und los geht’s zu Fischverkäufern auf dem See. Auf dem Markt haben wir die Zutaten für unsere Mahlzeiten der nächsten Tage gekauft, der Fisch fehlt noch. Die Iban betreiben diese kleine Fischfarm und holen uns einige schöne Fische mit dem Netz aus dem Wasser. Wir sitzen zusammen und trinken ein Bier in dieser traumhaften Landschaft mitten auf dem Wasser. Mit dem Boot fahren wir weiter bis zu unserem abgelegenen Dorf. Zunächst sind wir noch auf dem Stausee mit tiefblauem, teilweise türkis Wasser. An den Auswaschungen der umliegenden Hügel sieht man deutlich die Pegelstände. Der Wasserstand ist tief. Obwohl es fast täglich irgendwann schüttet oder gewittert ist Trockenzeit. Die Abbruchkanten aus braunem Lehm sind ein toller Farbkontrast zum Wasser. Wir fahren aus dem Stausee hinaus auf den Fluss. Hier ist das Wasser nicht mehr herrlich blau, sondern schlammbraun. Der Fluss führt extrem wenig Wasser, etwa 20cm, und so kommt, was kommen muss. Es tut einen Schlag von unten, das Boot läuft auf Grund und nur durch unsere instinktive Bewegung in die richtige Richtung verhindern wir ein Kentern. Das war knapp. Unsere gesamte Ladung verrutscht und wir sortieren uns erst einmal. Auf dieses Bad kann ich gut verzichten. Wenn ich mir vorstelle, dass ich alles Gepäck, Nudeln, Snacks und Eier aus der braunen Brühe klauben muss, kommt keine Freude auf. Die Fische hätten sich natürlich gefreut. Sie sind in ihrem großen, mit Wasser gefülltem Sack, noch sehr lebendig. Vorsichtig fahren wir weiter. Der Motor röchelt und röhrt. Er kann nicht mehr tief ins Wasser getaucht werden und zieht viel Schlamm. Herrliche Wolkengebilde türmen sich am Himmel auf. Ob es heute noch regnet? Schließlich erreichen wir unser Dorf. Selbst den zweiten, tief gelegten Steg können wir nicht nutzen. Das Wasser liegt etwa 10m unter normal. So steigen wir die schlammig, steile Uferböschung hinauf, die eigentlich unter Wasser liegen müsste. Schweißtreibend ist das, rutschig und matschig. Jedes Wildschwein hätte in dieser Suhle seine Freude, Das Langhaus liegt auf dem Berg. Das heißt: steigen und schwitzen. Wenn allerdings Wasser da wäre, wäre der Aufstieg gar nicht so hoch. Schließlich ist es geschafft. Das Langhaus besteht aus 38 Räumen. In jedem lebt eine Familie. Bad und Küche teilt man sich. Bei so vielen Zimmern ist das Langhaus sehr lang. Wer hätte es gedacht. Wir erhalten ebenfalls ein solches Zimmer. Eine Matratze überspannt mit einem Moskitonetz ist unser Schlafplatz. Etwa 180 Menschen leben hier. Wir laufen das gesamte Haus entlang, das mehrere 100m lang ist. Der breite Gang ist Lebensraum für alle. Auch die Schule befindet sich hier. Hier wird zusammen gesessen und gegessen, Fischernetze geflickt, Kunsthandwerk hergestellt, Wäsche gemacht, getanzt. Da es schon spät ist, beginnen alle zu kochen. Die Dusche dient dabei ebenfalls als Spülbecken, so wie das Spülbecken später zum Zähneputzen verwendet wird. Unser zerhacktes Huhn, wird jedenfalls in der Dusche abgespült. Es duftet herrlich und als erstes freue ich mich über die Süßkartoffeln. Sehr lecker. Man isst sie als Snack. Als jedoch die gehackten Hühnerfüße auf dem Tisch stehen, muss ich passen. Das kann ich nicht. Zum Glück sind sie auch nur ein Snack. Bereits vor dem Essen kreisen der Langdao (Schnaps) und der Reiswein. Beides schmeckt erstaunlich mild und so trinkt man rasch viel mehr, als eigentlich gut ist. Auch die leeren Bierdosen beginnen sich zu stapeln. Die Stimmung ist gut und wir sind sehr herzlich aufgenommen. Zum Essen gibt es Sticky Rice, Hühnchen, Fisch, Maissalat und wieder wilden Farn. Die Dorf ist autark. Alles wird selbst angebaut. Nur Dinge wie Nudeln und Kaffee werden gekauft. Es schmeckt richtig lecker. Später beginnt es zu schütten. Jetzt bekommt der Fluss wenigstens etwas Wasser. Die Dusche wartet auch noch auf uns. Das Wasser kommt aus dem nahegelegenen Wasserfall und ist eiskalt. Aber ohne geht es nicht. Ich bin klebriger als jeder Sticky Rice. Die Luftfeuchtigkeit ist unerträglich. T-Shirt und Hose kleben am Körper. Während in der Küche noch kräftig getrunken wird, putze ich im Küchenwaschbecken, in dem die Pfanne steht, meine Zähne und der nächste verschwindet in der Dusche. Da es regnet, hoffe ich, dass es deutlich abkühlt, denn unter meinem Moskitonetz ist es reichlich warm. Der Regen rauscht die gesamte Nacht. Manchmal denke ich, ich liege direkt neben dem Wasserfall. Aber schlafen kann doch herrlich.Leia mais