• Auf Elefantensuche

    29 Ogos, Malaysia ⋅ ☁️ 33 °C

    Bereits um 6:00 Uhr sind wir mit dem Boot auf dem Kinabatangan River unterwegs. Die Sonne drückt und nach dem heftigen Gewitter letzte Nacht scheint es wieder ein schöner Tag zu werden. Heute wollen wir unbedingt die Big 5 Borneos vollmachen. Orang Utan, Nasenaffe, Rhinoceros Hornbill und Krokodil haben wir bereits gesehen. Es fehlen noch die Elefanten. Wir haben sie zwar in Tabin in der Plantage gesehen, aber das zählt für mich nicht wirklich. Denn wirklich sehen, geht für mich anders. Auch mit dem Rhinoceros Hornbill bin ich noch nicht zufrieden und hoffe sehr, dass wir diesen noch besser sehen können. Doch zunächst begegnen wir keinem Elefanten, sondern sehen tatsächlich nochmals einen Orang Utan. Wir können ihn eine Weile beobachten und für einen kurzen Moment kann ich sein Gesicht richtig gut erkennen. Ich freue mich riesig. Mit solch einer Begegnung habe ich nicht noch einmal gerechnet. Ansonsten ist unser Morgen eher tierarm.
    Zwischen Morgendrive und Mittagessen nehmen wir am River cleaning day teil. Alle 14 Tage, bei Bedarf auch wöchentlich, gibt es eine kleine Challenge zwischen Personal und Gästen. Wer sammelt mehr Müll aus dem Fluss? Eine Stunde lang wird mit Netzen vom Boot aus gesammelt und am Ende wird der gesamte Müll auf die Waage gestellt. Wir sammeln, Flaschen, Glühbirnen, Schuhe, Teppiche, Ölkanister, Eimer……. und noch so viel mehr. Es macht Spaß und wir haben das gute Gefühl, etwas für diese herrliche Natur getan zu haben. Am Ende erfolgt das erschreckende Ergebnis: 44kg Plastikmüll - nur heute von uns gesammelt. Unser Anteil liegt bei 25kg. Ein trauriger Sieg.
    Alle anderen Reisenden haben von den Elefanten am Kinabatangan River geschwärmt. Doch uns wollen sie nicht wirklich begegnen. Wir steigen aus dem Boot aus und klettern die Uferböschung hinauf. Sie stehen weit entfernt an der Plantage. Wir kraxeln und klettern durch eine abgeholzte Palmplantage, überqueren Kanäle auf schmalen Baumstämmen. Es ist unglaublich heiß und schwül. Das T-Shirt ist klatschnass und sogar die Hose zeigt heute deutliche Spuren von Durchnässung. Der Schweiß läuft in Bächen über Rücken und Beine. Ohne Worte. Das ist kein Vergnügen. Schließlich fängt es an zu schütten. Eigentlich eine Erlösung. Aber unter dem Poncho schwitzt man noch mehr. Es geht weiter durch den Matsch. Jedes Wildschwein hätte sich in der Suhle wohlgefühlt und hätte nicht dreckiger ausgesehen als wir. Trotz dieser Matschdurchquerung sehen wir die Elefanten nur als graue Felsen in der Ferne. Ein sehr schöner Regenbogen versucht unsere Enttäuschung zu mildern. Aber es hilft nichts: keine Elefanten für uns, obwohl der Guide uns die Big 5 weißmachen will. Auf der Rückfahrt mit dem Boot schüttet es aus Kübeln. Jetzt hat es uns voll erwischt. Dass Regentropfen so hart sein können. Sie treffen das Gesicht wie kleine Geschosse. Nichts ist mehr trocken. Es macht keinen Unterschied, ob man schweißnasse oder regennasse Kleidung trägt. Nass ist nass. Als wir ins Zimmer kommen, stelle ich mich direkt mit Poncho und Schuhen unter die Dusche. Da schwimmt der braune Matsch, vermischt sich mit Wasser und verschwindet als braune Suppe im Abfluss. Schade, das sollte nicht sein. Auch ein weiterer Nachtdrive ist uns nicht vergönnt, denn es gewittert, blitzt und donnert die gesamte Nacht.

    Kleines Fazit: Wie ich bereits schon erwähnt habe, findet sich in diesem Landesteil Borneos der Massentourismus. Unsere Unterkunft, die Sukau Rainforest Lodge, ist eine sehr schöne Unterkunft etwa 2,5 Schiffsstunden von Sandakan entfernt. Um hier den Dschungel zu erleben, ist keinerlei Anstrengung notwendig. Es findet komfortables Luxusleben in der Lodge statt. Die Ausflüge verbringt man im Boot mit Blick auf die herrliche Landschaft. Vom Boot aus sieht man die Tierwelt, die sich in Ufernähe aufhält. Meist sitzen die Tiere hoch oben in den Baumkronen und sind schwer zu sehen. Manchmal kommen die Affen in Ufernähe aber auch weiter hinunter in die unteren Astbereiche. Man sieht sämtliche Affenarten und viele Vögel, aber alles aus einer gewissen Entfernung. Nur mit Glück sind Tierbeobachtungen auf Augenhöhe möglich. Im Boot ist man weniger beweglich, weil man auf den Bootsführer und sein geschicktes, fahrerisches Können angewiesen ist, um die Tiere zu sehen und nicht etwa einen Baumstamm, der das Tier verdeckt. Zu Fuß ist man natürlich viel flexibler, sowohl was die räumliche Veränderung als auch die Verweildauer beim Tier angeht. Man ist von keinem Fahrer/Guide/Gruppe abhängig. Auch in der Lodge bewegen sich ständig Tiere. Hier ist man näher an ihnen dran. Man bekommt ein all-inklusive Dschungelerlebnis mit allen Annehmlichkeiten geboten. Für meinen Geschmack ist es nicht sehr intensiv und hat nichts mit einem wirklichen Dschungelerlebnis zu tun. Wenn man aber sauber und mehr oder weniger schweißfrei bleiben möchte, findet man das perfekte Erlebnis hier. Die Tierdichte ist toll. Es gibt viel Zeit, die man am Pool verbringen kann. Für individuelle Erkundungen bleibt wenig Raum aufgrund der Wasserlandschaft. Wir hätten uns daher 2 oder 3 Bootstouren mehr gewünscht, anstatt in der Lodge zu sitzen. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Wer hierher möchte, sollte sich durch die Lodgen googeln und die Ausflugsangebote ansehen. Die Sukau Rainforest Lodge war sehr schön. Aber es gibt Alternativen, die vielleicht mehr Ausflüge anbieten und natürlich auch lokale Touranbieter direkt vor Ort. Wer den echten, anstrengenden, vordernden Dschungel erleben will, sollte eher andere Ecken Borneos bereisen, wie wir dies vor Kinabatangan getan haben.
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